Der Roman der „Geisterseher. Memoiren des Grafen von O***“ erschien zuerst 1787-88 in der Zeitschrift „Thalia“ und hatte einen solchen Erfolg, dass es Schiller schon nicht mehr geheuer war, heißt es. Ein Grund dafür ist sicher das verstärkte Interesse am Geheimen und Esoterischen. Neben dem Märchen, der Dichtung der Musik und der Wissenschaft zeigt sich die Präsenz des Geheimen und Esoterischen als ein geläufiger Topos in der Kultur der Aufklärung. 1 Dies gilt vor allem für die Literatur, in der die Gattung der Schauerliteratur große Popularität erfährt. Diese, von der Romantik geprägten, Erzähltexte enthalten meist fantastische und mysteriöse Ereignisse. Sie erzeugen durch schaurige Gegebenheiten gruselige Effekte und dunkle Schauplätze, sowie Spannung und Grauen bei den Lesern. 2 Was den Schauer- und Geheimbundroman Schillers weiterhin so einzigartig macht, wird in dieser Analyse zum Vorschein gebracht. Ein besonderes Interesse gilt der Feststellung von Spannungsmomenten und deren unheimliche Wirkung. Zwar sind für die Gattung des Schauerromans Elemente wie das Übernatürliche, rätselhafte Verbrechen im unheimlichen Ambiente, wilde und fantastische Landschaften und Beschwörungsszenen etc. typisch, doch stellt sich die Frage nach der speziellen Unheimlichkeit, die auf das Altbekannte, Längstvertraute zurückzuführen ist. Um diese Frage klären zu können werden Inhalte des Romans mit dem Begriff der Unheimlichkeit in Freuds Psychoanalyse verglichen. Ob und auf welche Weise Friedrich Schiller Stilelemente wie das Unheimliche in seinem Roman einbringt und welche Vorraussetzungen für deren Wirkung auf den Leser bestehen müssen, stellt sich durch die Erforschungen heraus. Diese basieren auf dem, von Peter Wenzel herausgegebenen, Handbuch „Einführung in die Erzähltextanalyse“ und auf die Sekundärliteratur „Einführung in die Erzähltextanalyse“ von Matias Martinez und Michael Scheffel. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Erzählperspektive
- 2. Spannung und unheimliche Wirkung in Schillers Geisterseher
- 2.1 Raum und Zeitstrukturen
- 2.2 Das Unheimliche
- 2.3 Spannungsanalyse
- 3. Die Analyse im Kontext
- 4. Das Unheimliche in Freuds Psychoanalyse
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Analyse des Romans „Der Geisterseher“ von Friedrich Schiller zielt darauf ab, die unheimliche Wirkung des Textes zu untersuchen. Dabei soll insbesondere der Einfluss von Spannungsmomenten auf die Lesererfahrung beleuchtet werden.
- Die Erzählperspektive und ihre Rolle in der Spannungserzeugung
- Die Gestaltung des Unheimlichen und seine Verbindung zu Freuds Psychoanalyse
- Raum und Zeitstrukturen als Elemente der Spannung
- Die Analyse von Spannungsmomenten und ihre Wirkung auf den Leser
- Der Kontext des Romans und die Bedeutung des Geheimen und Esoterischen in der Aufklärung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung des Romans führt den Leser in die Erzählperspektive des Grafen von O*** ein, der als Augenzeuge die Ereignisse schildert. Der Roman beginnt mit einer spannungsgeladenen Situation, indem der Erzähler den Leser darauf vorbereitet, dass die Geschichte unglaublich erscheinen wird.
Im ersten Kapitel werden die Besonderheiten der Ich-Erzählperspektive beleuchtet. Der Erzähler betont die Authentizität seiner Erzählung, indem er sich als Augenzeuge präsentiert und somit einen objektiven Wahrheitsgehalt suggeriert. Es wird gezeigt, wie die Erzählperspektive Spannung erzeugt und gleichzeitig die Erwartungshaltung des Lesers beeinflusst.
Das zweite Kapitel befasst sich mit der Spannung und dem Unheimlichen im Roman. Die Raum- und Zeitstrukturen spielen dabei eine wichtige Rolle. Die Analyse zeigt, wie der Einsatz von Rätseln und mysteriösen Ereignissen die Spannung erhöht.
Das dritte Kapitel setzt den Roman in einen breiteren Kontext und betrachtet die Bedeutung des Geheimen und Esoterischen in der Aufklärung.
Das vierte Kapitel stellt das Konzept des Unheimlichen in Freuds Psychoanalyse vor. Die Verbindung des Unheimlichen zu den erzählerischen Elementen des Romans wird untersucht.
Schlüsselwörter
Die Analyse des Romans „Der Geisterseher“ befasst sich mit den Themen Spannung, Unheimlichkeit, Erzählperspektive, Raum und Zeitstrukturen, Geheimnisse, Betrug und Verirrung des menschlichen Geistes. Dabei werden die Erkenntnisse aus Freuds Psychoanalyse und der Erzähltheorie herangezogen.
- Arbeit zitieren
- Janna Brundirs (Autor:in), 2005, Spannung und Unheimlichkeit - Wirkungsmomente im Schauer- und Geheimbundroman 'Der Geisterseher' von Friedrich Schiller, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62541