[...] Rüstungskontrollgespräche und Raketenstationierungen auf europäischem Bodendies waren die Hauptbestimmungen des NATO-Doppelbeschlusses, der am 12. Dezember 1979 von den Außen- und Verteidigungsministern der NATO verabschiedet wurde. Ein paradoxer Beschluss? Wohl kaum eine außen- und sicherheitspolitische Entscheidung hatte seit Gründung der Bundesrepublik solch starke Auswirkungen auf die öffentliche Diskussion in allen politischen und gesellschaftlichen Lagern, wie diejenige, deren Anfänge im Jahre 1977 zu suchen sind. Am 28. Oktober eben jenes Jahres hielt Helmut Schmidt im Londoner Institut für strategische Studien (IISS) einen Vortrag, in dem er sich mit den politischen und wirtschaftlichen Problemen der westlichen Sicherheit befasste. Dabei legte er besonderes Augenmerk auf die Disparitäten nukleartaktischer Waffen zwischen Ost und West. Anlass zur Sorge gab ihm das sowjetische Rüstungsgebaren. Die Sowjetunion begann Mitte der siebziger Jahre, ihre auf Westeuropa gerichteten Mittelstreckenraketen durch modernere des Typs SS-20 zu ersetzen. Die bis ins Jahr 1977 mündenden Rüstungskontrollbestimmungen der SALT I-Gespräche 3 und die daran anknüpfenden SALT II-Folgeverhandlungen sahen keine Einbeziehung der Mittelstreckenwaffen vor, welche im Ernstfall Europa hätten bedrohen können. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Quellenlage und Forschungsstand
- Der NATO-Doppelbeschluss politisch - Rahmenbedingungen und Bestimmungen
- Der NATO-Doppelbeschluss in der Öffentlichkeit und die Konstruktion des Ost-West-Gegensatzes
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den NATO-Doppelbeschluss von 1979 und seine Auswirkungen auf die Ost-West-Beziehungen, die Innenpolitik der Bundesrepublik Deutschland und die öffentliche Meinung. Ziel ist es, die kontroversen Positionen zu diesem Beschluss zu beleuchten und dessen Einfluss auf die Entspannungspolitik und den Kalten Krieg zu analysieren.
- Der politische Kontext des NATO-Doppelbeschlusses
- Die öffentliche Debatte und die Konstruktion des Ost-West-Gegensatzes
- Die innenpolitischen Auswirkungen des Beschlusses in der Bundesrepublik Deutschland
- Der Einfluss des Beschlusses auf die Entspannungspolitik
- Bewertung des NATO-Doppelbeschlusses als "historische Chance" oder "Nachrüstungsbeschluss"
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema des NATO-Doppelbeschlusses ein, der am 12. Dezember 1979 von den Außen- und Verteidigungsministern der NATO verabschiedet wurde. Sie skizziert die zentralen Bestimmungen des Beschlusses, nämlich die Modernisierung des LRTNF-Potentials der NATO durch die Stationierung amerikanischer Mittelstreckenraketen in Europa und das gleichzeitige Angebot von Verhandlungen über die Begrenzung eurostrategischer Waffen an die Sowjetunion. Die Einleitung betont die weitreichenden Auswirkungen dieser Entscheidung auf die öffentliche Diskussion in der Bundesrepublik Deutschland und umreißt die Forschungsfrage der Arbeit: War der Doppelbeschluss eine historische Chance zur Annäherung oder ein Nachrüstungsbeschluss, der den Ost-West-Konflikt verschärfte?
Quellenlage und Forschungsstand: Dieses Kapitel beschreibt die Quellenlage für die Untersuchung des NATO-Doppelbeschlusses. Es wird darauf hingewiesen, dass sowohl der Beschluss selbst als auch parlamentarische Debatten, Presseartikel aus verschiedenen deutschsprachigen Zeitungen (u.a. Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt und Neues Deutschland) sowie eine Vielzahl von Monographien aus den 1970er und 1980er Jahren als Quellen dienen. Die Kapitel beschreibt den Zugang zu Materialien und die Selektion der Quellen für die vorliegende Arbeit.
Der NATO-Doppelbeschluss politisch - Rahmenbedingungen und Bestimmungen: Dieses Kapitel analysiert die politischen Rahmenbedingungen und Bestimmungen des NATO-Doppelbeschlusses. Es beleuchtet die Rede Helmut Schmidts im Londoner Institut für strategische Studien (IISS) von 1977 als Auslöser der Debatte, die auf die sowjetische Aufrüstung mit SS-20 Raketen reagierte. Die Kapitel beschreibt die Bemühungen um Rüstungskontrolle im Kontext der SALT-Verhandlungen und die Entscheidung der NATO zur Modernisierung ihrer Mittelstreckenraketen als Reaktion auf die sowjetische militärische Überlegenheit. Der Beschluss selbst, die Stationierung von 572 US-Raketen in Westeuropa, wird im Detail erläutert, ebenso wie das gleichzeitige Angebot von Verhandlungen an die Sowjetunion.
