Ein Engländer mit einem Zweitwohnsitz in Frankfurt hält sich gerade in Paris auf. Er kauft von dort an der Börse in New-York Aktien des größten Erdgasförderers, des russischen Staatsunternehmens „Gazprom“ und bezahlt die Transaktion mit Euro, von seinem Konto in der Schweiz. Eine Situation, die noch vor 20 Jahren völlig undenkbar gewesen wäre. Heute ist dieses Geschäft durchaus möglich. Wenn wir einige Jahre weiter denken vielleicht eine alltägliche Transaktion im globalen Finanzmarkgeschehen.
Zunächst gebe ich eine Beschreibung, wie sich Finanzmärkte im Rahmen der allgemeinen Globalisierung entwickelt und verändert haben. Diese Veränderungen bleiben auf die Finanzplätze nicht ohne Auswirkungen. Wo liegen die Ursachen und wie sind die Auswirkungen der Globalisierungstendenzen auf die Finanzplätze? Im letzten Teil meiner Arbeit werde ich die aktuellen Konzentrationstendenzen der Finanzplätze darstellen. Worin bestehen die Ursachen für die Globalisierung der Finanzmärkte und die hohen Wachstumsraten des internationalen Kapitalverkehrs? Kann es in Zukunft nur einen einzigen europäischen Finanzplatz geben, oder kann sogar ein Finanzplatz pro Zeitzone geschaffen werden? Schwerpunkt meiner Betrachtung wird dabei der Finanzplatz Frankfurt/Main sein.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung:
2. Globalisierung in der Finanzwirtschaft:
2.1. Rückblick:
2.2. Wirtschaftliche Entwicklung nach 1945:
2.3. Die „moderne“ Globalisierung (ab 1980 ):
2.3.1. Der reale Sektor
2.3.2. Der monetäre Sektor
2.3.3. Der staatliche Sektor
2.4. Verstärker der Globalisierung der Finanzmärkte:
3. Lokalisierung in der Finanzwirtschaft
3.1. Definition von Finanzplätzen bzw. Finanzzentren
3.2. Herkömmliche Merkmale von Finanzplätzen
3.3. Der moderne Finanzplatz
-Technologieinnovation
-Agglomerationsvorteile
3.4. Die Bedeutung eines Finanzplatzes
3.5. Das Frankfurter Finanz-Cluster
3.6. Einteilung der Finanzplätzen
3.7. Rangfolge von Finanzzentren
3.7.1. World cities
3.7.2. Global cities
4. Finanzplatzwettbewerb
4.1. Aktuelle Börsensituation
4.2. EURONEXT ein Börsenkrimi
5. Frankfurt als europäischer Finanzplatz?
Stärken und Schwächen im Finanzplatzvergleich
5.1. Frankfurt als „Gateway“ für den Ostblock
5.2. New York hat gegenüber Europa Größenvorteile:
5.3. London erfährt einen Aufschwung durch Deregulierung:
6. Fazit: Kooperation statt Wettbewerb:
7. Vision:
Literaturverzeichnis:
Zeitschriften:
Internetquellen:
Weiterführende Literatur:
Abbildungen:
1. Einleitung:
Ein Engländer mit einem Zweitwohnsitz in Frankfurt hält sich gerade in Paris auf. Er kauft von dort an der Börse in New-York Aktien des größten Erdgasförderers, des russischen Staatsunternehmens „Gazprom“ und bezahlt die Transaktion mit Euro, von seinem Konto in der Schweiz.
Eine Situation, die noch vor 20 Jahren völlig undenkbar gewesen wäre. Heute ist dieses Geschäft durchaus möglich. Wenn wir einige Jahre weiter denken vielleicht eine alltägliche Transaktion im globalen Finanzmarkgeschehen.
Zunächst gebe ich eine Beschreibung, wie sich Finanzmärkte im Rahmen der allgemeinen Globalisierung entwickelt und verändert haben. Diese Veränderungen bleiben auf die Finanzplätze nicht ohne Auswirkungen. Wo liegen die Ursachen und wie sind die Auswirkungen der Globalisierungstendenzen auf die Finanzplätze?
