Analytischer Vergleich der Touristikfachmessen Internationale Tourismus-Börse ITB Berlin und World Travel Market WTM London


Seminararbeit, 2000

41 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Darstellungsverzeichnis

1. Einleitung

2. Das Medium Messe in der Touristik
2.1. Allgemeine Begriffsdefinitionen
2.2. Messe- und Ausstellungstypen
2.2.1. Messetypologie nach dem Einzugsgebiet
2.2.2. Messetypologie nach der Branche
2.3. Typologie der Touristikmessen
2.4. Messebeteiligte
2.5. Funktionen von Touristikmessen

3. Darstellung der Touristikfachmessen ITB und WTM
3.1. Darstellung der ITB
3.1.1. Entstehung und Entwicklung
3.1.2. Veranstalter der ITB (Messe Berlin GmbH)
3.1.3. Messeplatz Deutschland
3.2. Darstellung des WTM
3.2.1. Entstehung und Entwicklung
3.2.2. Veranstalter des WTM (Reed Travel Exhibitions)
3.2.3. Messeplatz Großbritannien

4. Messezahlen der ITB und des WTM im Vergleich
4.1. Untersuchungskriterien
4.2. Flächenzahlen
4.3. Ausstellerzahlen
4.4. Besucherzahlen
4.5. Besucherstruktur

5. Bewertung der ITB und des WTM

6. Schlussbetrachtung

7. Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellungsverzeichnis

Darstellung 1: Messe- und Ausstellungstypen

Darstellung 2: Typologie von Touristikmessen

Darstellung 3: Touristische Messen und Ausstellungen als Medien der Kommunikationspolitik

1. Einleitung

Im Zeitalter des Internet fragt man sich, ob Messen überhaupt noch notwendig sind, da sie eigentlich durch sogenannte „virtuelle Messen“ ersetzt werden könnten. Doch dem ist eindeutig entgegenzusetzen, dass Online-Anwendungen zwar in Zunkunft die Marketing-Aktivitäten von Unternehmen unterstützen werden, aber keinesfalls Messen substituieren können. Eine Messe ist geprägt von Face-to-Face Kommunikation, dem Event-Charakter und der damit verbundenen emotionalen Wirkung.[1] Aufgrund ihrer Multifunktionalität haben Messen eine bedeutende Rolle im Marketing-Mix von Unternehmen eingenommen.

Außerdem hat sich das Marketing-Instrument Messe in der Vergangenheit oft als konjunkturstabilisierender Faktor erwiesen. Insbesondere touristische Messen haben ihr „Standbein“ in der Messelandschaft gefunden und konnten in den letzten Jahren Zuwachsraten sowohl bei Ausstellern als auch bei Besuchern verzeichnen.[2] Neben den sogenannten Publikumsmessen spielen vor allem auch Fachmessen eine immer wichtigere Rolle in der touristischen Messelandschaft. Nirgendwo haben Aussteller und Fachbesucher die Möglichkeit, so viele wichtige Geschäftspartner in so kurzer Zeit zu treffen, als auf der Kontaktbörse Messe.

In der vorliegenden Arbeit werden die beiden größten Touristikfachmessen der Welt, die Internationale Tourismus-Börse ITB Berlin und der World Travel Market WTM London, vorgestellt und ein Vergleich zwischen beiden Messen vorgenommen. Dabei beschäftigt sich der erste Teil der Arbeit mit der Definition der Begriffe Messe und Ausstellung sowie der Erläuterung der Typologie von Touristikmessen. Im zweiten Teil werden die Touristikfachmessen ITB und WTM sowie ihre Veranstalter und der jeweilige Messeplatz dargestellt. Anschließend wird ein Vergleich der Messezahlen der ITB und des WTM durchgeführt, um schließlich den Versuch einer vergleichenden Bewertung der beiden Messen vorzunehmen.

2. Das Medium Messe in der Touristik

2.1. Allgemeine Begriffsdefinitionen

Auf der Suche nach der Definition des Begriffs „Messe“ stößt man in der Literatur auch immer wieder auf den Begriff „Ausstellung“, wobei festzustellen ist, dass beide Begriffe nicht eindeutig definiert sind. Da in der Touristik beide Veranstaltungsarten anzutreffen sind, wird im Folgenden eine nähere Begriffsbestimmung durchgeführt.

