Der Mittelalterliche Klostergarten


Hausarbeit (Hauptseminar), 2005

18 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Gartentypen des Mittelalters
2.1. Allgemeines
2.2. Der Herber oder Kleiner Dekorativer Garten
2.3. Der Obstgarten
2.4. Der Lustgarten

3. Der Mittelalterliche Klostergarten
3.1 Merkmale des Mittelalterlichen Klostergartens
3.2. Der Klostergarten von St. Gallen
3.2.1. Anlage des Klostergartens
3.2.2. Der Kreuzganggarten
3.2.3. Der Kräutergarten
3.2.4. Der Gemüsegarten
3.2.5. Der Obstgarten und Friedhof

4. Fazit

5. Bibliographie

1. Einleitung

Der Garten. Beinahe jeder kennt ihn in der einen oder anderen Form, er ist in der heutigen Zeit etwas Alltägliches, ein fester Bestandteil des Lebens, der kaum noch wegzudenken ist.

Allerdings gelangte der Garten in all seinen Formen und Facetten nicht erst in der Gegenwart zu solch großer Beliebtheit. Bereits vor Tausenden von Jahren wurden im antiken Rom und Griechenland Gärten und Gartenanlagen erschaffen, sei er zur privaten oder öffentlichen Nutzung, und auch im Mittelalter wurden verschiedenste Arten von Gärten angelegt. Einer dieser mittelalterlichen Gartentypen soll der Fokus dieser Seminararbeit sein.

Der Garten im Mittelalter war sowohl Luxusgut, Nutzfläche, aber auch Erholungsraum, je nachdem zu welchem Zweck oder von wem er angelegt wurde. Dementsprechend existierten verschiedenen Gartentypen, die in ihrer Funktion und in ihrem Aufbau mitunter deutlich variierten. Der erste Teil dieser Arbeit wird sich daher der Erläuterung der wichtigsten mittelalterlichen Gartentypen widmen.

Im weiteren Verlauf wird genauer auf eine Sonderform des mittelalterlichen Gartens eingegangen werden – den Klostergarten. Dieser ist von besonderem Interesse, da er verschiedene mittelalterliche Gartentypen und deren Funktionen in sich vereint, und dadurch eine Sonderstellung unter den Gärten des Mittelalters einnimmt. Das Beispiel des Klosterplans von St. Gallen soll hierbei zur Illustration eines mittelalterlichen Klostergartens herangezogen werden.

2. Die Gartentypen des Mittelalters

2.1. Allgemeines

Der Klostergarten, welcher im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen soll, ist einer der wohl bekanntesten und am häufigsten mit dem Mittelalter assoziierten Gartentypen. Allerdings war der Klostergarten bei weitem nicht der einzige Vertreter der Gartenkultur jener Zeit, auch wenn er heute nahezu der einzige mittelalterliche Gartentyp ist, der noch mehr oder weniger unversehrt erhalten werden konnte.

Aus diesem Grund soll dieses erste Kapitel dazu genutzt werden, die wichtigsten mittelalterlichen Gartentypen, welche besonders der Erholung dienten, kurz vorzustellen und zu erläutern, um ein umfassenderes Bild der Gartenkultur des Mittelalters zu präsentieren. Zudem sollen auch einige der wichtigeren mittelalterlichen Nutzgärten kurz genannt werden.

Die folgenden Ausführungen sind zudem auch für das Verständnis des mittelalterlichen Klostergartens von Bedeutung, da dieser in der Regel eine Verschmelzung diverser unterschiedlicher Gärten war. So waren die im Folgenden zu besprechenden Gartentypen nicht nur separat, sondern oftmals auch als Bestandteil eines Klostergartenkomplexes zu finden.

Allerdings muss einleitend gesagt werden, dass die Rekonstruktion von mittelalterlichen Gärten ein schwieriges Unterfangen ist, da mit Ausnahme der Klostergärten so gut wie keine Anlagen aus jener Zeit erhalten geblieben sind. Ein Großteil der Informationen, welche zur Bestimmung des Aufbaus und des Aussehens der Gärten genutzt wurden, mussten daher aus sekundären Quellen gewonnen werden, zum Beispiel aus erhaltenen Kunstwerken, aus schriftlichen Quellen oder aus archäologischen Funden, welche Aufschluss über erhaltenen Reste mittelalterlicher Gärten liefern. Mit Hilfe solcher Quellen war es möglich, den Aufbau mittelalterlicher Gärten relativ zuverlässig zu rekonstruieren.[1]

Im Folgenden sollen nun drei der wichtigsten überlieferten mittelalterlichen Gartentypen vorgestellt werden, welche vor allem im englischen Raum weite Verbreitung fanden.

