Mit dieser Ausarbeitung soll unter anderem gezeigt werden, dass Georg Büchner facettenreicher ist als er bei der schulischen Behandlung im Deutschunterricht erscheint und wie eine unterrichtliche Umsetzung aussehen könnte, die den Schülerinnen und Schülern ein umfassendes Wissen zu diesem Autor vermitteln möchte. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf der Behandlung im Philosophieunterricht, allerdings auf der Grundlage von fächerverbindenden Unterricht mit Geschichte und Deutsch. Die Orientierungsgrundlage ist hier der Thüringer Lehrplan für Gymnasien für die genannten drei Fächer.
Inhaltsübersicht
0. Einleitung
1. Büchner als Unterrichtsgegenstand
1.1. Büchners Einzug in den Unterricht
1.2. Probleme der Didaktisierung
2. Lehrplaneinordnung und Themenvorschläge
2.1. Der Lehrplan Geschichte
2.2. Der Lehrplan Deutsch
2.3. Der Lehrplan Ethik
3. Büchner im Ethikunterricht
3.1. Persönliche Stellungnahme
3.2. Sachanalyse
4. Unterrichtsreihe zu Georg Büchners Philosophie
4.1. Zielsetzung
4.2. Stundenthemen
5. Die Einführungsdoppelstunde
5.1 Zielsetzung
5.2. Stundenkonzept
5.2.1. Motivation
5.2.2. Erarbeitung
5.2.3. Festigung
6. Abschließende Gedanken
7. Literaturverzeichnis
8. Anhang
0. Einleitung
Wie kaum ein anderer deutscher Dichter antizipierte Büchner in seinen Werken die wichtigsten geistesgeschichtlichen Entwicklungen seiner Zeit, stand dabei in radikaler Opposition zu den herrschenden Überzeugungen und übte so einen enormen Einfluss auf seine Nachwelt aus. Hinzu kommen seine hohe Komplexität, sein politischer wie poetischer Avantgardismus und die hohen Anforderungen, die er bezüglich des Vorwissens an seine Leser stellt. Dies alles spricht zum einen für eine Behandlung in der Schule, als auch dagegen, er ist wichtig, aber zu schwer. Dennoch ist Büchner heute Unterrichtsstoff der 11. Klasse im Grundkurs Deutsch. Welche Hürden musste er nehmen, um dorthin zu gelangen? Bereitet er heute immer noch Schwierigkeiten? Erfolgt heutzutage im Deutschunterricht eine umfassende Behandlung Büchners, aus der die SuS[1] auch etwas für ihr eigenes Leben mitnehmen können? Meine These ist, dass dies nicht der Fall ist und Büchner als Stoff zu komplex für ein Unterrichtsfach ist. Daher werde ich als Alternative eine Fächerverbindung von Geschichte, Deutsch und Ethik zum Thema ‘Georg Büchner’ skizzenhaft darstellen und bezüglich ihrer Umsetzbarkeit hinterfragen. Ich möchte zeigen, dass es sowohl von den Lehrplänen her möglich ist, diese Fächer diesbezüglich zu verknüpfen, als auch, welche Vorteile dies haben kann. Zuletzt werde ich die Unterrichtsreihe, die sich nach diesem Modell für den Ethikunterricht ergibt, eingehender darstellen. Den enormen Einfluss auf seine Nachwelt hat Büchner nämlich in großem Maße auch durch seine Weltanschauung erlangt, sodass es ein Verlust wäre, wenn die SuS nicht die Chance bekämen, diese kennenzulernen und sich mit ihr auseinander zu setzen. Da im Ethikunterricht der geeignete Platz für jede Art von Philosophie und Weltanschauung ist, soll diese auch da behandelt werden. Dies wird aber erst durch einen fächerverbindenden Unterricht und der dadurch vorangegangen Wissensvermittlung und Vorentlastung durch die Fächer Geschichte und Deutsch möglich. Diese Ausarbeitung soll daher am Beispiel der Behandlung der Büchnerschen Philosophie im Ethikunterricht zeigen, welches Potenzial in den jetzigen Thüringer Lehrplänen steckt und wie es genutzt werden kann.
