Ebenso direkt und ohne Rücksicht auf geltende Konventionen, wie Heine hier in Zum Lazarus die Antworten auf die für ihn wichtigen Fragen des Lebens einfordert, stellt er diese auch in seinen Werken. Und er lässt keinen Zweifel daran, welche Fragen er für wichtig erachtet und worauf er das Hauptaugenmerk seiner Kritik richtet: Die Themen Macht und Religion. 2 Die kritische Auseinandersetzung mit diesen Bereichen hat sich auch durch seine Krankheit nicht vermindert, im Gegenteil. Je desillusionierter er die geschichtliche Entwicklung betrachtet 3 , desto schärfer wird seine Kritik. Spielen in seiner frühen Schaffensphase noch Liebesgedichte eine Rolle, beschäftigt sich die Lyrik seines Spätwerks fast ausschließlich mit der Abrechnung mit Kirche und Staat. Und so verwundert es kaum, dass auch das Gedicht Vitzliputzli, das den Niedergang der aztekischen Kultur bzw. die Unterdrückung und Ausbeutung durch die Spanier beschreibt, eben diese Fragen in den Mittelpunkt stellt.
Was sind also die genaueren persönlichen Motive Heines für die Wahl dieses Stoffes? Wie lässt sich die Behandlung der aztekischen Geschichte in Beziehung bringen mit aktueller Kritik an Staat und Kirche? Wie wirkt sich seine Krankheit, seine Lage in der Matratzengruft auf sein Werk aus und beeinflusst die Wahrnehmung Heines? Dies sind Fragen, die zum Verständnis des Gedichtes Vitzliputzli notwendig sind, denn ohne diesen Rahmen kann man das Gedicht zwar in seiner äußeren Form und dem vordergründigen Inhalt, nicht aber in seiner Gesamtheit, seiner Intention und seinen versteckten Aussagen betrachten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hauptteil
- „Vitzliputzli“ im Kontext
- Äußerliche Merkmale des Gedichts
- Exotik - Warum wählt Heine die Fremde?
- Machtkritik und Ambivalenz
- Religionskritik und göttliche Anklänge
- Exil und Rache - Das pessimistische Geschichtsbild Heines
- Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Hauptziel dieser Arbeit liegt darin, das Gedicht "Vitzliputzli" von Heinrich Heine zu analysieren und seine Bedeutung im Kontext von Heines Schaffen und Lebensumständen zu beleuchten. Dabei werden die persönlichen Motive des Autors für die Wahl dieses Stoffes, sowie die Kritik an Macht und Religion, die in Heines Werk durchgängig zu finden sind, besonders betrachtet.
- Die Rolle von Heines Krankheit und seinen Lebensumständen
- Die Kritik an Machtstrukturen und religiösen Dogmen
- Die Darstellung von Gewalt und Unterdrückung
- Heines pessimistisches Geschichtsbild
- Die Verwendung von Ironie und Groteskem als Mittel der Kritik
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext von Heines Gedicht "Vitzliputzli" dar und erläutert die Relevanz der Analyse des Werkes im Hinblick auf seine persönlichen Motive, die Kritik an Macht und Religion und seine Lebensumstände. Der Hauptteil beschäftigt sich mit verschiedenen Aspekten des Gedichts: Er setzt "Vitzliputzli" in den Kontext des gesamten Werkes von Heinrich Heine ein und betrachtet die äußeren Merkmale des Gedichts, wie den prosanahem Stil und die Verwendung von vierhebigen Versen. Der nächste Abschnitt widmet sich der Frage, warum Heine die Exotik des aztekischen Reiches als Stoff für sein Gedicht wählt. Weiterhin werden die Machtkritik und Ambivalenz in Bezug auf die Herrscher sowie die Kritik an der Religion und göttlichen Anklängen im Gedicht beleuchtet. Abschließend wird Heines pessimistisches Geschichtsbild und dessen Rolle im Zusammenhang mit dem Exil und der Rache thematisiert.
Schlüsselwörter
Heinrich Heine, Vitzliputzli, Romanzero, Macht, Religion, Kritik, Ironie, Grotesk, Krankheit, Exil, Geschichtsbild, aztekische Kultur, Unterdrückung, Ausbeutung, Pessimismus.
- Arbeit zitieren
- Christoph Aschenbrenner (Autor:in), 2006, Kritik und persönliche Motive in Heines Vitzliputzli, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62321