Basel II-Veränderungen in der Bankenlandschaft und die Auswirkungen auf KMU


Diplomarbeit, 2006

99 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Formelverzeichnis

1 Einführung in das Thema
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit

2 Kleine und mittelständische Unternehmen
2.1 Definition / Abgrenzung
2.2 Stellung von KMU in Deutschland

3 Die Veränderungen in der Bankenlandschaft
3.1 Bankbetriebliche Risiken
3.2 Entwicklungen im Bankenaufsichtsrecht
3.3 Basel II und seine Auswirkungen auf den Kreditgewährungsprozess
3.3.1 Die Anforderungen von Basel II
3.3.2 Rating im Rahmen von Basel II
3.3.3 Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft (MaK)
3.3.4 Auswirkungen auf den Kreditgewährungsprozess

4 Auswirkungen auf die Mittelstandsfinanzierung
4.1 Aktuelle Finanzierungssituation kleiner- und mittelständischer Unternehmen
4.2 Einfluss bankbetrieblicher Veränderungen auf KMU
4.3 Ausgesuchte Finanzierungsalternativen
4.3.1 Beteiligungsfinanzierung
4.3.2 Mezzanine-Kapital
4.3.3 Leasing

5 Zusammenfassung und Ausblick
5.1 Zusammenfassung
5.2 Ausblick

Literaturverzeichnis

Eidesstattliche Versicherung

Anhang

Excel-Tool zur Berechnung der IRB-Ansätze cb0406RW

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Qualitative Merkmale von mittelständischen Unternehmen

Abbildung 2: Vergleich der Eigenkapitalquoten deutscher Banken in Europa

Abbildung 3: Bankbetriebliche Risiken

Abbildung 4: Bankbetriebliche Risikopolitik

Abbildung 5: Schwächen der Eigenkapitalvereinbarung nach Basel I

Abbildung 6: Zeitstrahl zu Basel II

Abbildung 7: Das Drei-Säulen-Modell nach Basel II

Abbildung 8: Ansätze zur Messung von Kreditrisiken

Abbildung 9: Risikogewichte für Staaten und Banken im Standardansatz

Abbildung 10: Risikogewichte für Unternehmen im Standardansatz

Abbildung 11: Auswirkungen der Risikogewichte im Standardansatz nach Basel I und Basel II

Abbildung 12: Risikogewichtung für das Retailsegment

Abbildung 13: Voraussetzungen für die Zuordnung zum Retailportfolio

Abbildung 14: IRB-Ansatz für Unternehmen, Banken und Staaten

Abbildung 15: Legende zu den Risikokomponenten

Abbildung 16: Risikogewichtsfunktionen für Unternehmen, Banken und Staaten im Basis- und Fortgeschrittenen IRB-Ansatz

Abbildung 17: Risikogewichtsfunktionen für das Retail-Segment im IRB-Ansatz

Abbildung 18: Vergleich der Eigenmittelunterlegung (RWA) in Abhängigkeit zur Exposureklasse nach dem IRB-Basisansatz

Abbildung 19: Übersicht der Eigenkapitalanforderung in Abhängigkeit zur
Risikogewichtung und Bonitätseinstufung.

Abbildung 20: Definition klassischer Ratingskalen

Abbildung 21: Vor- und Nachteile des externen Ratings

Abbildung 22: Einstufung der Kreditnehmer in Ratingklassen

Abbildung 23: Kennzahlen der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

Abbildung 24: Typische K.o.-Kriterien

Abbildung 25: Typische Warnhinweise

Abbildung 26: Kriterien zur Markt- und Managementbeurteilung

Abbildung 27: Vor- und Nachteile des internen Ratings

Abbildung 28: Inhalt und Struktur der MaK

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Quantitative Definition des Mittelstandes des IfM

