Im Laufe der Geschichte stand der Mensch immer wieder staunend vor der Erkenntnis, dass er anscheinend das einzige - zumindest ihm bekannte - Lebewesen auf der Erde ist, das sich selbst die Frage nach dem eigenen ICH stellen kann: Wer bin ich und wer sind die Anderen? So beschäftigte die Spannung zwischen Vernunft und Phantasie, Rationalem und Irrationalem, die Denker seit Generationen mit der Frage: Was ist der Mensch?
Die Anthropologie ist jene Wissenschaft, die versucht, dieser Frage nachzugehen, indem sie ihren Fokus auf den Menschen als Ganzes richtet. Denn „erst die Frage nach dem Menschen als solchem und im Ganzen bringt das Problem des Menschen in Sicht“ (Anzenbacher, 2002, S. 250) und ist damit gerade für die Sozialpädagogik von zentraler Bedeutung. Nur wenn wir für uns klären können, was den Menschen ausmacht und was folglich seine Probleme sind, können wir im Sinne unserer Arbeit versuchen, dem Menschen auch ganzheitlich behilflich zu sein. Welche Elemente umfasst also die Gesamtheit des Menschen? Ist er Körper oder Geist? Oder etwa Beides?
Als „Bürger zweier Welten“ (Anzenbacher, 2002, S.251) ist der Mensch ständig der Gegensätzlichkeit beider Pole ausgesetzt, welche in ihm ein grundsätzliches Leib-Seele- Problem auslösen. Da die Klärung dieser Problematik sowohl zum Verständnis des Menschen als Ganzes, wie auch für sozialpädagogisches Arbeiten, elementar wichtig ist, werde ich diese im ersten Teil der Seminararbeit innerhalb verschiedener Ansätze - gleichzeitig auch als Zusammenfassung der Grundproblematik des Seminars - darstellen.
Im zweiten Teil der Arbeit, widme ich mich einer speziellen Sicht auf den Menschen, für die ich das Menschenbild Sigmund Freuds gewählt habe. Nach einer eigenen Betrachtung seiner „Psychoanalyse“, werde ich abschließend der Frage nachgehen, inwieweit einzelne Elemente daraus für die sozialpädagogische Praxis relevant sein könnten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Darstellung der Grundproblematik des Seminars
- Der Mensch als „animal rationale“
- Die zwei Grundansätze philosophischen Denkens: Materialismus und Idealismus
- Der philosophische Standpunkt
- Determinismus und Freiheit
- Das Sittengesetz und die Würde des Menschen
- Das Problem der Interpersonalität und die Folgerungen für die Sozialphilosophie
- Überleitung
- Das Menschenbild Sigmund Freuds
- Der psychische Apparat
- Angst und Abwehrmechanismen
- Der Mensch als triebgesteuertes und unbewusstes Wesen
- Eigene Betrachtung
- Triebsteuerung und Determination als ultimativer Entschuldigungsgrund?
- Wo bleibe „ICH“?
- Macht das Leben Sinn für die „Maschine Mensch“?
- Schlusswort mit Bezug zur Sozialarbeit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem psychoanalytischen Menschenbild Sigmund Freuds und dessen Bedeutung für die Sozialpädagogik. Sie analysiert die Spannung zwischen Trieb und Freiheit, die im Freud’schen Konzept des Menschen als triebgesteuertes Wesen zum Ausdruck kommt.
- Die anthropologische Grundfrage nach dem Wesen des Menschen
- Die Rolle der Vernunft und der Sinnlichkeit im menschlichen Dasein
- Die psychoanalytische Sichtweise auf den Menschen als triebgesteuertes Wesen
- Die Auswirkungen von Triebsteuerung und Abwehrmechanismen auf das menschliche Verhalten
- Die Frage nach der Freiheit und der Verantwortung des Individuums in der Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die anthropologische Grundfrage und stellt die Spannung zwischen Vernunft und Trieb sowie zwischen Materialismus und Idealismus dar. Dabei werden verschiedene philosophische Ansätze zur Klärung des Menschenbildes beleuchtet.
Im zweiten Teil der Arbeit wird das Menschenbild Sigmund Freuds vorgestellt. Der Fokus liegt hier auf dem psychischen Apparat, Angst und Abwehrmechanismen sowie der Triebsteuerung des Menschen.
Die eigene Betrachtung untersucht die Auswirkungen der Freud’schen Theorie auf die Frage der Freiheit und Verantwortung des Menschen. Sie befasst sich mit der Kritik an der Determinationshypothese und fragt nach der Rolle des Ichs im Freud’schen Modell.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themenbereichen Anthropologie, Psychoanalyse, Menschenbild, Trieb, Freiheit, Determinismus, Angst, Abwehrmechanismen, Selbstbewusstsein, Verantwortung und Sozialpädagogik. Die zentralen Konzepte der psychoanalytischen Theorie, wie beispielsweise der psychische Apparat, die Libido und die Ödipus-Komplexe, werden im Kontext der Arbeit erläutert.
- Arbeit zitieren
- Martina Sedlatschek-Dussling (Autor:in), 2004, Zwischen Trieb und Freiheit - Das psychoanalytische Menschenbild des Sigmund Freud, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61133