In der Theorie werden Messen und Ausstellungen im Titel IV der Gewerbeordnung (GeWo) wie folgt definiert:

§ 64 Messen

„Eine Messe ist eine zeitlich begrenzte, im Allgemeinen regelmäßig wiederkehrende Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstellern das wesentliche Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige ausstellt oder überwiegend nach Muster und überwiegend für gewerbliche Wiederverkäufer, gewerbliche Verbraucher oder Großabnehmer vertreibt.“

§ 65 Ausstellungen

„Eine Ausstellung ist eine zeitlich begrenzte Veranstaltung, auf der eine Vielzahl von Ausstellern ein repräsentatives Angebot einer oder mehrerer Wirtschaftszweige oder Wirtschaftsgebiete ausstellt oder vertreibt oder über dieses Angebot zum Zweck der Absatzförderung informiert.“

In der Praxis werden die Begriffe „Messen“ und „Ausstellungen“ jedoch häufig synonym verwendet, was vor allem an der Ähnlichkeit des Veranstaltungscharakters liegt. „Zwar soll die Messe theoretisch eher verkaufsorientiert und die Ausstellung eher informationsorientiert sein. Es ist in der Praxis jedoch häufig so, dass Ausstellungen – insbesondere die typischen, regionalen Verbraucherausstellungen – für viele Unternehmen der einzige Vertriebsweg sind. Umgekehrt geben sich die großen Messen zunehmend informations- und kommunikationsorientiert; die Ordertätigkeit rückt in den Hintergrund bzw. konkretisiert sich oft erst im Nachmessegeschäft.“[3]

Daher kann der Aspekt der Verkaufsorientierung nicht als Abgrenzungsmerkmal zwischen Messen und Ausstellungen dienen.

Auch die Kontakt- und Informationsfunktion ist in der Praxis nicht nur den Ausstellungen mit ihrem Schau-Charakter, der der Absatzförderung dienen soll, vorbehalten, sondern auch Messen erhalten durch den Rückgang der Ordertätigkeit zunehmend Schau-Charakter.

Der Aspekt der turnusmäßigen Wiederholung, der im Gesetzestext nur bei der Definition der Messen erwähnt wird, trifft in der Praxis natürlich auch auf Ausstellungen zu. „Diese finden nämlich bei entsprechendem Erfolg auch mehrmals statt und werden – genau wie Messen – regelmäßig wiederholt.“[4]

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Messen und Ausstellungen sicher mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede haben und die Legaldefinitionen der Gewerbeordnung in der Praxis nicht hilfreich sind. „Die Gemeinsamkeit, die sowohl Messen als auch Ausstellungen zugrunde liegt ist, dass es sich um Live-Darstellungen verschiedener Sachgebiete handelt, die durch audio-visuelle Präsentationstechniken unterstützt und Besuchern gegenüber veranschaulicht werden.“[5]

2.2. Messe- und Ausstellungstypen

Nach dem AUMA werden Messen und Ausstellungen hinsichtlich des Einzugbereiches und ebenso hinsichtlich der konzeptionellen und schwerpunktmäßigen Ausrichtung klassifiziert.[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellung 1: Messe- und Ausstellungstypen

Quelle: AUMA (Hrsg.): Erfolgreiche Messebeteiligung Made in Germany, Köln: Köllen Druck+Verlag, o. Jahr,

2.2.1. Messetypologie nach dem Einzugsgebiet

Nach dem Einzugsgebiet lassen sich folgende Typen von Messen und Ausstellungen klassifizieren:

Überregionale Messen und Ausstellungen weisen auf der Besucherseite ein Einzugsgebiet auf, das über die jeweilige Region deutlich hinausgeht.

Regionale Messen und Ausstellungen weisen auf der Besucherseite ein überwiegend regionales Einzugsgebiet auf.

