Die Entwicklung zum Berliner Mauerbau 1961 und dessen Auswirkungen


Seminararbeit, 2005

28 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Die Gründung von zwei deutschen Staaten

3 Die internationalen Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg
3.1 Die Beziehungen der beiden Supermächte
3.2 Berlin als Schauplatz politischer und gesellschaftlicher Konfrontation
3.3 Ein Superalliierter, eine Supermacht und der Bau der Berliner Mauer

4 Der Bau der Berliner Mauer 1961
4.1 Massenflucht als Motiv für den Mauerbau
4.2 Planung und Durchführung des Berliner Mauerbaus

5 Reaktionen auf den Mauerbau
5.1 Reaktionen im Westen
5.2 Reaktionen in Bonn und West-Berlin
5.3 Reaktionen im Osten

6 Auswirkungen des Mauerbaus
6.1 Gesellschaftliche Auswirkungen
6.2 Wirtschaftliche Auswirkungen

7 Schlussbemerkung

8 Literaturverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Wanderungen über die offene Grenze (1949 – 1961)

Abb. 2: Republikflucht über Berlin (1950 – 1961)

Abb. 3: Republikflucht der Intelligenz (1953 – 1961)

1 Einleitung

„Wäre es nicht an der Zeit für uns, die gegebenen Schlussfolgerungen daraus zu ziehen, daß die wichtigsten Punkte des Potsdamer Abkommens [...] verletzt worden sind, und daß gewisse Kräfte mit dem Großziehen des deutschen Militarismus fortfahren und ihn dabei mit allen Mitteln in dieselbe Richtung hetzen, in die er vor dem Zweiten Weltkrieg gehetzt wurde – gegen den Osten? [...] Die Sowjetunion wird, was sie betrifft, alle Funktionen, die noch bei den sowjetischen Organen belassen sind, der souveränen Deutschen Demokratischen Republik übertragen. [...] Sollen die USA, Großbritannien und Frankreich selbst ihre Beziehungen zur DDR aufbauen und selbst mit ihr Übereinkommen treffen, falls sie an irgendwelchen Berlin betreffenden Fragen interessiert sind.“[1]

Mit diesen Worten und mit der sowjetischen Note vom 27. November 1958 an die drei Westmächte und die Bundesrepublik Deutschland (BRD), das sogenannte „Berlin Ultimatum“[2] löste Chruschtschow, Erster Sekretär des Zentralkomitees (ZK) der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (KpdSU) und Vorsitzender des Ministerrates der UdSSR, am 10. November 1958 die zweite Berlinkrise aus. Die Note beinhaltete, dass die westliche Besatzung Berlins unrechtmäßig sei, da ganz Berlin auf dem Territorium der DDR liegt. West-Berlin soll zu einer selbstständigen politischen Einheit und Freien Stadt umgewandelt werden. Ist dies durchgeführt, dann ist die DDR auf ihrem Territorium, inklusive aller Verbindungswege nach West-Berlin, souverän. Danach werde es keine Vier-Mächte-Kontakte mehr geben.[3] Mit dieser Note unterstütze Chruschtschow Walter Ulbricht, erster Sekretär des ZK in der DDR, mit dessen Rede am 27. Oktober 1958, in der er sagte: „Ganz Berlin liegt auf dem Territorium der Deutschen Demokratischen Republik. Ganz Berlin gehört zum Hoheitsbereich der Deutschen Demokratischen Republik.“[4]

Nun gilt es zu prüfen, ob der Mauerbau ein Resultat eines schwelenden, langanhaltenden Konfliktes zwischen den beiden Supermächten USA und UdSSR war oder ob es sich um eine Kurzschlussreaktion seitens der DDR-Regierung mit Duldung der Sowjetunion handelt. Es muss auch geklärt werden, ob die westdeutsche Regierung um Adenauer zu wenig gegen die Teilung Berlins tat oder ob sie wirklich ohnmächtig war. Die These der Arbeit ist, dass die DDR-Regierung den Mauerbau als letzte Chance sah, um deren Untergang zu verhindern aufgrund der starken Republikflucht. Seit der Gründung beider Staaten im Jahre 1949 bis zum Mauerbau im Jahre 1961 verließen nach offiziellen Zahlen etwa 2,7[5] Millionen Menschen die DDR. Unter ihnen waren sehr viele Akademiker und Facharbeiter ohne deren Wissen und Arbeitskraft die DDR auskommen musste.[6]