2.2. Der Herber oder Kleiner Dekorativer Garten

Der kleinste der drei Gartentypen war in England unter dem Namen Herber bekannt. Es handelte sich dabei um einen dekorativen Garten oder Kräutergarten, der in der Regel nicht mehr als einen Morgen umfasste, und der mit den verschiedensten Kräutern und Blumen bepflanzt war. Mitunter konnten sich auch schattenspendende Bäume, sowie Sitzgelegenheiten und ein kleiner Brunnen darin befinden.[2]

Wie bei den meisten Gärten können aber auch hier keine universellen Angaben zum Aufbau gemacht werden. Tatsächlich gab es den Herber in etlichen Variationen, wie zum Beispiel als eine Art Doppelgarten, bei welchem zwei Herber nebeneinander platziert und nur durch eine Zaun mit Durchgang voneinander getrennt wurden. Dabei wurde eine Gartenhälfte für das Anlegen von Beeten genutzt, während die andere aus Wiese, Bäumen, Sitzgelegenheiten und eventuell einem Brunnen und dergleichen bestand.[3]

Vermutlich wurde der Herber größtenteils zur Entspannung und Erholung genutzt, allerdings wurden dort mitunter auch nützliche Heilkräuter angebaut, wodurch er sowohl als Lust-, als auch als Nutzgarten angesehen werden kann. Hinzu kommt, dass der Herber sich vermutlich aufgrund seiner geringen Größe bei den weniger vermögenden Gesellschaftsschichten besonderer Beliebtheit erfreute.[4]

2.3. Der Obstgarten

Der zweite mittelalterliche Gartentyp, der hier vorgestellt werden soll, ist der Obstgarten, der mit 1-4 Morgen bereits etwas größer ist als der Herber, und entfernt mit den heutigen Obstgärten verglichen werden kann.[5]

Es existieren leider kaum überlieferte Abbildungen von mittelalterlichen Obstgärten, eine brauchbare Beschreibung konnte jedoch durch schriftliche Quellen gesichert werden. Obstgärten waren demnach oft von einem Graben, sowie von Hecken aus Rosen, Weißdorn oder Bäumen begrenzt. Der gepflügte, geharkte, und geebnete Boden war mit Obst- und Nussbäumen bepflanzt, die in Reihen im Abstand von 16-20 Fuß angelegt waren, mit dazwischen angebrachten Weinreben. Zudem wurden Elemente wie Spaliere, Gartenlauben oder überdachte Durchgänge hinzugefügt, welche häufig mit Kletterpflanzen versehen wurden, sowie rechtwinklig angelegte, mit Sand oder Rasen bedeckte Wege. Davon abgesehen waren Obstgärten mitunter oft zusätzlich von Palisaden oder Wassergräben umgeben, um die Ernte vor wilden Tieren zu schützen.[6]

Quellen zufolge musste ein Obstgarten laut Gesetz mindestens 12 Bäume beinhalten. Infolgedessen kann der kleinstmögliche Obstgarten etwa 60 X 80 Fuß groß gewesen sein, wogegen der größte überlieferte Obstgarten zwischen 400 und 1000 Bäume beherbergt haben könnte.[7]

Insgesamt erfreuten sich Obstgärten im Mittelalter offenbar großer Beliebtheit, zum einen aufgrund ihrer süß duftenden Blüten und Früchte und ihrer erholsamen Atmosphäre. Vor allem aber lieferten Obstgärten wohlschmeckende Früchte und Nüsse, wodurch sich auch in diesem Fall Nutzen mit Vergnügen verbinden ließ.[8]

2.4. Der Lustgarten

Der dritte und größte hier zu erwähnende mittelalterliche Gartentyp war der sogenannte Lustgarten, eine einem Park ähnelnde Anlage, welche aufgrund der hohen Kosten in der Regel nur wohlhabenden Adligen oder hochrangigen geistlichen und weltlichen Würdenträgern vorbehalten blieb.[9]