Im letzten Teil meiner Arbeit werde ich die aktuellen Konzentrationstendenzen der Finanzplätze darstellen. Worin bestehen die Ursachen für die Globalisierung der Finanzmärkte und die hohen Wachstumsraten des internationalen Kapitalverkehrs?
Kann es in Zukunft nur einen einzigen europäischen Finanzplatz geben, oder kann sogar ein Finanzplatz pro Zeitzone geschaffen werden?
Schwerpunkt meiner Betrachtung wird dabei der Finanzplatz Frankfurt/Main sein.
2. Globalisierung in der Finanzwirtschaft:
2.1. Rückblick:
Handelsbeziehungen über Landesgrenzen hinweg sind kein modernes Phänomen. Wirtschaftliche Verflechtungen hat es schon immer gegeben. Diese mit dem Begriff Globalisierung zu umschreiben mag eine recht junge Vorgehensweise sein, eine neuzeitliche Erfindung ist sie sicherlich nicht.
Schon seit Jahrhunderten machten sich Händler und Abenteurer auf die Suche nach neuen Märkten und Rohstoffquellen und mit der industriellen Revolution öffnete sich auch das Tor zur Weltwirtschaft. Über die Handhabung wirtschaftlicher Vorgänge waren sich die Nationalökonomen uneinig und so standen sich Befürworter einer freien kapitalistischen Marktwirtschaft und ihre Gegner (Marx, Engels) gegenüber. Der Kampf um die Neuverteilung der Welt und das gerade gesponnene Netz aus Handelsbeziehungen und freiem Warenaustausch wurde durch den zweiten Weltkrieg jäh unterbrochen (Kaminski 2005:444).
2.2. Wirtschaftliche Entwicklung nach 1945:
Wieder stehen sich zwei Supermächte mit unterschiedlichen Wirtschaftsstrukturvorstellungen gegenüber. Während die USA auch die europäische Neuordnung mit einer freien kapitalistischen Marktwirtschaft förderten, blieb es in der Sowjetunion und den Staaten ihres Einflussbereichs bei der Zentralverwaltungswirtschaft.
Als beide Wirtschaftsblöcke in den 70 er Jahren schwere Umsatzeinbußen gegenüber der neuen Wirtschaftsmacht Japan erfahren mussten, entschied man sich für eine globale Öffnung der Wirtschaft und damit für den Beginn einer „neuen“ Globalisierung.
2.3. Die „moderne“ Globalisierung (ab 1980 ):
Abb. 1:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die Entwicklung des internationalen Kapitalverkehrs hat seit1975 besonders stark zugenommen.
Das Schaubild zeigt die Entwicklung der internationalen Kapitalströme, des Welthandelsvolumens und des realen Welt-Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Kapitalströme zeigen den größten Wachstumstrend auf, sind jedoch gleichzeitig von einer großen Volatilität geprägt. Dies lässt darauf schließen, dass Kapitalmärkte empfindlicher auf bestimmt Einflüsse reagieren. (Büttner 1997: 70).
Was sind die Ursachen für die Globalisierung der Finanzmärkte und die hohen Wachstumsraten des internationalen Kapitalverkehrs?
Dafür können im wesentlichen die Entwicklungen in 3 Sektoren genannt werden (Büttner 1997: 72):
1. Der reale Sektor
2. Der monetäre Sektor
3. Der staatliche Sektor
2.3.1. Der reale Sektor
Unter dem realen Sektor versteht man den Handel mit Waren und Dienstleistungen.
Auf der Angebotsseite begünstigt der internationale Handel die internationale Arbeitsteilung und somit die Produktion an kostengünstigen Standorten. Die Produktion größerer Stückzahlen führt zu sinkenden Stückkosten. Der internationale Warenverkehr und somit auch der internationale Finanzverkehr nehmen zu.