Zunächst werde ich auf die Situation direkt nach dem Zweiten Weltkrieg, der Gründung zweier deutschen Staaten und die Differenz der beiden Supermächte eingehen. Anschließend wird der entstandene Ost-West-Konflikt näher skizziert und Berlin rückt in den Fokus von politischen und gesellschaftlichen Konfrontationen. Da die Hausarbeit den Schwerpunkt auf das Handeln und Verhalten der DDR-Regierung hat, folgt als nächstes der Einflussbereich der DDR auf die Sowjetunion, die schließlich dem Druck der Ulbricht-Regierung nachgibt und den Mauerbau zulässt. Hier wird auch noch mal genauer auf die Republikflucht und deren Folgen eingegangen sowie auf die Planung und Durchführung des Mauerbaus. Als letztes werden Reaktionen und Auswirkungen der Berlinabriegelung aufgezeigt.

Die wichtigsten Werke, aus denen ich Erkenntnisse zur Hausarbeit finden konnte sind von Christoph Kleßmann (Hrsg.) „Mauerbau und Mauerfall“, Werner Maibaum „Geschichte der Deutschlandpolitik“ und von Rolf Steininger „Der Mauerbau: Die Westmächte und Adenauer in der Berlinkrise 1958 – 1963“. Natürlich habe ich noch diverse andere Werke genutzt, aber aus den dreien konnte ich die meisten Informationen gewinnen. Das erst genannte Werk ist eine Aufsatzsammlung, die detailliert die Geschehnisse bis zum Mauerfall beschreibt, wobei ich mich nur bis zu den Folgen des Mauerbaus eingelesen habe. Maibaums Buch konnte ich gut für die Entstehungsgeschichte beider deutschen Staaten nutzen und in Steiningers Werk waren einige Erkenntnisse zu den Reaktionen der Westmächte und Adenauers zu entnehmen.

2 Die Gründung von zwei deutschen Staaten

Der Zweite Weltkrieg endete mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands und dies zog als Konsequenz mit sich, dass der deutsche Staat aufhörte zu existieren. An dessen Stelle traten die vier alliierten Mächte USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich. Der vollständige Sieg der Alliierten über Deutschland ermöglichte ihnen nun, ihre Kriegsziel durchzuführen. Dazu gehörten die vollständige Entwaffnung, Zerstörung der Rüstungsindustrie, Reparationskosten tragen, Bestrafung der Kriegsverbrecher und die Vernichtung des Nationalsozialismus. Um diesen Zielen nachkommen zu können, einigten sich die Alliierten darauf, Besatzungszonen in Deutschland zuschaffen.[7]

Damit die Sowjetunion ihren Machtbereich nicht zu weit Richtung Westen ausbauen konnte, aber die Konferenz von Potsdam (17. Juli bis 2. August 1945) über die Aufteilung Deutschlands nicht zu platzen drohte, mussten die drei Westmächte der Sowjetunion gewisse Zugeständnisse machen. So schlugen die USA vor, dass die UdSSR zu Zwecken der Reparationen die sowjetisch besetzte Zone in Deutschland ausbeuten könnte. Dieses Zugeständnis hatte schwerwiegende Folgen. So konnte die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone eine gesellschaftspolitische Umwälzung nach dem Muster ihrer eigenen Gesellschaftsordnung durchführen. Das führte zu kurz-, mittel- und langfristigen Konsequenzen. Die Trennungslinie zwischen den westlichen Besatzungsgebieten und der Sowjetzone wurde verfestigt, mittelfristig führte dies zu einer Ostintegration und schließlich, aufgrund der hohen Entnahmen seitens der UdSSR in der Besatzungszone, entstand eine enorm hohe ökonomische Belastung und die Bevölkerung verarmte völlig.[8]

