Piagets Untersuchungen richten sich nicht auf die kognitive Entwicklung von Individuen, sondern auf die Entwicklung der Kognition. Er interessiert sich demnach nicht dafür, wieviel Kinder wissen oder wissen können, sondern vielmehr wie sich ihr Denken und ihre innere Repräsentation der äußeren Realität von Entwicklungsstufe zu Entwicklungsstufe qualitativ verändert.
Hiernach bedarf es keiner externen Motivation, da sich der Organismus aus sich selbst heraus motiviert. Gemäß Piaget resultiert dies aus der angeborenen Tendenz der Aktivität zur Selbstregulierung, was sich in einem unablässigen Veränderungs- bzw. Entwicklungsprozeß beschreiben läßt (vgl. Miller, 1993; Oerter, Montada, 1998). Die zur Erklärung der Entwicklungsveränderungen formulierte Entwicklungstheorie Piagets verwendet die Begriffe „Schema“ und „Struktur“ als abstrahierende und kategorisierende Zusammenfassung beobachtbaren Verhaltens wie beispielsweise Greifen, Saugen, Werfen, Schütteln (vgl. Oerter, Montada, 1998). Hiernach beinhaltet der Begriff eines jeweiligen Schemas strukturierte Verhaltensmuster, welche die spezifische Interaktion mit der Umwelt widerspiegeln. Mit dem Begriff der Struktur wird die organisierte, koordinierte Verbindung mehrerer Schemata beschrieben, so daß Struktur in diesem Kontext als ein Schema höherer Ordnung zu bezeichnen ist. „So ist das Schema ein komplexes Konzept, das sowohl offene motorische Verhaltensmuster als auch internalisierte gedankliche Prozesse umgreift. Es schließt einfache, vorhersagbare Reaktionen praktisch auf dem Reflexniveau, aber auch komplexe Situationen mit ein, wie etwa das Verständnis einer Person vom Zahlensystem.“ (Baldwin nach Trautner, 1991). Im Rahmen dieser Entwicklungstheorie ist zu beachten, das zwischen qualitativen und quantitativen Entwicklungsveränderungen unterschieden wird (vgl. Miller, 1993): Gemäß Piaget kommt es mit dem Wandel der kognitiven Struktur, welche in ein strukturell höheres Niveau mündet (vgl. hierzu auch: Piagets Stufenkonzept, Oerter, Montada, 1998), zu qualitativen Veränderungen bzw. Entwicklungsschritten. Weiterhin geht Piaget von quantitativen Entwicklungsmerkmalen aus, wonach die Zahl der verfügbaren Schemata im Verhaltensrepertoire des Kindes oder Jugendlichen wächst. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zu den Mechanismen der Entwicklung.
- Funktionale Invarianten.
- Kognitive Organisation:
- Kognitive Adaption:
- Kognitive Äquilibration:
- Ergänzende Anmerkungen...
- Stufenkonzept und die Horizontale Verschiebung:
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die von Jean Piaget entwickelte Theorie der kognitiven Entwicklung. Ziel ist es, die zentralen Mechanismen dieser Entwicklung, wie die funktionale Invarianten, zu erläutern und in ihrem Zusammenspiel zu beschreiben. Insbesondere wird auf die Bedeutung der kognitiven Organisation und Adaption, sowie auf die Rolle der Assimilation und Akkommodation eingegangen.
- Funktionale Invarianten als Grundlage der kognitiven Entwicklung
- Die Rolle von kognitiver Organisation und Adaption
- Assimilation und Akkommodation als komplementäre Prozesse
- Das Stufenkonzept der kognitiven Entwicklung nach Piaget
- Horizontale Verschiebung als Kennzeichen der Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in Piagets Theorie der kognitiven Entwicklung ein. Sie erläutert, dass Piagets Fokus nicht auf dem Wissen von Kindern liegt, sondern auf der Entwicklung des Denkens und der inneren Repräsentation der äußeren Realität. Die Einleitung stellt die grundlegenden Konzepte von Schema und Struktur vor und differenziert zwischen qualitativen und quantitativen Entwicklungsveränderungen.
Zu den Mechanismen der Entwicklung
Dieses Kapitel befasst sich mit den abstrakten Merkmalen, die den Prozess der kognitiven Entwicklung erklären. Die kleinen Entwicklungsschritte, die durch die Begegnung des Individuums mit seiner Umwelt stattfinden, werden durch funktionale Invarianten vorangetrieben.
Funktionale Invarianten
Hier werden die funktionale Invarianten als ein Teil des „kollektiven Erbes“ eingeführt, die lebenslang konstant bleiben und die Beziehung des Organismus mit seiner Umwelt bestimmen. Die drei zentralen Invarianten sind die kognitive Organisation, die kognitive Adaption und die kognitive Äquilibration.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Mechanismen der kognitiven Entwicklung nach Piaget. Zentral sind die Konzepte der funktionalen Invarianten, insbesondere die kognitive Organisation und Adaption. Weitere wichtige Begriffe sind Assimilation, Akkommodation, Schema, Struktur, und die Unterscheidung zwischen qualitativen und quantitativen Entwicklungsveränderungen.
- Arbeit zitieren
- Maximilian Riegl (Autor:in), 2000, 'Mechanismen der Entwicklung' nach Piaget, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62105