In der letzten Schätzung vom 08./09. November 2001 des, vom Bundesfinanzministerium einberufenen, Arbeitskreises "Steuerschätzungen" wurden die Steuereinnahmen gegenüber Mai 2001 weiter nach unten korrigiert. Bund, Länder und Gemeinden müssen demnach mit Mindereinnahmen 2001 gegenüber dem Vorjahr von über 18 Mrd. € rechnen. Die Steueraus-fälle der Steuern vom Einkommen fallen hierbei mit 20 Mrd. € sogar noch höher aus. Die Hauptursache hierfür liegt v.a. am Wegbrechen des Aufkommens der Körperschaftsteuer
(-21,9 Mrd. €), der veranlagten Einkommensteuer (-3,7 Mrd. €) sowie der Lohnsteuer
(-3 Mrd. €). Vor allem bei diesen Steuern scheint der Staat an die Grenze der Einnahmenerzielung gelangt zu sein. Während die Einkommensteuerquote in den 1960er bis Mitte der 1970er Jahre von 5,9% auf 10,9% stieg und damit das Einkommensteueraufkommen schneller wuchs als das Bruttoinlandsprodukt, blieb es bis Ende der 1990er Jahre in etwa auf dem Niveau von 10% und sank seitdem wieder auf einen Wert von 8,3% in 2001. Auch unter Hinzurechnung des Solidaritätszuschlags als implizite Einkommensteuer liegt die Einkommensteuerquote mit 8,8% gut 1,5 Prozentpunkte unter denen der 1970er und 80er Jahre.
Abbildung 1: Steuerquoten 1960 bis 2002 (ab 1991 Gesamtdeutschland, 2001 und 2002: AK "Steuerschätzun-gen" November 2001) Quelle: Statistisches Bundesamt, BMF 2001b, eigene Berechnungen
Das Einkommensteueraufkommen ist mit einem Anteil von derzeit ca. 36 Prozent (38% incl. Solidaritätszuschlag) an den gesamten Steuereinnahmen die bedeutendste Einnahmequelle der öffentlichen Haushalte. Von 1960 bis Mitte der 1970er Jahre hat sich der Anteil der Einkom-mensteuer an den gesamten Steuereinnahmen von 26% auf ca. 43% nahezu verdoppelt und blieb in etwa auf diesem Niveau (40-43%) bis Ende der 1980er Jahre. Seit Anfang der 1990er Jahre ist jedoch wieder ein Rückgang auf ca. 36% zu beobachten (vgl. Abbildung 2).
Abbildung 2: Steueraufkommensanteile 1960-2002 (ab 1991 Gesamtdeutschland, 2001 und 2002: AK "Steu-erschätzungen" November 2001) Quelle: Statistisches Bundesamt, BMF 2001b, eigene Berechnungen
Wie aus Abbildung 2 ersichtlich, dürfte der Hauptgrund für diesen Verlauf im Aufkommen der Lohnsteuer zu suchen sein. Ihr Anteil an der Einkommensteuer liegt derzeit bei etwa 80%. Während 1960 die Lohnsteuer nur zu etwa 45% am Einkommensteueraufkommen beteiligt war, stieg ihr Anteil fast kontinuierlich auf über 89% im Jahre 1997.[...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ausgestaltung der deutschen Einkommensteuer: Ein kurzer Überblick
- Steuerpolitik und Steueraufkommen der Lohnsteuer und veranlagten Einkommensteuer bis 1990
- Änderung des Einkommensteuertarif 1990 und ihre Auswirkungen
- Änderung des Steuertarifs
- Reaktionen am Arbeitsmarkt
- Reaktion des Steueraufkommens
- Konsequenzen
- Interpretation
- Progressiver Steuertarif und Wertsteuern
- Personelle Lohn- und Lohnsteuerverteilung
- Fazit
- Ökonomischer Hintergrund
- Arbeitsangebot, Besteuerung und Lohnelastizität
- Steuersatz und Steueraufkommen: Die Laffer-Kurve
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der deutschen Einkommensteuer im Zeitverlauf und analysiert die Auswirkungen der Steuerpolitik auf das Steueraufkommen und die Wirtschaft. Sie stellt die Frage, ob trotz hoher Steuern ein „Steuerloch“ existiert.
- Die Ausgestaltung der deutschen Einkommensteuer im Zeitverlauf
- Die Auswirkungen der Steuerpolitik auf das Steueraufkommen
- Die Rolle der Lohnsteuer als wichtigste Einnahmequelle
- Die Laffer-Kurve und ihr Einfluss auf Steuersatz und Steueraufkommen
- Der Zusammenhang zwischen Arbeitsangebot, Besteuerung und Lohnelastizität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung erläutert die aktuelle Situation des Steueraufkommens in Deutschland und stellt fest, dass die Einnahmen aus der Einkommensteuer in den letzten Jahren rückläufig sind. Die Analyse zeigt, dass die Einkommensteuerquote in den 1960er bis Mitte der 1970er Jahre stark gestiegen ist, aber seit den 1990er Jahren wieder gesunken ist.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Ausgestaltung der deutschen Einkommensteuer. Es untersucht die Steuerpolitik und das Steueraufkommen der Lohnsteuer und veranlagten Einkommensteuer bis 1990. Zudem werden die Auswirkungen der Änderung des Einkommensteuertarifs im Jahr 1990 auf den Arbeitsmarkt, das Steueraufkommen und die Gesamtwirtschaft analysiert.
Im dritten Kapitel werden die Ergebnisse der Analyse interpretiert. Es werden die Zusammenhänge zwischen progressivem Steuertarif und Wertsteuern sowie die personelle Lohn- und Lohnsteuerverteilung beleuchtet.
Das vierte Kapitel präsentiert ein Fazit der Untersuchung. Es wird die Frage nach dem „Steuerloch“ trotz hoher Steuern diskutiert.
Das fünfte Kapitel beschäftigt sich mit dem ökonomischen Hintergrund der Arbeit. Es werden die Themen Arbeitsangebot, Besteuerung und Lohnelastizität sowie Steuersatz und Steueraufkommen im Kontext der Laffer-Kurve behandelt.
Schlüsselwörter
Einkommensteuer, Steuerpolitik, Steueraufkommen, Lohnsteuer, Einkommensteuerquote, Steuerloch, Laffer-Kurve, Arbeitsangebot, Besteuerung, Lohnelastizität, progressiver Steuertarif, Wertsteuern.
- Quote paper
- Maik Hetmank (Author), 2002, Steuerloch trotz hoher Steuern?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6126