Der Lustgarten konnte, wie schon die anderen Gärten, durch Mauern von der Außenwelt abgegrenzt sein, allerdings existierten offenbar auch nicht umzäunte Varianten. Er beinhaltete meist charakteristische Elemente, wie Waldstücke – inklusive der dort lebenden Wildtiere und Vögel, ein von Bäumen umgebenes, kleineres ‚Sommer- Anwesen‘, sowie eine Vielzahl von Flüssen, Teichen mit Fischen oder Wildgeflügel, Pavillons, dekorativen Brunnen und Ähnlichem.[10]

Im Allgemeinen waren solche Lustgärten sehr großzügig angelegt, und damit für ausgiebige Freizeitaktivitäten wie Spaziergänge und Ausritte bestens geeignet. Einige Exemplare waren sogar groß genug, um ganze Dörfer zu beherbergen, sowie andere, kleinere Gartentypen wie beispielsweise Obstgärten, Weingärten oder Kräutergärten. Zudem wurden mitunter auch Einrichtungen wie Vogelhäuser und Tiergehege integriert, so dass der Lustgarten durchaus als eine Art mittelalterlicher Tiergarten bezeichnet werden kann.[11]

Natürlich hatte die mittelalterliche Gartenkultur noch weit mehr zu bieten als nur die soeben vorgestellten Gartentypen, zumal diese eher als Erholungsgärten verwendet wurden, oder zumindest Nutzen und Erholung miteinander verbanden. So existierten neben unzähligen Varianten der eben genannten Arten selbstverständlich auch noch reine Nutzgärten, wie zum Beispiel Weinberge, Obstplantagen oder die kleineren Gärten der ärmeren Bevölkerung, die sogenannten Bauerngärten.[12]

Weitere solcher Nutzgärten waren Gemüsegärten, Kräutergärten, Gewürzgärten und Hopfengärten. Die Verbreitung dieser Gartenvarianten richtete sich dabei vornehmlich nach den regionalen Bedürfnissen, sowie nach den jeweiligen natürlichen Voraussetzungen.[13]

Allerdings soll an dieser Stelle nicht näher auf die unterschiedlichen mittelalterlichen Gartentypen eingegangen werden, da sich diese Arbeit im Folgenden einer Sonderform des mittelalterlichen Gartens widmen soll – dem Klostergarten.

[...]


[1] Vgl. Sylvia Landsberg, The Medieval Garden (London: British Museum Press, c1995) 4.

[2] Vgl. Landsberg 13.

[3] Vgl. Landsberg 16.

[4] Vgl. Landsberg 13.

[5] Vgl. Landsberg 13.

[6] Vgl. Landsberg 16-17.

[7] Vgl. Landsberg 17.

[8] Vgl. Landsberg 18.

[9] Vgl. Landsberg 21.

[10] Vgl. Landsberg 21-22.

[11] Vgl. Landsberg 21-22.

[12] Vgl. Landsberg 25-34.

[13] Vgl. Maureen Carroll-Spillecke u.a., Der Garten von der Antike bis zum Mittelalter (Mainz: von Zabern, 1992) 251.

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Der Mittelalterliche Klostergarten
Hochschule
Friedrich-Schiller-Universität Jena
Veranstaltung
KpS Gartenkultur
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
18
Katalognummer
V61291
ISBN (eBook)
9783638547796
Dateigröße
489 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In der vorliegenden Arbeit wurde eine Sonderform des mittelalterlichen Gartens besprochen - der Klostergarten. Das Beispiel des Klosterplans von St. Gallen wurde dabei zur Illustration eines mittelalterlichen Klostergartens herangezogen.
Schlagworte
Mittelalterliche, Klostergarten, Gartenkultur
Arbeit zitieren
Nadja Litschko (Autor:in), 2005, Der Mittelalterliche Klostergarten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61291

Kommentare

  • Gast am 22.11.2008

    der Speiseplan.

    Mir fehlt der Speiseplan in dem Buch oder was immer das auch für ein Auszug war. In der 7. Klasse haben die Schüler in Geschichte und Religion das Thema: "Klöster" u.A. auch den Speiseplan, der nirgens im Internet zu finden ist.

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Titel: Der Mittelalterliche Klostergarten



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