Die Professionalisierung im deutschen Fußballsport - Von den Anfängen bis in die 1970er Jahre


Magisterarbeit, 2006

82 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung und Aufbau der Arbeit
1.1 Einleitung
1.2 Aufbau der Arbeit

2. Zum Begriff „Profession“
2.1 Realdefinition von „Professional“, „Profi“ und „Professionalisierung“
2.2 Der Professionalisierungsbegriff und seine Anwendung für Prozesse im Berufsfußball
2.3 Der Begriff der „Kommerzialisierung“

3. Vorgeschichte des Fußballs bis zur Entstehung des modernen Fußballs

4. Entstehung des modernen Fußballs und Entwicklung der Professionalisierung
4.1 England und der Fußball an den „Public Schools“
4.1.2 Der Gedanke des „Gentleman Amateur“ und die „Fair Play“ Ideologie
4.2 Verbreitung des modernen Fußballs auf dem europäischen Kontinent
4.3 Verbreitung in Deutschland und Auseinandersetzung mit der Turnerschaft
4.4 Frühe Professionalisierungstendenzen und Entstehung der „Football Industry“
4.4.1 Das frühe Interesse der Wirtschaft am Berufsfußball
4.4.2 Frühe Kooperation zwischen Berufsfußball und Medien

5. Entwicklung der Professionalisierung in Deutschland bis zur Gründung der 1. Bundesliga
5.1 Die Entstehung und Ausformung des Amateurideals in Deutschland
5.2 Gründung und Konsolidierung des DFB
5.3 Amateurismus gegen Berufsfußball
5.3.1 Scheinamateurismus und „Dolchstoß gegen Schalke“
5.4 Die Wiederaufnahme der Berufsspieler-Diskussion nach Beendigung des 2. Weltkrieges
5.5 Semiprofessioneller Fußball unter dem Vertragsspielerstatut 1948-1963

6. Entwicklung der Professionalisierung nach Einführung der Bundesliga 1963
6.1 Späte Einsicht: Die Notwendigkeit einer Bundesliga und ihr Beschluss
6.1.1 Der Bundesligaausschuss: Bundesligastatut und Auswahlverfahren
6.2 Auswirkungen des Bundesligastatuts auf die Entwicklung der Professionalisierung
6.2.1 Der Fall Hertha BSC Berlin – Tasmania Berlin
6.3 Der Bundesligaskandal 1971 und seine Ursachen und Auswirkungen
6.4 Das Voranschreiten der Kommerzialisierung im Profifußball
6.4.1 Fernsehgelder
6.4.2 Bandenwerbung
6.4.3 Trikotwerbung
6.5 Die Einführung der 2. Bundesliga 1974
6.5.1 Die eingleisige 2.Bundesliga 1980/81

7. Zusammenfassung und Ausblick

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung und Aufbau der Arbeit

1.1 Einleitung

Mit Uli Hoeness, dem Manager des F.C. Bayern München, fiel 1999 erstmals die Wahl als „Unternehmer des Jahres“ auf einen Exponenten aus der Welt des Sports. Dass diese Ehrung nicht nur in der Fußballwelt, sondern in der gesamten Sportwelt positiv aufgenommen wurde, ist bezeichnend für die Stellung des Fußballs am Ende des 20. und zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Die heute in der Öffentlichkeit als selbstverständlich wahrgenommne Verbindung zwischen Fußball und Wirtschaft beruht auf einer über ein Jahrhundert andauernden Entwicklung der Professionalisierung und Kommerzialisierung im Fußball. Die Entwicklung dieser Verbindung war gekennzeichnet durch gegenseitige Einflussnahme, aber auch durch Ablehnung dieser Verbindung durch Vertreter des Fußballs. Der aus dem Amateurfußball entstandene Berufsfußball stieß lange Zeit auf Ablehnung vor allem in den bürgerlichen Schichten. Besonders der deutsche Fußball war in der Frage der Professionalisierung lange Zeit mit einer ideologischen Aufladung dieser Diskussion belastet.

Die Professionalisierung und zugleich auch Kommerzialisierung des Fußballs ist schon seit über einem Jahrhundert ein ständig präsentes Thema in den sportpolitischen Diskussionen. Die Wurzeln sowohl der Professionalisierung als auch die Diskussion darüber liegen in Großbritannien des ausgehenden 19.Jahrhunderts, finden sich aber zeitversetzt ebenso in Deutschland und anderen europäischen Ländern wieder. Als der englische Fußball die elitären Kreise der „Public Schools“ verließ und zu einem wahren Magneten und Publikumsspektakel für große Teile der Bevölkerung wurde, begannen geschäftstüchtige Vereinsfunktionäre schon sehr früh Eintrittsgelder zu kassieren und Verbindungen zur Wirtschaft und zur Presse aufzubauen. Der Schritt der Bezahlung der Spieler war von diesem Punkt an nur eine Frage der Zeit. Von Anfang an jedoch stieß die Professionalisierung des Fußballs auf erbitterten Widerstand der „Gentleman Amateur“. Wie im Verlauf dieser Arbeit aufgezeigt wird, waren die Versuche der akademischen und bürgerlichen Kreise, die Institutionalisierung des Berufsfußballs zu verhindern, nicht von Erfolg gekrönt.

Die Auseinandersetzungen wiederholten sich vor allem in der Zwischenkriegszeit auf dem Kontinent. Die Widerstände gegen den Berufsfußball können im Kontext einer in jenen Jahren in ganz Europa um sich greifenden Geistesströmung gesehen werden. Große Teile der Eliten ereiferten sich über expandierende „Massenkulturen“ und sahen durch den „Amerikanismus“, welcher sich unter anderem auch durch den Profisport manifestierte, das kulturelle Erbe des Kontinents bedroht und projizierten geradezu apokalyptische Visionen verdummter und verrohter Großstadtmenschen.