1. Büchner als Unterrichtsgegenstand
1.1. Büchners Einzug in den Unterricht
Büchner als Unterrichtsstoff existierte in der Schule bis 1945 praktisch überhaupt nicht (Vgl. Lange 1989:225). Lange Zeit hielt man ihn für zu radikal für die Schule, sodass er zur Bildung und Erziehung der Jugend im „vaterländischen Sinn“ als nicht geeignet galt (Lange 1989:228). Diese Radikalität verschaffte ihm den Ruf eines Gegen-Klassikers, der sich aus diesem Grunde außerhalb der Schule immer größerer Beliebtheit erfreute. So hielt er auch Einzug in die Literaturwissenschaft, womit ein erster Schritt und auch eine Voraussetzung auf dem Weg hin zur Didaktisierung erreicht war. Wissenschaftlich betrachtet ist zu allen Zeiten festzustellen, dass Büchner einzigartig ist. Er ist nicht einfach einer Epoche zuzuordnen, aber dennoch ein Kind seiner Zeit. Sein Schreibstil war neu, avantgardistisch, und extrem tiefgründig. Letzteres und auch die schwierige Quellenlage sind Gründe für die bis heute andauernden kontroversen Deutungen. Man kann sich nie hundertprozentig sicher sein, mit seiner Interpretation Büchners Intention getroffen zu haben. Das ist ein Faktum, das es zu akzeptieren gilt. Die Einzigartigkeit seines Werkes lebt davon, dass er zugleich Dichter, Naturwissenschaftler und Revolutionär und zudem bestens in Sachen Geschichte, Philosophie und Literatur belesen war, sich damit aber jeweils kritisch auseinander setzte. Eine besondere Art und Weise seiner Kritik war es, diese in seine Werke mit einfließen zu lassen, wie es z.B. teilweise mit seiner Kritik am Idealismus geschehen ist.
Dies alles sind zwar auf den ersten Blick auch Schwierigkeiten, die sich auf seine Didaktisierungen niederschlagen konnten, jedoch waren sie nicht die Gründe für seine damalige Ausgrenzung aus dem Schulstoff. Es war vor allem die Sprache seiner Werke[2], die die moralischen Tabus seiner und auch späterer Zeit verletzte. Bezüglich Dantons Tod schreibt er sogar selbst, dass dieser „nicht zu einer Lektüre für junge Frauenzimmer geschaffen“ ist und dass der Dichter „kein Lehrer der Moral“ sein solle.[3] Büchner disqualifiziert sich somit sogar selbst als Schulstoff, da Literatur, die für junge Frauen nicht gut ist, für Kinder erst Recht nicht geeignet sein kann. Außerschulisch setzte sich allerdings die literaturwissenschaftliche Beschäftigung mit ihm weiter fort, sodass er nach 1945 fest zur akademischen Literaturgeschichte gehörte. Erst als 1947 die Besatzungsmächte Einfluss auf die Lehrpläne nahmen, wurde sein Drama Dantons Tod das erste Mal in einem Lehrplan für den Deutschunterricht erwähnt (Vgl. Lange 1989:239). Erst zehn Jahre später wurden z.B. in den Bildungsplänen von Hessen Büchners Woyzeck, Dantons Tod und Lenz unter ca. 60 weiteren Autoren und deren Werken genannt, allerdings als zusätzliche freiwillige Lektürevorschläge für die Oberstufe, was also noch nichts über sein tatsächliches Vorkommen als Unterrichtsstoff aussagt. Zumindest Woyzeck und Dantons Tod konnten sich aber binnen weniger Jahre so durchsetzen, dass sie bald „in Klasse 12 und 13 zu den meistgelesenen Schriften“ zählten (Lange 1989:240). Ende der 70er Jahre war Büchner dann endgültig in den Lehrplänen aller Bundesländer vertreten, also didaktisch etabliert, wobei die Favorisierung auf Woyzeck und Dantons Tod bestehen blieb. Hier herrschten allerdings ganz bestimmte Interpretationsmuster und Leseweisen vor, die die Lehrpersonen ihren SuS vermittelten. So kam es auch vor, dass Büchner doch und gegen seine Intention zum Lehrer der Moral wurde. Woyzeck wurde hier z.B. existenziell-religiös im Sinne eines Lebenshilfe-Konzepts interpretiert, Stichworte dazu waren: „Not des Daseins überhaupt“; „Urangst“ oder „namenlose Mächte“ (Lange 1989:241). Dass dies nur ein Bruchteil von dem war, was man diesem einen Werk Büchners entnehmen kann, ist nach heutigem Forschungsstand unbestritten.
