Analphabetismus ist aus historischer Sicht kein neues Phänomen in Deutschland. Selbst Adlige wie Könige waren nicht in der Lage zu lesen oder zu schreiben (M. Döbert 2000: 16). Dies lässt sich dadurch begründen, dass es bis vor einigen Jahrzehnten noch keine Schulpflicht gab und somit nur wenige Menschen Zugang zu Bildung hatten. Unterschrieben wurde speziell bei der armen Bevölkerung wie den Bauern lediglich mit drei Kreuzen. Wer seinen Namen ausschreiben konnte, zählte schon nicht mehr zu den Analphabeten. Die Fähigkeit zu schreiben und zu lesen wurde erst Ende des 20. Jahrhunderts bedeutender, als diese Kompetenzen immer mehr im beruflichen Leben gefragt wurden. In Deutschland besteht schon seit vielen Jahren eine umfassende Schulpflicht. Dies lässt im ersten Moment darauf schließen, dass alle Erwachsenen hier zu Lande in der Lage sind, zu lesen und zu schreiben. Doch die Zahlen zeigen etwas Anderes. Es wird davon ausgegangen, dass in der BRD etwa vier Millionen (M. Döbert 2000: 29) Menschen unzureichende Lese- und Schreibkenntnisse vorweisen. Die Zahlen der unzähligen Untersuchungen variieren sehr stark. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass es „keine eindeutige Trennlinie zwischen Literarität und Analphabetismus“ gibt (Kretschmann1990: 11), was zu den starken Schwankungen der Ergebnisse führt. Analphabetismus scheint gerade zu Zeiten der Globalisierung unerklärlich, in denen eine weltweite Verschmelzung auch von Bildung durch beispielsweise Medien stattfindet. Wie es mit diesen Voraussetzungen möglich, dass trotzdem so viele Bundesbürger kaum oder gar nicht in der Lage sind, zumindest ihren eigenen Namen zu schreiben? In meiner Arbeit werde ich mich speziell mit dem funktionalen Analphabetismus in Deutschland beschäftigen. Es soll geklärt werden, wie eine so hohe Zahl von Betroffenen entstehen kann und wie sie mit dieser Schwäche ihren Alltag meistern. Ein anderer Bereich wird sich mit der Frage beschäftigen, was Analphabeten motiviert, gegen ihr Defizit anzukämpfen und welche Unterstützung sie durch unterschiedlichste Institutionen erfahren. Außerdem soll noch geklärt werden, wie die Öffentlichkeit mit diesem Thema umgeht.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung.
- II. Definition von Analphabetismus.......
- a. totale Analphabetismus.
- b. funktionale Analphabetismus ...
- III. Gründe für funktionalen Analphabetismus.……..\n
- IV. Der Alltag von funktonalen Analphabeten……………………..\n
- V. Der Weg aus dem funktionalen Analphabetismus.\n
- VI. Didaktische und Methodische Vorgehensweise in Alphabetisierungskursen .......\n
- Literaturverzeichnis.....
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen des Analphabetismus in Industriestaaten, insbesondere in der Bundesrepublik Deutschland. Das Ziel ist es, die Ursachen und Auswirkungen von funktionalem Analphabetismus zu beleuchten sowie die Herausforderungen für Betroffene und die Gesellschaft im Umgang mit diesem Problem zu analysieren.
- Definition und Differenzierung von totalem und funktionalem Analphabetismus
- Analyse der Gründe für den funktionalen Analphabetismus, die sowohl individuelle, familiäre, als auch gesellschaftliche Faktoren berücksichtigen
- Beschäftigung mit den Herausforderungen des Alltags für funktionale Analphabeten
- Untersuchung der Motivation und der Unterstützungssysteme für Betroffene, die sich mit ihrem Defizit auseinandersetzen
- Die Rolle der öffentlichen Wahrnehmung und des Umgangs mit dem Thema Analphabetismus
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung stellt das Thema Analphabetismus in Deutschland in einen historischen Kontext und weist auf die Diskrepanz zwischen allgemeiner Schulpflicht und der Anzahl von Erwachsenen mit unzureichenden Lese- und Schreibkenntnissen hin. Die Arbeit konzentriert sich auf den funktionalen Analphabetismus und seine Auswirkungen auf den Alltag der Betroffenen.
- II. Definition von Analphabetismus: Dieses Kapitel erläutert die Unterscheidung zwischen totalem und funktionalem Analphabetismus. Es wird betont, dass funktionale Analphabeten trotz Schulbesuch Schwierigkeiten mit Lesen und Schreiben haben. Die Definition von funktionalem Analphabetismus wird anhand der gesellschaftlichen Erwartungen und Anforderungen an Lese- und Schreibkompetenzen in der BRD erläutert.
- III. Gründe für funktionalen Analphabetismus: Dieses Kapitel beleuchtet die vielschichtigen Ursachen für den funktionalen Analphabetismus. Es werden sowohl individuelle Faktoren wie beispielsweise Lernschwierigkeiten oder familiäre Probleme als auch gesellschaftliche Faktoren wie Armut und fehlende Bildungsmöglichkeiten berücksichtigt.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen Analphabetismus, funktionale Analphabetismus, Lese- und Schreibkompetenzen, Bildung, Sozialisation, Lebenswelten, soziale Ungleichheit, gesellschaftliche Integration, Alphabetisierung, Bildungseinrichtungen, Unterstützungssysteme und öffentliche Wahrnehmung.
- Quote paper
- Lena Wiedbrauk (Author), 2006, Analphabetismus in Industriestaaten: Am Beispiel der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61232