Vor allem in Deutschland wurden die Vertreter des Amateurismus zu Beginn der 1930er Jahre „von der normativen Kraft des Faktischen überrollt“[1]. Die Entwicklung des Berufsfußballs wurde jedoch durch die Weltwirtschaftskrise und ihre politischen Folgen sowie durch den anschließenden Weltkrieg abrupt gestoppt und speziell in Deutschland bis in die 1960er Jahre hinausgezögert.

Professionalisierung im Sport ist heute zu einem zentralen Thema geworden, wenn es um das Selbstverständnis des Sports und seine Funktion in hoch entwickelten Gesellschaften geht. Dies gilt für den Freizeitsport ebenso wie für den Hochleistungssport. Der Freizeitsport erfreut sich immer größeren Zulaufs, was auch in diesem Bereich zu einer Professionalisierung der Organisationsstrukturen führt. Hauptanbieter auf diesem Feld sind die Sportvereine. Diese mussten in ihrem Angebot professioneller werden, um der großen Zahl und den veränderten Angebotserwartungen der Sportler bzw. Sportinteressierten genüge zu tun. Parallel entstanden kommerzielle Anbieter, welche gegen Entgelt nicht organisierten Sportlern professionelle organisatorische Rahmenbedingungen zur Sportausübung anboten.

Heute wird Professionalisierung des Hochleistungssports nicht allein als Professionalisierung des Sportlers verstanden, sondern gleichzeitig auch als Professionalisierung der Organisationsformen, in denen die sportlichen Handlungsabläufe stattfinden.

Wie im Folgenden zu zeigen versucht wird, bündeln sich in der Diskussion um den Berufsfußball und um die Professionalisierung des Sports überhaupt die verschiedenartigsten Interessen und Ideologien und machen diese Diskussion so zu einem Spiegelbild der kulturellen Strömungen, der sozialen und ökonomischen Prozesse und der politischen Anschauungen, vor deren Hintergrund sie sich jeweils abspielten. Dies gilt für das ausgehende 19.Jahrhundert genauso wie für die Zwischen- und Nachkriegszeit – und ebenso für das ausgehende 20. und das beginnende 21. Jahrhundert.

Das „Phänomen des sich entwickelnden Sports bzw. Berufsfußballs und seine Erscheinung im zunehmenden Prozess der Professionalisierung von Tätigkeiten und Leistungen innerhalb industrialisierter Gesellschaften mit zunehmender Freizeit“[2] wird im Folgenden untersucht werden. Der Deutsche Fußballbund wird vor allem im zweiten Teil der Arbeit stark in die Betrachtung der Entwicklung der Professionalisierung im Fußball mit einbezogen, da dieser von Beginn an als bremsender Faktor bei der Entwicklung der Professionalisierung wirkte. Zudem ist an ihm die zeitweilige Rückständigkeit im Bereich der Professionalisierung der Organisationsstrukturen erkennbar.

Der behandelte Zeitraum endet mit Beginn der 1980´er Jahre, da ab diesem Zeitpunkt durch die Privatisierung des Fernsehens in Deutschland eine neue Ära im Bereich der Professionalisierung und vor allem der Kommerzialisierung einbrach.

1.2 Aufbau der Arbeit

Die Untersuchung der Entwicklung der Professionalisierung im deutschen Fußballsport beginnt mit der Definition der Begriffe „Professionalisierung“ und „Kommerzialisierung“. Anhand bestehender Definitionen zu den beiden Begriffen werden weitere Definitionen erarbeitet, welche für das untersuchte Thema sinnvoll angewendet werden können.

Die Arbeit untersucht, welche Entwicklungsstufen die Professionalisierung im Fußball durchlief und welche Faktoren diese Entwicklung förderten oder hemmten. Da der Prozess der Professionalisierung im Fußball nicht isoliert von den Entwicklungen in anderen europäischen Ländern, vor allem im englischen Fußball, betrachtet werden kann, wird vor allem im ersten Teil der Arbeit verstärkt die Entwicklung der Professionalisierung im englischen Fußball betrachtet. Da der englische Fußball nicht nur in seiner Entwicklung als Spiel sondern auch bei der Entwicklung der Professionalisierung im Fußball eine Vorreiterrolle spielte, können diese Prozesse dort paradigmatisch betrachtet werden, da sie zeitversetzt unter ähnlichen Bedingungen und mit ähnlichen Folgen im restlichen Fußball-Europa stattfanden.

Zunächst wird jedoch erst einmal die Vorgeschichte des Fußballs bis zur Entstehung des modernen Fußballs betrachtet. In diesem Kapitel werden die frühen Ballspiele der Antike über die italienischen Calcio-Spiele im späten Mittelalter bis zu den Vorgängern des Fußballs in der Frühen Neuzeit daraufhin untersucht, ob bereits bei ihnen Professionalisierungstendenzen vorhanden waren.

Im Anschluss werden die Entstehung des modernen Fußballs und die Entwicklung der Professionalisierung mit Schwerpunkt auf England bearbeitet. Hierzu werden die Entstehung des modernen Fußballs an den „Public Schools“ sowie der dort entstandene Gedanke des „Gentleman Amateur“ und die „Fair-Play“-Ideologie analysiert. Dann wird die Verbreitung des modernen Fußballs auf dem europäischen Kontinent im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen beobachtet. Zuletzt wird in diesem Kapitel der Zusammenhang zwischen frühen Professionalisierungstendenzen und Interesse der Wirtschaft am Berufsfußball sowie die frühen Kooperation zwischen professionalisierten Fußball und der Presse aufgezeigt.

