Mit dem am 18. August 2003 im ghanaischen Accra verabschiedeten Friedensabkommen verbinden sich neuerlich Hoffnungen auf ein Ende, der seit mehr als zwanzig Jahren andauernden Konflikte in der ältesten Republik Afrikas. Liberia, bis 1980 zu den innenpolitisch stabilsten Ländern des afrikanischen Kontinents zählend , blickt auf einen beispiellosen Destabilisierungsprozess zurück, der nicht nur die endogenen Konfliktpotenziale und strukturellen Schwächen des liberianischen Staates offen legte und sich zu einem, die Stabilität ganz Westafrikas gefährdenden Konflikt ausweitete, sondern zudem auch beispielhaft die Bedeutung strategischer wie wirtschaftlicher Interessenlagen regionaler wie internationaler Akteure in einem Konflikt weitab von der OECD-Welt zu Tage treten ließ. Die Analyse der komplexen Struktur des Liberia-Konfliktes kann dabei nicht ohne eine Betrachtung der ethnischen Konfliktlinien und der neopatrimonialen Herrschaftsstrukturen Liberias erfolgen, muss aber zugleich die tiefe Zäsur des Ost-West-Konflikt-Endes und das internationale Engagement in diesem Konflikt berücksichtigen.
Als Ausgangspunkt der folgenden Konfliktanalyse, in deren Fokus der von Charles Taylor 1989 initiierte Bürgerkrieg und die daran anschließenden Entwicklungen in Liberia stehen werden, soll hier der Militärputsch von 1980 gewählt werden, im Zuge dessen es Samuel Kanyon Doe mit Hilfe der USA gelang, sich als neuer Präsident Liberias zu etablieren und die, bis zu diesem Zeitpunkt 150 Jahre andauernde, Kolonialherrschaft der „Americo-Liberianer“ über die einheimische Bevölkerung zu „beenden“. Dazu ist es unerlässlich zumindest skizzenhaft die gesellschaftlichen Strukturen Liberias vor 1980 darzustellen und auf den Klientelismus sowie den internen Kolonialismus der „Americo-Liberianer“ als Ursachen des Militärumsturzes einzugehen.
An die Analyse der politischen wie gesellschaftlichen Strukturen Liberias vor 1980 und der durch den Militärputsch von 1980 eingeleiteten neun Jahre währenden Militärdiktatur Does, knüpft schließlich eine eingehende Betrachtung der Zeitperiode 1989-2003 an, die mit dem Überfall von Charles Taylors NPFL auf Liberia begann und das Land in einen vernichtenden Bürgerkrieg mit immer wieder wechselnden Konfliktparteien stürzte. Im Zuge der Analyse dieser Zeitperiode gilt es vor allem auch, die verschiedenen Interessenlagen der beteiligten Akteure herauszuarbeiten und der Frage nach den tieferen Ursachen des Konfliktes und seiner Dauer nachzugehen.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Die politische und gesellschaftliche Struktur Liberias vor 1980
- III. Die Militärdiktatur von Samuel Kanyon Doe (1980-1989)
- IV. Liberia unter Charles Taylor (1989-2003)
- V. Der liberianische Bürgerkrieg von 1989-1996
- V.I Die wichtigsten Konfliktparteien im Überblick
- V.II Chronologie des Konflikts 1989-1996
- V.III Der Bürgerkrieg (von 1989-1996) und seine Auswirkungen auf Liberia
- V.IV Der Konflikt im regionalen und internationalen Kontext
- VI. Der liberianische Bürgerkrieg von 1999-2003
- VI.I Die wichtigsten Konfliktparteien im Überblick
- VI.II Chronologie des Konflikts 1999-2003
- VI.III Der Bürgerkrieg (von 1999 bis 2003) und seine Auswirkungen auf Liberia
- VI.IV Der Konflikt im regionalen und internationalen Kontext
- VII. Liberia nach der Ära Charles Taylor
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Diskussionspapier befasst sich mit dem Liberia-Konflikt unter dem Fokus auf die Ära Charles Taylor (1989-2003). Es analysiert die Ursachen und Folgen des Konflikts, die verschiedenen Konfliktparteien und die Rolle internationaler Akteure. Das Papier zielt darauf ab, die komplexen Hintergründe des Konflikts zu beleuchten und einen Beitrag zu einem tieferen Verständnis der Situation in Liberia zu leisten.
- Die politische und gesellschaftliche Struktur Liberias vor 1980
- Die Rolle der Militärdiktatur von Samuel Kanyon Doe (1980-1989)
- Der Einfluss von Charles Taylor und seiner National Patriotic Front of Liberia (NPFL)
- Die verschiedenen Konfliktparteien und ihre Interessen
- Der Liberia-Konflikt im regionalen und internationalen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext des Liberia-Konflikts vor und erklärt die Bedeutung der Untersuchung. Kapitel II beschreibt die politische und gesellschaftliche Struktur Liberias vor 1980, wobei der Fokus auf dem Klientelismus und dem internen Kolonialismus der „Americo-Liberianer“ liegt. Kapitel III analysiert die Militärdiktatur von Samuel Kanyon Doe (1980-1989). Kapitel IV untersucht die Herrschaft von Charles Taylor (1989-2003) und den Beginn des Bürgerkriegs. Die Kapitel V und VI befassen sich mit den beiden Phasen des Bürgerkriegs (1989-1996 und 1999-2003), inklusive der wichtigsten Konfliktparteien und der chronologischen Entwicklung. Die Kapitel behandeln auch die Auswirkungen des Bürgerkriegs auf Liberia und die Rolle internationaler Akteure.
Schlüsselwörter
Liberia, Bürgerkrieg, Charles Taylor, NPFL, Konfliktparteien, ethnische Konflikte, Neopatrimonialismus, Americo-Liberianer, internationale Interessen, regionale Akteure, Stabilität Westafrikas.
- Quote paper
- Christian Blume (Author), 2005, Konfliktanalyse. Diskussionspapier zum Liberia-Konflikt mit dem Fokus auf die Ära Charles Taylor 1989-2003, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62160