Tabelle 2: Quantitative Definition des Mittelstandes der Euopäischen Union

Tabelle 3: Rechtsformstruktur im deutschen Mittelstand

Tabelle 4: Risikoklassen und Gewichtung nach Schuldnerkategorien

Formelverzeichnis

Formel 1: Die Solvabilitätskennziffer

Formel 2: Berechnung zur Unterlegung von Kreditrisiken

Formel 3: Formel zur Gewichtung der Risiken nach Basel II

Formel 4: Berechnung der Eigenkapitalunterlegung in € nach dem IRB-Ansatz

1 Einführung in das Thema

1.1 Problemstellung

Basel II – Biographie eines Schreckgespenstes? Das Stichwort „Basel II“ wurde in den letzten Jahren zunehmend ein Synonym für härtere Bedingungen für Kredit suchende Unternehmen. Manche Experten bezeichnen das Regelwerk als „Katastrophe“, Wirtschaftstreibende fürchten gar ein „Massensterben“ der Betriebe, während Politik, Bankvertreter aber auch Verbraucherschützer in der höheren Transparenz der Kreditvergabe Vorteile sehen. Mit Basel II stehen den Kreditinstituten weit reichende Veränderungen ins Haus. Die in den Mindestanforderungen für das Kreditgeschäft (MaK) relativ grob gefassten Risikoklassifizierungsverfahren werden durch die im Juni 2004 verabschiedeten Regeln nach Basel II deutlich konkreter gefasst. Besonders hinsichtlich des Kreditgewährungsprozesses ergeben sich maßgebliche Änderungen. Während eine Entscheidung zur Kreditvergabe traditionell hauptsächlich von der Höhe des Obligos abhing, ist nun das mit der Vergabe verbundene Kreditrisiko ausschlaggebend.[1] Die strikte Differenzierung zwischen den Bereichen Markt und Marktfolge machen es zwingend erforderlich im Rahmen eines risikorelevanten Geschäftes zwei Voten einzuholen.[2] Es erfolgt demnach eine klare Aufteilung der Kompetenzen. Nach Basel II soll die Eigenkapitalunterlegung der Kreditinstitute Risiko orientiert erfolgen, d. h. je höher das Ausfallrisiko eines Kredits, desto mehr Eigenkapital ist dafür vorzuhalten.[3] Vor allem kleine und mittelständische Betriebe sind von dem Regelwerk und den damit verbundenen Änderungen bei der Kreditvergabe betroffen. Mit einer Eigenkapitalquote in Höhe von durchschnittlich 7,5 % (bei deutschen mittelständischen Kapitalgesellschaften in Höhe von 16,0 %) verfügt der deutsche Mittelstand über eine relativ dünne Eigenkapitalausstattung.[4] Im Euro-Raum-Durchschnitt liegt diese Quote zum Vergleich bei 35,0 %.[5] Dies ist in sofern bedeutsam, da die Neuregelungen der

Eigenkapitalvorschriften im Zuge von Basel II die Finanzierungskonditionen des Mittelstandes nachhaltig verschlechtern könnten. Besonders für den Mittelstandssektor stellt der Bankkredit nach wie vor eine der zentralen Quellen zur Finanzierung unternehmerischer Investitionen dar.[6] An die Stelle der früheren „Prüfung der Kreditwürdigkeit“ setzen die Banken jetzt ein Rating. Mit Hilfe dieses Verfahrens wird die Bonität eines Unternehmens im Rahmen eines Kreditantrages bewertet. Vor allem die Menge und die Qualität der Daten, die die Kredit suchenden KMU der Bank nun zur Verfügung stellen müssen, ist gestiegen. Quantitative Informationen, primär aus der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV) sowie qualitative Kriterien wie z. B. über die Unternehmensplanung oder das Branchenumfeld, werden beim Rating zu einer Kennzahl verdichtet.[7] Anhand dieser Kennzahl wird die Bonität des Schuldners und damit auch die Höhe des notwendigen Eigenkapitals, das zur Abdeckung des Ausfallrisikos vorzuhalten ist, bemessen. Die Eigenkapitalausstattung ist ein zentrales Kriterium der Rating-Verfahren der Banken zur Beurteilung der Bonität. Damit stecken viele kleine und mittelständische Unternehmen zukünftig in einem Dilemma. Die Erschließung alternativer Finanzierungsformen könnte zur Lösung dieses Problems herangezogen werden. Diese könnten zwei bedeutende Vorteile kombinieren: Zum einen die Stärkung der Eigenkapitalausstattung eines Unternehmens und zum anderen den Rückgang der Abhängigkeit von Bankkrediten.[8] Es gilt somit für den Mittelstandssektor alle ihm offen stehenden Finanzierungsmöglichkeiten zu prüfen und voneinander abzuwägen.

