Menschliche Gesellschaft und Kommunikation sind untrennbar miteinander verbunden. Das macht die Wissenschaft der Kommunikation zu einer interdisziplinären Empirie, die ganz wesentlich auf Grundgedanken zum Beispiel der Psychologie oder Soziologie aufbauen kann. Zudem handelt es sich um eine relativ junge Wissenschaft, deren Selbstverständnis sich ohne einen solchen Rückgriff nur schwerlich etablieren könnte. In diesem Zusammenhang sei besonders der Einfluss der Sozialwissenschaft zu betonen. Sie hält eine Reihe von Theorien bereit, die soziale Phänomene beschreiben oder erklären. Menschliches Handeln und Verständigung spielen dabei oft eine Rolle, sodass Forscher zu grundlegenden Erkenntnissen für die Kommunikationswissenschaft kommen können. Die Frage, ob die Theorie des Symbolischen Interaktionismus nach dem Soziologien HERBERT BLUMER (1900 - 1987) eine ebensolche für die Kommunikationswissenschaft bedeutende Theorie darstellt, war Gegenstand des Proseminars „Theorien interpersonaler Kommunikation“, das im Sommersemester 2006 an der Universität Greifswald angeboten wurde. Neben zahlreichen anderen sozialwissenschaftlichen und sozialpsychologischen Theorien, wurde dort die BLUMER´sche Handlungstheorie beleuchtet. Die vorliegende Hausarbeit ist aus diesem Seminar heraus entstanden und soll zeigen, ob und welche relevanten Rückschlüsse für die interpersonale Kommunikation aus dieser Theorie zu ziehen sind.
Im Zentrum der Sozialtheorie nach BLUMER steht der Mensch als handelndes Individuum, dessen wahrgenommene Umwelt in jeder Situation von ihm selbst neu erschaffen wird. Der Mensch lebt in einer permanent wandelnden Welt, die höchst subjektiv erfahren wird und nur auf der Grundlage wechselseitiger Verständigung mit anderen Menschen begründet werden kann. Wie dies genau funktioniert und welche Folgerungen BLUMER daraus für die menschliche Gesellschaft ableitet, soll im dritten Kapitel der vorliegenden Arbeit geklärt werden. Dabei stellt der 1973 von ihm auf Deutsch veröffentlichte Artikel „Der methodologische Standort des Symbolischen Interaktionismus“ 1 die wesentliche Textgrundlage dar. Zunächst jedoch soll im zweiten Abschnitt eine kurze historische Ausführung zur Entstehung des Symbolischen Interaktionismus vorgenommen werden. Im letzten Kapitel der Arbeit sollen dann die Ansätze herausgearbeitet werden, die BLUMER für die Kommunikationswissenschaft bedeutend machen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Entstehungsgeschichte des Symbolischen Interaktionismus
- Der Symbolische Interaktionismus nach HERBERT BLUMER
- Grundsätze des Symbolischen Interaktionismus
- Kernvorstellungen des Symbolischen Interaktionismus
- Menschliche Gesellschaft
- Soziale Interaktion
- Objekte
- Der Mensch als handelnder Organismus
- Handlungsverkettung
- Menschliches Handeln
- Bedeutsame Aspekte für die Kommunikationswissenschaft
- Interpersonale Kommunikation und Verständigung
- Neues Selbstverständnis
- Organisationskommunikation
- BLUMERS Handlungstheorie im kommunikationswissenschaftlichen Diskurs – eine abschließende Betrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Symbolischen Interaktionismus nach Herbert Blumer und seine Relevanz für die Kommunikationswissenschaft. Sie beleuchtet die Entstehungsgeschichte des Konzepts, erläutert Blumers zentrale Grundannahmen und analysiert deren Bedeutung für das Verständnis von menschlicher Interaktion und Kommunikation.
- Die Entstehungsgeschichte des Symbolischen Interaktionismus und der Einfluss von George Herbert Mead.
- Die drei zentralen Prämissen des Symbolischen Interaktionismus nach Blumer.
- Blumers Konzeption von menschlichem Handeln und sozialer Interaktion.
- Die Bedeutung des Symbolischen Interaktionismus für die interpersonale Kommunikation.
- Anwendung des Symbolischen Interaktionismus auf die Organisationskommunikation.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung etabliert den Kontext der Arbeit, indem sie die enge Verbindung zwischen menschlicher Gesellschaft und Kommunikation betont und die Kommunikationswissenschaft als interdisziplinäre Disziplin positioniert, die auf Theorien aus der Soziologie und Psychologie aufbaut. Sie führt die zentrale Forschungsfrage ein: die Bedeutung des Symbolischen Interaktionismus nach Herbert Blumer für die Kommunikationswissenschaft. Der Fokus liegt auf Blumers Konzeption des Menschen als handelndes Individuum, das seine Umwelt subjektiv erfährt und auf wechselseitiger Verständigung mit anderen basiert. Die Arbeit skizziert ihren Aufbau, wobei der Schwerpunkt auf der Klärung der Folgerungen Blumers für die menschliche Gesellschaft liegt. Der Artikel „Der methodologische Standort des Symbolischen Interaktionismus“ wird als zentrale Textgrundlage genannt.
