Die Liberalisierung internationaler Finanzmärkte bewirkt starke Liquiditätsvolatilitäten und damit einhergehende Unsicherheiten auf den Finanzmärkten. Zwar ist es zu begrüßen, dass in den letzten zwei Jahrzehnten der Kampf gegen die Inflation weltweit Früchte zeigt, dies begünstigt beschriebenes Szenario aber stark. Märkte sind aufgrund fallender Transaktionskosten der Spekulation internationaler Investoren ausgeliefert. Auf die Existenz und gleichzeitig die Gefahr, welche hiervon ausgeht, wies vor knapp zehn Jahren Alan Greenspan, damaliger Präsident der US-Notenbank ‚Federal Reserve’ (Fed), hin. Dieser bezeichnete im Dezember 1996 die damaligen Vorgänge auf den Finanzmärkten als ‚irrationalen Überschwang’.
Trotz internationaler konjunktureller Abkühlung entwickeln sich Vermögenspreise, vor allem auf dem Immobilienmarkt, mit zweistelligen Wachstumsraten. Die Fed hat ihren Leitzinssatz im Juni 2006 auf 5,25% angehoben, im Euro-Währungsraum erwartet man, dass bis August die 3%-Marke erreicht wird - weitere Steigerungen sind vorgesehen.
Der Fokus vorliegender Arbeit liegt jedoch auf der anderen Seite des Atlantiks. Auch wenn Kassandra-Rufe, die spanische Immobilienblase platze in den nächsten Wochen, schon seit mehreren Jahren kursieren, so weisen mittlerweile doch sehr ernst zu nehmende Autoritäten wie die ‚Weltbank’ und der ‚Internationale Währungsfonds’ (IWF)‚ ‚The Economist’ oder die ‚Banco de España’ (BDE) auf die Bedrohlichkeit der Lage hin. Für seinen Ausspruch ‚España va bien’ (Spanien boomt) war der konservative spanische Ministerpräsident José Maria Aznar López bekannt, welcher im März 2004 von dem Sozialdemokraten José Luis Rodriguez Zapatero abgelöst wurde.
Gültigkeit besitzt diese Aussage auch heute noch – allerdings weniger für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung Spaniens sondern eher für die auf dem Immobilienmarkt, der momentan hinsichtlich Preisentwicklung und Bautätigkeit den Rest Europas weit hinter sich lässt. Davon profitiert auch Daimler-Chrysler Spanien, dessen Chef Wolfgang Minet berichtet, dass sein Nutzfahrzeug-Geschäft hauptsächlich von Kipplastwagen getrieben werde. So sehr ihn das freut, so wenig vertraut Minet auf den Aufschwung: „Wir haben schon vor drei Jahren geglaubt, die Blase würde endlich platzen. Und je länger es bis dahin dauert, desto tiefer könnte der Fall werden.“
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Theorie spekulativer Blasen
- Elementare Eigenschaften von Bubbles
- Erwartungsbildung in spekulativen Märkten
- (Ir-)Rationalität und Herdeneffekte
- Die Ratio spekulativen Verhaltens
- Empirische Erfahrung: Die Tulpenmanie in Holland
- Die Charakterisierung der Immobilienpreisentwicklung
- Angebot und Nachfrage im theoretischen Modell
- Angebotsseitige Einflussparameter
- Natürliche und künstlich erzeugte Knappheit
- Ursprüngliche Kosteneinflussgrößen
- Probleme bei der Wertermittlung
- Nachfrageseitige Preisbestimmungsparameter
- Demographische Faktoren
- Direkte Besteuerung und Subventionierung
- Die Wirkung von Transaktionskosten
- Das Verhältnis von Miet- und Eigentumsmärkten
- Psychologische Faktoren
- Der Kreditmarkt
- Feedback-Effekte auf dem Kreditmarkt
- 'Disaster Myopia' und 'Perverse Incentives'
- Die Loan-to-Value-Ratio
- Variable und fixe Zinssätze