In meiner eigenen Schulzeit und auch während meiner Praktika[4] habe ich bemerkt, dass Büchner heutzutage im Grundkurs Deutsch der 11. Klasse seinen festen Platz als Unterrichtsstoff hat, wobei meist Woyzeck behandelt wird. Dass Büchner bis heute immer mehr Einzug in die Schulen und in die Lehrpläne für den Deutschunterricht in vielen Bundesländern gehalten hat, ist also an dieser Stelle als eine Tatsache festzuhalten.
1.2. Probleme der Didaktisierung
In der Literaturwissenschaft existieren bis in die heutige Zeit hinein nicht nur unterschiedliche, sondern auch stark gegensätzliche Interpretationsrichtungen zum Gesamtwerk Büchners, was sich auch in den Didaktisierungen niederschlägt. Dies liegt zum einen, aber eben nicht nur, an der Tatsache, dass zwei seiner Werke Fragmente sind und dass er durch seinen frühen Tod nur wenige Jahre dichterisch aktiv war. Die andere Seite ist die Büchnersche Montagetechnik, die es schafft, dass sich in einem Satz noch zusätzlich viele indirekte Anspielungen und Hinweise verstecken, die es zu extrahieren und interpretieren gilt, was schon dem Publikum zu seiner Zeit mehr als schwer gefallen ist. Selbst wenn er, wie bei Dantons Tod stark mit Quellenzitaten arbeitet, ist dies kein Garant dafür, dass er die Ansicht der Quelle teilt. So legte er der Danton-Figur zum Teil Worte des historischen Robespierre in den Mund und erzeugte so trotz dieses Zitats einen völlig anderen Sinn. Büchner selbst stellte also beträchtliche Anforderungen an seine Leser, egal welchen Alters und Vorbildung. Um seine Werke im rechten Licht zu sehen, sind viele Sachinformationen nötig. Büchner setzt unbedingt ein fundiertes Wissen über die Französische Revolution sowie über die politischen Verhältnisse seiner eigenen Zeit voraus. Natürlich sollte man auch Büchners eigene Biografie kennen und über ihn sowohl als Dichter und Revolutionär, als auch als Wissenschaftler und Menschen Bescheid wissen. Literaturwissenschaftliche Grundkenntnisse sowie literaturhistorisches Wissen über die zu seiner Zeit üblichen literarischen Normen sind auch nötig, um erkennen zu können, wie sehr sich Büchner von diesen abhebt und warum er in vielerlei Hinsicht als Avantgardist und Individualist gehandelt wird. Dies alles ist nötig, um zu seiner versteckten Intention und Kritik vordringen zu können. Gerade bei der Behandlung von Woyzeck fällt aber auch zusätzlich auf, dass man die Philosophie seiner Zeit hier nicht außen vor lassen kann. Eine Kenntnis der idealistischen Philosophie setzt er also auch voraus, da er von seinen Lesern sonst nicht erwarten könnte, dass sie seine Kritik und seinen Gegenentwurf dazu erkennen. Davon ausgehend kommt man also zu dem Schluss, dass „für[5] den heutigen Leser [...] ein adäquates Verstehen des Texts nicht immer einfach“ ist (Knapp 1986:583). Zum größten Teil liegt das aber auch an der immer größer werdenden Distanz dieser Leser zu den dargestellten historischen Ereignissen und Büchner selbst. Bei ihnen kann immer weniger von diesem Wissen einfach vorausgesetzt werden. So werden auch die Anspielungen Büchners auf seine historischen Vorlagen, mit denen die Rezipienten auch schon zu seiner Zeit sicherlich schon wegen ihrer Fülle und Verstrickungen Probleme hatten, heute schlichtweg kaum noch wahrgenommen.