Als international gelten Messen und Ausstellungen, die einen nennenswerten Anteil sowohl an ausländischen Ausstellern (regelmäßig mindestens 10%) als auch einen nicht unwesentlichen Auslands-Fachbesucheranteil (regelmäßig mindestens 5%) aufweisen und das wesentliche Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige zeigen.

2.2.2. Messetypologie nach der Branche

Nach der Branche werden vom AUMA folgende Messe- und Ausstellungsarten klassifiziert:

Universalmessen, die diese Bezeichnung zu Recht für sich beanspruchen können, weil sie Wirtschaftsgüter (Konsum- und Investionsgüter) aller Art zusammenfassen, gibt es in Deutschland nicht mehr. Alle internationalen Messen kennen heute die Einengung auf ein definiertes Angebots-Spektrum.

Die Mehrbranchenmessen zeigen heute das wesentliche, gut gegliederte Angebot mehrerer Industrie- oder Handwerksbereiche. Branchenmessen oder Special-Interest-Messen konzentrieren sich auf einen oder wenige Hersteller- bzw. Abnehmerzweige oder auch auf bestimmte Dienstleistungen. Diese Fachmessen können vom Einzugsbereich und von der Bedeutung her sowohl international, national oder regional sein.

Die Messeart, die heute am Messeplatz Deutschland vorherrscht, ist eindeutig die Fachmesse mit einem klar definierten Programm. In der Nomenklatur sind Produkte und Warengruppen festgelegt, die ausgestellt werden dürfen. Andere Erzeugnisse werden nicht zugelassen. Die Nomenklatur ist meist nach den technischen Eigenschaften der gezeigten Waren oder Produktgruppen gegliedert. Es gibt Fachmessen/Fachausstellungen für bestimmte Produkte mit einer Gliederung nach Herstellerbereichen. Darüber hinaus gibt es Fachmessen/ Fachausstellungen für bestimmte Abnehmer/Techniken/Verfahren/Themen. Diese anwendungsorientierten gegliederten Messen fassen alle Erzeugnisse – ohne Rücksicht auf ihre technische Beschaffenheit – zusammen, die ein bestimmter Abnehmerkreis benötigt.

Die Kongressausstellungen sind vielfach als Ergänzung zu einem Kongress entstanden. Die Besucher der angegliederten Ausstellung sind hier zumeist nicht sehr zahlreich, stellen aber in der Regel ein qualifiziertes Publikum dar.

Die Verbraucherausstellungen finden vorwiegend als regionale Verbraucherausstellungen statt, wobei ein breites Themenangebot von Ausstellern einer bestimmten Region dargestellt wird. Regionale Verbraucherausstellungen dienen als Plattform zur Selbstdarstellung einer Region und sind für die Industrie und Handel eine wirkungsvolle Absatzförderungsmaßnahme.[7]

2.3. Typologie von Touristikmessen

Eine eindeutige Typologie von Touristikmessen wird in der Literatur nicht vorgenommen, so dass es viele Unstimmigkeiten in der Einordnung und Abgrenzung der verschiedenen Veranstaltungen gibt. Die Begriffe für die Veranstaltungen sind weder klar und eindeutig definiert, noch wird ihre Verwendung von irgendeiner Institution überprüft. Veranstalter, Aussteller und Presse benutzen scheinbar wahllos Bezeichnungen wie „Urlaubsmesse“, „Freizeit- und Reiseschau“, „Ausstellung“, „touristische Messe“, „Camping- und Reisemesse“ für ein und dieselbe Veranstaltung. Allein von der Betitelung einer touristischen Messe oder Ausstellung kann also nicht auf die Funktion und Qualität der Veranstaltung geschlossen werden.[8]

Der AUMA unterteilt die touristischen Veranstaltungen entsprechend seiner Klassifizierung der Messe- und Ausstellungstypen (siehe Abschnitt 2.2.) in internationale Fachmessen und regionale Ausstellungen.

