Für viele Frauen gehört Gewalt in der Partnerschaft auch heute noch zum traurigen Alltag: 45.000 Frauen flüchten jährlich aus Gewaltbeziehungen in Frauenhäuser, zahlreiche Weitere nehmen das Angebot von Frauenberatungsstellen, Notrufen und ähnlichen Einrichtungen in Anspruch.
Das Ausmaß häuslicher Gewalt ist enorm – allerdings muss man neben den bekannten Zahlen von einer großen Dunkelziffer ausgehen. Viele Frauen ertragen jahrelange Misshandlungen, machen diese aber aus Angst vor dem
Partner oder vor der Stigmatisierung durch die Gesellschaft nicht öffentlich.
Dass Kinder mitbetroffen sind von häuslicher Gewalt zwischen Eltern, dass sie unter dieser Situation leiden und Schaden nehmen, ist kein neues Thema. Um die Unterstützungspraxis im Bereich der Jugendhilfe zu optimieren und den mitbetroffenen Mädchen und Jungen geeignete Angebote zu machen, ihre Ängste und Ambivalenzen zu verstehen, bedarf es fundierten Fachwissens.
Das Thema häusliche Gewalt im Zusammenhang mit betroffenen Mädchen und Jungen findet seit Ende der 90er - Jahre immer mehr Interesse. Waren früher eher die Frauen mit ihren Nöten und Problemen nach einer Gewaltbeziehung im Fokus der Hilfsangebote, stehen nun vermehrt auch die betroffenen Mädchen und Jungen im Interesse der Öffentlichkeit.
Gewalt gehört für viele Frauen und damit auch für deren Kinder zum alltäglichen Leben. Die Auswirkungen der über einen längeren Zeitraum miterlebten oder sogar am eigenen Leib erfahrenen Gewalt des Vaters können sehr unterschiedlich sein. Sie werden in der vorliegenden Arbeit in psychische, physische, soziale und ökonomische Folgen aufgeteilt.
Ziel der Diplomarbeit ist es, die Gewalt in Familien aus der bisherigen Tabuzone heraus zu holen. Verschiedene Institutionen befassen sich mit dem Thema der Gewaltbeziehung aus der Erwachsenenperspektive. So kann die Polizei den gewalttätigen Vater der Wohnung verweisen und dadurch den betroffenen Familienmitgliedern Sicherheit geben. Die verschiedenen Fauenhilfseinrichtungen, wie z.B. Frauenhäuser oder Frauenberatungsstellen setzen sich für gewaltbetroffene Frauen ein und bieten ihnen Unterstützung und Schutz. Bei diesen unterschiedlichen Hilfsangeboten für Frauen geraten oftmals die ebenfalls betroffenen Kinder aus Gewaltbeziehungen in Vergessenheit.
Es stellt sich also die Frage, was aus diesen Kindern werden soll und wie ihnen werden kann. Diese Frage sollten sich alle Personen stellen, die mit gewaltbetroffenen Kindern in Kontakt treten, [...]
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 2. Was sind Gewaltbeziehungen?
- 2.1. Definition (häusliche) Gewalt
- 2.2. Gewalt im Eltern-Kind-Verhältnis
- 2.3. Gewalt im Geschlechterverhältnis
- 2.4. Strukturelle Gewalt
- 2.5. Zusammenhang zwischen Schichtzugehörigkeit und häuslicher Gewalt
- 3. Welche Formen und Ebenen von Gewalt innerhalb einer Beziehung gibt es?
- 3.1. Physische Gewalt
- 3.2. Psychische Gewalt
- 3.3. Sexualisierte Gewalt
- 3.4. Soziale und ökonomische Gewalt
- 3.5. Rad der Gewalt
- 4. Welche Auswirkungen hat die Ausübung häuslicher Gewalt auf die Kinder?