Dies alles gilt es in der Schule zu kompensieren. Die SuS sollten sich hier möglichst eigenständig ein ausreichendes Hintergrundwissen zu Büchner aneignen können und, so ausgestattet, im Sinne der Rezeptionsästhetik ihr eigenes Verständnis von Büchner erwerben können. Nur so wird Büchner auch zu einem Teil ihrer Wirklichkeit und gewinnt Aktualität und Bedeutung für sie auch über die Schule hinaus.
Diesen Forderungen und Wünschen stehen allerdings schon seit Jahren die gedrängten Zeitverhältnisse der Lehrpläne im Fach Deutsch entgegen, sodass sich viele Lehrpersonen bei der Behandlung Büchners auf Einzelaspekte konzentrieren müssen und das so vermittelte Verständnis im schlimmsten Fall fatal am Werk vorbeigeht. In der didaktischen Literatur gibt es z.B. Entwürfe ganzer Unterrichtsreihen zu Werken Büchners. In ihnen werden auch Vorschläge für einen „philosophisch interessierten Kurs“ gemacht (Kinne 1990:9). Gut ist, dass Kinne diese Potenziale erkennt, schlecht dagegen, dass er sie alle in den Deutsch-unterricht hineinfügen will. Meiner Meinung nach wäre es zielführender für Büchner als Unterrichtsstoff, rein historische Fakten und Zusammenhänge und philosophische Untersuchungen auch die entsprechenden Fächer, in Thüringen Geschichte und Ethik[6], übernehmen zu lassen. Büchner ist einfach zu komplex, als dass ihn ein Fach abdecken könnte. Gerade historische Zusammenhänge und Büchners philosophische Position sollten aber kein Füllmaterial in Unterrichtsreihen sein, das bei Zeitmangel weggelassen werden kann. Beides verdient es, behandelt und von den SuS kennengelernt zu werden. Um Büchner auf Schulebene gerecht zu werden, muss Arbeitsteilung erfolgen. Es kann doch nur von Vorteil sein, wenn Lehrkräfte der Fächer Geschichte, Deutsch und Ethik miteinander kooperieren und eine Art fächerverbindenden Unterricht unternehmen, wie dies z.B. von den Thüringer Lehrplänen angeregt und festgeschrieben wird.[7] So muss man sich nicht nur auf Teilaspekte beschränken, sondern kann den SuS einen ausreichenden Einblick in diesen Stoff vermitteln. Das Zeitmangelproblem wäre auch keines mehr, weil der Deutschunterricht den anderen beiden Fächern viel abgeben kann, was zuvor eigentlich auch schon nicht zu seinem Fachgebiet gehörte und viel Zeit kostete. Zunächst ist aber zu untersuchen, ob die von den Fächern Geschichte und Ethik zu übernehmenden Themen sich überhaupt mit den jeweiligen Lehrplänen vereinbaren lassen. Wichtig ist auch die Stelle, an der der Büchner-Stoff jeweils in jedem Fach vermittelt werden soll. Ist eine lehrplangemäße Koordination der drei Fächer bezüglich Büchner als Unterrichtsstoff überhaupt machbar? Dies gilt es nachfolgend zu untersuchen. Wenn es sich herausstellen sollte, dass dieses Unternehmen eine in der Realität umsetzbare Möglichkeit darstellt, so wäre diese für jeden, Lehrpersonen und SuS, leichter und vor allem die Lehrkraft des Faches Deutsch müsste sich auch keine Sorgen mehr machen, woher sie die 19 Deutschstunden nehmen soll, die einige didaktische Materialien für die Behandlung Büchners einplanen.
