Einleitung
Die große Rolle spielen in der Minnesanggeschichte die so genannten Tagelieder, deren Thematik eine zeitlose Relevanz besitzt und sich nicht auf das Mittelalter beschränken lässt. So entstand das mittelhochdeutsche Tagelied nach den Vorbildern und Entlehnungen aus verschiedenen Quellen. Die tageliedartigen Gedichte reichen bis in das 13. Jahrhundert vor Christus zurück und finden eine ausgiebige Rezeption bei verschiedenen Dichtern in vielen Zeitepochen, einschließlich der Moderne. So z.B. die Spiegelung des Tageliedes in Shakespeares „Romeo und Julia“. Schon vor der Entstehung des deutschen Tageliedes gab es deren zahlreiche Variationen, wie z.B. Tagelieder, die eine offene Trennung der Liebenden bei Tagesanbruch thematisierten, und solche, die vom ‚heimlichen Herausschleichen’ des Liebhabers handeln, die Tagelieder über die Trennung oder über das Treffen der Liebenden am Morgen.
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit den Tageliedvariationen des deutschen Minnesangs und führt als Beispiel zwei ausgewählte Variationen der Tagelieder von Oswald von Wolkenstein (Ende des 14. - Mitte des 15. Jahrhundert) an, dem Vertreter des späten Minnesangs, der, wie kein anderer mittelalterlicher deutscher Autor, viele Lieder verfasst hat, die Tagelieder sind oder sich auf das Tagelied als Gattung beziehen. Das Ziel der Arbeit besteht in der Bestimmung der Typen der ausgewählten Tagelieder von Oswald von Wolkenstein, die mithilfe von Konstituentenanalyse erfolgen soll. Diese werden im ersten Teil der Arbeit als Merkmale fast aller mittelalterlichen Tagelieder erläutert, wie auch die sich aus den unterschiedlichen Zusammensetzungen der Konstanzen ergebenen Tageliedvariationen.
Für die Hausarbeit wurden die Tagelieder Oswalds ausgewählt, die die Merkmale verschiedener Tageliedvariationen aufweisen. Sie stammen aus der
Pergamenthandschrift der Innsbrucker Universitätsbibliothek (Handschrift B), verzeichnet in Die Lieder Oswalds von Wolkenstein herausgegeben von Karl Kurt KLEIN. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Tagelied und Tageliedvariationen
- 1. Tagelied und seine Konstituenten
- 2. Tageliedvariationen
- a. Normaltyp und seine Varianten
- b. Anti-Tagelied
- c. Serena (Abendlied)
- d. Bäuerliches Tagelied
- e. Tagelied-Parodie
- II. Variationen des Tageliedes im Werk von Oswald von Wolkenstein
- 1. „Es seusst dort her von orient...“
- 2. „Ain tunckle farb von occident ...“
- Schlussfolgerung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von Tageliedvariationen im Werk von Oswald von Wolkenstein, einem bedeutenden Dichter des späten Minnesangs. Ziel ist es, die Typen der ausgewählten Tagelieder anhand einer Konstituentenanalyse zu bestimmen. Die Analyse soll Aufschluss über die spezifischen Merkmale und Variationen des Tageliedes in der späten Minnelyrik geben.
- Tagelied als lyrische Untergattung und seine Konstituenten
- Entwicklung und Variationen des Tageliedes im Mittelalter
- Tageliedvariationen im Werk von Oswald von Wolkenstein
- Analyse der ausgewählten Tagelieder anhand von Konstituenten
- Bedeutung des Tageliedes in der Geschichte der Minnelyrik
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Dieser Abschnitt stellt das Tagelied als eine wichtige lyrische Untergattung des Mittelalters vor und skizziert die Relevanz des Themas. Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von zwei ausgewählten Tageliedvariationen von Oswald von Wolkenstein, einem bedeutenden Vertreter des späten Minnesangs.
- I. Tagelied und Tageliedvariationen: Dieses Kapitel untersucht die grundlegenden Elemente des Tageliedes, seine Konstituenten und typischen Merkmale. Es werden auch verschiedene Tageliedvariationen vorgestellt, die sich aus der Modifikation der Grundform ergeben.
- II. Variationen des Tageliedes im Werk von Oswald von Wolkenstein: Dieser Teil der Arbeit analysiert zwei spezifische Tagelieder von Oswald von Wolkenstein, die als Beispiele für unterschiedliche Tageliedvariationen dienen.
Schlüsselwörter
Tagelied, Minnesang, Oswald von Wolkenstein, Konstituentenanalyse, lyrische Untergattung, mittelalterliche Literatur, späte Minne, Variationen, Anti-Tagelied, Serena, Bäuerliches Tagelied, Tagelied-Parodie
- Quote paper
- Elena Razumova (Author), 2006, Tageliedvariationen im Werk von Oswald von Wolkenstein, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62051