Der Prozess des Schreibens ist so unterschiedlich wie die Urheber literarischer Texte selbst. Dennoch finden sich Gemeinsamkeiten, die in der jeweiligen Epoche typisch für die Arbeit eines freien Schriftstellers sind. Vor rund 200 Jahren etwa, als sich der Beruf des Dichters vom Hofangestellten zum „freien“ Honorarschriftsteller wandelte, war ein willkürliches Brainstorming durchaus üblich.
Jean Paul Friedrich Richter etwa, der als einer der Vorreiter dieser neuen Zunft angesehen werden kann, ein Schriftsteller also, der für einen Auftraggeber, einen Verleger, gegen Honorar arbeitete, betätigte sich dieser Methode. Entkoppelt von höfischen Zwängen aber dafür von den Erwartungen des Publikums und seines Geldgebers abhängig, begann Jean Paul die Schriftstellerei zum Broterwerb zu betreiben, jedoch nicht bewusst, sondern aus der Not heraus.
Jean Pauls Intention, Schreiben zum Lebenszweck zu erheben, entstand für ihn, der in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war und auch während seines Studiums um sein täglich Brot bangen musste, aus einer finanziellen Zwangslage heraus. Daher wählt er selbst für sich das Bild eines „metaphorischen Schreibknechtes“ für den das Dichten eine körperliche, eine handwerkliche Tätigkeit ist. Im Hesperus gibt er uns Lesern bewusst einen Einblick in den Schreibprozess um so der mythischen Überhöhung des Dichterberufes entgegen zu wirken. „Vielleicht heb´ ich durch das Geschenk dieses Entwurfs auch den Vorhang auf, der noch immer an meiner literarischen Arbeiterloge herunterhängt“, schreibt er in der Vorrede zur zweiten Auflage.
Inhaltsverzeichnis
- Schreibweisen
- Jean Paul
- Gotthold Ephraim Lessing
- Friedrich Schiller
- Franz Kafka
- Charles Baudelaire
- Peter Handke
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text befasst sich mit den Schreibweisen verschiedener Autoren und stellt deren individuelle Arbeitsmethoden sowie die Entstehungsprozesse ihrer literarischen Werke dar. Der Autor analysiert dabei die Spannungen zwischen Inspiration und Fleiß, Intuition und Handwerk, sowie zwischen dem persönlichen Empfinden und der gesellschaftlichen Rezeption der Literatur.
- Schreibweisen und Arbeitsmethoden verschiedener Autoren
- Die Rolle von Inspiration und Handwerk im Schreibprozess
- Der Einfluss von Emotionen und persönlichen Erfahrungen auf die literarische Produktion
- Die Entwicklung des Schreibens von der klassischen Literatur zur modernen Prosa
- Die Bedeutung der Sprache als Medium für die Verarbeitung von Traumata
Zusammenfassung der Kapitel
Schreibweisen
Der Text beginnt mit einer allgemeinen Betrachtung des Schreibprozesses und zeigt die Diversität der Herangehensweisen von Schriftstellern. Es wird deutlich, dass die Arbeit eines Autors nicht nur durch sein Talent, sondern auch durch die Epoche, die gesellschaftlichen Erwartungen und die persönlichen Umstände beeinflusst wird.
Jean Paul
Der Text beleuchtet die Arbeitsweise von Jean Paul, der sich als "metaphorischer Schreibknecht" sah und das Schreiben als körperliche, handwerkliche Tätigkeit betrachtete. Jean Pauls chaotische Schreibweise, die er selbst als "Rausch" beschrieb, stand in starkem Kontrast zur romantischen Vorstellung des feingeistigen Dichters.
Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich Schiller
Der Text zeigt, dass auch Lessing und Schiller eine ähnliche Schreibweise pflegten, bei der das Bewusstsein die Ideen nicht zu stark kontrollierte und somit Raum für kreative Auswüchse blieb.
Franz Kafka
Der Text schildert Kafkas Schreibprozess als eine Mischung aus Anstrengung und Freude. Ihm schienen seine Figuren und Geschichten ein Eigenleben zu führen und beeinflussten ihn emotional so stark, dass er sogar über ihre Schicksale weinen konnte.
Charles Baudelaire
Baudelaire, im Gegensatz zu Kafka, plädierte für ein sorgfältiges und durchdachtes Schreiben. Er warnte vor dem Missbrauch von "Zeit und Begabung" durch übermäßiges Schreiben und Streichen.
Peter Handke
Der Text betrachtet Handkes Schreibweise als eine Mischung aus Kafkas spontaner Inspiration und Baudelaires bewusstem Handwerk. Er sieht das Schreiben als eine Möglichkeit, traumatisches Erleben zu verarbeiten, wie beispielsweise im Fall seines Romans "Wunschloses Unglück".
Schlüsselwörter
Der Text beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Schreibweisen, Arbeitsmethoden, Kreativität, Talent, Handwerk, Inspiration, Intuition, emotionale Erfahrungen, Literatur, Prosa, Trauma, Schreibprozess, und gesellschaftliche Rezeption.
- Arbeit zitieren
- Christian Hutter (Autor:in), 2005, Schreibweisen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61450