Der Wohlstand in den Industrieländern der Triade (Nordamerika, Japan, Europa) ist auf eine historische Höhe gewachsen (Lo/Schamp 2001:26). Dies hat Auswirkungen auf die Nachfrage nach Importgütern. Zahlreiche Importgüter haben eine Einkommenselastizität >=1. Das bedeutet, dass die Nachfrage nach Importgütern überproportional zum Einkommen wächst. Das gilt insbesondere auch für den Tourismus, d.h. für importierte Dienstleistungen (Büttner1997: 72).
Angebot und Nachfrage werden begünstigt durch den Abbau von Handelshemmnissen. Die Uruguay-Runde (1986-1993) hat in fast allen Bereichen den Warenhandel und zahlreiche Dienstleistungen liberalisiert. Die Aufnahme weiterer Staaten in die WTO (World Trade Organization) z.B. China und Taiwan am 11.12.2001 führte zu einer weiteren Öffnung der Märkte und zu einem steigenden internationalen Finanzbedarf.
2.3.2. Der monetäre Sektor
„Die völlige Liberalisierung des Kapitalverkehrs in der EU mit dem Übergang zur zweiten Stufe der Wirtschafts- und Währungsunion (WWU) zum 01.01.1994 hat die Kapitalmobilität in Westeuropa wesentlich erhöht“ (Büttner 1997: 73).
Die internationalen Märkte rückten durch weltumspannende Kommunikationsnetze näher zusammen. Davon profitiert in besonderem Maße der internationale Finanzmarkt. Die Transaktionskosten im Kapitalverkehr sinken dramatisch. Gleichzeitig verbessert sich die Transparenz der Finanzmärkte erheblich. Die Bereitschaft, Finanztransaktionen international zu tätigen steigt. Dies gilt sowohl für Portfoliomanager im Bereich der Finanzdienstleistungen als auch für private Anleger (Büttner 1997: 74).
2.3.3. Der staatliche Sektor
Durch politisch-rechtliche Maßnahmen versucht der Staat Kapitalbewegungen zu seinen Gunsten zu steuern. „Der internationale Steuerwettbewerb hat in den 80er Jahren deutlich zugenommen, sowohl was den Versuch angeht, über günstige Gewinnbesteuerungen Unternehmen und damit Arbeitsplätze anzuziehen als auch im Hinblick auf die Besteuerung von Vermögenserträgen“ (Büttner 1997: 74).
International löste sich ab 1990 der Ostblock mit seinem System der Zentralverwaltungswirtschaft auf. Es erfolgte eine Transformation der Wirtschaftsordnungen in die mittel- und osteuropäische Länder. Damit war eine Öffnung der Märkte für Sachgüter, Dienstleistungen und Kapital verbunden. Die Erweiterung der Europäischen Union ermöglicht in zunehmenden Maße einen ungehinderten Kapitalverkehr (Büttner 1997:89).
2.4. Verstärker der Globalisierung der Finanzmärkte:
Die grundlegenden Veränderungen in den drei Sektoren verstärkten die Globalisierung der Finanzmärkte.
In den meisten Industrieländern hat sich bei den politischen Akteuren das Ziel der „Deregulierung „ bzw. „Marktliberalisierung“ durchgesetzt. Die Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) in Basel unternimmt erhebliche Anstrengungen, die Wettbewerbsbedingungen für die Anbieter von Finanzdienstleistungen weltweit zu standardisieren. (Lo/Schamp 2001: 26).
Die Deregulierung und Marktregulierung führte zur Auflösung nationaler Monopole, verbunden mit zunehmenden internationalen Wettbewerb. Finanzdienstleister fusionieren, zu multinationalen Unternehmen mit dem Ziel ihre Marktanteile zu erhöhen.
Einerseits beflügelt der zunehmende Wettbewerb die Innovationskraft der Anbieter von Finanzdienstleistungen im Kampf um die Anleger mit der Folge, dass neue Finanzderivate entwickelt werden. Andererseits verändern die steigenden Einkommen der privaten Haushalte das Nachfrageverhalten nach Finanzprodukten. Man kann einen Trend in der Geldanlage vom Sparbuch zum Depot feststellen. Im Rahmen der Altersvorsorge tritt an die Stelle von Versicherungen die Kapitalbildung. Der Staat fördert den Übergang vom Umlage- zum Kapitalanlageverfahren (Lo/Schamp 2001: 27).
