Aegidius Romanus: De regimine principum


Seminararbeit, 2001

17 Seiten, Note: Sehr gut (1,0)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

1. Einleitung

2. Biographische Angaben zur Person: Aegidius Romanus

3. Aristoteles und das 13. Jahrhundert

4. Der mittelalterliche Fürstenspiegel

5. Der Fürstenspiegel De regimine principum von Aegidius Romanus (1277-79)
5.1 Beurteilung und Absicht
5.2 Äußere und innere Struktur
5.3 Pflichten und Stellung eines „guten Herrschers“ gemäß Aegidius Romanus

6. Schlußbetrachtung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Die vorliegende Arbeit verfolgt die Absicht, das Leben und die Person des Aegidius Romanus vorzustellen, um dann in einem zweiten Teil auf den von ihm verfaßten Fürstenspiegel De regimine principum näher eingehen zu können. Dazu scheint es sinnvoll, wenigstens kurz die äußeren wissenschaftlichen Bedingungen dieser Zeit aufzuzeigen. Eingeschoben worden ist eine knappe theoretische Charakterisierung der allgemeinen Merkmale eines mittelalterlichen Fürstenspiegels.

Eine solche Darstellung ist - zumal in diesem Umfang - notwendig begrenzt, da eine wissenschaftliche Behandlung dieser Thematik eine Fülle an Literatur berück- sichtigen müßte und eine Reichhaltigkeit an Problemstellungen impliziert.

Es erschien dem Verfasser daher nicht sinnvoll und war ihm aufgrund der schwierigen Quellenlage darüber hinaus auch nicht selbständig möglich[1], den inhaltlichen Schwerpunkt einseitig auf eine detaillierte Analyse von De regimine principum zu legen. Für das erste Verständnis und die richtige Einordnung ist es vielmehr ratsam, ebenso grobe Zusammenhänge des geistesgeschichtlichen Hintergrunds zu berücksichtigen.

Dem Verfasser das Werk des Aegidius Romanus in einer Neuausgabe von 1967 vor[2].

2. Biographische Angaben zur Person: Aegidius Romanus

Schon das Geburtsdatum des Aegidius Romanus scheint umstritten. Folgt man den diesbezüglichen Angaben in der behandelten Fachliteratur, wurde Aegidius zwischen 1243 und 1247 in Rom geboren[3]. Auch hinsichtlich seiner Zugehörigkeit zur mächtigen römischen Adelsfamilie der Colonna, der gerade in den letzten Jahren vor der Jahrhundertwende wieder eine bedeutende Stellung zukommen sollte[4], stritten sich schon seine Zeitgenossen. Auch der modernen Forschung scheint die Quellen- lage kein eindeutiges Urteil zu erlauben[5].

In „jugendlichem Alter“ trat Aegidius in den erst wenige Jahre zuvor gegründeten Bettelorden der Augustinereremiten ein[6]. Dabei handelt es sich um eine durch Papst Alexander IV. 1256 vollzogene Vereinigung mehrerer Eremitenverbrüderungen, die nach der sogenannten Augustinusregel lebte und nicht der „stabilitas loci“, d.h. der lebenslangen Bindung an ein bestimmtes Kloster unterworfen war. Nach Beendigung seines Noviziats wurde Aegidius 1260 zusammen mit anderen Brüdern von seinem Ordensgeneral nach Paris gesandt, wo der Orden seit ca. 1259 ein eigenes Kollegium besaß[7]. An der dortigen Universität, sie stellte im 13. Jahrhundert eines der bedeutendsten Bildungszentren Europas dar[8], gehörte er in den Jahren zwischen 1269 und 1272 dem engeren Schülerkreis des Dominikanermönches Thomas von Aquin an. Inwiefern er der „wohl bedeutendste Thomas-Schüler“[9] oder auch „einer der eifrigsten Schüler des Thomas von Aquino“[10] wurde, kann an dieser Stelle nicht erörtert werden. Wegen seines Eintretens für die aristotelischen Schriften[11], entgegen deren Verurteilung und Verbot seitens der Pariser Universität, mußte Aegidius 1277 Paris verlassen. Er hielt sich ab 1279 überwiegend in Italien auf, wo er mit Ordens- angelegenheiten beschäftigt war. 1285 kehrte er, wohl noch als Bakkalaureus[12], nach Paris zurück, wo er auch gleich „die allgemeinere Aufmerksamkeit der Gelehrten“[13] auf sich zog. Höchstwahrscheinlich verteidigte er im Rahmen der seit den 70er Jahren sich verschärfenden Lehrstreitigkeiten zwischen Oxforder Franziskanern und thomistischen Dominikanern „gewisse thomistische Sätze“[14] gegen die Opposition an der Universität. Der damalige Bischof von Paris, Etienne Tempier, hatte ihn darauf- hin vergeblich zum Widerruf seiner Behauptungen aufgefordert. Aegidius wandte sich nunmehr nach Rom und bat den damaligen Papst Honorius IV. um eine Ent- scheidung. Dieser ordnete eine Untersuchung der Lehren durch die Magister der theologischen Fakultät an. Unabhängig von dem daraus folgenden Urteil galt er schon damals als einer der „hervorragendsten Theologen in Paris“[15]. Seine Lehre wurde 1287 auf der Tagung des Generalkapitels in Florenz zur Ordensdoktrin er- hoben. Es wurde daraufhin die Einführung seiner Schriften an allen Schulen des Ordens angeordnet, und sein Ehrenname wurde „doctor fundatissimus“.

