Als ich Anfang dieses Semesters ein Proseminar mit dem Titel ‚Allmacht - ein problematisches Gottesprädikat’ belegte, ahnte ich noch nicht, wie wenig Gedanken ich mir bis dahin über dieses ‚Gottesprädikat’ gemacht hatte. Wie selbstverständlich schien es mir, dass Gott ‚allmächtig’ sein musste. Dass dieses Thema jedoch keineswegs eindeutig, sondern äußerst facettenreich ist, und wie viele Fragen es in mir aufwerfen würde, wurde mir erst im Laufe des Semesters bewusst. Schon nach einigen Sitzungen war mir klar, dass ich eigentlich gar nicht wusste, ob ich wirklich an einen ‚allmächtigen’ Gott glaubte - das Bekenntnis im Credo schien mir plötzlich nicht mehr selbstverständlich, sondern äußerst fragwürdig. Der ‚Gottesbegriff nach Auschwitz’ von Hans Jonas mit seinem Mythos gab mir noch mehr zu denken. Hans-Jonas Gedankengänge schienen zwar zuerst recht sinnvoll, warfen aber auch viele neue Fragen auf. Dazu kamen noch unzählige Zusatztexte, die zunächst mehr verwirrten als Klarheit schafften. Doch nach einiger weiterer Beschäftigung mit dem Thema erschloss sich mir langsam aber sicher der ‚rote Faden’ - die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Texten wurden klar und Gedankengänge verständlich. Mittlerweile habe ich viele Antworten gefunden, die jedoch wiederum neue Fragen aufwarfen. Diese Proseminararbeit soll also noch einmal dazu dienen auch auf diese Fragen wieder ein Stück weit Antwort zu finden. Dies zeigt sich auch in der Themenwahl. Da der ‚Gottesbegriff’ nach Hans Jonas und kritische Stimmen zu diesem im Proseminar selbst immer wieder Thema waren, sind viele Fragen hierzu schon durchdacht und teilweise auch beantwortet. Das hätte die Arbeit an einem solchen Text zwar wahrscheinlich erleichtert, aber nur wenig neue Ideen und Antworten eingebracht. Die Wahl sollte also auf eine eigenständige ‚Allmachts-Definition’ fallen. Hier schienen mir Karl Barth oder Jürgen Werbick am sympathischsten. Nachdem ich mich in beide Ansätze eingelesen hatte, fiel die Wahl dann auf Jürgen Werbicks Werk ‚Bilder sind Wege. Eine Gotteslehre’, dass 1992 veröffentlicht wurde. In vielen Punkten scheint Werbick in diesem Werk genau die Fragen aufzuwerfen, die ich mir ebenfalls stelle. Eine Auseinandersetzung mit seinen ‚Allmachtsgedanken’ im Rahmen dieser Proseminararbeit scheint mir also eine gute Gelegenheit auch auf meine Fragen Antworten oder zumindest Denkanstöße zu finden.
Inhaltsverzeichnis
- Gottes Macht und Gottes Allmacht
- Der Glaube an die Allmacht
- Biblische Ursprünge des Allmachtsverständnisses
- Jürgen Werbick - Bilder sind Wege. Eine Gotteslehre
- Gottesmetaphern in der Bibel
- Das Kommen Jahwe
- Krieger und Herrscher
- Erlöst Gott durch Schwäche?
- Der Allmächtige Gott als Beziehungsgott
- Absolutheit - Allmacht
- Von der Absolutheit zur, Allmacht als Beziehungsmächtigkeit'
- Zwischen totaler Allmacht und Ohnmacht
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Proseminararbeit befasst sich mit der Frage, wie die Allmacht Gottes im Kontext seiner väterlichen Liebe zu verstehen ist. Sie analysiert Jürgen Werbicks Gotteslehre, die in seinem Werk "Bilder sind Wege. Eine Gotteslehre" (1992) dargestellt wird. Der Fokus liegt darauf, die scheinbaren Widersprüche zwischen Gottes Macht und seiner Liebe zu lösen und die Bedeutung von Gottes Allmacht für unseren Glauben und unser Leben zu beleuchten.
- Analyse des biblischen Allmachtsverständnisses
- Untersuchung der Rolle von Gottesmetaphern in der Bibel
- Bewertung von Werbicks Konzept der ‚Allmacht der Liebe'
- Betrachtung der Auswirkungen von Gottes Allmacht auf unser Leben
- Diskussion der Frage, ob Gottes Allmacht mit seinem Leiden zulassen vereinbar ist
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: "Gottes Macht und Gottes Allmacht" beleuchtet den traditionellen Glauben an die Allmacht Gottes und untersucht seine biblischen Wurzeln. Es stellt die Frage nach der Bedeutung des Attributs ‚allmächtig' und analysiert die Auswirkungen auf die Theodizee-Frage.
- Kapitel 2: "Jürgen Werbick - Bilder sind Wege. Eine Gotteslehre" stellt Werbicks Werk und seine Gotteslehre vor. Es analysiert seine Verwendung von Gottesmetaphern in der Bibel und diskutiert seine Interpretation von Gottes Allmacht als ‚Allmacht der Liebe'.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Begriffe dieser Arbeit sind die Gotteslehre, Allmacht, Liebe, Beziehungsgott, Gottesmetaphern, Theodizee, Jürgen Werbick, Bilder sind Wege, biblische Interpretation, und christlicher Glaube.
- Arbeit zitieren
- Maja Lengert (Autor:in), 2004, Gottes Schwäche für den Menschen - Die Rede vom machtvollen Gott in Jürgen Werbicks Gotteslehre, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61900