Berufliche Weiterbildung wird auf der ganzen Welt als strategisches Instrument für die Zukunftssicherung und Modernisierung von Unternehmen angesehen. Um auf die Folgen des weltwirtschaftlichen Strukturwandels zu reagieren, investiert die Privatwirtschaft sehr große Summen in ihr Humankapital. So gaben allein die deutschen Unternehmen im Jahr 2004 für die betriebliche Weiterbildung ihrer Beschäftigten 26,8 Milliarden Euro aus. Dieses Investitionsvolumen entspricht einer Aufwendung pro Mitarbeiter von durchschnittlich 1.072 Euro (vgl. Werner 2006, S. 17). Damit die Wirtschaft diesen hohen Kapitalaufwand auch zielgerichtet investiert, ist im Bereich der beruflichen Weiterbildung ein besonderes Qualitätsinteresse geweckt worden. Daher werden von Weiterbildungsanbietern Nachweise über den Nutzen und über deren Leistungsfähigkeit gefordert. Im Verlauf dieser Qualitätsdebatte wurden Versuche unternommen, die Qualität der beruflichen Weiterbildung mit wirtschaftswissenschaftlichen Instrumenten und Methoden zu messen, wie z.B. Controlling (vgl. Holla 2002, S. 21). Da Bildung aber kein Produkt im wirtschaftlichen Verständnis darstellt, verfehlten die Strategien ihr Ziel, denn „Produktelassen sich konsumieren, Bildung aber muss von den Subjekten in einem Bildungsprozess angeeignet werden, d.h. sie sind selbst an der Qualität des Bildungsprozesses beteiligt, und es ist angesichts der Komplexität erwachsenenpädagogischer Situationen und angesichts ihrer nur indirekten Wirkungen keineswegs denkbar, dass die Bedingungen des Gelingens solcher Bildungsprozesse situationsübergreifend definiert zu Checklisten gebündelt und kontrolliert werden können“(Arnold 1999, S. 86f.).
Daher nimmt die Messung der Qualität einer Weiterbildungsveranstaltung durch Evaluation einen wachsenden Stellenwert ein (vgl. Holla 2002, S. 21). Im Rahmen der durchgeführten Evaluationen wird häufig eine Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit sichtbar. Oftmals wird durch eine Evaluation nur die Bildungsmaßnahme selber beurteilt, der Wissenstransfer steht selten im Vordergrund. Unstimmigkeiten des Evaluationsergebnisses resultieren aus den verwendeten standardisierten Messinstrumenten, die „besten-falls nur den Qualifikationserfolg „messen“ können. Sie können jedoch keine Auskunft darüber geben, ob bzw. welche Kompetenzen sich der Mitarbeiter bzw. die Mitarbeiterin erworben hat und mit welchem Erfolg das neue Wissen und Können in der betrieblichen Praxis angewendet wird“(Wittwer 1999, S. 11).
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Theoretische Grundlagen und Rahmenbedingungen
- 1. Berufliche Weiterbildung
- 1.1 Begriffserklärung
- 1.2 Umfang und Entwicklungstendenzen der beruflichen Weiterbildung
- 1.2.1 Teilnehmerzahlen und Angebotsformen
- 1.2.2 Träger der beruflichen Weiterbildung
- 1.3 Die Aufgabe der Evaluation im Weiterbildungsbereich
- 2. Der Kompetenzbegriff
- 2.1 Was sind Kompetenzen?
- 2.2 Bestandteile beruflicher Handlungskompetenz
- 2.2.1 Personale Kompetenz
- 2.2.2 Fachkompetenz
- 2.2.3 Methodenkompetenz
- 2.2.4 Soziale Kompetenz
- 2.3 Berufliche Handlungskompetenz
- 3. Evaluation
- 3.1 Zum Begriff Evaluation
- 3.2 Aufgabe und Funktion der Evaluation
- 3.3 Evaluationsformen
- 3.3.1 Formative versus summative Evaluation
- 3.3.2 Vergleichende versus nichtvergleichende Evaluation
- 3.3.3 Selbstevaluation versus Fremdevaluation
- 3.3.4 Input-Evaluation versus Output-Evaluation
- 3.3.5 Intrinsische versus extrinsische Evaluation
- 3.4 Verfahren der Datenerhebung
- 3.4.1 Die schriftliche Befragung
- 3.4.2 Der Test
- 3.4.3 Das Interview
- 3.4.4 Die Beobachtung
- 3.4.5 Die Materialanalyse
- 3.4.6 Zusammenfassung und Fazit
- 3.5 Untersuchungsanordnungen
- 3.5.1 Die Zeitintervallmessung
- 3.5.2 Das Kontrollgruppen-Design
- 3.5.3 Das Vier-Gruppen-Design
- 3.5.4 Zusammenfassung und Fazit
- 3.6 Gütekriterien einer Evaluation
- 3.6.1 Objektivität
- 3.6.1.1 Durchführungsobjektivität
- 3.6.1.2 Auswertungsobjektivität
- 3.6.1.3 Interpretationsobjektivität
- 3.6.2 Reliabilität
- 3.6.2.1 Beurteilung der Reliabilität quantitativer Forschung
- 3.6.2.2 Beurteilung der Reliabilität qualitativer Forschung
- 3.6.3 Validität
- 3.6.3.1 Beurteilung der Validität quantitativer Forschung
- 3.6.3.2 Beurteilung der Validität qualitativer Forschung
- 4. Das Telefontraining in der beruflichen Weiterbildung
- 4.1 Die Nutzenfunktion eines Telefontrainings
- 4.2 Inhalte eines Telefontrainings
- 4.2.1 Die organisatorische Ebene
- 4.2.2 Die sprechtechnische Ebene
- 4.2.3 Die psychologische Ebene
- C. Der Evaluationsbericht
- 5. Absicht der Untersuchung
- 6. Die zu evaluierende Maßnahme
- 6.1 Die Unternehmensberatung Kontrast Consulting Ltd.