Nach Goebel sind die Touristikmessen ähnlich wie beim AUMA einerseits nach der geografischen Reichweite in internationale, nationale, regionale und lokale Messen zu unterscheiden. Auf der anderen Seite lassen sich nach dem Veranstaltungscharakter Fachmessen und Publikumsmessen gegeneinander abgrenzen. Ordnet man die Touristikmessen in diesem Raster ein, so ergibt sich die in Darstellung 2 abgebildete Systematik.[9]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellung 2: Typologie von Touristikmessen

Quelle: Goebel, M.: Handbuch Messemarketing, Hrsg. Strothmann, Busche, Wiesbaden:

Gabler Verlag, 1992,

In dieser Darstellung ist deutlich zu erkennen, dass der WTM in London eindeutig eine internationale Fachmesse ist, wobei die ITB in Berlin neben internationalem auch nationales Publikum anspricht.

„Die ITB ist eine Mischung aus Fachmesse für die Tourismuswirtschaft des In- und Auslandes, aus publikumswirksamer Informations- und Werbeausstellung und einem Rahmenprogramm mit touristischen Fachkongressen, Tagungen und Workshops, Seminaren und Podiumsdiskussionen.“[10]

Nach Auffassung des AUMA besitzt die ITB als einzige deutsche touristische Veranstaltung die Eigenschaften einer internationalen Fachmesse und nimmt daher eine Sonderstellung unter den touristischen Veranstaltungen in Deutschland ein. International ist die ITB, da sie auf der Besucher- und Ausstellerseite ein überregionales Einzugsgebiet aufweist. Weiterhin gilt die ITB als Fachmesse aufgrund der speziellen Fachbesuchertage, an denen der Zutritt zur Messe grundsätzlich den Fachbesuchern vorbehalten ist.

Die von Goebel genannten Publikumsmessen werden vom AUMA aufgrund des eingeschränkten Einzugsgebietes zu den regionalen Fachausstellungen gezählt. Sie werden im Veranstaltungsverzeichnis des AUMA unter der Sparte „Freizeit, Sport, Hobby, Camping, Touristik, Garten" aufgelistet. Regionale Fachausstellungen richten sich vorrangig oder ausschließlich an die Konsumenten und dienen der Publikumsinformation sowie der Verkaufsförderung. Sie besitzen auf der Besucherseite einen klar umrissenen Einzugsbereich.[11] Bei diesen regionalen Fachausstellungen handelt es sich ausschließlich um Fachveranstaltungen im Gegensatz zu den Verbraucherausstellungen, da sich das Angebot der Aussteller auf den Touristik- und Freizeitbereich beschränkt. Als Beispiel sei an dieser Stelle die Caravan - Motor - Touristik (CMT) in Stuttgart genannt.

Als weitere Veranstaltungstypen in der Touristik existieren außerdem noch der Travel Mart und der Workshop, welche im Unterschied zu gewöhnlichen Messen und Ausstellungen Veranstaltungen sind, die der konkreten Geschäftsvermittlung zwischen Anbietern und Einkäufern dienen und zu denen der Zugang meistens nur angemeldeten Teilnehmern offensteht.[12]

Ein Travel Mart wie z. B. der WTM in London ist ein Reisemarkt bzw. –messe mit Informationsveranstaltungen, Workshops, usw., wobei ein Mart eine Fachmesse für Ein- und Verkäufer darstellt.[13] Der Travel Mart ist also vergleichbar mit einer Touristikfachmesse wie der ITB.

Ein Workshop ist als eine Fachausstellung definiert, die auch parallel oder im Anschluss an Kongresse und Tagungen stattfindet. Es ist eine Veranstaltung ohne großen Präsentationsaufwand zum Informationsaustausch, für Fachgespräche mit Einzelnen oder in Gruppen, oft mit vorreservierten Gesprächsterminen.[14] Der Brockhaus definiert den Workshop als ein Seminar o. ä., in dem in freier Diskussion bestimmte Probleme erarbeitet werden und ein Erfahrungsaustausch stattfindet.[15] Als Beispiel für einen Workshop kann der RDA-Workshop (Reise-Ring Deutscher Autobusunternehmen e. V.) angeführt werden, der jedes Jahr in Köln stattfindet.

2.4. Messebeteiligte

Die Messeveranstaltung ist durch die Beziehung der drei Gruppen von Beteiligten, nämlich der Veranstalter, der Aussteller und der Besucher charakterisiert.

