Kriminalität und ihre Kontrolle in Japan und Deutschland


Hausarbeit, 2005

36 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1. Ausgangssituation
1.1 Definition von Sozialer Kontrolle
1.2 Gemeinsamkeiten
1.3 Gegensätze
1.4 Neuerungen

2. Kriminalität, Delinquenz & Viktimisierung
2.1 Die Kriminalitäts-Situation
2.2 Viktimisierung in sozialen Gruppen
2.3 Alter und Geschlecht

3. Japans informelle Sozialkontrolle
3.1 Einbindung in Gruppen
3.2 Inanspruchnahme durch pro- soziales Verhalten
3.3 Der Gruppenkontakt

4. Japans formelle Sozialkrontrolle
4.1 Die ‚sanfte’ Kriminaljustiz
4.2 Kontrolle der Kriminalität
4.3 Polizeiarbeit in Japan & der BRD

5. Kriminalpolitische Konsequenzen

Schlusskommentar

Literatur

Einleitung

Die Wahl dieses Themas lässt sich leicht begründen. Ich habe ein generelles Interesse daran, neues zu erfahren.

Über Deutschland weiß man aus der Allgemeinbildung heraus vieles und erfährt regelmäßig neues, da man in diesem Land lebt. Das, wohl mit noch relativ geringer Verfälschung durch die Medien. Über die USA weiss man großenteils nicht wirklich viel und wenn doch, dann ist es überwiegend durch die Zensur der dortigen Regierung oder durch die Medien verfälscht. Über Japan weiss ich so gut wie nichts – noch nicht.

Insbesondere Themen wie Kriminalität, Kriminalprävention und Kriminologie interessieren mich und ich erwarte, aus der mir vorliegenden Literatur, gute Informationen zu erhalten.

Ich gehe vorab davon aus, dass Japan über mehr Kriminalität klagt als Deutschland und, dass es wesentlich rigider mit jugendlichen Straftätern umgeht.

Ich frage mich aber, inwieweit die enge soziale Struktur Japans und der Obrigkeitsgehorsam, der schon in den Familien beginnt – verknüpft mit der niedrigen Peinlichkeitstoleranz –, sich auf die Kriminalität und deren Sanktion auswirkt.

In meiner Hausarbeit werde ich versuchen, über die Definition von Sozialer Kontrolle, die Darstellung der Ausgangssituation von Japan und Deutschland, die Kriminalitätssituation und über die Sozialkontrolle in Japan zu meinem Schwerpunkt der Polizeiarbeit in beiden Ländern zu gelangen, sowie schließlich daraus kriminalpolitische Konsequenzen für Deutschland zu ziehen.

1. Ausgangssituation

1.1 Definition von Sozialer Kontrolle

Soziale Kontrolle ist von der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit nicht zu trennen, ebenso wenig wie das von den Normen abweichende Verhalten. Soziale Kontrolle ist das Mittel, um abweichendes Verhalten zu vermeiden. Sie wird über die Vermittlung von Normen und Werten innerhalb der Erziehung und über die evtl. Ausgrenzung aus Gesellschaftsgruppen ausgeübt. Es gibt aber nicht nur die äußere soziale Kontrolle über Familie und Institutionen (Schule, Justiz, Polizei etc.), sondern es ist auch die Rede von der inneren, welche in einem selbst Gefühle des Schämens, Bereuens und der Selbstanklage auslösen können.[1]

Soziale Kontrolle ist die “... soziale Reaktion auf Verhalten, das als abweichend definiert wird, und zwar sowohl Überanpassung an wie Verletzung von Normen."[2]

1.2 Gemeinsamkeiten

Für einen Vergleich mit der Kriminalität Deutschlands ist Japan besonders geeignet. Beide befanden sich nach dem verlorenen zweiten Weltkrieg 1945 in einer sich ähnelnden Startposition. Die Großstädte und die Industrie beider Länder waren überwiegend vernichtet. Die Wirtschaft befand sich beiderseits in einer außergewöhnlichen Notsituation. Japan und Deutschland hatten jeder für sich die gleiche Aufgabe, „... aus dem Chaos der Nachkriegszeit ihren Weg zu einem politischen und wirtschaftlichen Neubeginn [zu] suchen.“[3]

Außerdem hat Japan sein Strafrecht und seine Polizei- sowie Straf- vollzugs-Organisation großenteils an Deutschland orientiert. Noch heute dauert ein Austausch im Justizbereich erfolgreich an und wird ausgebaut.[4]

Japan und Deutschland sind beides Nationen, die durch ihre Industrie geprägt sind und, die „... industrielle[...] Güter zur Versorgung ihrer Bevölkerung mit Nahrung, Kleidung und Wohnung...“[5] exportieren müssen. Ebenso können beide nur auf ein „... sehr begrenztes Gebiet mit mäßigen Natur- und geringen Bodenschätzen.“[6] zurückgreifen. Somit baut ihr jeweiliger Wohlstand ausschließlich auf ihre gut ausgebildeten und arbeitsamen Bürger.[7]

1.3 Gegensätze

Deutschland hat eine erheblich geringere Einwohnerzahl. Japans Bevölkerungsanzahl liegt bei mehr als 120 Millionen und die Bundesrepublik hat ca. 40 Millionen weniger Bürger. In Deutschland wohnen mehr Gastarbeiter und Ausländer, Japan ist „...homogener[...].“[8]