Im vorletzten Kapitel steht die Untersuchung der Entwicklung der Professionalisierung in Deutschland bis zur Gründung der 1. Bundesliga im Vordergrund. Dazu werden die Entstehung und Ausformung des Amateurideals in Deutschland und die Gründung und Konsolidierung des Deutschen Fußballbundes durchleuchtet. Die Diskussion in Deutschland über Berufsfußball oder reinen Amateurismus wird beispielhaft am Fall von Schalke 04 und dessen Sanktionierung wegen Scheinamateurismus durch den DFB in den 1930´er Jahren beleuchtet. Abschließen wird diese Kapitel mit der Betrachtung der Wiederaufnahme der Berufsspielerdiskussion nach Beendigung des 2. Weltkriegs und des semiprofessionellen Fußballs unter dem Vertragsspielerstatut in den Jahren 1948-1963.

Im letzten Kapitel steht die Betrachtung der Entwicklung der Professionalisierung in Deutschland nach Einführung der 1. Bundesliga im Jahr 1963 im Mittelpunkt. Dies wird geschehen durch die Untersuchung des Bundesligastatuts und seine Auswirkungen auf die Entwicklung der Professionalisierung. Auch hierzu gibt es eine beispielhafte Betrachtung zu den Auswirkungen am Verein Hertha BSC Berlin. Abschließend werden der Bundesligaskandal von 1971 und seine Ursachen und Auswirkungen betrachtet und das Voranschreiten der Kommerzialisierung im Profifußball durch Fernsehgelder, Trikotwerbung und Bandenwerbung aufgezeigt. Den Abschluss bildet eine kurze Erwähnung der Einführung der 2. Bundesliga und deren Weiterentwicklung zur eingleisigen 2. Liga zur Saison 1980/81.

2. Zum Begriff „Profession“

2.1 Realdefinition von „Professional“, „Profi“ und „Professionalisierung“

Das Wort „Profession“ wird im deutschen Sprachraum seit dem 16. Jahrhundert verwendet. In etymologischen Wörterbüchern wird es einmütig als Ableitung vom lateinischen Wort „professio“ betrachtet. In den deutschen Sprachgebrauch wurde das Wort über seinen französischen Vorgänger „profession“ übernommen.[3]

In einem Wörterbuch der Brüder Grimm aus dem Jahre 1889 wird der Wortinhalt nach zwei Definitionen charakterisiert. Die erste Definition beruht auf der lateinischen Bedeutung des Wortes und bedeutete: „öffentliches Gelübde, Ordensgelübde, Professur“. Dieser, damals nicht mehr gebräuchlichen Bedeutung, wurde der aktuellere Wortinhalt: „Jeder Beruf, zu dem man sich öffentlich bekennt, vorzugsweise ein Gewerbe oder Handwerk“[4] beigefügt. Folgende „Professionen“ werden genannt: Theologe, Komödiant, Spieler, Reisender, Pastor, Advokat, Leibarzt, Gelehrter, Hirt, Mechaniker, Korbmacher, Schriftsteller.

In MEYERS Konversations-Lexikon von 1896 wird „Profession“ wie folgt definiert:

„ Profession“ (lat.), im Allgemeinen jeder Beruf, zu dem man „sich bekennt“, gleichviel ob er sich auf körperliche oder geistige Thätigkeit bezieht (daher früher auch soviel wie Professur); vorzugsweise aber ein Gewerbe oder Handwerk; daher Professionist, soviel wie Handwerker. P. von etwas machen, etwas zu seinem Hauptgeschäft oder Erwerbsmittel machen.“[5]

Im Universal-Lexikon von J.H. Zedler[6] aus dem Jahr 1741 wird folgende Dreiteilung des Wortes „Profession“ vorgenommen: Zum einen die Profession, der, „wenn man sie ihrem Wesen nach und an sich selbst betrachtet“, es auf „bloße Wissenschaft“ ankommt. Hierzu gehörten „alle Teile der Gelehrsamkeit“. Weiter, zumeist Handwerker, denen es „fast allein auf eine fertige Ausübung ankommt“ und als dritte Gruppe solche, die „auf Ausübung und Wissenschaft zugleich“ ausgelegt sind. Dazu zählte alles, was „eine Kunst genannt“ wird.

Nach H.A. Hesse ist aus diesen Quellen zu verstehen, dass „Profession also nicht die auf Reproduktion zielende Funktion der Arbeit …; nicht die die Arbeitsbereitschaft sichernde soziokulturelle Bewertung der Arbeit; sie wird durch Beruf erfasst, meint. Profession bedeutet Arbeit als gesellschaftliche Institution, als Verhaltensmuster, in ihrem nach außen zutage tretenden Erscheinungsbild“[7].

Das Wort „Profession“ diente einerseits lange Zeit im deutschen Sprachgebrauch, wie von Hesse angedeutet, dazu, den Beruf als „planvoll geordnete gesellschaftliche Institution“[8] zu bezeichnen und andererseits ist es zum Begriff für die Berufe des Handwerks geworden.

Im „Großen Duden“ wird der Begriff „Profession“ 1963 noch immer mit „Beruf, Gewerbe“ definiert.[9] Die gleiche Definition wird auch 1978 vom „Lexikon der Soziologie“ benutzt, mit der weiteren Bedeutung „Berufsgruppe, Stand“ als Zusatz und einer weiteren Definition als, „ein für die Gesellschaft relevanter Dienstleistungsberuf mit hohem Prestige und Einkommen, der hochgradig spezialisiertes und systematisiertes, nur im Lauf langer Ausbildung erwerbbares technisches und/oder institutionelles Wissen relativ autonom und kollektivitätsorientiert anwendet – wie z.B. Arzt und Richter.[10]

Im „Wörterbuch zur Soziologie“ von G. Hartfiel werden unter dem Begriff „Profession“ alle Freien Berufe wie etwa Arzt, Anwalt, Architekt, Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater, welche im Gegensatz zu landwirtschaftlichen, industriellen oder Handelsberufen und Berufen der theoretischen Wissenschaften und Kunst stehen, subsumiert[11].

