Flannery O’Connor zählt zu den wohl bekanntesten Südstaatenautoren des vergangenen Jahrhunderts. In fast allen ihrer Geschichten greift sie typische Klischees des amerikanischen Südens auf und verarbeitet diese in sozialkritischer Weise. Flannery O’Connor beruft sich auf ihre Stellung als christliche Autorin, indem sie die Vermittlung von Botschaften durch religiöse Andeutungen zum Ziel ihrer Kurzgeschichten macht. Die Groteske ihres Erzählstils erweist sich bei näherer Betrachtung nur als oberflächliche Hülle, der eine tiefer gehende Bedeutung zugrunde liegt. Auch der absichtlich flache und einfache Stil, der sich zum großen Teil als ironisch erweist, bringt dem Leser die Botschaft noch leichter nahe. Den Geschichten O’Connors fehlt die versöhnende Auflösung am Ende, stattdessen schließen sie mit erschreckenden Bildern wie Horror, Tod oder anderen Schockerlebnissen. Doch genau dadurch soll O’Connor zufolge die Erlösung ihrer Charaktere herbeigeführt werden, die im Moment ihres Todes ein Gefühl der Würde erleben dürfen, ohne das ihr weiteres Leben ohnehin nicht lebenswert und völlig sinnlos gewesen wäre. Trotz der zahlreichen Horrorvisionen enthüllt O’Connor unweigerlich eine Komik, die dem Leser das Lachen jedoch zum Teil im Hals stecken bleiben lässt. O’Connor erzählt von einer aus den Fugen geratenen Welt, in welcher der leere Glaube an die konventionelle Ordnung eine große Rolle spielt. Doch gerade die Notwendigkeit der Zerstörung dieser Ordnung und der Hinwendung zu einem „level of mystery“, einem tiefgehenden, alles andere als oberflächlichen System, das von göttlicher Macht herrührt, ist die zentrale Botschaft ihrer Short Stories. Der Glaube der Charaktere wird mit Hilfe von Schockerlebnissen durch Außenseiter und ihre Einstellung auf die Probe gestellt und führt schließlich zu einer tieferen Erkenntnis. Besonders inA good man is hard to find und The life you save may be your own offenbart sich die Ungerechtigkeit der Welt, die Grausamkeit der Menschheit und die Borniertheit und Intoleranz konservativer Südstaatler. O’Connor kritisiert zudem die gleichgültige Einstellung der Menschen, die nur auf ihren eigenen Nutzen ausgerichtet sind und ihre meist materialistischen Absichten ohne Rücksicht auf Verluste durchzusetzen versuchen. Diese Arbeit setzt sich zum Ziel, eine Interpretation der oben genannten Kurzgeschichten Flannery O’Connors bei gleichzeitigem Vergleich der beiden Werke zu liefern. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- A good man is hard to find.
- Interpretation und Inhaltszusammenfassung.
- Die unterschiedlichen Weltanschauungen der Großmutter und des Misfits.
- The life you save may be your own.
- Interpretation und Inhaltszusammenfassung.
- Ein Vergleich der beiden Kurzgeschichten A good man is hard to find und The life you save may be your own.
- Zentrale Themen und Gemeinsamkeiten.
- Unterschiede.
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit hat zum Ziel, eine Interpretation der Kurzgeschichten "A good man is hard to find" und "The life you save may be your own" von Flannery O'Connor zu liefern und dabei einen Vergleich der beiden Werke vorzunehmen. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der ersten genannten Erzählung.
- Die Ungerechtigkeit der Welt
- Die Grausamkeit der Menschheit
- Die Borniertheit und Intoleranz konservativer Südstaatler
- Die gleichgültige Einstellung der Menschen
- Die Bedeutung von Glaube und Erlösung
Zusammenfassung der Kapitel
2. A good man is hard to find
Die Geschichte beginnt mit einer typischen Südstaatenfamilie, die auf dem Weg in den Urlaub nach Florida ist. Die Großmutter versucht, die Reise zu verhindern, indem sie sich vor einem geflohenen Killer fürchtet. Ihre Bemühungen werden jedoch ignoriert. O'Connor zeigt schon hier die Oberflächlichkeit der Südstaatenkultur und die Kommunikationslosigkeit zwischen den Generationen.
Die Familie begegnet Red Sammy Butts, dem Besitzer eines Restaurants, der über das sinkende Vertrauen in der Welt klagt. Die Großmutter stimmt ihm zu, jedoch wird ihre Unwissenheit deutlich, als sie Europa für die Probleme der Welt verantwortlich macht.
Die Großmutter erzählt ihren Enkeln von einem geheimen Gang in einem Haus in der Nähe. Ihr Wunsch, diesen Gang zu besuchen, führt letztendlich zum tragischen Ausgang der Geschichte, als die Familie in einen Unfall verwickelt wird.
3. The life you save may be your own
Diese Geschichte handelt von einer alleinstehenden Frau, die in einem heruntergekommenen Haus lebt und auf der Straße einen jungen Mann namens Luther mit einem kaputten Wagen aufgreift. Er soll ihr helfen, reparaturbedürftige Dinge im Haus zu reparieren.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Flannery O'Connor, Südstaatenliteratur, Kurzgeschichte, Glaube, Erlösung, Groteske, Tod, Horror, Kommunikation, Oberflächlichkeit, Intoleranz, Südstaatenkultur, Familie, Moral, Religion.
- Quote paper
- Julia Deitermann (Author), 2003, Flannery O'Connors Kurzgeschichten - "A good man is hard to find" und "The life you save may be your own", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61119