1.2 Zielsetzung

Das neue Regelwerk von Basel II stellt den Bankensektor und den Mittelstand vor neue Aufgaben, die es zu überwinden gilt. Doch worin genau bestehen die wesentlichen Änderungen für beide Seiten? Eine Zielsetzung dieser Arbeit ist es, dieser Frage auf den Grund zu gehen. Dazu sollen die maßgeblichen

Begrifflichkeiten rund um die Diskussion um Basel II geklärt und grafisch unterstützt, dargestellt werden. In diesem Kontext werden die wesentlichen Veränderungen von Seiten der Bank und der KMU beleuchtet und diskutiert. Dabei liegt der Schwerpunkt von Seiten der Bank auf den Änderungen im Rahmen des Kreditgewährungsprozesses. Wodurch ist dieser Prozess charakterisiert? Mit der Beantwortung dieser Frage soll eine Brücke zu den Auswirkungen der veränderten, bankbetrieblichen Abläufe auf die Unternehmensfinanzierung kleiner und mittelständischer Unternehmen geschlagen werden. Worin besteht der konkrete Zusammenhang? Die Klärung dieser Fragestellung steht im Rahmen dieser Arbeit ebenfalls im Blickpunkt der Untersuchung. In diesem Zusammenhang sollen Überlegungen zu alternativen Finanzierungsformen angestellt werden. Dabei werden die spezifischen Charakteristika dieser Finanzierungsformen verdeutlicht und auf deren Einsatzmöglichkeiten hin untersucht. Welche Finanzierungsalternativen stehen dem Mittelstand offen? Worin bestehen die Vor- und Nachteile? Mit Beantwortung der oben beschriebenen Unterziele soll der primären Zielsetzung Rechnung getragen werden: Es gilt darzustellen, was sich in der Bankenlandschaft durch das Regelwerk Basel II im Wesentlichen verändert hat und es soll ein Bezug hergestellt werden, der deutlich macht, wie sich diese Veränderungen auf die Mittelstandsfinanzierung auswirken.

1.3 Aufbau der Arbeit

Zur Erreichung des primären Ziels wird folgende Vorgehensweise gewählt:

In einem ersten Schritt gilt es die kardinalen Begrifflichkeiten kleiner sowie mittelständischer Unternehmen zu definieren und eine Abgrenzung vorzunehmen. In diesem Rahmen wird zudem die Stellung kleiner und mittelständischer Unternehmen genauer betrachtet.

Das dritte Kapitel befasst sich mit der unter dem Schlagwort „Basel II“ geführten Diskussion. Es erfolgt eine Definition der zentralen Begriffe um dem Leser die Einordnung der Thematik in den bankbetrieblichen Kontext zu erleichtern.

Nachfolgend werden, vor dem Hintergrund von Basel II, die Auswirkungen der Neuregelungen bei der Eigenkapitalunterlegung auf den Kreditgewährungsprozess dargestellt und beleuchtet. Besonders die Auswirkungen auf die künftigen Kreditkonditionen einer Bank stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Die Beleuchtung des Kreditrisikos bildet den Schwerpunkt dieses Kapitels. Vor allem die verschiedenen Ansätze zur Messung der Kreditrisiken werden veranschaulicht und gegeneinander abgewogen. In diesem Zusammenhang gilt es insbesondere auf das Thema Rating, als Indikator für die „Risikoqualität“ von Kapitalnehmern einzugehen. Dabei erfolgt eine Unterteilung in interne und externe Ratingverfahren. In einem nächsten Schritt werden die Vor- und Nachteile von internen bzw. externen Ratingssystemen untersucht.