Im Folgenden soll nun über die zuvor aufgeführten Definitionen hinaus, eine Realdefinition der Begriffe „Professional“, „Profi“ und „Professionalismus“ unternommen werden, indem die Bedeutung der Begriffe im umgangssprachlichen Gebrauch dargestellt wird.

Unter Professionalisierung im weiteren Sinne versteht man die Entwicklung einer privat oder ehrenamtlich ausgeübten Tätigkeit zu einem Beruf (entspricht: Verberuflichung). Im engeren Sinne meint Professionalisierung die Entwicklung eines Berufs zu einer Profession. Als Profession wird dabei ein akademischer Beruf mit hohem Prestige betrachtet, der vor allem wegen der Herausforderung, die in der Aufgabe liegt, ausgeübt wird. Die Profession wird abgegrenzt gegen den Job (befristete Tätigkeit, ausschließlich zum Gelderwerb) und zum Beruf, der den Lebensunterhalt auf Dauer sichern soll.

Die einschlägigen Definitionen in den entsprechenden Nachschlagewerken stimmen überwiegend begrifflich darin überein, dass „professional“ oder „professionell“ durchgängig als „berufsmäßig, gewerbemäßig, eine Tätigkeit als Beruf ausübend“ bezeichnet wird. „Ferner wird auf einen qualitativen Aspekt hingewiesen: Etwas das „professionell“ ist, hat eine bestimmte hohe Qualität, es ist fachmännisch“[12]. Als „Professionelle“, oder in den Kurzformen „Profi“ oder „pro“, bezeichnete Personen sind Berufssportler, Berufsspieler, aber auch Berufskünstler, Fachmann oder Geistesarbeiter. Überwiegend wird mit dieser Bezeichnung ein gewisses Spezialistentum verbunden. Die Arbeiten oder Ausführungen eines „Profis“ stehen im Gegensatz zu denen von Amateuren oder gar Dilettanten.

Das Random House Dictionary von 1978 nennt den „professional“: „A person who belongs to one of the professions; a person who earns his or her living in a sport or other occupation frequently engaged in by amateurs, a person who is expert at his or her work“.[13]

G. Hortleder versteht unter „Professionalismus“ eine „wissenschaftliche Umschreibung des aus der Umgangssprache bekannten Begriffs des Profisports“. Profisport ist der „primär unter kommerziellen Bedingungen ausgeübte Sport in kapitalistischen Gesellschaften, insbesondere also der reine Berufssport.“[14] Im Sinne dieser Definition wird der Begriff Professionalisierung in der folgenden Arbeit gebraucht.

Im Fremdwörterbuch des Dudens wird „Professionalismus“ als die „Ausübung des Berufssports“ umschrieben.[15] Zusammenfassend kann gesagt werden, dass auf der umgangssprachlichen Stufe der Realdefinition die genannten Begriffe eine verhältnismäßig eindeutige Zuordnung zum sich professionalisierenden Sport, also zum Berufssport haben.

Dennoch bleibt das Verständnis der Begriffe ein wenig abstrakt und Entwicklungsprozesse werden bei den angeführten Definitionen meist nicht mit einbezogen. Sie sind wenig differenziert und orientieren sich am End- bzw. Zielzustand des Berufsfußballers bzw. professionellen Sportlers.

2.2 Der Professionalisierungsbegriff und seine Anwendung für Prozesse im Berufsfußball

Der Professionsbegriff in der Soziologie erfährt, wie im vorherigen Kapitel beschrieben, oftmals unterschiedliche inhaltliche Füllung, „welche in den unterschiedlichen Auffassungen der jeweiligen Berufssoziologen und der ideologischen Anfälligkeit der Profession als besondere Entwicklungsstufe des Berufs eine Begründung findet“[16]. Aus diesem Grund erscheint es problematisch mit dem Begriff „Profession“ im angeführten Untersuchungsfeld zu arbeiten.

Angemessener ist es, mit dem Begriff „Professionalisierung“ zu arbeiten. Denn diesem wird eine dynamische entwicklungsförmige Eigenschaft zugesprochen und kann, bezogen auf das Berufsfeld des Fußballers, zur Bezeichnung von Vorgängen verwendet werden, welche der Berufskonstruktion innerhalb der gesamten Berufswelt dienen. Dieser Prozess ist nicht in einem bestimmten Zielstadium abgeschlossen, sondern entwickelt sich ständig in veränderter Form weiter. Diese Entwicklungen können jedoch in einem bestimmten Zustand für eine gewisse Zeit unterbrochen oder zeitlich dauerhaft beendet werden, was wesentlich von den gesellschaftlichen, sozialen, politischen und organisationsstrukturellen Rahmenbedingungen abhängig ist.

Der Prozess der Weiterentwicklung des Berufsfußballs wurde durch verschiedene gesellschaftliche, politische und organisationsstrukturelle Rahmenbedingungen gebremst bzw. fast ganz eingestellt.

In Deutschland führte z.B. die Auseinandersetzung mit der Turnerschaft und großen Teilen des Bürgertums ebenso wie das Verbot des Profitums im Nationalsozialismus und verbandsinterne Widerstände zur Abbremsung der Entwicklung.

Bei der Untersuchung der Professionalisierungstendenzen ist es daher notwendig, den Beginn soweit vorne zu betrachten, dass in jeder Form der Berufskonstruktion eine Entwicklungsphase im Prozess der Professionalisierung erkannt werden kann. Die Professionalisierungstendenzen im Berufsfußball im Spezifischen oder im Hochleistungssport im Allgemeinen, zeigen sich durch „die Unterwerfung des Sports oder Sportlers unter die Anforderungen und Gesetzmäßigkeiten von Beruf und Markt“[17] und sind unterschiedlich in ihrer Form und Entwicklungsphase ausgeprägt.