Wie schon erwähnt, ist bei der Arbeitsteilung der drei Fächer der Zeitpunkt, aber auch die fächerübergreifende Verknüpfung wichtig. Dass jedes Fach den Stoff übernimmt, der zu ihm gehört, ist zwar zunächst schnell einsichtig, allerdings ist dies unter dem Verknüpfungsaspekt doch noch detaillierter zu untersuchen.
Um Büchner zu verstehen, muss man zunächst Kenntnisse von der Zeit haben, in der er lebte und der, mit der er sich beschäftigte. Aus diesem Grund ist es meiner Meinung nach nicht förderlich, einen fächerverbindenden Unterricht oder das Projekt ‘Georg Büchner’ in allen drei Fächern gleichzeitig zu beginnen. Ich halte es für besser, Büchner nacheinander zu behandeln. Mit Geschichte sollte aus dem oben genannten Grund begonnen werden, gefolgt von Deutsch und dann Ethik. Ethik steht an letzter Stelle, da den SuS zum Verständnis der Philosophie Büchners und auch seiner Philosophiekritik sehr viel Wissen zu ihm als Autor, zu seinen Werken und natürlich erst recht historisches Wissen zur Verfügung stehen muss, da dies sonst schwer möglich ist. Daher ist in dieser Reihenfolge zu untersuchen, welche Themen welches Fach behandeln soll und wie dies mit den aktuellen Thüringer Lehrplänen möglich ist.
2. Lehrplaneinordnung und Themenvorschläge
2.1. Der Lehrplan Geschichte
Der Geschichtsunterricht soll u.a. ein Bewusstsein dafür schaffen, „dass Überlieferungen aus der Vergangenheit nutzbar für die Orientierung in der Gegenwart und für die Gestaltung der Zukunft sind“ (Thüringer Lehrplan für das Gymnasium, Geschichte, 1999:7). Im Vordergrund stehen dabei die „Herausbildung von Werten“ und die „Entwicklung eines historischen Bewusstseins“. Zumindest bis 10/I wird die vom Lehrplan vorgeschlagene Reihenfolge lediglich als „Orientierungsrahmen“ bezeichnet und dem Geschichtsunterricht eine „integrative Funktion“ zugesprochen, wobei er sich bestens eignet, um „ordnende und strukturierende Vorleistungen für andere Unterrichtsfächer zu erbringen“, was genau dem entspricht, was er in dieser Ausarbeitung leisten soll (Thüringer Lehrplan für das Gymnasium, Geschichte, 1999:9).
