Der Erfolg kleiner und mittlerer Unternehmen ist in der Regel eng mit den persönlichen Eigenschaften des Unternehmers verknüpft. Als Persönlichkeit wirkt dieser auf Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten, Kapitalgeber und andere Anspruchsgruppen ein. Er muss nicht nur sein Produkt an Kunden verkaufen, sondern seine Geschäftsidee auch Kapitalgebern vermitteln. Die geringe Unternehmensgröße stellt einen wichtigen Nachteil dar, der zu kompensieren ist: Mitarbeiter müssen anders motiviert oder speziell ausgebildet werden, individuelle Kundenwünsche und Marktnischen müssen identifiziert und bedient werden, die Kapitalbeschaffung wird durch fehlende Transparenz, fehlende Größe und erhöhtes Risiko erschwert.
Der Erfolg eines mittelständischen Unternehmens hängt daher stark von den individuellen Fähigkeiten der handelnden Personen ab. Bei Familienunternehmen ist der Einfluss durch die Existenz der Unternehmerfamilie noch größer. Über mehrere Führungspositionen kann diese auf die Stakeholder einwirken, kann durch das Vermitteln von Normen und Werten eine Unternehmensphilosophie entscheidend prägen. Die so entstehende Unternehmensphilosophie wird von den Anspruchsgruppen wahrgenommen und mit einer entsprechenden Reaktion (Kauf des Produkts, höhere Leistungsbereitschaft der Belegschaft, usw.) gewürdigt. Die Fähigkeit, die Anspruchsgruppen so zu beeinflussen, ist vergleichbar mit speziellem Know-how eines Unternehmens oder einem Markenwert und muss daher als immaterieller Vermögensgegenstand aufgefasst werden.
Beim Ausscheiden der Unternehmerfamilie aus dem Unternehmen ist dieser immaterielle Wert bedroht. Es ist daher erforderlich, die Leistungsfähigkeit des Unternehmens sowie deren mögliche Veränderung zu erfassen, in erster Linie zum Zweck der Kaufpreisfindung. Darüber hinaus möchte der Nachfolger wissen, worauf er sich beim Kauf einlässt. Es ist eine faire Unternehmensbewertung erforderlich, die sowohl die materiellen als auch die immateriellen Vermögenswerte (und somit die tatsächliche Leistungsfähigkeit) abbildet. In der vorliegenden Arbeit soll auf der Grundlage einer ressourcenorientierten Sichtweise untersucht werden, wie der vergleichsweise hohe Anteil immateriellen Unternehmenswerts innerhalb der üblichen Bewertungsverfahren besonders berücksichtigt werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Vorstellung des Themas
- Nachfolge im Bezugsrahmen der Gründungsforschung
- Gang der Untersuchung
- Problemorientierte Darstellung der Situation in Deutschland
- Definitionen und Abgrenzungen
- Mittelständische Familienunternehmen
- Bewertungsanlässe und -funktionen
- Nachfolgekonstellationen in mittelständischen Familienunternehmen
- Formen der familienexternen Nachfolge
- Management Buy-out
- Management Buy-in
- Leveraged Buy-out
- Andere externe Nachfolgeformen
- Überblick der relevanten Bewertungsmethoden
- Ertragswertmethode
- Methode der Goodwillrenten
- DCF-Methode
- Multiplikatormethode
- Realoptions-Ansatz
- Personenbezug im mittelständischen Familienunternehmen
- Institutionenökonomische Aspekte
- Principal-Agent-Problematik
- Transaktionskostenansatz
- Unternehmensinterne Relationen der Unternehmerfamilie
- Unternehmenskultur in Familienunternehmen
- Motivation der Belegschaft
- Wahrnehmung der Nachfolge durch die Mitarbeiter
- Unternehmensexterne Relationen der Unternehmerfamilie
- Beziehungen zu Kunden, Vertriebspartnern und Lieferanten
- Kunden und Vertriebspartner
- Zulieferer
- Investor Relations im mittelständischen Familienunternehmen
- Die Bedeutung von Hausbankbeziehungen für mittelständische Unternehmen
- Creditor Relations
- Shareholder Relations
- Möglichkeiten der Bewertung personenbezogener Einflüsse
- Bewertung immaterieller Vermögenswerte
- Berücksichtigung der Führungsqualität der Unternehmer
- Human Resources in der Unternehmenswertermittlung
- Due Diligence zur Ermittlung der notwendigen Zahlen
- Methodische Ansätze der Humankapitalbewertung
- Befragungen
- Checklisten
- Kennzahlen
- Benchmarking
- Transformation der Ergebnisse
- Einbindung der gewonnenen Erkenntnisse in die Bewertungsverfahren
- Anwendung der Ertragswertmethode
- Anwendung der Methode der Goodwillrenten
- Anwendung der DCF-Methode
- Anwendung der Multiplikatorenmethode
- Anwendung des Realoptionsansatzes
- Schlussbetrachtung
- Darstellung der gewonnenen Erkenntnisse
- Kritische Würdigung und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Ermittlung des immateriellen Unternehmenswerts mittelständischer Familienunternehmen. Sie untersucht die Bedeutung von Personenbezug und Führungsqualität in der Unternehmensbewertung. Ziel ist es, eine systematische Methode zur Einbeziehung dieser Faktoren in gängige Bewertungsverfahren zu entwickeln.
- Bewertung immaterieller Vermögenswerte
- Personenbezogene Einflüsse auf den Unternehmenswert
- Nachfolge und Unternehmensführung
- Bewertungsanlässe und -funktionen
- Transaktionskostenansatz und Principal-Agent-Problematik
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einführung: In der Einleitung wird das Thema der Diplomarbeit vorgestellt, der Forschungsstand im Bereich der Nachfolgeforschung dargestellt und der Aufbau der Arbeit erläutert. Es wird zudem auf die Problematik der Nachfolge in mittelständischen Familienunternehmen in Deutschland eingegangen.
- Kapitel 2: Definitionen und Abgrenzungen: In diesem Kapitel werden die grundlegenden Definitionen und Abgrenzungen der zentralen Begriffe wie mittelständisches Familienunternehmen, Nachfolge und Bewertung erläutert. Es werden verschiedene Formen der Nachfolge und die gängigen Bewertungsmethoden vorgestellt.
- Kapitel 3: Personenbezug im mittelständischen Familienunternehmen: Dieses Kapitel beleuchtet die Bedeutung von Personenbezug und Führungsqualität in Familienunternehmen. Es werden die Institutionenökonomischen Aspekte, die unternehmensinterne und externe Relationen der Unternehmerfamilie und die Auswirkungen auf die Unternehmenskultur und Mitarbeitermotivation analysiert.
- Kapitel 4: Möglichkeiten der Bewertung personenbezogener Einflüsse: In diesem Kapitel werden verschiedene Möglichkeiten zur Bewertung von immateriellen Vermögenswerten und deren Einbindung in die Unternehmenswertermittlung vorgestellt. Dazu gehören Methoden zur Berücksichtigung der Führungsqualität, das Humankapital und die Anwendung von Due Diligence.
Schlüsselwörter
Mittelständische Familienunternehmen, immaterieller Unternehmenswert, Nachfolge, Bewertung, Führungsqualität, Humankapital, Due Diligence, Transaktionskostenansatz, Principal-Agent-Problematik.
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Kfm. Nils Brandt (Autor:in), 2006, Ermittlung des immateriellen Unternehmenswerts mittelständischer Familienunternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62889