Nur wenige Tage nach dem blutigen Geiseldrama in einer Schule im nordossetischen Beslan kündigte Präsident Putin grundlegende Reformen des politischen Systems an. Was vorgeblich dazu dienen soll, den Staat im Kampf gegen den Terrorismus zu stärken wurde von verschiedensten Kritikern weltweit als Versuch gewertet, die letzten Reste eines politischen Pluralismus und demokratischen Wettbewerbs zu tilgen. Fast zeitgleich wurde bekannt, dass die russische Menschenrechtsgruppe „Memorial“ mit einem alternativen Nobelpreis geehrt wurde. Zur Begründung hieß es: „Wir haben die jüngsten Grausamkeiten in Beslan als einen Grund gesehen, warum es wichtig ist, eine solche Organisation auszuzeichnen“. 1988 in Moskau gegründet, um die Schrecken der Arbeitslager unter Stalin zu dokumentieren, kümmert sich diese Organisation heute in erster Linie um die Angehörigen der Opfer der Gulags und half auch in Tschetschenien vor Ort.
Ziel dieser Arbeit soll es nun sein, herauszufinden, ob diese Organisation als Beispiel für eine Zivilkultur in Russland gelten kann, die sich in einer politischen Aktivität großer Teile der Bevölkerung äußert, oder ob mangels staatsbürgerlichem Bewusstsein des Einzelnen, die Regierenden als nahezu einzige politische Akteure auftreten. Die politische Kultur Russlands soll also in der Weise untersucht werden, dass versucht wird herauszufinden, ob es politische Kräfte gibt, die sich der Abkehr von bereits vorhandenen demokratischen Prinzipien entgegenstellt bzw. die den „bestehenden Trend zur ‚gelenkten Oligarchie’“ hemmt. Als Analysemodell der politischen Kultur Russlands soll dabei das Konzept Almond/Verbas dienen wonach es mit der Parochialkultur, der Untertanenkultur und der Partizipationskultur drei Formen politischer Kultur gibt. Das Konzept wird im Folgenden, nachdem der Begriff ‚politische Kultur’ eingeführt wurde, dargestellt. Auch soll die Bedeutung der politischen Kultur innerhalb der Konsolidierungsdebatte beleuchtet werden. In einem weiteren Schritt wird die politische Kultur Russlands anhand des Konzepts von Amond/Verba untersucht, um dann letztendlich zu einer typologischen Einordnung zu gelangen und Konsequenzen für die Konsolidierung Russlands ziehen zu können. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Politische Kultur Russlands. Eine Untersuchung anhand des Konzepts von Almond und Verba.
- Theoretische Vorgehensweise
- Annäherung an den Begriff „Politische Kultur“
- Das Konzept von Almond und Verba
- Politische Kultur innerhalb der Konsolidierungsdebatte
- Anwendung des Konzepts anhand der vier Objekte politischer Orientierung
- Politisches System im Allgemeinen
- Input-Objekte
- Output-Objekte
- Selbst als politischer Akteur
- Zusammenfassung und Deutung der Ergebnisse
- Typologische Einordnung
- Bedeutung für die Konsolidierung Russlands
- Fazit
- Literaturangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der politischen Kultur Russlands und untersucht, ob sich in der Bevölkerung politische Kräfte gegen die Abkehr von demokratischen Prinzipien und den „bestehenden Trend zur,gelenkten Oligarchie’”³ stellen. Dabei dient das Konzept von Almond und Verba als Analysemodell, das die politische Kultur Russlands anhand von drei Formen, der Parochialkultur, der Untertanenkultur und der Partizipationskultur, beschreibt. Ziel ist es, die politische Kultur Russlands zu analysieren, eine typologische Einordnung vorzunehmen und daraus Konsequenzen für die Konsolidierung Russlands zu ziehen.
- Analyse der politischen Kultur Russlands anhand des Konzepts von Almond und Verba
- Untersuchung der politischen Kräfte in Russland, die sich gegen die Abkehr von demokratischen Prinzipien stellen
- Bewertung der Bedeutung der politischen Kultur für die Konsolidierung Russlands
- Typologische Einordnung der politischen Kultur Russlands
- Bewertung des Einflusses von Almond und Verbas Konzept auf die Analyse der politischen Kultur Russlands
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den aktuellen politischen Kontext in Russland dar und thematisiert die Bedeutung der Arbeit. Sie skizziert das Ziel der Untersuchung, nämlich herauszufinden, ob es politische Kräfte gibt, die sich gegen die Abkehr von demokratischen Prinzipien in Russland stellen.
Das zweite Kapitel präsentiert die theoretische Vorgehensweise der Arbeit. Es wird der Begriff „Politische Kultur“ eingeführt und das Konzept von Almond und Verba vorgestellt. Die Bedeutung der politischen Kultur innerhalb der Konsolidierungsdebatte wird ebenfalls beleuchtet.
Im dritten Kapitel wird das Konzept von Almond und Verba auf die politische Kultur Russlands angewendet. Es werden die vier Objekte politischer Orientierung, das politische System im Allgemeinen, Input-Objekte, Output-Objekte und das Selbst als politischer Akteur, analysiert. Die Ergebnisse werden zusammengefasst und gedeutet.
Schlüsselwörter
Politische Kultur, Russland, Almond und Verba, Konsolidierung, Parochialkultur, Untertanenkultur, Partizipationskultur, politische Orientierung, politische Akteure, Demokratie, Oligarchie, Zivilkultur, Menschenrechtsgruppe, Memorial.
- Arbeit zitieren
- Verena Stockmair (Autor:in), 2004, Die politische Kultur Russlands. Eine Untersuchung anhand des Konzepts von Almond und Verba, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62263