Thematisch wird man bezüglich des Büchnerstoffs bereits in den Lerninhalten der 7./8. Klasse fündig, unter „6 Die französische Revolution und das napoleonische Zeitalter“ und auch unter „7 Restauration und Revolution“ (Thüringer Lehrplan für das Gymnasium, Geschichte, 1999:25). Hier wird auch schon auf einen fächerübergreifenden Bezug zum Ethikunterricht der Klasse 10 verwiesen. Gerade das Wissen um die französische Revolution und ihr Scheitern sind für die Behandlung des Büchnerstoffs sehr wichtig. Aber natürlich ist es genauso wichtig, über die Zeit, in der Büchner aufwuchs und lebte, Bescheid zu wissen. Dazu sollten die SuS mit dem Wiener Kongress und seinen Folgen vertraut sein, wobei eine Folge besonders zu betrachten ist, nämlich die nationalen, liberalen und restaurativen Bestrebungen in den deutschen Ländern. Die Julirevolution hatte vielerorts in Deutschland, aber vor allem in Hessen und dort speziell in Gießen, wo Büchner lebte, eine Oppositionsbewegung der Studenten zur Folge. An dieser beteiligten sich u. a. die Brüder Follen, Karl Sand und später auch Georg Büchner. Viele Hessen nahmen auch aktiv am Hambacher Fest teil und es erschienen eine ganze Reihe von Flugblättern mit revolutionärem Charakter, wie auch Der Hessische Landbote von Büchner. Im März 1834 schließlich entstand die von Büchner gegründete geheime revolutionäre „Gesellschaft der Menschenrechte“, deren Name schon auf die geistige Verbindung mit den revolutionären Geheimgesellschaften in Frankreich hindeutet (Šmulovič 1981:197). Auch Begriffe wie Pauperismus, Vormärz, Junges Deutschland und Biedermeier sollten den SuS bei der Behandlung im Geschichtsunterricht begegnen, um ihnen dann im Unterricht der anderen Fächer geläufig und nützlich sein. Ich persönlich sehe den Stoff allerdings bezüglich der Behandlung Büchners in den anderen beiden Fächern als zu früh angesetzt und würde ihn eher in einer höheren Klassenstufe ansiedeln. Die SuS sollen ja nicht nur den Hessischen Landboten, sondern auch seine literarisch anspruchsvolleren Werke lesen und verstehen können. Der Hessische Landbote gehört als einziges von Büchners Werken in den Geschichtsunterricht, da es sich hierbei um eine „leichtverständliche und eindringliche Flugschrift“ handelt (Kinne 1990:6). Seine Vorteile sind, dass es sich hier nicht um einen fiktionalen Text handelt, der den zeitgeschichtlichen Hintergrund Büchners aus dessen Sicht widerspiegelt und gleichzeitig noch eine Verbindung zur Französischen Revolution intertextuell hergestellt wird. Hier werden die historische Person und der politische Büchner vorgestellt, was eine wunderbare Vorlage für seine weitere Behandlung im Deutschunterricht darstellt.
[...]
[1] Schülerinnen und Schüler.
[2] Z.B. Danton: „Fräulein Rosalie ist ein restaurierter Torso, woran nur die Hüften und Füße antik sind. Sie ist eine Magnetnadel: was der Pol Kopf abstößt, zieht der Pol Fuß an; die Mitte ist ein Äquator, wo jeder die Sublimatstaufe bekommt, der zum erstenmal die Linie passiert.“ (Büchner: Dantons Tod: I, 5).
[3] Büchner in einem Brief an die Familie, Straßburg, 28. Juli 1835:311-314.
[4] Beides wurde in Thüringen absolviert.
[5] Im Original groß geschrieben.
[6] In anderen Bundesländern heißt dieses Fach treffender „Philosophie“, wie z.B. in NRW.
[7] „Mit den Thüringer Lehrplänen soll deshalb fächerübergreifendes Arbeiten angebahnt, die Kooperation von Lehrern angeregt und die Ableitung fächerübergreifender schulinterner Pläne ermöglicht werden. Dies kann geschehen im fachübergreifenden Unterricht, in dem durch einen Lehrer innerhalb seines Unterrichts Bezüge zu anderen Fächern hergestellt werden, in einem fächerverbindenden Unterricht, der von gemeinsamen thematischen Bezügen der Unterrichtsfächer ausgeht und eine inhaltliche und zeitliche Abstimmung zwischen den Lehrern voraussetzt, oder in einen fächerintegrierenden Unterricht, bei dem traditionelle Fächerstrukturen zeitweilig aufgehoben werden“ (Lehrplan für das Gymnasium, Geschichte 1999:7).
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