- 6.2 Das Kompakttraining Grundlagen Telefon
- 6.3 Untersuchungsziel und Forschungsfrage
- 7. Die Untersuchungsmethode
- 7.1 Das Untersuchungsdesign
- 7.2 Die Stichprobe
- 7.3 Die Instrumente der Datenerhebung
- 7.3.1 Das Experteninterview
- 7.3.2 Das qualitative Interview vor der Maßnahme
- 7.3.3 Die teilnehmende Beobachtung
- 7.3.4 Das qualitative Interview nach der Maßnahme
- 7.4 Die Datenaufbereitung
- 7.4.1 Das Aufbereitungsverfahren der qualitativen Interviews
- 7.4.2 Das Aufbereitungsverfahren der teilnehmenden Beobachtung
- 7.5 Die Datenauswertung
- 7.5.1 Die Datenauswertung des Experteninterviews
- 7.5.2 Die Datenauswertung der qualitativen Interviews
- 7.5.3 Die Datenauswertung der teilnehmenden Beobachtung
- 7.6 Einordnung der Untersuchung in die Evaluations-Theorie
- 8. Darstellung der Ergebnisse
- 8.1 Ergebnisse des Experteninterviews
- 8.2 Ergebnis der qualitativen Interviews vor der Maßnahme
- 8.2.1 Stärken und Schwächen
- 8.2.2 Schwierige Situationen und Gesprächstypen
- 8.2.3 Selbsteinschätzung
- 8.2.4 Hilfsmittel am Arbeitsplatz
- 8.2.5 Rhetorik
- 8.3 Ergebnis der teilnehmenden Beobachtung
- 8.3.1 Die Ausgangslage der Teilnehmer
- 8.3.1.1 Stärken und Schwächen
- 8.3.1.2 Schwierige Situationen und Gesprächstypen
- 8.3.2 Die Intervention der Lehrinhalte
- 8.3.2.1 Stärken und Schwächen
- 8.3.2.2 Schwierige Situationen und Gesprächstypen
- 8.3.2.3 Selbsteinschätzung
- 8.3.2.4 Hilfsmittel am Arbeitsplatz
- 8.3.2.5 Rhetorik
- 8.4 Ergebnis der qualitativen Interviews nach der Maßnahme
- 8.4.1 Stärken und Schwächen
- 8.4.2 Schwierige Situationen und Gesprächstypen
- 8.4.3 Selbsteinschätzung
- 8.4.4 Hilfsmittel am Arbeitsplatz
- 8.4.5 Rhetorik
- 8.4.6 Fehlende Themeninhalte
- 8.5 Bewertung der Ergebnisse
- 9. Diskussion der durchgeführten Evaluation
- 9.1 Diskussion des methodischen Vorgehens
- 9.2 Güte der Evaluationsergebnisse
- Berufliche Weiterbildung und ihre Bedeutung im modernen Arbeitsmarkt
- Der Kompetenzbegriff und seine Relevanz für die Evaluation von Weiterbildungsmaßnahmen
- Methoden und Verfahren der Evaluation im Weiterbildungsbereich
- Die Entwicklung eines Instruments zur Evaluation des Kompetenzerwerbs in Telefontrainings
- Die Anwendung des Instruments in einer Fallstudie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit zielt darauf ab, ein Instrument zur Evaluation des Kompetenzerwerbs in außerbetrieblichen Weiterbildungsveranstaltungen zu entwickeln. Die Arbeit konzentriert sich auf die Evaluation eines Telefontrainings im Rahmen der beruflichen Weiterbildung.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Forschungsgegenstand und die Relevanz der Thematik vor. Sie beleuchtet die Bedeutung der beruflichen Weiterbildung in der modernen Arbeitswelt und die Notwendigkeit einer effektiven Evaluation. Kapitel B behandelt die theoretischen Grundlagen der Arbeit. Hier werden wichtige Konzepte wie Berufliche Weiterbildung, Kompetenz und Evaluation ausführlich erläutert. Kapitel C stellt die durchgeführte Evaluationsstudie vor. Es werden die gewählte Methode, die Stichprobe, die Instrumente der Datenerhebung und die Ergebnisse der Untersuchung dargestellt. Die Arbeit endet mit einer Diskussion der Ergebnisse und der gewonnenen Erkenntnisse.
Schlüsselwörter
Berufliche Weiterbildung, Kompetenzerwerb, Evaluation, Telefontraining, Instrumententwicklung, Fallstudie, Qualitative Forschung, Experteninterview, Teilnehmende Beobachtung.
- Quote paper
- Ulrich Berentzen (Author), 2006, Evaluation des Kompetenzerwerbs in außerbetrieblichen Weiterbildungsveranstaltungen - Entwicklung eines Instruments, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62453