Der NATO-Doppelbeschluss in der Öffentlichkeit und die Konstruktion des Ost-West-Gegensatzes: Dieses Kapitel untersucht die öffentliche Rezeption des NATO-Doppelbeschlusses in der Bundesrepublik Deutschland. Es wird die Kontroverse um den Beschluss beleuchtet, die zwischen Befürwortern, die den Beschluss als historische Chance zur Annäherung sahen, und Gegnern, die ihn als Nachrüstungsbeschluss und Verschärfung des Ost-West-Konflikts kritisierten, stattfand. Das Kapitel analysiert, wie der Beschluss die öffentliche Meinung polarisierte und den Ost-West-Gegensatz in der öffentlichen Wahrnehmung konstruierte. Es betrachtet die verschiedenen Positionen in der gesellschaftlichen Debatte und deren Auswirkungen auf den politischen Diskurs.
Schlüsselwörter
NATO-Doppelbeschluss, Ost-West-Konflikt, Rüstungskontrolle, SALT-Verhandlungen, Mittelstreckenraketen, Entspannungspolitik, Kalter Krieg, öffentliche Meinung, Innenpolitik Bundesrepublik Deutschland, Helmut Schmidt, SS-20.
Häufig gestellte Fragen zum NATO-Doppelbeschluss
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert den NATO-Doppelbeschluss von 1979 und seine Auswirkungen auf die Ost-West-Beziehungen, die Innenpolitik der Bundesrepublik Deutschland und die öffentliche Meinung. Sie untersucht die kontroversen Positionen zu diesem Beschluss und dessen Einfluss auf die Entspannungspolitik und den Kalten Krieg.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet eine Einleitung, ein Kapitel zur Quellenlage und zum Forschungsstand, ein Kapitel zum politischen Kontext und den Bestimmungen des NATO-Doppelbeschlusses, ein Kapitel zur öffentlichen Rezeption und Konstruktion des Ost-West-Gegensatzes und abschließend ein Resümee.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die verschiedenen Positionen zum NATO-Doppelbeschluss zu beleuchten und dessen Einfluss auf die Entspannungspolitik und den Kalten Krieg zu analysieren. Es soll untersucht werden, ob der Beschluss eine historische Chance zur Annäherung oder ein Nachrüstungsbeschluss war, der den Konflikt verschärfte.
Welche Quellen wurden verwendet?
Die Arbeit stützt sich auf den NATO-Doppelbeschluss selbst, parlamentarische Debatten, Presseartikel aus verschiedenen deutschsprachigen Zeitungen (z.B. Die Zeit, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Die Welt und Neues Deutschland) sowie Monographien aus den 1970er und 1980er Jahren.
Was sind die zentralen Themen der Arbeit?
Die Arbeit behandelt den politischen Kontext des NATO-Doppelbeschlusses, die öffentliche Debatte und die Konstruktion des Ost-West-Gegensatzes, die innenpolitischen Auswirkungen in der Bundesrepublik Deutschland, den Einfluss auf die Entspannungspolitik und die Bewertung des Beschlusses als "historische Chance" oder "Nachrüstungsbeschluss".
Wie wird der NATO-Doppelbeschluss im Detail beschrieben?
Die Arbeit beschreibt den Beschluss, die Stationierung von 572 US-Raketen in Westeuropa, im Detail. Sie beleuchtet die Rolle von Helmut Schmidts Rede im IISS 1977 als Auslöser der Debatte und die Bemühungen um Rüstungskontrolle im Kontext der SALT-Verhandlungen.
Wie wurde der NATO-Doppelbeschluss öffentlich aufgenommen?
Die Arbeit analysiert die kontroverse öffentliche Rezeption des Beschlusses in der Bundesrepublik Deutschland. Sie beleuchtet die unterschiedlichen Positionen von Befürwortern und Gegnern und deren Auswirkungen auf den politischen Diskurs und die Konstruktion des Ost-West-Gegensatzes in der öffentlichen Wahrnehmung.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: NATO-Doppelbeschluss, Ost-West-Konflikt, Rüstungskontrolle, SALT-Verhandlungen, Mittelstreckenraketen, Entspannungspolitik, Kalter Krieg, öffentliche Meinung, Innenpolitik Bundesrepublik Deutschland, Helmut Schmidt, SS-20.
- Arbeit zitieren
- Lucia Halder (Autor:in), 2005, Der NATO-Doppelbeschluss - Historische Chance oder Ende der Entspannung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61420