An kaum einen anderen Autor werden bis heute noch so viele Fragen herangetragen wie an Georg Büchner. Auch die Antworten darauf fallen bei wenigen so vielfältig und oft widersprüchlich aus. Trotz seiner extrem kurzen Schaffenszeit, seiner wenigen Werke, die zum Teil Fragmente geblieben sind, wird er bis heute als literarisches Genie gehandelt und in eine Reihe mit Goethe gestellt. Das Problematischste an Büchner ist wahrscheinlich seine Art, Stile, Aussagen und Haltungen zu kopieren und ihnen gleichzeitig auf sehr subtile Weise seinen eigenen Stempel aufzudrücken. So kann Büchner gleichzeitig zu vielen literarischen Strömungen und Autorengruppen zugeordnet werden, aber bei genauerem Hinsehen auch wieder nicht. So würden viele auf Anhieb behaupten, dass Büchner ein Realist war und z.B. auf den hohen Prozentsatz der verwendeten Zitate in Dantons Tod verweisen. Andere würden beim gleichen Werk jedoch einwerfen, dass ein Realist doch wohl nicht eine der weiblichen Hauptfiguren sterben lassen würde, obwohl diese im wahren Leben Büchner sogar überlebte. War Georg Büchner nun Realist oder nicht? In dieser Arbeit soll nun versucht werden, auf diese eine von vielen Fragen eine Antwort anbieten und begründen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Zur Kunsttheorie in Büchners Werk
- 1.1. Das Kunstgespräch in Dantons Tod
- 1.2. Brief an die Familie (Straßburg, 28. Juli 1835)
- 1.3. Lenz
- 1.4. Fazit zu den Kunstgesprächen
- 2. Büchners Kunst am Beispiel von Julie und Lucile aus Dantons Tod
- 2.1. Julie
- 2.1.1. Die historische „Julie“
- 2.1.2. Einfluss literarischer Vorbilder
- 2.1.3. Einarbeitung realistischer, aber figurfremder Aspekte
- 2.2. Lucile
- 2.2.1. Die historische Lucile
- 2.2.2. Einfluss literarischer Vorbilder
- 2.2.3. Einarbeitung realistischer, aber figurfremder Aspekte
- 2.3. Fazit zu Julie und Lucile
- 2.1. Julie
- 3. Ein Versuch über Büchners Ästhetik
- 3.1. Büchners Montagetechnik
- 3.2. Die Rolle des Rezipienten
- 3.3. Vergleich mit Büchners Brief und den Kunstreflexionen
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Ausarbeitung befasst sich mit der Frage, ob Georg Büchner als Realist bezeichnet werden kann. Dabei wird zunächst untersucht, ob Büchner selbst einen Anspruch auf den Realismus erhebt. Anschließend wird geprüft, ob es sich bei den künstlerischen Äußerungen in seinen Werken um authentische Ansichten Büchners handelt. Die extrahierte Kunsttheorie wird dann anhand der Figuren Julie und Lucile aus Dantons Tod mit Büchners Praxis verglichen. Die Untersuchung zielt darauf ab, Büchners Montagetechnik und die Rolle des Rezipienten im Kontext seiner Ästhetik zu beleuchten und so zu klären, inwiefern der Begriff Realismus auf Büchners Kunst zutrifft.
- Büchners Kunsttheorie in Dantons Tod, Lenz und seinem Brief an die Familie
- Die Analyse der Figuren Julie und Lucile aus Dantons Tod im Hinblick auf die Montagetechnik
- Die Rolle des Rezipienten in Büchners Werken
- Die Bedeutung von Realismus in Büchners Ästhetik
- Vergleich von Theorie und Praxis in Büchners Werk
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt die Fragestellung der Ausarbeitung ein und stellt die Methode dar, die zur Beantwortung verwendet wird. Kapitel 1 befasst sich mit Büchners Kunsttheorie, die aus verschiedenen Textstellen seiner Werke und einem Brief an seine Familie extrahiert wird. Kapitel 2 analysiert die Figuren Julie und Lucile aus Dantons Tod und untersucht, wie Büchner die Montagetechnik zur Figurenkonstruktion verwendet. Kapitel 3 befasst sich mit Büchners Ästhetik, insbesondere mit der Montagetechnik und der Rolle des Rezipienten. Kapitel 4 zieht ein Fazit zu Büchners Anspruch auf den Realismus.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind Georg Büchner, Realismus, Kunsttheorie, Montagetechnik, Figurenkonstruktion, Dantons Tod, Julie, Lucile, Rezeption, Ästhetik.
- Arbeit zitieren
- Susanne Elstner, geb. Spindler (Autor:in), 2005, War Georg Büchner Realist?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62620