Der Begriff „Professionalisierung“ wird hier in Erweiterung des sozialhistorischen Professionalisierungskonzepts, das darunter die Entstehung von in der Regel akademisches Wissen voraussetzenden „Expertenberufen“ versteht, für die Genese eines nichtakademischen Berufsstandes verwendet.[18]

Die frühen englischen Berufsfußballer des modernen Fußballs empfanden ihr Fußball spielen nicht nur als Beruf, sondern noch differenzierter sich selber als Arbeiter. (Was aus heutiger Sicht sicher zum Selbstverständnis des körperbetonten englischen Fußballs passt.)

Schon 1899 wurde die erste Fußballer-Gewerkschaft gegründet, die sich indessen nur eines geringen Zulaufs erfreuen konnte. 1907 konstituierte sich dann in Manchester die „Professional Footballer´s Association“ (PFA). Das Rückgrat dieser Gewerkschaft bildeten die Spieler von Manchester United um den aus einem südwalisischen Bergarbeiterdorf stammenden Star Billy Meredith. Zentrale Forderungen der Gewerkschaft waren die Beseitigung der Gehaltsobergrenzen und die durch das Transfersystem verunmöglichte freie Wahl des Arbeitsplatzes. Die PFA schloss sich dem Gewerkschaftsdachverband „General Federation of Trade Unions“ an und demonstrierte damit, dass die gewerkschaftlich organisierten Spieler den Fußball als einen Industriezweig betrachteten und sich selber als Arbeiter.[19]

Wie es zur „Verberuflichung“ oder Professionalisierung des Fußballs kam und welche Entwicklungstendenzen im historischen Kontext auftraten, wird in der folgenden Arbeit untersucht werden. Neben dem zentralen Schritt der „Verberuflichung“ des aktiven Sportlers bedeutet Professionalisierung auch Spezialisierung, z.B. durch feste Spielpositionen und Zuordnung auf dem Spielfeld, Marktschaffung, z.B. durch englische Brauer oder die Presse, Marktkontrolle, etwa durch das Kaufen von Spielern um sportliche Qualität und somit zugleich finanzielle Sicherheit zu erhalten und Regulierung der Konkurrenz durch Zusammenschluss von verschiedenen Interessengruppen wie etwa Spieler- und Ligavertretungen.

Die Betrachtung der Entwicklung der Professionalisierung im Fußball verlangt auch die Untersuchung der organisatorischen Strukturen, welche den institutionellen Rahmen vorgeben. Denn auch die Organisationen und ihre Strukturen unterliegen einer ständigen Entwicklung der Professionalisierung und nur professionelle Organisationsformen können relative Kontinuität garantieren.

2.3 Der Begriff der „Kommerzialisierung“

Wie im Verlauf der Arbeit noch ersichtlich werden wird, beinhaltet die Entwicklung von Professionalisierung im Fußball immer auch die Entwicklung von Kommerzialisierung im Fußball. Beide sind in manchen Bereichen nicht voneinander zu trennen.

Der Begriff der Kommerzialisierung findet in den Sprachen der verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen kaum Verwendung und wurde daher auch selten definiert. Auch in der Wirtschaftstheorie, welche Modelle und Begriffe auf reale Prozesse der Wirtschaft reflektiert, ist der Terminus „Kommerzialisierung“ kaum gebräuchlich.[20] Die wenigen bisher vorgelegten Definitionen sollen nun kurz betrachtet werden und auf dieser Basis soll eine für unser Thema brauchbare Definition versucht werden.

Der lateinische Wortursprung „commercium“ verweist auf Gewerbe, Handel, Geschäftsverkehr und dabei im engeren Sinne auf kaufmännisches Handeln.[21] Im Bereich der Volkswirtschaftslehre wurde der Begriff „Kommerzialisierung“ zeitweise gebraucht, um die Umwandlung von öffentlichen oder staatlichen Schulden in privatwirtschaftliche Verbindlichkeiten zu bezeichnen, wie etwa bei den Young-Anleihen nach dem ersten Weltkrieg.[22] Diese eingeschränkte Begriffsverwendung lässt wenig Bezug zum Wortursprung erkennen und hat mit den in dieser Arbeit im Mittelpunkt stehenden Fragestellungen kaum zu tun.

Deutlicher erkennbar ist die Herkunft des Begriffs in der Soziologie und in einigen sich mit Ökonomisierungsprozessen des Sports beschäftigenden Studien von Sportsoziologen. Für Klaus Heinemann bedeutet der Begriff bei seinen Überlegungen zur Kommerzialisierung im Sport, „dass der Markt als Austauschmechanismus innerhalb des Sports und mit anderen Systemen – etwa Sport und Wirtschaft – zunehmend an Bedeutung gewinnt, also Nutzenströme nicht mehr freiwillig, aufgrund reziproker Verpflichtungen oder als öffentliches Gut zu Verfügung gestellt, sondern als Leistung und Gegenleistung mit dem Ziel individueller Interessenverwirklichung ausgehandelt werden, bedeutet daher auch die zunehmende Umwandlung von öffentlichen Gütern oder freiwilligen Leistungen in marktfähige Waren. Es entstehen Märkte, in denen etwa der Sport gegen Eintrittsgeld, als Konzessions- oder Eigentumsrecht, sportliches Können als berufliche Leistung verkauft werden.“[23] Diese sportspezifische Definition von Heinemann stellt die Kommerzialisierung sowohl aus der Perspektive einer Organisation als auch aus der Perspektive eines innersystematischen Vorgangs dar und bietet somit gute Ansätze um im hier untersuchten Thema den Kommerzialisierungsprozess (bzw. Professionalisierungsprozess) als Interaktionsvorgang zwischen Massenmedien und Sport oder Wirtschaft und Sport zu analysieren.