Das darauf folgende Kapitel vier beschäftigt sich mit den Konsequenzen für den deutschen Mittelstand. Zunächst wird die aktuelle Finanzierungssituation des Mittelstandes dargestellt und erläutert. Es gilt dabei insbesondere auf deren Ertragslage sowie Eigenkapitalausstattung näher einzugehen. Darauf folgend, werden die spezifischen Auswirkungen der Neuen Baseler Eigenkapitalvereinbarung auf die kleinen und mittelständischen Unternehmen diskutiert. Das Thema „alternative Finanzierungsformen“ steht im Mittelpunkt der Untersuchung. Es werden ausgesuchte Ansätze aufgezeigt. Die Erhöhung der Eigenkapitalbasis steht bei der Betrachtung im Vordergrund. Die Ansätze unterliegen sodann einer kontroversen Diskussion.

Abschließend erfolgen eine Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse der Untersuchung und ein vorsichtiger Ausblick über die zu erwartenden künftigen Entwicklungen.

2 Kleine und mittelständische Unternehmen

Die vorliegende Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen den Veränderungen in der Bankenlandschaft – insbesondere hinsichtlich des Kreditgewährungsprozesses und den Auswirkungen dieser Veränderungen auf die Unternehmensfinanzierung von kleinen und mittelständischen Unternehmen. Wodurch ist der Prozess der Kreditgewährung charakterisiert? Welche Beziehung lässt sich zwischen den zwei Sachverhalten herstellen und in welchem Kontext stehen sie zum Wesen kleiner und mittelständischer Unternehmen? Dieser letzten Fragestellung gilt es im vorliegenden Kapitel nachzugehen. Dabei werden kleine und mittelständische Unternehmen definiert und voneinander abgegrenzt. Ferner erfolgt eine Einordnung der Stellung kleiner und mittelständischer Unternehmen in den volkswirtschaftlichen Gesamtzusammenhang Deutschlands.

2.1 Definition / Abgrenzung

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) ist die Bezeichnung für Unternehmen des Mittelstandes. Dies ist unabhängig von der gewählten Rechtsform.[9]

In Deutschland zeichnen sich mittelständische bzw. kleine und mittlere Unternehmen durch eine außerordentlich große Heterogenität aus. Eine gesetzlich gültige und eindeutige Definition welche Unternehmen dem Mittelstand zuzurechnen sind und nach welchen Kriterien eine solche Zurechnung erfolgt, existiert nicht.[10] Grundsätzlich lassen sich KMU durch quantitative sowie qualitative Kriterien von großen Unternehmen abgrenzen.[11] Als übliche quantitative Abgrenzung hat sich in Deutschland die Auslegung des Instituts für Mittelstandsforschung durchgesetzt. Danach wird die Größe eines Unternehmens lediglich in Abhängigkeit von der Anzahl der Beschäftigten sowie des jährlichen Umsatzes definiert:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Quantitative Definition des Mittelstandes des IfM[12]

Als weitere quantitative Abgrenzung ist die Definition der Europäischen Union maßgebend. Diese hat seit dem 01. Januar 2005 die Empfehlung der Europäischen Kommission vom 06.05.2003 umgesetzt und berücksichtigt neben den kleinen und mittleren Unternehmen auch die sog. Kleinstunternehmen (Micros). Es erfolgt zusätzlich zu der Beschäftigtenzahl eine Abgrenzung wahlweise hinsichtlich des Jahresumsatzes oder der Bilanzsumme. Außerdem ist es nach dieser Definition erforderlich, dass das Unternehmen unabhängig ist, d. h. es darf in der Regel nicht zu mehr als 25 % im Besitz eines anderen Unternehmens sein.[13]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 2: Quantitative Definition des Mittelstandes der Euopäischen Union[14]

Zur Abgrenzung des Mittelstandes wird neben den quantitativen Merkmalen auch hinsichtlich qualitativer Merkmale unterschieden. Danach können folgende Wesensmerkmale zur Beschreibung mittelständischer Unternehmen herangezogen werden:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Qualitative Merkmale von mittelständischen Unternehmen[15]

Die Unternehmerpersönlichkeit ist der zentrale Aspekt bei nahezu allen KMU. In diesem Zusammenhang spricht man häufig vom so genannten Eigentümerunternehmen, das bei fast 95,0 % aller KMU die vorherrschende Führungsform verkörpert.[16] Der Eigentümer nimmt oftmals im laufenden Geschäftsbetrieb wichtige Schlüsselpositionen innerhalb der Unternehmenshierarchie ein. Der Erfolg des Unternehmens steht somit im unmittelbaren Zusammenhang mit seinen Fähigkeiten und Qualifikationen. Dies bedeutet allerdings im Umkehrschluss auch, dass er zum Hauptverantwortlichen für einen Misserfolg werden kann.[17]

