Die Autobiographie war - neben dem Tagebuch - die wichtigste literarische Gattung des Pietismus. Sie reflektierte - als eine erbaulich zu lesende Beschreibung des wundersamen Einwirkens Gottes auf die menschliche Seele - die vom Pietismus geforderte Beschäftigung mit dem Selbst und stellte die seelischen Erfahrungen des Pietisten in den Vordergrund.
Eben diese Auseinandersetzung mit dem Inneren, mit dem Ich, mit der eigenen Psyche charakterisiert auch Moritz′ Lebensbericht, nur daß "Anton Reiser" alles andere als eine erbauliche Lebensbeschreibung bietet. Anstatt der Bekenntnisse einer formvollendeten Seele liefert sein sogenannter "psychologischer Roman" eine bittere und sarkastische Abrechnung mit quietistisch-pietistischen Erziehungsmethoden.
Die vorliegende Arbeit will nun aufzeigen wie der Pietismus und der Quietismus, so wie sie von den Menschen in Anton Reisers Umgebung verstanden und gelebt werden, von Moritz in den ersten beiden Teilen des Romans karikiert und als Ursache für das zerrüttete Gemüt der Hauptfigur entlarvt werden.
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Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- Religiöse Strömungen im Deutschland des 17. und 18. Jh.
- Der Pietismus
- Der Quietismus
- Der Guyonismus und seine Rezeption in Deutschland
- Die religiöse Erziehung Anton Reisers
- Die quietistischen Erziehungsmethoden des Vaters
- Der pietistische Einfluß
- Antons Lehrzeit beim quietistischen Hutmacher Lobenstein
- „Anton Reiser“ als bittere Auseinandersetzung mit den pietistisch-quietistischen Erziehungsmethoden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit analysiert die Rolle des Pietismus und des Quietismus in Karl Philipp Moritz' Roman „Anton Reiser“. Der Fokus liegt dabei auf der Darstellung der Erziehungsmethoden in den ersten beiden Teilen des Romans und deren Einfluss auf die Entwicklung der Hauptfigur.
- Die karikierende Darstellung von pietistisch-quietistischen Erziehungsmethoden in „Anton Reiser“
- Die Auswirkungen dieser Methoden auf die Psyche und das Gemüt der Hauptfigur
- Der Zusammenhang zwischen den religiösen Strömungen und der Entwicklung des Romans
- Die Bedeutung der Autobiographie als literarische Gattung im Pietismus
- Die Rolle der Psychologie in der Literatur der Zeit
Zusammenfassung der Kapitel
Das Vorwort skizziert den Hintergrund der Arbeit und stellt den Zusammenhang zwischen Pietismus, Autobiographie und „Anton Reiser“ her. Das zweite Kapitel beleuchtet die religiösen Strömungen des Pietismus und Quietismus im 17. und 18. Jahrhundert. Es werden deren Kernaussagen, Ziele und Auswirkungen auf die Gesellschaft beschrieben. Das dritte Kapitel befasst sich mit dem Guyonismus und seiner Rezeption in Deutschland. Es zeigt auf, wie diese Strömung die pietistische Tradition beeinflusst hat. Das vierte Kapitel widmet sich der religiösen Erziehung Anton Reisers. Hier werden die quietistischen Erziehungsmethoden des Vaters, der Einfluss des Pietismus auf Antons Leben und seine Lehrzeit beim quietistischen Hutmacher Lobenstein dargestellt.
Schlüsselwörter
Pietismus, Quietismus, Guyonismus, Anton Reiser, Karl Philipp Moritz, Erziehung, Autobiographie, Psychologie, Bildung, Frömmigkeit, Individuum, Religion, Literatur, 17. Jahrhundert, 18. Jahrhundert
- Arbeit zitieren
- Manuel Perez-Villar (Autor:in), 1998, Die pietistisch-quietistische Erziehung Anton Reisers, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6203