Messen sind also ein „Ereignis, an dem sich gleichzeitig Messe- und Kongressgesellschaften als Veranstalter beteiligen, Unternehmen, Verbände und Institutionen als Aussteller sowie Fach- und Privatleute als Besucher. Oft treten Organisationen als ideelle Träger einer Veranstaltung auf.“[16]

Als Veranstalter treten vorwiegend Messegesellschaften auf, die öffentliche Unternehmen zur Organisation und Durchführung von Messen sind. Die Rechtsform der Messegesellschaften ist in der Regel eine GmbH. Die Messegesellschaften verfolgen gesamt-, regionalwirtschaftliche und kommunale Ziele. Betriebliche Ziele der Messegesellschaften beinhalten Leistungsziele (Aussteller- und Besucherzahlen), finanzielle Ziele (Gewinnerzielung, Umsatzvergrößerung) oder Wettbewerbsziele (Erhöhung der Auslandsbeteiligung).[17]

Es können aber auch private Institutionen, Verbände, Städte und Kommunen als Veranstalter tätig sein, wobei diese aber im Gegensatz zu Messegesellschaften nicht über eigene Geländekapazitäten, d. h. Ausstellungsflächen in Form von Hallen und freiem Gelände nur zum Zweck der Durchführung von Messen oder Ausstellungen, verfügen.[18]

Mit dem Begriff Aussteller werden all diejenigen Unternehmen, Parteien, Institutionen oder Verbände bezeichnet, die entweder mit einem Stand oder mit mehreren Ständen auf einer Veranstaltung vertreten sind. Die Gesellschaft zur freiwilligen Kontrolle von Messe- und Ausstellungszahlen (FKM) hat in ihren Statuten festgelegt, dass als Aussteller gezählt wird, wer einen bezahlten Messestand als selbstständige räumliche Einheit innehat und durch Personen, die in diesem Stand nur für ihn tätig sind, während der gesamten Dauer der Veranstaltung Waren oder Leistungen in eigenem oder fremdem Namen anbietet.[19]

Die Aussteller bei touristischen Messen oder Ausstellungen unterteilen sich in privat-wirtschaftlich organisierte Fremdenverkehrseinrichtungen (Verkehrsträger, Hotels, Gaststätten, Reisebüros, Reiseveranstalter) und Institutionen mit betont öffentlich-rechtlichem Charakter (Fremdenverkehrsämter, -vereine, und –verbände).[20]

Mit dem Begriff Besucher werden zunächst alle diejenigen Personen bezeichnet, die Interesse an einer Veranstaltung gezeigt haben und auf dem Messegelände auch tatsächlich präsent sind.[21] Laut der FKM wird nur als Besucher gezählt, wer eine Eintrittskarte gegen Entgelt erworben hat. Weiterhin ist eine Unterteilung der Besucher in Fach- und Privatbesucher möglich.

2.5. Funktionen von Touristikmessen

Messen haben allgemein die Aufgabe, Anbieter und Abnehmer direkt in Kontakt miteinander zu bringen, die Erzeugnisse möglichst im Original zu präsentieren und einen persönlichen Dialog zu forcieren.[22]

Dabei spielen Messen für die Beteiligten (Veranstalter, Besucher und Aussteller) jeweils eine ganz unterschiedliche Rolle. Touristikmessen sind für die Messegesellschaften ein relativ eigenständiger Betriebsbereich, der einen Teilbereich der Fremdenverkehrsindustrie i. e. S. darstellt. Für die Besucher sind Touristikmessen eine Informationsquelle für ihre Reiseentscheidung (für Reisende) bzw. Geschäftsaktivitäten (Fachbesucher) und für die Aussteller schließlich eine Instrument im Marketing-Mix.[23]

Auf die Bedeutung der Messe als Instrument im Marketing-Mix soll im Folgenden näher eingegangen werden.

