Die IT-Branche in Indien. Entwicklung, wirtschaftliche Bedeutung und internationale Verflechtungen


Seminararbeit, 2006

18 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einführung, Zielsetzung und Aufbau

2. Entwicklung der IT-Branche in Indien
2.1. Staatliche Maßnahmen zur Förderung der IT-Branche und deren Auswirkungen
2.2. Clusterbildung in Bangalore und anderen Regionen

3. Bedeutung und wirtschaftliche Stellung der IT-Branche in Indien
3.1. Überblick über die einzelnen Teilmärkte der Branche
3.2. Einfluss der IT-Branche auf andere Wirtschaftszweige
3.3. Auswirkungen auf die Bevölkerung

4. Indiens IT-Branche im internationalen Kontext
4.1. Erfolgsfaktoren des Standorts Indien
4.2. Internationale Verflechtungen der IT-Branche in Indien
4.2.1. Direktinvestitionen ausländischer Unternehmen
4.2.2. Offshore-Outsourcing nach Indien
4.2.3. Internationalisierungstendenzen indischer Unternehmen

5. Zusammenfassung und Ausblick

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: PEST-Analyse der IT-Branche in Indien

1. Einführung, Zielsetzung und Aufbau

Die IT-Branche in Indien boomt. Allein im letzten Jahr wuchs die Branche um 30% und ein Ende des Wachstums scheint nicht in Sicht. Das Gesamtvolumen der Branche ist in der letzten Dekade von 5 auf 28 Milliarden USD gestiegen, was eine Erhöhung des Anteils am BIP von 1,2% auf 4,1% entspricht. Schätzungen gehen davon aus, dass der Anteil bis zum Jahre 2008 sogar auf 7% ansteigen wird und dann ein Drittel der gesamten indischen Exporte aus der IT-Branche stammen werden. Dieses Wachstum ließ natürlich auch den Arbeitsmarkt nicht unbeeinflusst: Gab es 1996 noch 300.000 Beschäftigte im IT-Bereich, so sind es heute bereits 1,2 Millionen (vgl. o.V. 2006a, 1-4).

Gründe für die extrem positive Entwicklung der Branche liegen neben der steigenden Gesamtnachfrage nach IT-Produkten und Dienstleistungen auf dem Weltmarkt, vor allem in der Attraktivität des Standorts Indien im internationalen Vergleich. Die ausgezeichneten immateriellen Ressourcen, auf die Unternehmen zurückgreifen können, sowie die Kostenvorteile des Landes lassen die IT-Branche in Indien überdurchschnittlich wachsen. (vgl. McDougall 2005, 34-39). Nicht zuletzt wegen des positiven Einflusses, sowohl auf andere Wirtschaftszweige, als auch auf die privaten Haushalte, ist die IT-Branche zu einem der wichtigsten Wirtschaftstreiber Indiens avanciert.

Diese außergewöhnlichen Zahlen und Daten lassen eine nähere Beschäftigung mit der IT-Branche in Indien lohnend erscheinen, was in dieser Arbeit geschehen soll. Hierzu wird die IT-Branche in Indien anhand ihrer Entwicklung, ihrer Bedeutung für Indien sowie ihrer Stellung im internationalen Markt analysiert. Dabei wird zunächst auf die staatlichen Rahmenbedingungen bzw. geographischen Entwicklungstendenzen Indiens näher eingegangen. Danach wird die IT-Branche im gesamtwirtschaftlichen Kontext untersucht. Nach einem Überblick über die einzelnen Teilmärkte der Branche werden Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft und die Bevölkerung erörtert. Anschließend wird auf die internationalen Verflechtungen der Branche näher eingegangen, wobei sowohl Offshoring-Tendenzen internationaler Unternehmen in Indien als auch den Internationalisierungsstrategien indischer Unternehmen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden. Abschließend werden die Erkenntnisse hinsichtlich der zukünftigen Entwicklung kritisch gewürdigt.

2. Entwicklung der IT-Branche in Indien

2.1. Staatliche Maßnahmen zur Förderung der IT-Branche und deren Auswirkungen

Um eine positive Entwicklung in einer Branche sicherstellen zu können, muss der Staat Rahmenbedingungen schaffen, die ein reibungsloses und gewinnmaximales Agieren der einzelnen Wirtschaftsakteure am Markt erlauben. Um dies gewährleisten zu können, nimmt der Staat durch zielgerichtete Maßnahmen Einfluss auf die ökonomische, soziokulturelle sowie politische Entwicklung des Landes (vgl. Mukherjee-Reed/Reed 2004, 30-31).

