Die Erwartungsnutzentheorie diente lange Zeit als Standardmodell der Entscheidungstheorie in den Wirtschaftswissenschaften. Mit dieser Theorie lassen sich jedoch viele empirisch festgestellte Anomalien des Entscheidungsverhaltens nicht erklären. Neuere deskriptive Entscheidungstheorien, deren wichtigster Beitrag die Prospect Theory (Kahneman; Tversky, 1979) darstellt, liefern Erklärungsansätze für inkonsistentes Entscheidungsverhalten. Zahlreiche Forschungsergebnisse zeigen, dass nicht Vermögensendpositionen für Entscheidungen von Bedeutung sind, sondern relative Abweichungen von Referenzpunkten in Form von Gewinnen und Verlusten. Die Wissenschaft gelangt immer mehr zu der Erkenntnis, dass sich das Denken in Gewinnen und Verlusten als ein grundlegendes Prinzip des Entscheidungsverhaltens erweist.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es zunächst einen Überblick über grundlegende Forschungsergebnisse zur Referenzpunktabhängigkeit von Entscheidungen zu verschaffen sowie die aktuelle Forschungsarbeit auf diesem Gebiet und deren Schwerpunkte aufzuzeigen. Des Weiteren wird dargelegt, dass Referenzpunkte in den unterschiedlichsten Zusammenhängen eine bedeutende Rolle spielen. Mehrere wissenschaftliche Disziplinen befassen sich mit Referenzpunkten und deren Einfluss auf das Entscheidungsverhalten. Die Bedeutung von Referenzpunktabhängigkeit zeigt sich beispielsweise in der Biologie, der Soziologie und der Psychologie. Die Neurowissenschaften versuchen in jüngster Zeit Referenzpunktabhängigkeit physisch abzubilden. Referenzpunktabhängigkeit lässt sich zudem für die Unternehmenspraxis nutzen. Im Marketing können die Erkenntnisse aus der Referenzpunktabhängigkeit im Rahmen der Preisgestaltung und Produktwerbung angewendet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen
- Prospect Theory
- Das Grundmodell
- Verlustaversion
- Framing
- Mental Accounting
- Arten von Referenzpunkten
- Referenzpunktabhängigkeit in anderen Zusammenhängen
- Biologie (Animal Model)
- Soziologie
- Bezugsgruppen
- Beurteilung sozialen Fortschritts
- Psychologie
- Referenzpunkte und die „Framing“-Wahl des Sprechers
- Intertemporale Entscheidungen
- Anwendung
- Referenzpreise
- Vergleichende Werbung
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit gibt einen Überblick über die Referenzpunktabhängigkeit von Entscheidungen. Sie beleuchtet die Prospect Theory und deren zentrale Aspekte wie Verlustaversion und Framing. Zusätzlich untersucht sie die Bedeutung von Referenzpunkten in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und deren Anwendung in der Unternehmenspraxis, insbesondere im Marketing.
- Die Prospect Theory als Grundlage des Entscheidungsverhaltens
- Der Einfluss von Verlustaversion auf Entscheidungen
- Die Rolle von Referenzpunkten in Biologie, Soziologie und Psychologie
- Anwendung der Referenzpunktabhängigkeit im Marketing (Preisgestaltung, Werbung)
- Aktuelle und zukünftige Forschungsarbeiten zum Thema
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der Referenzpunktabhängigkeit von Entscheidungen ein und hebt die Grenzen der Erwartungsnutzentheorie hervor. Sie begründet die Notwendigkeit neuer deskriptiver Entscheidungstheorien und stellt die Prospect Theory als zentralen Ansatz vor. Die Arbeit skizziert ihre Zielsetzung, die darin besteht, einen Überblick über die Forschungsergebnisse zur Referenzpunktabhängigkeit zu geben, deren Bedeutung in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen aufzuzeigen und die Anwendung in der Unternehmenspraxis darzulegen. Die Struktur der Arbeit wird erläutert.
Theoretische Grundlagen: Dieses Kapitel behandelt die theoretischen Grundlagen der Referenzpunktabhängigkeit, mit dem Schwerpunkt auf der Prospect Theory von Kahneman und Tversky. Es werden zentrale Konzepte wie Verlustaversion und Framing detailliert erklärt und ihre Bedeutung für das Verständnis inkonsistenten Entscheidungsverhaltens herausgestellt. Zusätzlich wird das Konzept des Mental Accounting nach Thaler erläutert und die verschiedenen Arten von Referenzpunkten diskutiert. Der Fokus liegt auf der Erklärung, wie diese Konzepte das Entscheidungsverhalten beeinflussen und warum Abweichungen von Referenzpunkten für Entscheidungen relevanter sind als absolute Vermögenswerte.
Referenzpunktabhängigkeit in anderen Zusammenhängen: Dieses Kapitel erweitert den Blickwinkel auf die Referenzpunktabhängigkeit, indem es deren Relevanz in Biologie, Soziologie und Psychologie beleuchtet. Es werden Beispiele aus der Biologie (Animal Model), der Soziologie (Bezugsgruppen, Beurteilung sozialen Fortschritts) und der Psychologie (Framing-Effekte, intertemporale Entscheidungen) vorgestellt, um die universelle Bedeutung von Referenzpunkten für das Entscheidungsverhalten in verschiedenen Kontexten zu demonstrieren. Der Abschnitt veranschaulicht, wie die Konzepte der Referenzpunktabhängigkeit über die Wirtschaftswissenschaften hinausreichen und in anderen Disziplinen Anwendung finden.
