Wenn in der Öffentlichkeit überhaupt ein Bild von Friedrich Alfred Krupp vorhanden ist, dann das eines kränklichen, nicht besonders charismatisch wirkenden Industriebarons des ausgehenden 19.Jahrhunderts und das eines fatalen Produzenten deutscher Kriegsmaschinerie für die „Urkatastrophe des 20.Jh.“, den 1.Weltkrieg. So finden sich denn auch in Fest- und Jubiläumsschriften von oder über den Kruppkonzern und die Familie Krupp selten ausführlichere Betrachtung zum Leben und Wirken des F.A. Krupp. „Sein Lebenswerk wurde, sofern es nicht überhaupt in den Archiven verblieb, gewissermaßen entpersönlicht, objektiviert, in eine überindividuelle Firmengeschichte eingeschmolzen“1. Zu sehr scheint der überragende Vater und Firmenpatriarch Alfred Krupp alles zu überlagern. Diese Perspektive zur Person des F.A. Krupp entsprach schon zu seinen Lebzeiten der allgemeinen Meinung. Nach dem Tod Alfred Krupps 1887 und der Übernahme der Firmenspitze stand F.A. Krupp weiter im Schatten seines Vaters. Von seinem Umfeld wurde er als wenig durchsetzungsfähig und lenkbar angesehen, dessen Aufgaben im ererbten Konzern sich auf repräsentative Tätigkeiten beschränken würden. Wie von seinem Vater empfohlen suchte F.A. Krupp die Nähe zum Kaiser und hielt am Führungsprinzip des „Herr im Hause“ fest. Gerade diese beiden Vermächtnisse trugen jedoch auch zum negativen Bild des F.A. Krupp in der Öffentlichkeit bei. Die Loyalität gegenüber dem Kaiser und die Unterstützung von dessen Flottenbaupläne, brachten ihm in der breiten Bevölkerung den Ruf eines gewinnsüchtigen Kapitalisten ein, welcher mit vorgetäuschtem Patriotismus und seinem patriarchalischem Führungsstil Gewinne auf Kosten des Staates machte. In dieser Zeit des Übergangs vom Agrar- zum Industriestaat erreichte auch die Kluft zwischen Bildungs- und Wirtschaftsbürgertum ein kaum noch zu übersehendes Niveau. Die Industrialisierung Deutschlands führte in vielen Bereichen zu Veränderungen in der Struktur des Kaiserreichs und die damit verbundenen Auseinandersetzungen bündelten sich in der Diskussion um den Ausbau der Flotte. Die „Marinerüstung und die damit einhergehende, weite Teile der Bevölkerung erfassende Marinebegeisterung waren zugleich aber auch der vielleicht deutlichste Ausdruck des gewachsenen deutschen Weltmachtstrebens, des sich seit dem Ende der Ära Bismarck wandelnden Selbstverständnisses Deutschlands.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- F. A. Krupp und Kaiser Wilhelm II. Patriotismus – Kaisertreue – „Herr im Haus Prinzip”
- Der Kaiser, die Flotte und F. A. Krupp
- Die „Süddeutsche Reichskorrespondenz“ und der „Deutsche Flottenverein“
- Der Reichstagsabgeordnete F. A. Krupp und die Militärvorlage
- Die Firma Krupp und das Reichsmarineamt
- Krupp als vom Kaiser befohlener „Bewahrer der nationalen Wehrkraft”
- Das Panzerplattenmonopol der Firma Krupp und das Reichsmarineamt
- Der kruppsche Flottenbau und die Öffentlichkeit
- Die Panzerplattenpreise und die öffentliche Stimmung
- Die Auseinandersetzungen zu den Rüstungsgüterpreisen im Reichstag
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Abhandlung befasst sich mit der Rolle von Friedrich Alfred Krupp und der Firma Krupp im deutschen Flottenbau von 1887 bis 1901. Sie untersucht, inwiefern F. A. Krupp vom Reichsmarineamt und Kaiser Wilhelm II. zum Flottenrüstungslieferanten Nr. 1 für die Expansions- und Weltmachtträume des Deutschen Reichs getrieben wurde.
- Das Verhältnis zwischen F. A. Krupp und Kaiser Wilhelm II., insbesondere die Rolle von Patriotismus und „Herr im Haus Prinzip“
- Die Bedeutung der Firma Krupp für den deutschen Flottenbau und das Panzerplattenmonopol
- Die öffentliche Wahrnehmung von F. A. Krupp und der Firma Krupp im Kontext des Flottenbaus und der Rüstungsgüterpreise
- Die politischen und wirtschaftlichen Interessen, die den deutschen Flottenbau antrieben
- Die Kritik am Flottenbau und an den Rüstungsgüterpreisen im Reichstag und in der Presse
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Diese Einleitung stellt die These auf, dass Friedrich Alfred Krupp vom Reichsmarineamt und Kaiser Wilhelm II. zum Flottenrüstungslieferanten Nr. 1 gedrängt wurde und beleuchtet die öffentliche Wahrnehmung Krupps als gewinnsüchtigen Kapitalisten. Sie setzt den Kontext für die weiteren Kapitel und beschreibt den Wandel Deutschlands vom Agrar- zum Industriestaat.
F. A. Krupp und Kaiser Wilhelm II.. Patriotismus – Kaisertreue – „Herr im Haus Prinzip”
Dieses Kapitel behandelt das Verhältnis zwischen Friedrich Alfred Krupp und Kaiser Wilhelm II. Es beschreibt die enge Beziehung zwischen den beiden und die gemeinsame Vision einer modernen, expansiven deutschen Weltmacht.
Die Firma Krupp und das Reichsmarineamt
Dieses Kapitel untersucht die Rolle der Firma Krupp als „Bewahrer der nationalen Wehrkraft“ und beleuchtet das Panzerplattenmonopol der Firma und die Zusammenarbeit mit dem Reichsmarineamt.
Der kruppsche Flottenbau und die Öffentlichkeit
Dieses Kapitel befasst sich mit der öffentlichen Wahrnehmung des kruppschen Flottenbaus, den Diskussionen um die Panzerplattenpreise und die Kritik im Reichstag an den Rüstungsgüterpreisen.
Schlüsselwörter
Die Abhandlung befasst sich mit zentralen Begriffen wie Flottenbau, Kaiser Wilhelm II., Friedrich Alfred Krupp, „Herr im Haus Prinzip“, Patriotismus, Reichsmarineamt, Panzerplattenmonopol, Rüstungsgüterpreise, Weltmachtstreben, deutsche Industrialisierung, öffentliche Meinung und politische Einflussnahme.
- Arbeit zitieren
- M.A. Markus Skuballa (Autor:in), 2004, Die Firma Fried. Krupp unter Friedrich Alfred Krupp und der deutsche Flottenbau 1887-1901, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61354