„Messen werden ganz allgemein als (wichtigstes) Instrument im Marketing angesehen, wobei sie vielfach Funktionen erfüllen (können): Eine Teilnahme dient der Informationsbeschaffung über momentane und zukünftige Trends (Umfeldanalyse), über den momentanen Markt (Marktforschung) und die Konkurrenz (Konkurrenzanalyse). Für das eigene Marketing sind sie insbesondere im kommunikativen Bereich einzuordnen; sie erfüllen Aufgaben der Image- und Produktwerbung ebenso wie der Verkaufsförderung, des Direktvertriebes oder der Öffentlichkeitsarbeit.“[24]

Aufgrund dieser Multifunktionalität nehmen Messen einen hohen Rang im touristischen Marketing ein. Denn eine Messe ermöglicht die von keinem anderen Marketing-Instrument gebotenene gleichzeitige Gelegenheit des persönlichen Kontaktes zwischen „Mensch und Mensch“ (persönliche direkte Kommunikation), zwischen „Mensch und Wirtschaftsgut“ (direkte, nonverbale Kommunikation) sowie zwischen „Mensch und interaktiven, elektronischen Medien“ (indirekte, computergestützte Kommunikation).[25]

Die Stellung der Messen im kommunikationspolitischen Marketing-Mix wird in Darstellung 3 verdeutlicht.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Darstellung 3: Touristische Messen und Ausstellungen als Medien der Kommunikationspolitik

Quelle: Schlieben, Ch. v.: Touristische Messen und Ausstellungen, Göttingen: Selbstverlag Abteilung Kultur- und Sozialgeographie – Geographisches Institut der Universität Göttingen, 1993,

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

3. Darstellung der Touristikfachmessen ITB und WTM

3.1. Darstellung der ITB

3.1.1. Entstehung und Entwicklung

Im September 1966 veranstaltete die Berliner Ausstellungs-Messe-Kongress GmbH (AMK) die erste Internationale Tourismus-Börse ITB Berlin. Im Rahmen der Übersee-Import Messe „Partner des Fortschritts“ stellten neun Aussteller aus Ägypten, Brasilien, der BRD, Guinea und dem Irak auf einer Ausstellungsfläche von 580 m² auf dem Messegelände und der Kongresshalle Berlin 250 Fachbesuchern ihr touristisches Angebot vor. Die zweite ITB fand 1968 schon als eigenständige Veranstaltung statt. Aus Termingründen und aufgrund der verwandten Thematik wird die ITB seitdem gleichzeitig mit der „Boot-, Sport- und Freizeitausstellung“ durchgeführt.[26]

Seit 1968 findet die ITB jedes Jahr an fünf Tagen Anfang März in den Messehallen am Funkturm und im ICC Berlin statt.

Die Gründung der ITB ist mit dem Aufschwung der Tourismus-Branche in den sechziger Jahren zu erklären, der zu einem sprunghaften Anstieg sowohl des touristischen Angebots als auch der Zahl von Firmen und Organisationen führte. Für die Tourismus-Wirtschaft war die Veranstaltung einer Fachmesse, wie sie seit langem in vielen anderen Wirtschaftszweigen selbstverständlich ist, neu.

Die Konzeption der ITB setzt sich aus drei Komponenten zusammen:

1. Die Fachmesse für die Tourismus-Wirtschaft des In- und Auslandes
2. die touristischen Fachkongresse, Tagungen und Workshops, Seminare über aktuelle touristische Probleme der Tourismus-Wirtschaft des In- und Auslandes
3. die Informations- und Werbeausstellung für das reiseinteressierte Publikum.[27]

Damit bietet die ITB den Ausstellern in idealer Weise die Möglichkeit neben den Fachbesuchern auch das Privatpublikum anzusprechen.

Die Aussteller auf der ITB kommen aus allen Bereichen der internationalen Tourismus-Wirtschaft. Beteiligt sind u.a. nationale und regionale Tourismus-Organisationen, Verkehrsämter, Reiseveranstalter, Reisebüros, Carrier, Hotels, Versicherungsgesellschaften, Kommunikations- und Informationssysteme, Verlage und internationale touristische Dachverbände.

[...]