Die zuvor angeführten Definitionen weisen dagegen nicht auf die Ursachen der Kommerzialisierung des Sports hin. Durch Verweise auf die ständige Knappheit finanzieller Ressourcen auf Seitens des Sports oder Hinweise auf Versuche der Entwicklung neuer Werbestrategien auf Seiten der Wirtschaft lassen sich zwar Erklärungen finden, warum es zur Ausbildung von intersystematischen Beziehungen zwischen Wirtschaft und Sport kommt, aber die Bedingungen des Erfolgs der Bemühungen können nicht erfasst werden. Weiter wird in diesen Definitionen kaum erkennbar, dass die Kommerzialisierung auf einer Zunahme von Dienstleistungsorientierung beruht und solche Orientierungen auch für die Mitglieder in freiwilligen Vereinigungen des Sports wichtig werden.[24] Peter Wuttke versteht in seiner Abhandlung über die Kommerzialisierung im Hochleistungssport den Begriff Kommerzialisierung als „eine Veränderung der Ressourcenstruktur der freiwilligen Organisation des Sports, welche die vereinsinternen Mechanismen der Ressourcenbeschaffung zunehmend ablöst durch solche Mechanismen, die dazu beitragen, die Ressourcen der freiwilligen Vereinigung über den Markt zu organisieren. […] Dieser Prozess basiert auf der Grundlage einer für körperliche Belange aufgeschlossenen Befindlichkeit großer Teile der Bevölkerung in fortgeschrittenen Industriegesellschaften.“[25]

Für unsere spätere Untersuchung der Entwicklung der Professionalisierung in der Fußballbundesliga sind im Zuge der Kommerzialisierung des Bundesligafußballs drei Gesichtspunkte von vorangestellter Bedeutung. Zum einen haben die Marktchancen für fußballerisches Talent Professionalisierungstendenzen der Sportler zur Folge und somit die Zunahme der Bedeutung bezahlter Fachkräfte in der Verwaltung und der Führung der Vereine. Des Weiteren spielt der Verkauf gewisser Nutzungsrechte, welche den Bundesligavereinen durch die Teilnahme an den Ligaspielen entstehen, im Kommerzialisierungsprozess eine starke Rolle. Außerdem haben die Medien, die werbende Wirtschaft und die Bundesligavereine selbst ein großes Interesse an einer attraktiven Darstellung der Fußballspiele und stellen daher Überlegungen an, diese Attraktivität zu sichern oder zu steigern.

3. Die Vorgeschichte des Fußballs bis zur Entstehung des modernen Fußballs

Als das Entstehungsland des modernen Fußballs, so wie wir ihn heute kennen und spielen, gilt ohne jeglichen Zweifel England. Nicht ohne Stolz skandierten englische Fans zur Europameisterschaft 1996 „football ´s coming home“ und auch die englischen Veranstalter ließen diesen Spruch als ihr Motto in großen Lettern hinaus in die Welt tragen.

Über den Ursprung der ersten Ballspiele, welche mit Fußball zu vergleichen wären, lassen sich keine genauen Aussagen treffen, im Gegensatz zur Entstehung des modernen Fußballs in England.

Da ein Ball wegen seiner geringen Haltbarkeit kein dankbares Objekt für archäologische Grabungen ist, waren Ballspiele, auch weil sie als alltäglich und selbstverständlich galten, nur selten ein bevorzugtes Thema für Chronisten, Historiker oder Archäologen.

Die frühesten Formen heute bekannter Ballspiele wurden in Asien betrieben.

Schon im zweiten Jahrtausend v. Chr. wurde in China ein Ballspiel betrieben, welches sich „Ts´uh-küh“ nannte. Der Name setzte sich aus den Wortzeichen „ts´uh“ = „mit dem Fuß stoßen“ und „küh“ = „Ball“ zusammen. Als Lehrmeister dieses Spiels, von dessen Regeln nichts bekannt ist, werden wiederholt die „Nördlichen Barbaren“, die Hiung-nu oder Hunnen, genannt. Dass die Hunnen die ersten Fußballspieler waren, würde sich auch mit der Verbreitung des „Ts´uh-küh“ in China decken, welches nämlich hauptsächlich im Norden des chinesischen Reiches gespielt wurde.[26] Im Gegensatz zu anderen alten Sportarten und Ballspielen deutet nichts daraufhin, das dieses Spiel einen kultischen Hintergrund hatte.

Ts´uh-küh wurde aber bewusst zur Ausbildung und zum Training von Soldaten eingesetzt und zu Beginn auch ausschließlich von diesen gespielt. Es sollte vor allem zur körperlichen Ertüchtigung dienen, indem es Reaktionsschnelligkeit, Disziplin, taktisches Verhalten und Mannschaftsgeist vermittelte.[27]

In der Zeit der Tschou-Dynastie, 11.Jahrhundert bis 249 v. Chr., begann „Ts´uh-küh“ sich auch in großen Teilen der Bevölkerung zu verbreiten, was zur Folge hatte, dass sich straffere Regeln etablierten. Es wurde begonnen mit einem Ball zu spielen, welcher aus acht Lederstücken bestand und wohl mit Federn und Tierhaaren ausgestopft war. Außerdem wurden eigens Spielfelder hergerichtet. Den Höhepunkt seiner Beliebtheit erreichte das Fußballspiel in China während der Ts´in-Dynastie, 221 v. Chr. bis 618 n. Chr., wo es zum Unterhaltungssport wurde und erste professionelle Züge annahm. Siegreichen Mannschaften winkten materielle Belohnung wie z.B. silberne Pokale und hochwertige Stoffe, während die unterlegenen Mannschaften leer ausgingen. In der Folgezeit wurde in China der mit Luft gefüllte Ball erfunden und ein 25 Kapitel umfassendes Regelwerk aufgestellt, wonach jede Mannschaft mindestens zehn Spieler hatte. Weiter gab es Tore, einen Torwart, einen Spielführer sowie ein genau festgelegtes Trainingsprogramm. Welche Gründe es hatte, dass ein so weit entwickeltes Spiel mit in weiten Teilen der Gesellschaft fester kultureller Verankerung verschwinden konnte, ist in der Forschung ungeklärt. Um das Jahr 900 n. Chr. jedenfalls verschwand das Spiel vollkommen.[28]