Die folgende Abbildung veranschaulicht anhand einer PEST-Analyse (zur PEST-Analyse, vgl. Crossan/Fry/Killing 1998, 60-61) die Bedeutung des Staates für die IT-Branche.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: PEST-Analyse der IT-Branche in Indien

Quelle: Lal (2001), S. 106

Neben der direkten Einflussnahme des Staates auf die IT-Branche (z.B. durch Steuern, Zölle, Auflagen) lenkt der Staat auch indirekt über die Einflussnahme auf die IT-Infrastruktur (z.B. durch die Schaffung eines modernen Datenübertragungsnetzes) und den (heimischen) Markt die Geschehnisse auf dem IT-Sektor. Es gilt zu beachten, dass dem Staat, wenn er selbst als Kunde von IT-Produkten auf dem Markt auftritt, eine besondere Bedeutung zukommt, und zwar nicht nur wegen seinem Nachfragepotential, sondern auch weil er hier eine Vorreiter- bzw. Vorbildfunktion einnehmen kann. Die IT-Branche selbst – wie aus der PEST-Analyse ersichtlich ist – bedient und beeinflusst sowohl den heimischen als auch den globalen Markt.

Die Regierung Indiens hat diese Schlüsselstellung der IT-Branche erkannt und ihr höchste Priorität zugesprochen, nicht zuletzt durch die Schaffung eines eigenen IT-Ministeriums. Weiterhin fördert Indien aktiv neben der unterstützenden IT-Infrastruktur-Branche auch andere Wirtschaftszweige, die auf die IT-Branche Einfluss nehmen. So werden z.B. im Bereich der Forschung und Lehre die Universitäten beim Aufbau eines landesweiten Netzwerkes finanziell unterstützt, damit Informationen ausgetauscht werden können und folglich die Qualität der Lehre verbessert werden kann. Durch Gesetze zur Liberalisierung und Deregulierung der Märkte nimmt der indische Staat auch direkt auf die IT-Branche Einfluss, was wiederum Auswirkungen sowohl auf den heimischen als auch auf den Weltmarkt zur Folge hat (vgl. Lal 2001, 105-117). Der im Jahre 2000 abgehaltene Kongress der IT-Minister zur Entwicklung der IT-Technologie und Telekommunikationsinfrastruktur führte zu wesentlichen Gesetzesänderungen um die IT-Branche in Indien zu fördern. Diese beinhaltete bspw. die völlige Deregulierung des überregionalen Telekommunikationsmarktes sowie die Abschaffung jeglicher Besteuerung im IT-Sektor in den nächsten Jahren. Die Zölle und Abgaben in der IT-Branche wurden ebenfalls reduziert. Mit Hilfe dieser und der vorliegenden liberalen Gesetze zur Direktinvestition ausländischer IT-Firmen wurde Indien zu einem wichtigen „global player“ in der Branche (vgl. Vittal/Mahalingam 2001, 6-8). Ein Meilenstein stellte auch der im gleichen Jahr verabschiedete „Information Technology Act“ dar, der grundlegende gesetzliche Bestimmungen im E-Commerce beinhaltete. Insbesondere wurde neben der Regelung von elektronischen Transaktionen vor allem dem auf elektronische Medien basierenden Schriftverkehr eine höhere rechtliche Stellung zugesprochen (www.mit.gov.in/itbillonline/ 2000, 1). Indiens Regierung fungiert dabei als Vorbild und muss die neuen Technologien in ihre Betriebsprozesse integrieren, um die Unsicherheit im privaten Sektor zu reduzieren und die Prioritätenstellung der IT-Branche zu verdeutlichen. Dabei muss eng mit innovativen Unternehmen zusammengearbeitet werden, da nur so eine nachhaltig positive Entwicklung für die gesamte Wirtschaft und Bevölkerung gewährleistet werden kann (vgl. Manohar 2005, 47-52).

2.2. Clusterbildung in Bangalore und anderen Regionen

Bezüglich der geographischen Verteilung der IT-Branche in Indien kann festgestellt werden, dass sich diese auf wenige Schlüsselregionen um einige große Städte des Landes verteilt hat, wodurch diese Cluster dann optimal von den Vorteilen der regionalen Nähe zu Handelspartnern, wie z.B. den sich daraus ergebenden kürzeren Kommunikations- und Transportwegen, profitieren kann (vgl. Beamish/et. al. 2003, 52-54).

Neben der Hauptstadt Neu-Delhi und den Städten Mumbai und Gurgaon sind diese vor allem die im Süden des Landes befindlichen Regionen um Hyderabad, Bangalore und Chennai.

