Schon seit Jahren ist in Deutschland eine lebhafte und kontroverse Diskussion zu den Demokratie- und Legitimationsdefiziten des politischen Systems der Bundesrepublik zu verzeichnen. Sinkende Vertrauenswerte der Bevölkerung in das politische System und die politische Eliten und der zunehmende Bedeutungsverlust des Politischen im Denken und Handeln der Bevölkerung geben genauso wie die nachlassende Beteiligung an Wahlen immer wieder Anlass zu der Frage nach der demokratischen und legitimatorischen Stabilität der Bundesrepublik. Zurückzuführen auf Veränderungen sozio-struktureller wie politischer Natur, fällt es den intermediären Institutionen Deutschlands immer schwerer, zwischen politischer Elite und Bevölkerung zu vermitteln, um auf diese Weise einen beständigen und intensiven Austausch zwischen beiden Akteursgruppen und damit die für die Stabilität und Legitimität des politischen Systems so elementare Responsivität der politischen Akteure zu gewährleisten.
Zur Behebung dieser Defizite existieren eine Vielzahl von Ansätzen und Entwürfen, die von Reformen der föderalen und bürokratischen Struktur der Bundesrepublik bis hin zu den immer wieder im Vordergrund stehenden Appellen nach einer Ergänzung des repräsentativen Systems um direktdemokratische Partizipationsmöglichkeiten reichen. In dieser Reihe von möglichen Maßnahmen findet sich auch die Forderung nach einer verstärkten Nutzung der demokratischen Potenziale der Demoskopie, welche von ihren Vertretern immer wieder hervorgehoben werden.
Insbesondere die Rufe nach einer Ausweitung der Partizipations- und Einflussmöglichkeiten für Bürger im stark repräsentativ und elitentheoretisch orientierten Deutschland verdeutlichen eine Kontroverse, die sich anhand des Diskurses zwischen „realistischer“ und partizipatorischer Demokratietheorie auch theoretisch verorten lässt.
Auch wenn das weitgehende Fehlen von über Wahlen und hoch verregelte Verfahren hinausgehenden Partizipationsmöglichkeiten im politischen System der Bundesrepublik vornehmlich den spezifischen geschichtlichen Erfahrungen Deutschlands geschuldet ist, scheinen sinkende Zufriedenheitswerte gegenüber dem politischen System und seinen Akteuren, sowie abnehmende Wahlbeteiligungen und der zunehmende Verlust des Politischen im Bewusstsein der Bevölkerung darauf hinzudeuten, dass das repräsentative System der Bundesrepublik nur noch unzureichend in der Lage ist, für seine eigene Stabilität und Legitimität Sorge zu leisten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung und Problemstellung
- Systematisierung
- Demokratietheorien
- Elitentheorie vs. partizipatorische Theorie
- Defizite der repräsentativen Demokratie Deutschland
- Die Demoskopie als Lösungsansatz
- Die gegenwärtige Verbreitung und Nutzung der Demoskopie in Deutschland
- Defizite der Demoskopie
- Neue Richtlinien für die Demoskopie und ihre Nutzer
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Möglichkeiten und Grenzen der Demoskopie bei der Bewältigung bestehender Demokratiedefizite in Deutschland. Im Fokus steht dabei die Frage, ob und inwiefern die Demoskopie als Instrument der politischen Meinungsforschung zur Stärkung der Demokratie beitragen kann.
- Demokratiedefizite in der Bundesrepublik Deutschland
- Die Rolle der Demoskopie im politischen System
- Partizipative vs. repräsentative Demokratie
- Möglichkeiten und Grenzen der Demoskopie
- Kritik und Reformvorschläge für die Demoskopie
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung und Problemstellung: Die Arbeit beleuchtet die Debatte über Demokratie- und Legitimationsdefizite im deutschen politischen System und stellt die Demoskopie als möglichen Lösungsansatz vor.
- Systematisierung: Dieses Kapitel definiert den theoretischen Rahmen der Arbeit, indem es die "realistische" und die partizipatorische Demokratietheorie gegenüberstellt.
- Demokratietheorien - Elitentheorie vs. partizipatorische Theorie: Der Begriff der Demokratie wird im Kontext der griechischen Antike erläutert. Verschiedene Demokratietheorien werden vorgestellt, mit besonderem Fokus auf die Theorieentwicklung im Kontext von Nationalstaaten.
- Defizite der repräsentativen Demokratie Deutschland: Die Arbeit analysiert die Ursachen und Auswirkungen von Demokratiedefiziten in Deutschland und betrachtet ähnliche Defizite auf supranationaler Ebene.
- Die Demoskopie als Lösungsansatz: Die Arbeit untersucht die Potenziale der Demoskopie bei der Milderung von Demokratiedefiziten und prüft ihre Anwendbarkeit im deutschen Kontext.
- Die gegenwärtige Verbreitung und Nutzung der Demoskopie in Deutschland: Dieses Kapitel beleuchtet die aktuelle Nutzung und Verbreitung der Demoskopie in Deutschland und analysiert deren demokratische und methodische Stärken und Schwächen.
- Defizite der Demoskopie: Die Arbeit identifiziert die kritischen Punkte der Demoskopie und diskutiert mögliche methodische und demokratische Defizite.
- Neue Richtlinien für die Demoskopie und ihre Nutzer: Das Kapitel entwickelt Vorschläge und Maßnahmen, um die Schwachstellen der Demoskopie zu beheben und ihre Nutzung zu optimieren.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Demokratiedefizite, repräsentative Demokratie, partizipatorische Demokratie, Demoskopie, politische Meinungsforschung, Legitimität, Responsivität und die Kritik an der Anwendung und Methodik der Demoskopie.
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- Christian Blume (Author), 2004, Die Demoskopie als Lösungsansatz? Möglichkeiten und Grenzen der Demoskopie bei der Nivellierung bestehender Demokratiedefizite, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62161