Ungefähr zur gleichen Zeit tauchte in Japan ein Spiel Namens Kemari auf, welches nach alten japanischen Legenden von chinesischen „Fußballgeistern“ eingeführt wurde. Aus diesem Grunde wird in mancher Sekundärliteratur zu diesem Thema auch eine Verbindung zum chinesischen Ts´uh-küh hergestellt. Beim japanischen Kemari handelte es sich, im Gegensatz zum chinesischen Ts´uh-küh, um eine kultischen Zeremonie, welche auf den Tempelbezirk als Schauplatz und den Hochadel als Teilnehmer begrenzt blieb.[29] Bei dem (Kemari genannten) Spiel bestand das Ziel der vier bis sechs Teilnehmer darin, den Ball abwechselnd tretend so lange wie möglich in der Luft zu halten. Das Spiel sollte die Götter günstig stimmen. Noch im 21.Jahrhundert wird die japanische Tradition des Kemari von zwei Kemari -Clubs in Kyoto gepflegt und gespielt.

Im römischen Imperium war das Mannschaftskampfspiel Harpastum (griech. Harpaston) weit verbreitet. Die aktuelle Forschung ist sich allerdings uneins darüber, ob das Harpastum der Römer als Vorgänger des Fußballs betrachtet werden kann. Die Tatsache, dass es meist in Verbindung mit dem Ringkampf erwähnt wird, lässt den Schluss zu, dass es sich wohl mehr um eine Art Raufballspiel handelte. Während ihrer Eroberungsfeldzüge verbreiteten römische Legionäre das Spiel dann in weiten Teilen Europas, wo es sich in machen Gegenden mit neuen Spielideen verband. Aus diesem Grund wird von manchen Autoren das römische Harpastum als eine Art Urspiel der englischen, französischen, italienischen, und deutschen Ballspiele angesehen, welche sich im Mittelalter herausbildeten.

Auf dem amerikanischen Kontinent stellten neben zahlreichen anderen Ballspielen vor allem die von den Mayas und Azteken betriebenen kultischen Ballspiele, deren Spielflächen bei Ausgrabungen entdeckt wurden, einen kulturgeschichtlichen Höhepunkt dar. Bei dem noch heute vor allem im Norden des Kontinents verbreiteten „Lacrosse“ bewahrte sich indianische Spieltradition in Verbindung mit einem Spiel der französischen Einwanderer. Die indianischen Ureinwohner nannten es „Baggataway“ oder auch „Tewaraathon“ was die Bedeutung "kleiner Bruder des Krieges" hatte und weihten es dem Kriegsgott.

Auf dem europäischen Kontinent reichen die ersten Erwähnungen eines Fußballspiels bis ins Jahr 1147 zurück. Bekannt ist eine Schenkungsurkunde von Fußbällen für das bei Volksfesten beliebte Spiel „houle“ oder „soule“, welches seine Wurzeln in einem germanischen Sonnenkult hatte. Meist handelte es sich um Spiele, welche das gesamte Dorf als Spielfeld nutzten oder zumindest ihre zentralen Spielpunkte an der dörflichen Kirche oder an den Stadttoren hatten. In den darauf folgenden Zeiten wurden jedoch Aufgrund ausufernder Tumulte die Spielflächen auf die umliegenden Felder und Wiesen verlegt und somit entstanden in Europa die ersten eigens für das Fußballspiel ausgewiesenen Spielfelder – d.h. „Fußballplätze“.

Es bildeten sich erste Wesenszüge des modernen Fußballs heraus. Mittelalterliche Quellen berichten etwa vom französischen König Philipp V., welcher „Soule“ im Jahre 1329 verbieten ließ oder von König Ludwig XI, welcher sich 1480 in einem Erlass über die Konstruktion von Bällen an die Hersteller von Bällen in Rouen wendet.[30]

Im 15. Jahrhundert kultivierte sich vor allem in Italien ein Fußballspiel Namens „giuoco del calcio“ oder „Calcio storico“ Es handelte sich bei diesem Spiel um eine Mischung aus Rugby, Fußball, Ring- und Straßenkämpfen. Zunächst waren Ballspiele beim florentinischen Adel weit verbreitet, welcher das Spiel in Florenz auf dem eingezäunten und mit Tribünen bebauten Platz vor der Kirche Santa Croce ausübte. Dieses war geprägt von taktischem Geschick und Gewandtheit und weniger von hartem körperlichen Einsatz. Als Tore dienten an beiden Seiten Zelte. Eine Mannschaft hatte je 27 Spieler, davon 15 Stürmer, 5 Läufer, insgesamt 7 Verteidiger mit unterschiedlichen Aufgaben, von denen einer die Funktion eines Torwarts erfüllte und den Ball in die Hand nehmen durfte. Alle anderen Spieler durften den Ball nur treten oder fausten. Untersagt waren das Spiel mit der flachen Hand oder Werfen und Fangen. Zur Einhaltung dieser Regeln überwachten Schiedsrichter das Spielgeschehen. Schließlich verbreitete sich das Spiel auch unter Bürgern und Studenten.[31]

[...]


[1] Brändle, F./Koller, C.: Goal. Kultur- und Sozialgeschichte des modernen Fußballs, Zürich 2002. S.72

[2] Fischer, Harald: Sport und Geschäft. Professionalisierung im Sport, (Sportsoziologische Arbeiten, Bd.10) Berlin 1986. (1.Auflg.) S.12

[3] Fischer, Harald: Sport und Geschäft. Professionalisierung im Sport, (Sportsoziologische Arbeiten, Bd.10) Berlin 1986. (1.Auflg.) S. 6

[4] Grimm, J./W. Grimm: Deutsches Wörterbuch, Band 7, bearb. v. M. von Lexer, Leipzig 1889, Stichwort „Profession“, Sp. 2160.