2.2 Stellung von KMU in Deutschland

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) machen nahezu 99,0 % aller Unternehmen in Deutschland aus. Sie beschäftigen rund 70,0 % der sozialversicherungspflichtigen Arbeitnehmer und bilden über 80,0 % der Lehrlinge aus.[18] Kleinen und mittelständischen Unternehmen kommt damit eine enorme volkswirtschaftliche Bedeutung zu. Aufgrund ihrer Vielzahl und ihren Aktivitäten in den unterschiedlichsten Wirtschaftszweigen stellen sie ein differenziertes Angebot an Gütern und eine Auswahlfreiheit für die Nachfrageseite sicher. Insgesamt tragen KMU entscheidend dazu bei, Konzentrations- und Monopolisierungstendenzen entgegenzuwirken.[19] Eine sektorale Analyse der Studie „MIND - Mittelstand in Deutschland“[20] ergibt, dass 43,3 % der mittelständischen Betriebe zum Dienstleistungssektor zählen, ein Viertel sind Handwerksbetriebe und ca. 20 % rechnen sich zum Handel. Die übrigen, ca. 10 % der in der Studie befragten Unternehmen sehen sich als industrieller Mittelstand.

Die Rechtsformstruktur im deutschen Mittelstand stellt sich wie folgt dar:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 3: Rechtsformstruktur im deutschen Mittelstand[21]

Es wird ersichtlich, dass über die Hälfte Einzelunternehmen sind und der Anteil der Kapitalgesellschaften nur ca. ein Drittel beträgt. Die Rechtsform spielt in sofern eine Rolle, als das sich die Möglichkeiten in der Finanzmittelbeschaffung

der Einzelunternehmer und der Personengesellschaften von denen der Kapitalgesellschaften unterscheiden. So können Aktiengesellschaften beispielsweise ihre finanziellen Mittel am Kapitalmarkt, den nationalen und internationalen Börsen beschaffen, während bei Einzelunternehmungen die Eigenkapitalbasis normalerweise durch das Vermögen des Unternehmens begrenzt ist.[22]

Unabhängig von der Bedeutung des deutschen Mittelstandes für die deutsche Wirtschaft und den zuletzt geäußerten positiven Tendenzen bezüglich Kapitalstruktur und Auftragslage befindet sich der Mittelstand heute noch immer in einer wirtschaftlich angespannten Lage.[23] Die Zahl der Insolvenzen ist zwar in 2004 mit 39.900 Unternehmensinsolvenzen erstmals seit den letzten Jahren um 0,3 % zum Vorjahr rückläufig, dennoch liegt die Zahl auf einem bedenklich hohen Niveau.[24]

Grundlegende Problematik der mittelständischen Unternehmen sind die schlechte Konjunkturentwicklung, die Unternehmensfinanzierung sowie eine unbefriedigende Ertragslage. So leidet der Mittelstand besonders unter einer zunehmenden Verschlechterung der wirtschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen, ansteigendem Wettbewerbs- und Preisdruck, verstärkter Marktbereinigung und einer anhaltend schlechten Zahlungsmoral. Besonders letzteres führt im Zusammenhang mit zunehmenden Finanzierungsproblemen vermehrt zu Illiquidität.[25]

3 Die Veränderungen in der Bankenlandschaft

Die Ertragslage der deutschen Kreditinstitute hat sich während der letzten 20 Jahre über alle Bankengruppen hinweg stetig verschlechtert. Der Zinsüberschuss der Kreditinstitute in Prozent der durchschnittlichen Bilanzsumme ging zwischen 1983 und 2002 um 1,1 Prozentpunkte zurück. Der Anteil des Eigenkapitals – in Form von eingezahltem Kapital und Rücklagen – an der Bilanzsumme sank von gut 20 % im Jahr 1998 auf 4,1 % im Jahr 2002.[26] In den europäischen Nachbarländern dagegen hat es keine vergleichbare Entwicklung gegeben. Der Internationale Währungsfond.[27] hat festgestellt, dass jede Bankengruppe in Deutschland hinsichtlich ihrer Ertragskraft schlechter abschneidet als vergleichbare Bankengruppen in europäischen Nachbarländern.[28] Die durchschnittliche Eigenkapitalquote der europäischen Banken liegt zum Vergleich bei 5,1 %.[29] Die nachfolgende Abbildung zeigt die Unterschiede auf:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Vergleich der Eigenkapitalquoten deutscher Banken in Europa[30]