„Damit war Aegidius zur höchsten wissenschaftlichen Autorität seines Ordens erklärt und nahm innerhalb desselben eine ähnliche Stellung ein, wie Thomas bei den Dominikanern.“[16]

[...]


[1] Es liegt bis heute keine neuere vollständige Übersetzung von De regimine principum ins Deutsche, Englische oder Französische vor.

[2] Aegidius Romanus: De regimine principum, ed. Hieronymus Samaritanius, Rom: Bartholomaeus Zanettus 1607, Neuausg. Aalen 1967.

[3] Nach Adolar Zumkeller: Art. „Ae. Romanus“, in: LMA 1 (1980), Sp.178 wurde Aegidius „um 1243“ geboren. Cary J. Nederman/Kate Langdon Forhan (Hrsg.): Medieval Political Theory - A Reader. The quest for the body politic, 1100-1400, London/New York 1993, S. 149 und Richard Scholz: Die Publizistik zur Zeit Phillips des Schönen und Bonifaz’ VIII. Ein Beitrag zur Geschichte der politischen Anschauungen des Mittelalters (Kirchenrechtliche Abhandlungen, Heft 6-8), Stuttgart 1903, S. 33 datieren seine Geburt in das Jahr 1247. Für den Zeitraum zwischen 1243 und 1247 sprechen sich Tilman Struve: Die Entwicklung der organologischen Staatsauffassung im Mittelalter (Monographien zur Geschichte des Mittelalters, Bd. 16), Stuttgart 1978, S. 178 und Gerd Brinkhus: Art. „Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus“ u.a., in: Verfasserlexikon. Die deutsche Literatur des Mittelalters, hrsg. v. Kurt Ruh u.a., Bd. 2, Berlin/New-York 1980, Sp. 1023 sowie Francesco Del Punta u.a.: Art. „Egidio Romano“, in: Dizionario biografico degli italiani, hrsg. v. Istituto della Enciclopedia Italiana, Bd. 42, Rom 1993, S. 319 aus.

C. Nederman, Medieval Political Theory, S. 149 nennt als Geburtsort Columna ohne einen Beleg dafür anzubieten.

[4] R. Scholz, Publizistik, S. 6 zufolge war der Abfall der beiden Kardinäle Jakob und Petrus Colonna 1297 von Bonifaz VIII. und deren versuchter Anschluß an Frankreich von entscheidender Bedeutung dafür, daß sich damals „im Kardinalskolleg eine Art Komplott gegen Bonifaz“ entwickelte.

[5] Nach A. Zumkeller, Art. „Ae. Romanus“, Sp. 178 wird Aegidius „fälschlicherweise“ der Familie der Colonna zugeordnet. Vorsichtiger argumentieren G. Brinkhus, Art. „Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus“, Sp. 1023 und R. Scholz, Publizistik, S. 32f., die seine Zugehörigkeit als umstritten betrachten. Für Belege in den Quellen vgl. R. Scholz, ebd., Anm. 2.