Zur Entstehungsgeschichte des Symbolischen Interaktionismus: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des Symbolischen Interaktionismus und den maßgeblichen Einfluss von George Herbert Mead auf Herbert Blumer. Es beschreibt Blumers akademischen Werdegang als Schüler Meads und seine Weiterführung der sozialtheoretischen Ansätze Meads. Blumers Abgrenzung von traditionellen Ansätzen in Psychologie und Soziologie wird hervorgehoben, insbesondere seine Betonung eines „wirklichkeitsverbundenen Ansatzes“ mit Methoden der „weichen Wissenschaft“. Das Kapitel betont Blumers Rolle als wichtiger Vertreter der „Chicagoer Schule“ und die breitere Basis des Symbolischen Interaktionismus, die über Mead und Blumer hinausgeht, einschließlich von Namen wie William James, John Dewey und Charles Horton Cooley. Blumers Einführung des Begriffs „Symbolischer Interaktionismus“ im Jahr 1937 wird als entscheidender Moment hervorgehoben.
Der Symbolische Interaktionismus nach HERBERT BLUMER: Dieses Kapitel erörtert die Grundannahmen des Symbolischen Interaktionismus nach Blumer, ausgehend von Meads sozialtheoretischen Ansätzen. Es erklärt die drei zentralen Prämissen, die allgemeine Aussagen über Gesellschaft und soziale Wirklichkeit treffen, mit Fokus auf die Bedeutung von „Dingen“ und „Bedeutung“ im Handeln. Blumer hebt die Abgrenzung zu traditionellen sozialwissenschaftlichen Ansätzen hervor, indem er betont, dass „Dinge“ keine intrinsische Bedeutung besitzen, sondern diese erst durch die Interpretation der Individuen erhalten. Das Kapitel legt den Grundstein für das Verständnis der folgenden Kapitel, in denen die Konsequenzen dieser Prämissen für die Konzeption von menschlicher Gesellschaft, sozialer Interaktion, und menschlichem Handeln untersucht werden.
Schlüsselwörter
Symbolischer Interaktionismus, Herbert Blumer, George Herbert Mead, Interpersonale Kommunikation, Soziale Interaktion, Handlungstheorie, Kommunikationswissenschaft, Chicagoer Schule, soziale Bedeutung, subjektive Wahrnehmung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zum Text: Der Symbolische Interaktionismus nach Herbert Blumer und seine Relevanz für die Kommunikationswissenschaft
Was ist der Gegenstand des Textes?
Der Text untersucht den Symbolischen Interaktionismus nach Herbert Blumer und seine Bedeutung für die Kommunikationswissenschaft. Er beleuchtet die Entstehungsgeschichte, die zentralen Annahmen Blumers und deren Relevanz für menschliches Handeln und Kommunikation.
Welche Themen werden im Text behandelt?
Der Text behandelt die Entstehungsgeschichte des Symbolischen Interaktionismus, die drei zentralen Prämissen nach Blumer, Blumers Konzeption von menschlichem Handeln und sozialer Interaktion, die Bedeutung des Symbolischen Interaktionismus für interpersonale und Organisationskommunikation. Der Einfluss von George Herbert Mead wird ebenfalls ausführlich dargestellt.
Wer ist Herbert Blumer und welche Rolle spielt er?
Herbert Blumer ist ein wichtiger Vertreter des Symbolischen Interaktionismus. Der Text analysiert seine zentralen Theorien und Grundannahmen, die auf den sozialtheoretischen Ansätzen von George Herbert Mead aufbauen. Blumer prägte den Begriff „Symbolischer Interaktionismus“ und entwickelte die Theorie weiter.
Welche Rolle spielt George Herbert Mead?
George Herbert Mead ist eine Schlüsselfigur in der Entstehungsgeschichte des Symbolischen Interaktionismus. Blumer war sein Schüler und hat Meads Ansätze weiterentwickelt und präzisiert. Der Text betont den maßgeblichen Einfluss Meads auf Blumers Werk.
Was sind die drei zentralen Prämissen des Symbolischen Interaktionismus nach Blumer?
Der Text erläutert die drei zentralen Prämissen, die allgemeine Aussagen über Gesellschaft und soziale Wirklichkeit treffen. Diese Prämissen betreffen die Bedeutung von „Dingen“ und „Bedeutung“ im menschlichen Handeln und betonen die soziale Konstruktion von Realität durch Interpretationen von Individuen.
Wie wird der Symbolische Interaktionismus auf die Kommunikationswissenschaft angewendet?
Der Text untersucht die Anwendung des Symbolischen Interaktionismus auf interpersonale und Organisationskommunikation. Er analysiert, wie Blumers Theorien das Verständnis von menschlicher Interaktion und Verständigung verbessern können.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zur Entstehungsgeschichte des Symbolischen Interaktionismus, ein Kapitel zum Symbolischen Interaktionismus nach Blumer, ein Kapitel zur interpersonalen Kommunikation und Verständigung, und ein abschließendes Kapitel mit einer Betrachtung von Blumers Handlungstheorie im kommunikationswissenschaftlichen Diskurs.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für den Text?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Symbolischer Interaktionismus, Herbert Blumer, George Herbert Mead, Interpersonale Kommunikation, Soziale Interaktion, Handlungstheorie, Kommunikationswissenschaft, Chicagoer Schule, soziale Bedeutung, subjektive Wahrnehmung.
Welche Methoden werden im Text verwendet?
Der Text verwendet eine Literaturanalyse und eine konzeptionelle Analyse des Symbolischen Interaktionismus nach Blumer. Es wird auf Blumers Schriften und den „methodologischen Standort des Symbolischen Interaktionismus“ Bezug genommen.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text richtet sich an Leser, die sich für den Symbolischen Interaktionismus, die Kommunikationswissenschaft und die soziologische Theorie interessieren. Er ist insbesondere für Studierende der Kommunikationswissenschaft und verwandter Disziplinen relevant.
- Arbeit zitieren
- Anne Waldow (Autor:in), 2006, Der Symbolische Interaktionismus nach Herbert Blumer aus kommunikationswissenschaftlicher Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61367