Am 5. Juni 1947 trat der Marshall-Plan in Kraft, benannt nach dem US-Außenminister George C. Marshall, der ein Hilfs- und Aufbauprogramm für Europa und für Deutschland beinhaltete. So war es für Westdeutschland nun endlich möglich, den lang ersehnten Wiederaufbau zu beginnen. Dies störte die Sowjets natürlich. Als dann auch noch am 20. Juni 1948 die Währungsreform in den Westzonen durchgeführt wurde, kündigten die Sowjets auch eine Währungsreform an, in der nicht nur ihre Besatzungszone inbegriffen war, sondern auch ganz Berlin. Die Westmächte erkannten die sowjetische Währungsreform nicht an und führten auch in West-Berlin ihre neue Währung, die D-Mark (mit dem Überdruck B für Berlin) ein. Als Folge blockierten die Sowjets am 24. Juni 1948 alle Verkehrsverbindungen von und nach West-Berlin. Die Blockade Berlins sollte bis zum Mai 1949 dauern.[9]

Am 23. Mai 1949 wurde das Grundgesetz für die BRD angenommen, die Bundesrepublik war geboren. Am 11. Oktober 1949 bildete Otto Grotewohl, ermächtigt durch die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED), die provisorische Regierung in der Sowjetzone. Dies war die Geburtsstunde der DDR. So wurden innerhalb von fünf Monaten zwei deutsche Staaten gegründet, die unterschiedler nicht hätten sein können.[10]

Genau so unterschiedlich waren auch die beiden Supermächte USA und UdSSR, die wohl durch ihr Verhalten während des Kalten Krieges auch einen Teil zum Mauerbau beigetragen haben. Dies wird in folgendem Kapitel näher beleuchtet.

3 Die internationalen Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg

In diesem Kapitel werden die Beziehungen der beiden Supermächte näher betrachtet. Es sind zwei Weltmächte, die sich nicht unterschiedlicher hätten entwickeln können nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges. Anschließend wird aufgezeigt, wie Berlin in den Fokus der Weltöffentlichkeit geraten ist und schließlich wird noch auf die Beziehung zwischen UdSSR und DDR eingegangen.

3.1 Die Beziehungen der beiden Supermächte

Die internationalen Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg werden in der historisch-politischen Literatur durch den Begriff „Kalter Krieg“ gekennzeichnet. Dieser Begriff ist stark verbreitet, aber ebenso unscharf.[11] Bereits in der zweiten Jahreshälfte 1946 orientierte sich die USA bezüglich ihrer Außenpolitik um, indem sie auf eine verstärkte langfristige Zusammenarbeit mit Westeuropa setzte. Als Wegbereiter dieses Umschwungs wird der amerikanische Botschaftsrat George F. Kennan in Moskau betrachtet, welcher im Juli 1947 einen mit Mr. X gezeichneten Artikel in der Zeitschrift „Foreign Affairs“ veröffentlichte und eine „Politik der Eindämmung“ forderte, um die Demokratie und westliche Lebensweise gegen den aufkeimenden Kommunismus zu schützen.[12]

Der Autor Junker zeigt mehr als 50 Faktoren auf, die in der Forschung als Ursachen für den Kalten Krieg angeführt werden. Er vertritt jedoch die These, dass keine der Supermächte den Kalten Krieg plante, sondern dieser sich aufgrund struktureller Gegebenheiten und Aktions-Reaktions-Mechanismen vielmehr ergab. Des weiteren verweist Junker auf die Globalisierung des außenpolitischen Radius der USA, welche er, unter der Annahme, es existiere überhaupt so etwas wie eine prima causa in komplexen historischen Prozessen, als genau solche bezeichnen würde. Diese Ausweitung des amerikanischen außenpolitischen Handlungsradius entstand aus der wachsenden Interdependenz der Weltpolitik im 20. Jahrhundert selbst sowie aus den Feindbildern und Bedrohungsvorstellungen bezüglich der Taten und Ideologien verfeindeter Staaten und Gesellschaften. Laut Junker wurde die nicht-kommunistische Welt Teil einer Werte-, Sicherheits- und Unterhaltungsgemeinschaft unter amerikanischer Hegemonie, sprich unter vorwiegend amerikanischem Einfluss.[13]

Stalins Machtbereich hingegen unterlag der Herrschaft systematischen Terrors. Die Position der USA, an der sowjetischen westlichen Grenze sowjetfreundliche Regierungen - aber eben aus freien Wahlen – zu fordern, kam in Stalins Vorstellung gleich einer hinterlistigen, kapitalistischen Verschwörung. Auch die Westintegration der BRD war ein schwerer Schlag, besonders, da alle sowjetischen Versuche, dies zu verhindern, scheiterten.[14]