- Notwendigkeit zur Absicherung des Systems
- Auswirkungen von Immobilienpreisänderungen
- Konsumeffekte
- Der Einfluss auf die Faktormobilität
- Indikatoren zur Identifikation einer Immobilienpreisblase
- Unterschiede zu anderen Vermögenspreisblasen
- Der Einfluss der Geldpolitik
- Der Fall Spanien
- Analyse des spanischen Immobiliensektors
- Ökonomische Bewertung Spaniens
- Entwicklungen im Bausektor
- Analyse der spanischen Wohneigentumspreise
- Die PIR als Indikator der Überbewertung
- Kreditmärkte als Nährboden der Immobilienpreisblase
- Die Kreditwut in Spanien
- Variable Verzinsung als Schuldenfalle
- LTV-Ratios als Anker des Systems
- Unterschiede in den Kreditrisiken
- Effekte der Finanz- und Strukturpolitik
- Fiskalische Anreize zum Eigenheimerwerb
- Der spanische Mietmarkt
- Einfluss gesetzlicher Regulierungen auf den Mietmarkt
- Der Mietpreis als Überbewertungsindikator
- Die soziale Wohnungsbaupolitik Spaniens
- Die Baulandverordnung und ihre Auswirkungen
- Psychologie, Demographie und Tradition
- Spekulation auf dem Zweitwohnungsmarkt
- Der sozio-demographische Wandel
- Analyse des spanischen Immobiliensektors
- Defizite & Handlungsmöglichkeiten
- Benchmark: Der Immobiliencrash in Japan
- Gefahrenszenarien für den Fall Spanien
- Wesentliche Defizite im spanischen System
- Rationaler Überschwang durch perverse Anreize
- Das mangelnde Bewusstsein der Vorteilhaftigkeit der Miete
- Die fehlende Nachhaltigkeit des Baubooms
- Die Wirkung der einheitlichen Geldpolitik
- Die künstlich erzeugte Knappheit von Bauland
- Rationaler Überschwang durch perverse Anreize
- Theorie spekulativer Blasen
- Faktoren, die die Immobilienpreisentwicklung beeinflussen
- Analyse des spanischen Immobilienmarktes
- Kreditmärkte und deren Rolle in der Entstehung der Blase
- Defizite und Handlungsmöglichkeiten zur Eindämmung der Blase
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Entstehung und Auswirkungen von Immobilienpreisblasen am Beispiel Spaniens. Ziel ist es, die Ursachen und Folgen der Preisentwicklung im spanischen Immobiliensektor zu analysieren und potenzielle Gefahren für die Wirtschaft des Landes aufzuzeigen.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Relevanz des Themas und den Aufbau der Arbeit erläutert. Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Theorie spekulativer Blasen und ihren charakteristischen Merkmalen. Kapitel 3 analysiert die Faktoren, die die Entwicklung von Immobilienpreisen beeinflussen, sowohl auf Angebots- als auch auf Nachfrageseite. Das vierte Kapitel konzentriert sich auf die Situation in Spanien, indem es die Entwicklung des Immobilienmarktes, die Rolle des Kreditmarktes und die Auswirkungen der Finanz- und Strukturpolitik untersucht. Abschließend werden in Kapitel 5 Defizite des spanischen Systems im Kontext der Immobilienpreisblase herausgestellt und Handlungsmöglichkeiten zur Eindämmung des Problems aufgezeigt.
Schlüsselwörter
Immobilienpreisblase, Spanien, Spekulation, Kreditmarkt, Finanzpolitik, Strukturpolitik, Immobiliensektor, Wohneigentum, Mietmarkt, Nachhaltigkeit, Demographie, Risiken, Handlungsmöglichkeiten, Überbewertung.
- Quote paper
- Diplomökonom Felix Genze (Author), 2006, Immobilienpreisblasen als wirtschaftspolitisches Problem. Der Fall Spanien, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61910