[6] Es handelt sich dabei um das Kloster S. Maria del popolo in Rom; vgl. dazu und für das hier verwendete Zitat: Ebd., S. 33.

[7] Vgl. ebd., Anm. 5.

[8] Dazu kann hier zur Orientierung nur kurz angemerkt werden, daß sich ungefähr seit der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts eine neue Methode wissenschaftlicher Erörterung entwickelte, die ihre höchste Entfaltung im 13. Jahrhundert erreichte und eine gewisse Vollendung bei Thomas von Aquin fand. Praktiziert wurde diese, in gewisser Hinsicht dialektische Methode vornehmlich an den Universitäten, die sich ja ebenfalls erst im 13. Jahrhundert voll entwickelten. Dort entstanden die großen Sentenzenwerke, Summen und Quästionen der „scholastischen“ Philosophie. Die Universitäten wurden damit zu neuen Machtzentren des öffentlichen Lebens, zu Autoritäten, auf deren Erkenntnisse und Gutachten sich sowohl weltliche als auch geistliche Fürsten beriefen und die sie gegebenenfalls wohl auch fürchteten.

[9] T. Struve, Organologische Staatsauffassung, S. 178.

[10] R. Scholz, Publizistik, S. 33. Daß Aegidius Romanus Schüler des Thomas von Aquin war, steht außer Frage. Unklar scheint jedoch, wie lange und wo er dem Schülerkreis des Aquinaten angehörte. Scholz, ebd., Anm. 6 erwähnt, daß Aegidius den Aufzeichnungen von Thomas’ Biographen zufolge 13 Jahre lang bis zum Tode des Thomas, also 1274, sein „eifrigster Schüler“ gewesen sei. Das hieße also seit 1261. Da Thomas aber 1261 Paris verließ und erst 1269-1272 dahin zurückkehrte (Quellenbelege vgl. ebd.) kann Aegidius ihn in der Zwischenzeit nur in Italien zum Lehrer gehabt haben, wofür mir jedoch keine Belege bekannt sind.

[11] Vgl. A. Zumkeller, Art. „Ae. Romanus“, Sp. 178.

[12] G. Brinkhus, Art. „Fürstenspiegel nach Aegidius Romanus“, Sp. 1023 ist der Auffassung, daß Aegidius Romanus 1285 schon als Magister an die Universität zurückkehrte. Jedoch ist dem Urteil R. Scholz’, wonach Aegidius 1285 noch Bakkalaureus war, der Vorzug zu geben, da er seine Behauptung mit Stellen in den Chartularia der Pariser Universität belegt. Demnach erscheint Aegidius dort erst im Mai 1287 mit dem höchsten universitären Grad ausgestattet. Vgl. dazu R. Scholz, Publizistik, S. 33, Anm. 8. R. Scholz, ebd., S. 36 und C. Nederman, Medieval Political Theory, S. 149 zufolge war er der erste theologische Magister seines Ordens an der Pariser Universität.

[13] Ebd., S. 34.

[14] Ebd. Daß es sich um thomistische Lehrstreitigkeiten handelte, scheint gesichert. Worum es sich dabei inhaltlich im einzelnen handelte, „sind wir nicht genauer unterrichtet“. Vgl. ebd., S. 34f., Anm. 9.

[15] Ebd., S. 36.

[16] Ebd.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Aegidius Romanus: De regimine principum
Hochschule
Universität zu Köln  (Historisches Seminar)
Veranstaltung
Einführungsseminar: 'Herrschaftsformen des Mittelalters'
Note
Sehr gut (1,0)
Autor
Jahr
2001
Seiten
17
Katalognummer
V61512
ISBN (eBook)
9783638549516
ISBN (Buch)
9783656788447
Dateigröße
512 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Aegidius, Romanus, Einführungsseminar, Mittelalters“
Arbeit zitieren
Oliver Laschet (Autor:in), 2001, Aegidius Romanus: De regimine principum, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61512

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