Erst unter Chruschtschow avancierte die Sowjetunion zu einer Macht globaler Reichweite, sichtbar an deren zunehmenden Aktivitäten im Mittleren Osten, in den Entwicklungsländern Asiens und Afrikas sowie sogar in Lateinamerika. So schreibt Junker die lange Dauer des Kalten Krieges dem konkurrierenden Globalismus der USA und der UdSSR zu.[15]

Nachhaltig erschüttert wurde der Westen am 4. Oktober 1957, als der Start des ersten Satelliten namens „Sputnik“ einen technologischen Triumph für die UdSSR bedeutete. Somit verlor die USA ihre technische Überlegenheit. Des Weiteren schwebte die Bedrohung, mittels Interkontinentalraketen von den Sowjets angegriffen zu werden, wie ein Damoklesschwert über den Amerikanern. Die USA sahen sich gezwungen, ihre eigene Rolle in der Welt neu zu definieren. Es war Chruschtschow, der nach dem Sputnik-Start von einer friedlichen Koexistenz sprach, nicht, weil die UdSSR schwach wäre oder die Imperialisten fürchteten, sondern weil ein neuer Krieg mit nuklearen Waffen eine Zerstörung nicht bekannten Ausmaßes bedeuten würde.[16]

[...]


[1] Steininger, Rolf: Der Mauerbau – Die Westmächte und Adenauer in der Berlinkrise 1958-1963, München 2001, S. 21; zitiert nach: Wortlaut nach Übersetzung des Auswärtigen Amtes in „Stellungnahme der Bundesregierung zur Rede des sowjetischen Ministerpräsidenten Chruschtschow vom 10.11.1958.

[2] Winkler, Heinrich August: Der lange Weg nach Westen II – Deutsche Geschichte 1933-1990, München 2000, S. 194.

[3] Vgl. Nawrocki, Joachim: Die Beziehungen zwischen den beiden Staaten in Deutschland, Berlin 1986, S. 31.

[4] Winkler, Heinrich August: Der lange Weg nach Westen II – Deutsche Geschichte 1933-1990, München 2000, S. 192.

[5] Vgl. Kowalczuk, Ilko-Sascha: Das bewegte Jahrzehnt – Geschichte der DDR von 1949 bis 1961, Bonn 2003, S. 77.

[6] Vgl. Major, Patrick: Innenpolitische Aspekte der zweiten Berlinkrise (1958 – 1961), in: Kleßmann, Christoph (Hrsg.): Mauerbau und Mauerfall, Berlin 2002, S. 102.

[7] Vgl. Maibaum, Werner: Geschichte der Deutschlandpolitik, Bonn 1998, S. 9.

[8] Ebd., S. 12.

[9] Ebd., S. 16ff.

[10] Ebd., S. 23f.

[11] Vgl. Kleßmann, Christoph: Die doppelte Staatsgründung – Deutsche Geschichte 1945 – 1955, Bonn 1991, S. 177.

[12] Vgl. Görtemaker, Manfred: Internationale Beziehungen I – Der Ost-West-Konflikt, Bonn 2003, S. 14.

[13] Vgl. Junker, Detlef: Die internationalen Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Ein neues Verständnis des Kalten Krieges? In: Kleßmann, Christoph (Hrsg.): Mauerbau und Mauerfall, Berlin 2002, S. 19ff.

[14] Ebd., S. 23f.

[15] Ebd., S. 26.

[16] Vgl. Görtemaker, Manfred: Internationale Beziehungen I – Der Ost-West-Konflikt, Bonn 2003, S. 25.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Die Entwicklung zum Berliner Mauerbau 1961 und dessen Auswirkungen
Hochschule
Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen  (Institut für Politische Wissenschaft)
Veranstaltung
Grundkurs-Tutorium
Note
2,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
28
Katalognummer
V62877
ISBN (eBook)
9783638560368
ISBN (Buch)
9783638714297
Dateigröße
559 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Entwicklung, Berliner, Mauerbau, Auswirkungen, Grundkurs-Tutorium, Thema Berliner Mauer
Arbeit zitieren
Tobias Wolff (Autor:in), 2005, Die Entwicklung zum Berliner Mauerbau 1961 und dessen Auswirkungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62877

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