Anwendung: Dieses Kapitel zeigt den praktischen Nutzen der Erkenntnisse über Referenzpunktabhängigkeit im Marketing. Es verdeutlicht exemplarisch die Anwendung im Bereich der Preisgestaltung (Referenzpreise) und der vergleichenden Werbung. Es wird erläutert, wie Unternehmen diese Erkenntnisse nutzen können, um das Konsumentenverhalten zu beeinflussen und den Absatz zu steigern. Die Beispiele dienen dazu, die theoretischen Konzepte in praktische Anwendungen zu übersetzen und ihre Relevanz für die Wirtschaft zu unterstreichen.
Schlüsselwörter
Referenzpunktabhängigkeit, Prospect Theory, Verlustaversion, Framing, Mental Accounting, Entscheidungsverhalten, Konsumentenverhalten, Marketing, Preisgestaltung, Vergleichende Werbung, Biologie, Soziologie, Psychologie.
Häufig gestellte Fragen zu "Referenzpunktabhängigkeit von Entscheidungen"
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Das Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Referenzpunktabhängigkeit von Entscheidungen. Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, die Zielsetzung und Themenschwerpunkte, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Prospect Theory, ihren zentralen Aspekten (Verlustaversion und Framing) und der Anwendung dieser Erkenntnisse in verschiedenen Disziplinen, insbesondere im Marketing.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Das Dokument behandelt die Prospect Theory von Kahneman und Tversky, Verlustaversion, Framing, Mental Accounting, verschiedene Arten von Referenzpunkten, die Rolle von Referenzpunkten in Biologie, Soziologie und Psychologie (inkl. Bezugsgruppen, Beurteilung sozialen Fortschritts, Framing-Effekte und intertemporale Entscheidungen), sowie die Anwendung der Referenzpunktabhängigkeit im Marketing (Referenzpreise und vergleichende Werbung).
Was ist die Prospect Theory und welche Rolle spielt sie im Dokument?
Die Prospect Theory bildet die theoretische Grundlage des Dokuments. Sie beschreibt, wie Menschen Entscheidungen unter Risiko treffen und erklärt, warum Entscheidungen oft von der Abweichung zum Referenzpunkt abhängen, anstatt vom absoluten Vermögensstand. Zentrale Aspekte wie Verlustaversion (der größere Schmerz eines Verlustes im Vergleich zum Freude eines gleich großen Gewinns) und Framing (die Art und Weise, wie Informationen präsentiert werden) werden detailliert erläutert.
Welche Bedeutung haben Referenzpunkte in verschiedenen Disziplinen?
Das Dokument zeigt die Bedeutung von Referenzpunkten über die Wirtschaftswissenschaften hinaus auf. Es werden Beispiele aus der Biologie (Animal Models), Soziologie (Bezugsgruppen, Beurteilung sozialen Fortschritts) und Psychologie (Framing-Effekte, intertemporale Entscheidungen) vorgestellt, um die universelle Relevanz von Referenzpunkten für das Entscheidungsverhalten zu verdeutlichen.
Wie werden die Erkenntnisse zur Referenzpunktabhängigkeit im Marketing angewendet?
Das Dokument erläutert die praktische Anwendung der Erkenntnisse im Marketing, insbesondere im Bereich der Preisgestaltung (durch die Nutzung von Referenzpreisen) und der vergleichenden Werbung. Es wird gezeigt, wie Unternehmen diese Prinzipien nutzen können, um Konsumentenverhalten zu beeinflussen und den Absatz zu steigern.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt des Dokuments?
Schlüsselwörter sind: Referenzpunktabhängigkeit, Prospect Theory, Verlustaversion, Framing, Mental Accounting, Entscheidungsverhalten, Konsumentenverhalten, Marketing, Preisgestaltung, Vergleichende Werbung, Biologie, Soziologie, Psychologie.
Gibt es eine Zusammenfassung der einzelnen Kapitel?
Ja, das Dokument enthält Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel: Einleitung (Einführung in die Thematik und die Prospect Theory), Theoretische Grundlagen (detaillierte Erklärung der Prospect Theory, Verlustaversion, Framing und Mental Accounting), Referenzpunktabhängigkeit in anderen Zusammenhängen (Biologie, Soziologie, Psychologie), und Anwendung (Marketing, Preisgestaltung, vergleichende Werbung).
Welche Zielsetzung verfolgt das Dokument?
Das Dokument zielt darauf ab, einen umfassenden Überblick über die Referenzpunktabhängigkeit von Entscheidungen zu geben, die Bedeutung von Referenzpunkten in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen aufzuzeigen und deren Anwendung in der Unternehmenspraxis, insbesondere im Marketing, darzulegen.
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- Marius Nickisch (Author), 2006, Referenzpunktabhängigkeit von Entscheidungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61825