Ich habe das Tagelied Heinrich von Morungens zu meinem Seminararbeitsthema gemacht, da mich das Thema einer verbotenen Liebe ebenso berührt, wie interessiert. Die höfische Liebeslyrik entstand aus dem Bedürfnis heraus, über Geschehnisse und Ereignisse zu berichten, die die Dichter und den Hof gleichermaßen berührten, und interessierten umso mehr, wenn das Lied einen heiklen und verbotenen Stoff zum Thema hatte. Das Tagelied war "in der steten Spannung begründet, die der hohe Minnesang mit seiner Spiritualisierung der Liebe herbeigeführt hatte."1
Das Tagelied befindet sich mit den Themen der heimlichen Liebe und der Gefahr für Leben und Ansehen innerhalb der Ideologie der Hohen Minne, propagiert aber gleichzeitig deren Überlistung und Hintergehung: es nimmt damit Stellung gegen die Forderungen der Askese und des Triebverzichts, ohne aber die Normen der Gesellschaft, die ganz unvermeidlicherweise auf solche Forderungen aufbaut, in Frage zu stellen und zu gefährden.
Der Begriff der "höfischen Liebe" geht auf den französischen Romanisten Gaston Paris, der 1883 in einem Aufsatz über "Lancelot" von Chrétien de Troyes folgende Merkmale der höfischen Liebe herausgestellt hat. Laut G. Paris sei die höfische Liebe ungesetzlich, illégitime, und deshalb auf Geheimhaltung angewiesen. Da sie, die körperliche Hingabe einschließt, machen sich die beiden Liebenden des Gesetzesbruches schuldig. Die Höfische Liebe verwirkliche sich in der Unterordnung des Mannes, der sich als Diener seiner Dame betrachte und die Wünsche seiner Herrin zu erfüllen suche. Sie fordere von dem Mann das Bemühen, besser und vollkommener zu werden, um dadurch seiner Dame würdiger zu sein. Höfische Liebe sei "eine Kunst eine Wissenschaft, eine Tugend" (un art, un science, une vertu), die eigenen Gesetzen folge, die die beiden Liebenden beherrschen müssen.2
Ich möchte mit der Interpretation des Tagelieds von Heinrich von Morungen einen Einblick in die Situation zweier Liebenden geben, die durch Konventionen der höfischen Gesellschaft, zur Geheimhaltung ihrer Liebe gezwungen waren und durch Informationen über Autor, Gattung und Werk einen historischen Bezug zur Zeit der hohen Minne herstellen.
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Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- 1 Heinrich von Morungen
- 2 Gattung des Tageliedes
- 3 Form und Motivik des Tageliedes H. v. Morungens
- 3.1 Form
- 3.2 Motivik
- 3.3 Perspektive
- 4 Interpretation
- 4.1 Strophe 1
- 4.2 Strophe 2
- 4.3 Strophe 3
- 4.4 Strophe 4
- 5 Fazit
- 6 LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit analysiert das Tagelied Heinrich von Morungens und beleuchtet die Thematik der verbotenen Liebe im Kontext der höfischen Gesellschaft des Mittelalters. Sie untersucht die Form, Motivik und Perspektive des Gedichts und bietet eine Interpretation der einzelnen Strophen.
- Die höfische Liebeslyrik und ihre Entstehung im Kontext von gesellschaftlichen Konventionen und Bedürfnissen
- Das Tagelied als Genre der Minnelyrik und seine Merkmale
- Die Darstellung der verbotenen Liebe im Tagelied Heinrich von Morungens
- Die Interpretation der einzelnen Strophen und ihre Bezüge zur höfischen Gesellschaft
- Die historische Einordnung von Heinrich von Morungen und seiner Werke in die Epoche der Hohen Minne
Zusammenfassung der Kapitel
- EINLEITUNG: Die Einleitung führt in das Thema der verbotenen Liebe in der höfischen Liebeslyrik ein. Sie erklärt die Entstehung des Tagelieds als Genre und die Bedeutung der "höfischen Liebe" im Kontext der Zeit.
- 1 Heinrich von Morungen: Dieses Kapitel beleuchtet die Lebensgeschichte und das Werk von Heinrich von Morungen, dem Autor des analysierten Tagelieds. Es thematisiert seine Positionierung im höfischen Kontext und seine stilistischen Eigenheiten.
- 2 Gattung des Tageliedes: Dieses Kapitel beschreibt die Merkmale und Entstehungsgeschichte des Tagelieds als Genre. Es vergleicht das Tagelied mit anderen Formen der Minnelyrik und stellt seine Besonderheiten heraus.
- 3 Form und Motivik des Tageliedes H. v. Morungens: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die Form des Tagelieds von Heinrich von Morungen und dessen Motivik. Es analysiert die Strophenstruktur, den Reim und die Verwendung bestimmter Motive, die im Zusammenhang mit der verbotenen Liebe stehen.
Schlüsselwörter
Höfische Liebe, Tagelied, Heinrich von Morungen, Minnelyrik, Verbotene Liebe, Konventionen, Provenzalische Lyrik, Hohen Minne, Interpretation, Strophenstruktur, Motivik, historische Einordnung.
- Citation du texte
- Virginia Hocks (Auteur), 2002, Das Tagelied Heinrich von Morungens, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6180