[1] Vgl. AUMA (Hrsg.): AUMA Presse Info, Köln: o. Verlag, 1998

[2] Vgl. Deutsches Seminar für Fremdenverkehr (Hrsg.): Messen im Tourismus, Praktischer Leitfaden und

Bestandsaufnahme zur Messebeteiligung im deutschen Fremdenverkehr, Berlin: o. Verlag, 1997,

[3] Selinski, H., Sperling, U. A.: Marketing-Instrument Messe, Köln: Wirtschaftsverlag Bachem, 1995,

[4] Selinski, H., Sperling, U. A., a.a.O.,

[5] Selinski, H., Sperling, U. A., a.a.O.,

[6] Vgl. AUMA (Hrsg.): Erfolgreiche Messebeteiligung Made in Germany, Köln: Köllen Druck+Verlag GmbH,

o. Jahr, S. 30 ff.

[7] Vgl. Demps, B.: Umwelt und Messen (Diplomarbeit), o. Verlag, 1991,

[8] Vgl. Schlieben, Ch. v.: Touristische Messen und Ausstellungen, Göttingen: Selbstverlag Abteilung Kultur-

und Sozialgeographie – Geographisches Institut der Universität Göttingen, 1993,

[9] Vgl. Goebel, M.: Handbuch Messemarketing, Hrsg. Strothmann, Busche, Wiesbaden: Gabler Verlag,

1992,

[10] Goebel, M., a.a.O.,

[11] Vgl. Schlieben, Ch. v., a.a.O.,

[12] Vgl. Schroeder, Lexikon der Tourismuswirtschaft, Hamburg: TourCon Hannelore Niedecken GmbH,

1998,

[13] Vgl. Schroeder, Lexikon der Tourismuswirtschaft, a.a.O., S. 314 u.

[14] Vgl. Schroeder, Lexikon der Tourismuswirtschaft, a.a.O.,

[15] Vgl. Brockhaus Multimedial 2000

[16] Vgl. Selinski, H., Sperling, U. A., a.a.O.,

[17] Vgl. Gabler Wirtschaftslexikon, 14. Auflage, Gabler Verlag Wiesbaden, 1997,

[18] Vgl. Mortsiefer, J.: Messen und Ausstellungen als Mittel der Absatzpolitik mittelständischer

Herstellerbetriebe, Göttingen: Verlag Otto Schwarz & Co., 1986,

[19] Vgl. Selinski, H., Sperling, U. A., a.a.O.,

[20] Vgl. Schlieben, Ch. v.: Touristische Messen und Ausstellungen, Göttingen: Selbstverlag Abteilung Kultur-

und Sozialgeographie – Geographisches Institut der Universität Göttingen, 1993,

[21] Vgl. Selinski, H., Sperling, U. A., a.a.O.,

[22] Vgl. Selinski, H., Sperling, U. A., a.a.O.,

[23] Vgl. Freyer, W.: Tourismus, Einführung in die Fremdenverkehrsökonomie, München: Oldenbourg Verlag,

1998,

[24] Freyer, W., a.a.O.,

[25] Vgl. Selinski, H., Sperling, U. A., a.a.O.,

[26] Vgl. Messe Berlin (Hrsg.): Chronik der Internationalen Tourismus-Börse ITB Berlin, o. Verlag, 1999,

[27] Vgl. Messe Berlin (Hrsg.): Chronik der Internationalen Tourismus-Börse ITB Berlin, o. Verlag, 1999,

Ende der Leseprobe aus 41 Seiten

Details

Titel
Analytischer Vergleich der Touristikfachmessen Internationale Tourismus-Börse ITB Berlin und World Travel Market WTM London
Hochschule
Fachhochschule Worms  (Wirtschaftswissenschaften)
Veranstaltung
Seminar Messe- und Kongresswesen
Note
1,3
Autor
Jahr
2000
Seiten
41
Katalognummer
V6247
ISBN (eBook)
9783638138642
ISBN (Buch)
9783656736936
Dateigröße
697 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Touristikmessen, ITB Berlin, WTM London
Arbeit zitieren
Ruth Pommerenk (Autor:in), 2000, Analytischer Vergleich der Touristikfachmessen Internationale Tourismus-Börse ITB Berlin und World Travel Market WTM London, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6247

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