Im Zuge der Entwicklung der Finanzmärkte wächst der Druck auf die Banken, ihre Rentabilität zu verbessern. Knapp 50,0 % der Erträge der deutschen Kreditinstitute stammen aus dem Kreditgeschäft und ca. ein Fünftel der Mitarbeiter ist in diesem Bereich tätig. Jedoch ist der Ergebnisbeitrag des Kreditgeschäfts nach Abzug der Risiko- und Kapitalkosten in der Regel negativ.[31] Es besteht somit ein strategischer Handlungsbedarf. Die Deutschen Banken müssen sich mit ihren Erträgen der Konkurrenz auf den Finanzmärkten stellen und in diesem Zusammenhang ihre internen Strukturen und Geschäftsfelder sowie die Marktbedingungen überdenken und anpassen. Besondere Bedeutung kommt dabei dem Kreditwesengesetz (KWG), als ordnungspolitischem Rahmen der Kreditinstitute sowie den Vorschriften zur Eigenkapitalunterlegung von Krediten sowie anderen bankbetrieblichen Risiken (Basel II) und den neuen Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft (MaK) zu.

[...]


[1] Vgl. Berens, W, Knappkötter, R., Segbers, K., „Der Firmenkundenkredit – Kreditprozess, Informationsbeschaffung und Kundenorientierung“, in: „Zeitschrift für das Kreditwesen“, 2005, Heft 15, S. 18.

[2] Vgl. Hannemann, R., „Interpretationshilfen für die Umsetzung der Mindestanforderungen an das Kreditgeschäft der Kreditinstitute (MaK)“, Bundesverband öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) (Hrsg.), 2003, S. 22-23.

[3] Vgl. Landesbank Hessen-Thüringen; http://www.basel2.helaba.de (Stand: 2006, Abfrage 09.03.2006, 17:00 Uhr).

[4] Vgl. Plankenstein, D.; Rehbock, T., Die Bedeutung von Mezzanine-Finanzierungen in Deutschland, in: Zeitschrift für das Kreditwesen, 2005, Heft 15, S. 24.

[5] Vgl. Pütter, T., „Finanzierungslösungen nach Maß: Neue Chancen für den Mittelstand“, in Zeitschrift: „Finanzbetrieb“, 2005, Heft 2, S. 31.

[6] Vgl. Berens, W., Knappkötter, R., Segbers, K., „Der Firmenkundenkredit – Kreditprozess, Informationsbeschaffung und Kundenorientierung“, in: „Zeitschrift für das Kreditwesen“, 2005, S. 18.

[7] Vgl. Füser, K., Heidusch, M., „ Rating was ist das? Grundlagen des Ratings“; in: „Rating leicht gemacht“, Haufe Mediengruppe (Hrsg.), 2003, S. 27.

[8] Vgl. ebda, S. 245.

[9] Vgl. wikipedia.org; http://de.wikipedia.org/wiki/KMU (Stand: 2006, Abfrage 10.03.2006, 10:00 Uhr).

[10] Vgl. IHK Rostock; http://www.rostock.ihk24.de (Stand: 2005, Abfrage 10.03.2006, 10:30 Uhr).

[11] Vgl. http://www.mittelstand-deutschland.de (Stand: 2005, Abfrage; 10.03.2006, 11:30 Uhr).

[12] Vgl. IfM.org; http://www.ifm-bonn.org (Stand: 01.01.2002, Abfrage 10.03.2006, 12:00 Uhr).

[13] Vgl. Europäische Kommission; http://europa.eu.int/comm/enterprise_policy/sme_definition/index_de.htm (Stand: 01.01.2005, Abfrage 10.03.2006, 12:16 Uhr).