- 4.1. Physische Folgen
- 4.2. Psychische Folgen
- 4.3. Soziale Folgen
- 4.4. Ökonomische Folgen
- 5. Welche Hilfsmöglichkeiten stehen Müttern mit ihren Kindern innerhalb einer Gewaltbeziehung zur Verfügung?
- 5.1. Rechtslage
- 5.2. Beratungsstellen
- 5.3. Frauenhaus
- 5.4. Jugendamt
- 6. Welche Strategien zum Schutz der Kinder nach Trennung und Scheidung bestehen im Rahmen des Umgangsrechts?
- 6.1. Probleme des Umgangs nach Trennung und Scheidung
- 6.1.1 Aspekte des Umgangsrechts
- 6.1.2 Bindungstheoretische Probleme
- 6.1.3 Umgangsregelung in gewaltfreien Fällen
- 6.1.4 Umgangsregelung in gewaltbelasteten Fällen
- 6.2. Begleiteter Umgang
- 6.2.1 Definition
- 6.2.2 Voraussetzungen
- 6.2.3 Zielsetzungen
- 6.2.4 Formen
- 6.2.5 Abgrenzung des begleiteten Umgangs zur Ergänzungspflegschaft
- 7. Wie erfolgt die praktische Umsetzung des begleiteten Umgangs?
- 7.1. Vorbereitung der Maßnahme
- 7.2. Durchführung der Maßnahme
- 7.3. Abschluss der Maßnahme
- 7.4. Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern
- 7.5. Zusammenarbeit mit sonstigen Stellen
- 8. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit dem komplexen Thema der Gewalt in Beziehungen und den Auswirkungen auf Kinder, insbesondere im Kontext von Trennungen und Scheidungen. Sie verfolgt das Ziel, die rechtlichen und sozialpädagogischen Handlungsstrategien im Rahmen des Umgangsrechts unter besonderer Berücksichtigung des Kinderschutzes zu analysieren.
- Definition und Formen von Gewalt in Beziehungen
- Auswirkungen von Gewalt auf Kinder
- Hilfsmöglichkeiten für betroffene Familien
- Umgangsregelungen nach Trennung und Scheidung im Kontext von Gewalt
- Der begleitete Umgang als Schutzmaßnahme für Kinder
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema Gewalt in Beziehungen und definiert verschiedene Formen von Gewalt, die im familiären Kontext auftreten können. Dabei werden insbesondere die Auswirkungen auf Kinder und deren Entwicklung beleuchtet. Kapitel 3 analysiert die Auswirkungen von Gewalt auf Kinder aus physischer, psychischer, sozialer und ökonomischer Perspektive. Kapitel 4 untersucht die Hilfsmöglichkeiten für Mütter und Kinder innerhalb einer Gewaltbeziehung und beleuchtet die rechtliche Situation sowie unterstützende Einrichtungen wie Beratungsstellen, Frauenhäuser und Jugendämter. Kapitel 5 fokussiert auf die Herausforderungen des Umgangsrechts nach Trennung und Scheidung in gewaltbelasteten Familien. Es untersucht die Probleme des Umgangs im Kontext von Gewalt und stellt den begleiteten Umgang als Schutzmaßnahme für Kinder vor. Die Arbeit schließt mit einer Analyse der praktischen Umsetzung des begleiteten Umgangs sowie einer Betrachtung der Zusammenarbeit mit verschiedenen Akteuren.
Schlüsselwörter
Häusliche Gewalt, Kinderschutz, Umgangsrecht, Trennung, Scheidung, Begleiteter Umgang, Bindungstheorie, Sozialpädagogische Handlungsstrategien, Rechtliche Rahmenbedingungen, Schutzmaßnahmen, Folgen von Gewalt, Psychosoziale Folgen, Familienberatung, Frauenhaus, Jugendamt.
- Arbeit zitieren
- Natalie Kassing (Autor:in), 2006, Kinder in und nach Gewaltbeziehungen. Sozialpädagogische Handlungsstrategien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61307