3. Lokalisierung in der Finanzwirtschaft
Die dargestellte Globalisierung der Finanzmärkte hat erheblichen Einfluss auf die lokalen Finanzplätze.
3.1. Definition von Finanzplätzen bzw. Finanzzentren
Ein Finanzplatz ist der Ort an dem finanzielle Transaktionen angebahnt, abschlossen und durchgeführt werden. Hier laufen Informationen zusammen, werden Beratungsgespräche geführt (face to face). Ein Finanzplatz hat besondere charakteristische Merkmale. Hier finden sich in besonderem Maße Berufsgruppen aus dem quartären Sektor, denn neben Spezialisten aus dem Bereich der Finanzberatung sind auch andere Berufsgruppen unterstützend tätig (DV und Netzwerkspezialisten, Unternehmensberater etc.).
In der Literatur findet sich folgende Definition:
„Finanzplätze sind geographische Orte, an denen zwei Akteursgruppen zusammentreffen (Lo/Schamp 2001: 27). Die einen Akteure sind die Hersteller auf finanzwirtschaftlicher Basis, also z.B. Banken etc. die anderen sind die Organisatoren des Marktplatzes, die Börsen. Diese beiden Finanzdienstleister treffen in einem Finanzzentrum bzw. Finanzplatz aufeinander und bilden zusammen den Finanzmarkt.
Finanzzentren sind also eng abgegrenzte Orte mit einer beträchtlichen Konzentration wichtiger professioneller Aktivitäten aus dem Finanzdienstleistungsbereich und den entsprechenden Institutionen (Schmidt/Grote 2005:1).
3.2. Herkömmliche Merkmale von Finanzplätzen
Früher war die Nähe und die starke räumliche Konzentration von Finanzinstituten mit ihren Entscheidungsträgern sehr wichtig, da z.B. die Börse Anwesenheit erforderte um Informationen austauschen und verhandeln zu können (Schmidt/Grote 2005:3).
Die eingeschränkten Kommunikationsmöglichkeiten, hohe Transport- bzw. Reisekosten machten deshalb den Faktor räumliche Nähe in der Vergangenheit zu einer wichtigen geschäftlichen Vorraussetzung (Bördlein 1999:74).
Nähe und Konzentration hatten zur Folge, dass es nur wenige bedeutende Finanzplätze gab und dass sich die Positionen der führenden Finanzplätze auch nur selten verschoben. Schaut man in die Historie so waren vor der Entdeckung Amerikas die Städte Norditaliens führend (Florenz,Venedig,Genua). Im 17 Jh. verschoben sich die führenden Finanzplätze nach Nordwesten, erst in die Niederlande dann nach London. Mit dem 1.Weltkrieg wurde New York zum führenden Finanzplatz (Schmidt/Grote 2005:3).
Fast alle wichtigen Finanzplätze sind auch selbst wichtige Wirtschaftszentren, vor allem wichtige Handelszentren. Die Bedeutung des „Hinterlandes“ von Finanzplätzen, früher meist an Häfen und heute an Flughäfen gelegen, liegt darin, dass die Akteure eines Finanzsektors nicht nur mit sich selbst, sondern auch mit der Realwirtschaft zu tun haben aus der ja das Kapitalangebot kommt. Wie wichtig das Umfeld ist, sieht man, wenn sich Finanzzentren verlagern.
Mit der Entwicklung moderner Informations- und Kommunikationsmittel wie e-mail, Telefax, Internet und Videokonferenzen geht die Meinung einher, dass damit der Faktor räumliche Nähe für einen Finanzplatz an Bedeutung verlieren würde (Schmidt/Grote 2005:6).
Tatsächlich haben die neuen Infrastrukturen in der Telekommunikation die Kosten der Finanztransaktionen auch erheblich gesenkt und die satellitengestützte internationale Telekommunikation ermöglicht heute einen weltweiten Informations- und Geldtransfer in kürzester Zeit und rund um die Uhr (Lo/Schamps 2001: 27).
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