[14] Vgl. Europäische Kommission; ebda (Stand:01.01.2005, Abfrage 10.03.2006, 12:18 Uhr).

[15] Vgl. Vohl, H.-J., Joseph, Y., Pöppl, R., „Balanced Scorecard im Mittelstand“, 2004, S. 26.

[16] Vgl. Wolter, O., „TQM Scorecard. Die Balanced Scorecard in TQM-geführten Unternehmen umsetzen”, 2002, S. 25 ff..

[17] Vgl. Pinkwart, A., Kolb, S., Heinemann, D.; „Unternehmen aus der Krise führen“, 2005, S.11.

[18] Vgl. IfM.org; http://www.ifm-bonn.org/ergebnis/106nf-html (Stand: 2005, Abfrage 15.03.2006, 17:10 Uhr).

[19] Vgl. Pinkwart, A. , Kolb, S., Heinemann, D.; „Unternehmen aus der Krise führen“, 2005, S. 12.

[20] MIND ist ein Gemeinschaftsprojekt der Zeitschrift impulse, der Sparkassenorganisation und des Instituts für Mittelstandsforschung, Bonn

[21] Vgl. IfM.org; ebda (Stand: 2005, Abfrage: 15.03.2006, 18:00 Uhr).

[22] Vgl. Wöhe, G. „Einführung in die Allgemeine Betriebswirtschaftslehre“, 2000, S. 301.

[23] Vgl. Deutscher Sparkassen- und Giroverband (DSGV); „http://www.sparkasse.de/download/files/Fact_Mittelstand_2005.pdf; (Stand: 2005, Abfrage 16.03.2006, 14:00 Uhr).

[24] Vgl. Euler Hermes Kreditversicherung AG; „Atempause bei Insolvenzen“; http://www.allianzgroup.com/azgrp/dp/cda/0,,577246-49,00.html; (Stand: 2004, Abfrage 16.03.2006, 15:00 Uhr).

[25] Vgl. Creditreform; „Wirtschaftslage und Finanzierung im Mittelstand“; http://www.firmenwissen.de/psfiwi/fn/picshow/sfn/fiwi/pic_id/50969; (Stand: 2005, Abfrage 16.03.2006, 16:30 Uhr).

[26] Vgl. Bundesverband Deutscher Banken; http://www.bankenbericht.de/html/channel-02/1.; „Auf dem Weg zu einem zukünftigen Bankensystem“ (Stand: 2004, Abfrage 18.03.2006,13:00 Uhr).

[27] Vgl. Internationaler Währungsfond; http://www.imf.org/external/pubs/ft/ar/2003/deu/index.htm.; „Jahresbericht“ (Stand: 2003, Abfrage 18.03.2006, 14:05 Uhr).

[28] Vgl. Internationaler Währungsfond; edna (Stand: 2003, Abfrage 18.03.2006, 14:30 Uhr).

[29] Vgl. Oecd.org; http://www.oecd.org/statistics/document/58.html; (Stand: 2002, Abfrage 20.03.2006, 18:20 Uhr).

[30] Vgl. Oecd.org; ebda; (Stand: 2002, Abfrage 20.03.2006, 18:30 Uhr).

[31] Vgl. Groß, T, Lohfing, A; „Kreditinstitute im Strukturwandel“ in: „Basel II Auswirkungen auf die Finanzierung – Unternehmen und Banken im Strukturwandel“; Übelhör, M, Warns, C (Hrsg.), 2004, S. 151.

Ende der Leseprobe aus 99 Seiten

Details

Titel
Basel II-Veränderungen in der Bankenlandschaft und die Auswirkungen auf KMU
Hochschule
Verwaltungs- und Wirtschaftsakademie Osnabrück-Emsland
Note
1,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
99
Katalognummer
V61120
ISBN (eBook)
9783638546461
Dateigröße
1927 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Basel, II-Veränderungen, Bankenlandschaft, Auswirkungen
Arbeit zitieren
Caroline Buba (Autor:in), 2006, Basel II-Veränderungen in der Bankenlandschaft und die Auswirkungen auf KMU, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61120

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