Die geographische Lage der Bundesrepublik ist weitaus mehr als zentral zu beschreiben – innerhalb Europas. Japans Lage ist durch Inseln gekennzeichnet und konnte somit weniger von Fremdem beeinflusst werden. Deutschland war nach dem letzten Weltkrieg geteilt, Japan konnte im Gegensatz dazu ihr Kaisertum vor den Auswirkungen des verlorenen Krieges schützen. Die Verbrechen, die während dieses Krieges jeweils verübt worden sind, wurden von der BRD viel intensiver „... sozial aufgearbeitet [...].“[9]

Die Sozialstruktur Japans ist laut Schneider senkrecht, streng nach einer Rangordnung gegliedert und orientiert sich an der Gruppe sowie Gemeinschaft. Deutschlands Struktur ist waagerecht und auf das Individuum konzentriert, außerdem durchaus weniger starr und altmodisch.[10]

Die deutsche Gesellschaft ist viel weniger erziehungsorientiert als die japanische. Denn hier wird besonders Wert auf die Qualität der Wissensvermittlung und der Entfaltung technischer Befähigungen in den Ausbildungen gelegt. Im Gegensatz zu Japan legt Deutschland wohl weniger Gewicht auf die Chancengleichheit in ihrer Bevölkerung.

Die „... Aufnahmeprüfungen zu der begrenzten Zahl von Plätzen in diesen Schulen und Universitäten sind allerdings viel...“[11] nachsichtiger als in Japan, wo schon die Kinder und Jugendlichen einen gnadenlosen Konkurrenzkampf zu spüren bekommen. Individualität sowie der Ausbau von Gestaltungskraft und Phantasie wird in japanischen Ausbildungen nicht gerade gefördert.[12]

1.4 Neuerungen

Mittlerweile entfernt sich Japan mehr von der Orientierung an der Gruppe hin zur Entdeckung des Individuums und der Selbstverwirklichung. Der neue Lebensstil ist geprägt von Materialismus, Konsum und Freizeit.

Alle Industriestaaten der Moderne, so auch Japan, haben absolut ein Problem mit der Kriminalität. Dies ist jedoch durchaus nicht so gravierend wie in den „... kapitalistischen Industrieländern Nordamerikas und Westeuropas.“[13] Japan kann auf eine Entwicklung seiner Sozioökonomie zurückblicken, die nicht auf das Wachstum von Kriminalität basiert. Die beispielhafte informelle Kontrolle der Kriminalität in Japan, ist nach wie vor von immenser Wichtigkeit und findet durch „... die sozialen Gruppen, z.B. die Familie, die Nachbarschaft, die Schule, die Berufs- und Freizeitgruppe.“[14] statt. An Japan lässt sich erkennen, wie wichtig es ist, die Bürger demokratisch am System der Kriminaljustiz zu beteiligen und die formelle Sozialkontrolle in die informelle zu integrieren.[15]

[...]


[1] Vgl. BELLEBAUM, Alfred: Soziale Kontrolle. In: Deutscher Verein für öffentliche und private Fürsorge (Hrsg.):

Fachlexikon der sozialen Arbeit. 5. Aufl. Stuttgart, Köln; Kohlhammer 2002.

[2] CLARK, A. L.; GIBBS, J. P.: Soziale Kontrolle: Eine Neuformulierung. In K. Lüderssen; F. Sack

(Hrsg.): Seminar: Abweichendes Verhalten I. Die selektiven Normen der Gesellschaft. Frankfurt a.M.:

Suhrkamp 1975, S 157.

[3] SCHNEIDER, Hans Joachim: Kriminologie für das 21. Jahrhundert: Schwerpunkte und Fortschritte der

internationalen Kriminologie. Überblick und Diskussion. Münster: Lit 2001, S. 294.

[4] http://www.botschaft-japan.de/de-jp/kooperation.html

[5] SCHNEIDER, Hans Joachim: Kriminologie für das 21. Jahrhundert..., a.a.O., S. 294.

[6] A.a.O., S. 294.

[7] Vgl. a.a.O., S. 294.

[8] A.a.O., S. 295.

[9] A.a.O., S. 295.

[10] Vgl. SCHNEIDER, Hans Joachim: Kriminologie für das 21. Jahrhundert..., a.a.O., S. 295.

[11] A.a.O., S. 295.

[12] Vgl. a.a.O., S. 295.

[13] A.a.O., S. 296.

[14] SCHNEIDER, Hans Joachim: Kriminologie für das 21. Jahrhundert..., a.a.O., S. 296.

[15] Vgl. a.a.O., S. 295 –296.

Ende der Leseprobe aus 36 Seiten

Details

Titel
Kriminalität und ihre Kontrolle in Japan und Deutschland
Hochschule
Fachhochschule Düsseldorf  (Fachbereich Sozial- und Kulturwissenschaften)
Veranstaltung
Internationale vergleichbare Kriminologie im 21. Jahrhundert
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
36
Katalognummer
V62699
ISBN (eBook)
9783638558983
ISBN (Buch)
9783638677691
Dateigröße
538 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In der Druckversion ist zusätzlich ein Referat-Handout enthalten.
Schlagworte
Kriminalität, Kontrolle, Japan, Deutschland, Internationale, Kriminologie, Jahrhundert
Arbeit zitieren
Dipl.-Soz.Päd. Mario Kilian Diederichs (Autor:in), 2005, Kriminalität und ihre Kontrolle in Japan und Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62699

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