Vor allem Bangalore wird als das Zentrum der indischen IT-Branche verstanden, weshalb es auch als das „silicon valley“ Indiens bezeichnet wird. Die Region um Bangalore wurde von den Vereinten Nationen als viertwichtigste Region für Technologieinnovationen der Welt befunden (vgl. Kobayashi-Hillary 2005, 115-123). Im April 2004 gab es in Bangalore 1154 Software exportierende Unternehmen, welche den Hauptteil der IT-Firmen in Bangalore ausmachen. Jährlich werden mehr als 100 Neuregistrierungen von IT-Unternehmen verzeichnet, und die Zahl der beschäftigten IT-Spezialisten in der Stadt beläuft sich auf über 80.000. Auch für ausländische Unternehmen, die mehr als 10% aller dort angesiedelten IT-Firmen ausmachen, ist Bangalore ein attraktiver Standort (vgl. www.bangaloreit.in/html/ 2003, 1). Sowohl alle größeren indische, als auch weltweit führenden IT-Unternehmen, wie z.B. Microsoft oder IBM, haben einen Sitz in Bangalore. Der Grund für diese exorbitante Entwicklung von Bangalore – im Gegensatz zu anderen IT-Regionen in Indien – ist das gute Klima und der hohe Lebensstandard in der Region, der qualifizierte Fachkräfte in die Stadt lockt. Des Weiteren unterstützt die lokale Regierung schon seit vielen Jahren die dort ansässigen Universitäten und eröffnet auch eigene Lernzentren. Somit können Unternehmen in Bangalore auf ein großes Angebot an hochqualifizierten Fachkräften zurückgreifen. Hinzu kommen die staatlichen Sonderkonditionen und die finanzielle Unterstützung, die bestehenden sowie potentiellen Unternehmen eingeräumt werden (vgl. Van Dijk 2003, 93-108). Um auch zukünftig dem von den Unternehmen geforderten hohen Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften weitgehend gerecht zu werden, wurde letztes Jahr in Bangalore das Projekt „IT-Kids“ ins Leben gerufen. Hierbei werden die Lehrer mit Informationen über neueste Entwicklungen sowie mit unterrichtsbegleitender Software versorgt, um die Kinder in der Schule schon frühzeitig spielerisch an das Internet heranführen zu können (vgl. o.V. 2005a, 1). Doch der Boom in Bangalore hat auch seine Schattenseiten. Die Stadt gilt als die am schnellsten wachsende in ganz Indien. Im Jahre 2001 lebten etwa 5,6 Millionen Menschen in Bangalore und heute wird die Bevölkerung auf 7 Millionen Einwohner geschätzt. Die Infrastruktur und deren eher schleppende Ausweitung können diesen Wachstumsraten kaum standhalten, was sich besonders in einem sehr hohen Verkehrsaufkommen auf den Hauptstraßen widerspiegelt (vgl. o.V. 2005b, 67-69). Weitere Probleme sind Engpässe in der Strom- und Wasserversorgung sowie ein Nachfrageüberhang nach Hotelzimmern, was die Preise für diese in die Höhe treibt (vgl. Bharadwaj 2005, 1-2). Generell sind die Kosten am Standort Bangalore gestiegen, wodurch die Stadt an Attraktivität verliert. Im Jahre 2004 stiegen allein die Lohnkosten um 15%, was zur Folge hatte, dass immer mehr IT-Firmen verstärkt in andere, günstigere Technologie-Cluster des Landes investierten (vgl. Betts 2005, 38).Städte, wie etwa Hyderabad oder Chennai, lernten von dem IT-Boom, der in den letzten Jahren in Bangalore stattfand, und wussten diese Erfolgsfaktoren für sich selbst erfolgreich umzusetzen. Dadurch sind dort IT-Cluster entstanden, die als ernstzunehmende Konkurrenzstandorte angesehen werden können (vgl. Bharadwaj 2005, 2). Viele große Firmen setzen sogar auf Regionen und Städte wie etwa Kolkata oder Nagpur, die sich noch auf einem sehr frühen Entwicklungsstand eines IT-Clusters befinden, da diese Kostenvorteile von 15% - 20% gegenüber etablierten IT-Regionen aufweisen (vgl. o.V. 2005c, 1). So hat bspw. Infosys, eines der größten indischen IT-Firmen mit Hauptsitz in Bangalore, kürzlich entschieden, ein Software-Entwicklungszentrum in Kolkata zu errichten, um sich den infrastrukturellen Problemen in Bangalore zu entziehen und Kostensenkungspotentiale zu realisieren (vgl. Puliyenthuruthel 2004, S. 27).

Nachdem nun die IT-Branche in Indien im Ganzen betrachtet wurde, wird im nächsten Kapitel der indische IT-Sektor weiter differenziert und einzelne Einflüsse auf andere Wirtschaftszweige näher beleuchtet.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die IT-Branche in Indien. Entwicklung, wirtschaftliche Bedeutung und internationale Verflechtungen
Hochschule
Universität Bayreuth
Veranstaltung
Branchen- und Regionenbezogenes Internationales Management
Note
2,3
Autor
Jahr
2006
Seiten
18
Katalognummer
V63151
ISBN (eBook)
9783638562669
ISBN (Buch)
9783638873031
Dateigröße
570 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beschäftigt sich mit der IT-Branche in Indien. Nachdem auf die Entwicklung der IT-Branche in Indien eingegangen wurde, wird die Bedeutung und wirtschaftliche Stellung der IT-Branche in Indien erörtert. Anschließend werden in diesem Zusammenhang die Erfolgsfaktoren des Standorts Indiens und die Markteintrittsstrategien ausländischer Unternehmen in Indien bzw. indischer Unternehmen im Ausland vorgestellt.
Schlagworte
IT-Branche, Indien, Entwicklung, Bedeutung, Verflechtungen, Branchen-, Regionenbezogenes, Internationales, Management
Arbeit zitieren
Diplom-Kaufmann Christian Wehner (Autor:in), 2006, Die IT-Branche in Indien. Entwicklung, wirtschaftliche Bedeutung und internationale Verflechtungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63151

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