Schon vor der Unabhängigkeitserklärung 1776 hat diese zur Abgrenzung und Identifizierung mit dem neuen Staat wichtige Polarisierung von „altem“ Europa und „neuem“ Amerika eine Rolle gespielt. Im 19. Jahrhundert wird die Notwendigkeit einer kulturellen Identität Amerikas von Ralph Waldo Emersons klar formuliert. Seine berühmt gewordene Ansprache an Harvard The American Scholar (1837) bezeichnet O.W. Holmes als „our intellectual Declaration of Independence“. 1855 fasst Walt Whitman Emersons Lehre in die freien Verse der Leaves of Grass. Whitman entwirft darin und in seinem übrigen Werk ein umfassendes Autostereotyp von Amerika, indem er als typisch amerikanisch empfundene Strukturen wie Multinationalität, Demokratie, Reichtum an Natur und Natürlichkeit in die mystifizierende Lehre des Transzendentalismus bettet, sich dabei von europäischen Einflüssen löst.
Es soll in dieser Seminararbeit ein allgemeiner Überblick über Whitmans Amerikabild gegeben werden, wobei aus Gründen der Stoffbegrenzung die Befassung mit Whitmans Sklaven, Frauen-, und Indianerbild ausgeklammert werden soll. Im Mittelpunkt der Untersuchung stehen die Fragen, wie Walt Whitmans Amerikabild von zeitgenössischen amerikanischen und europäischen Einflüssen geprägt wird, diese innovativ nutzt, und wie Rumsfelds Bemerkung vom „Alten Europa“ vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse zu bewerten ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Europas Funktion bei der Entwicklung eines amerikanischen Selbstbildes
- Vom Schmelztiegel zur neuen Nation und zum politischen Gegenentwurf zu Europa
- Neue Ideale - die triadische Denkfigur des Transzendentalismus
- Self: Amerika, Verkörperung von Unabhängigkeit und Individualität
- Nature: Naturreichtum und Natürlichkeit
- Over-Soul: Amerika als „ungereimte Poesie“
- Demokratie als Whitmans und Amerikas neue Religion
- Whitman als Prophet der Freiheit und Erlöser aus Fremdherrschaft
- Schluss: Whitmans Amerikabild im historischen Kontext
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit zielt darauf ab, einen umfassenden Überblick über Walt Whitmans Amerikabild zu geben. Dabei wird untersucht, wie sein Amerikabild von zeitgenössischen amerikanischen und europäischen Einflüssen geprägt ist, diese innovativ nutzt und wie Rumsfelds Bemerkung vom „Alten Europa“ vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse zu bewerten ist.
- Europäische Einflüsse auf das amerikanische Selbstbild
- Whitmans Amerikabild als Synthese aus europäischen und amerikanischen Ideen
- Transzendentalismus und seine Rolle in Whitmans Werk
- Demokratie als zentrale Säule von Whitmans Amerikabild
- Rumsfelds „Altes Europa“ im Kontext von Whitmans Amerikabild
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und erläutert die Aktualität von Whitmans Amerikabild im Kontext der politischen Ereignisse nach dem 11. September 2001.
Kapitel 2 beleuchtet die vielfältigen europäischen Einflüsse auf die Entwicklung des amerikanischen Selbstbildes. Die Rolle Großbritanniens als Mutterland der dreizehn Kolonialstaaten, die Einwanderung aus verschiedenen Teilen Europas und die Aufnahme europäischer Gedankengüter werden aufgezeigt.
Kapitel 3 diskutiert den Wandel Amerikas vom Schmelztiegel zu einer neuen Nation, die sich von Europa abgrenzt. Die Rolle des Transzendentalismus und die darin enthaltenen Ideale von Unabhängigkeit, Individualität und Natürlichkeit werden beleuchtet.
Kapitel 4 analysiert die triadische Denkfigur des Transzendentalismus und ihre Bedeutung für Whitmans Amerikabild.
Kapitel 5 zeigt die Bedeutung der Demokratie für Whitman und Amerika. Seine Rolle als Prophet der Freiheit und Erlöser aus Fremdherrschaft wird hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Die Arbeit behandelt Themen wie das amerikanische Selbstbild, europäische Einflüsse, Transzendentalismus, Demokratie, Freiheit, Individualismus, Natürlichkeit, Amerika-Bild, „Altes Europa“, Walt Whitman, Leaves of Grass, Amerika-Einwanderung, Declaration of Independence.
- Quote paper
- Sabine Friedlein (Author), 2003, Walt Whitmans Amerikabild, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62484