[5] Meyers Konversations-Lexikon, 14. Band, 5. gänzlich neubearbeitete Auflage, Leipzig/Wien 1896, S. 256, Stichwort „Profession“.

[6] Zedler; J. H.: Großes vollständiges Universallexikon Aller Wissenschaften und Künste, welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden, Bd. 28, Art. „Profession“, Leipzig u. Halle 1741

[7] Hesse, H. A.: Berufe im Wandel. Ein Beitrag zur Soziologie des Berufs, der Berufspolitik und des Berufsrechts, Stuttgart 1972.

[8] Hesse, H. A.: Berufe im Wandel.

[9] Duden, der Große: Herkunftswörterbuch, Bd.7, Mannheim 1963, Stichwort „Profession“.

[10] Fuchs, W./R. Klima u. a. (Hrsg.): Lexikon zur Soziologie, 2. verbesserte und erweiterte Auflage, Opladen 1978, Stichwort „Profession“.

[11] Hartfiel, G.: Wörterbuch der Soziologie, 2. überarbeitete und ergänzte Auflage, Stuttgart 1976, Stichwort „Profession“ bzw. „Freie Berufe“, S.541 u. 197/198. (zit. nach: Fischer, Harald: Sport und Geschäft. S.7)

[12] Fischer, Harald: Sport und Geschäft. S.11

[13] The Random House Dictionary, New York 1978, Stichworte „profession“, „professional“, „professionalism“, S.174. (zit. nach: Fischer, Harald: Sport und Geschäft. S.12)

[14] Hortleder, G.: Sport in der nachindustriellen Gesellschaft. Eine Einführung in die Sportsoziologie, Frankfurt/M. 1978.

[15] Duden: Fremdwörterbuch. 5., neu bearbeitet und erweiterte Auflage. Bd. 5. Mannheim/Wien/Zürich 1990. Stichwort „Professionalismus“. S.636

[16] Fischer; Harald: Sport und Geschäft. S.13

[17] Heinemann, Klaus.: Einführung in die Soziologie des Sports. ( Reihe „Sport und Sportunterricht“ Bd. 1) Schorndorf 1980, S.42

[18] Rüschemeyer, Dietrich: Professionalisierung: Theoretische Probleme für vergleichende Geschichtsforschung. in: Geschichte und Gesellschaft. Zeitschrift für Historische Sozialwissenschaften. 6 (1980) S. 311- 325.

[19] Brändle, F./Koller, C.: Goal. S.76

[20] Pöttinger, Peter: Wirtschaftliche und soziale Grundlagen der Professionalisierung im Sport. Wiesbaden 1989. S.27

[21] Pöttinger, Peter: Grundlagen der Professionalisierung im Sport. S.27

[22] Wuttke, Peter: Struktur und Wirkung der Kommerzialisierung des Hochleistungssports – Eine Analyse der Fußballbundesliga in systemtheoretischer Perspektive. S.30

[23] Heinemann, Klaus: Sport und Wirtschaft. Probleme einer Ökonomie des Sports, in: Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.): Gesellschaftliche Funktionen des Sports. Beiträge einer Fachtagung (Schriftenreihe der Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 206) Bonn 1984. S. 131-148, hier S. 145.

[24] Wuttke, Peter: Struktur und Wirkung der Kommerzialisierung des Hochleistungssports – Eine Analyse der Fußballbundesliga in systemtheoretischer Perspektive. S.32

[25] Wuttke, Peter: Struktur und Wirkung der Kommerzialisierung des Hochleistungssports. S. 32

[26] Umminger, Walter: Fußball in drei Jahrtausenden. In: Huba, Karl-Heinz (Hrsg.): Fußball Weltgeschichte. München 1992. S.22

[27] Umminger, Walter: Fußball in drei Jahrtausenden. S.23

[28] Umminger, Walter: Fußball Weltgeschichte. S.24

[29] Umminger, Walter: Fußball Weltgeschichte. S.24

[30] Eisenberg, Christiane[Hrsg.]: Fußball, soccer, calcio, ein englischer Sport auf seinem Weg um die WeltMünchen 1997 S. 1-233

[31] Bredekamp, Horst: Florentiner Fußball: Die Renaissance der Spiele, Calcio als Fest der Medici, Frankfurt 1993. S.37

Ende der Leseprobe aus 82 Seiten

Details

Titel
Die Professionalisierung im deutschen Fußballsport - Von den Anfängen bis in die 1970er Jahre
Hochschule
Universität Duisburg-Essen
Note
2,0
Autor
Jahr
2006
Seiten
82
Katalognummer
V61371
ISBN (eBook)
9783638548427
ISBN (Buch)
9783638753029
Dateigröße
784 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Professionalisierung im deutschen Fußballsport. Von den Anfängen bis in die 1970´er Jahre. Die heute in der Öffentlichkeit als selbstverständlich wahrgenommne Verbindung zwischen Fußball und Wirtschaft beruht auf einer über ein Jahrhundert andauernden Entwicklung der Professionalisierung und Kommerzialisierung im Fußball. Die Entwicklung dieser Verbindung war gekennzeichnet durch gegenseitige Einflussnahme, aber auch durch Ablehnung dieser Verbindung durch Vertreter des Fußballs.
Schlagworte
Professionalisierung, Fußballsport, Anfängen, Jahre
Arbeit zitieren
M.A. Markus Skuballa (Autor:in), 2006, Die Professionalisierung im deutschen Fußballsport - Von den Anfängen bis in die 1970er Jahre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61371

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