„Der zivilisierte Mensch ist jemand, der sich beherrschen kann, der aber auch durch den technischen Komfort [...] unfähiger zu Auseinandersetzungen mit der natürlichen Umwelt wird.”1 heißt es in einer Definition des Zivilisationsbegriffes. Diesen kurzen Auszug finde ich sehr passend zu dem, was Norbert Elias2 als einer der bekanntesten deutschen Soziologen des 20. Jahrhunderts im ersten Band seiner bedeutendsten Schrift „Über den Prozeß der Zivilisation” schreibt.
Dieser Band des im Jahr 1939 veröffentlichten Werkes befasst sich mit dem Wandel der menschlichen Verhaltensweisen im Sinne der „Zivilisation”.
Elias beschreibt in dieser Schrift mithilfe von zahlreichen Beispielen sowohl die Veränderungen in der Persönlichkeitsstruktur der Menschen, als auch in der Gesellschaftsstruktur und bringt beide in Verbindung. Den Schwerpunkt seiner Untersuchung stellt dabei die Zeit vom Mittelalter3 bis zur Moderne4 dar.
Obwohl viele seiner Darstellungen aus heutiger Sicht sehr befremdlich erscheinen, stößt man sehr häufig auf Verhaltensweisen, die auch heute noch gültig sind. Zudem müssen alle Veränderungen im menschlichen Benehmen im historischen Kontext betrachtet werden, sodass vieles, von dem, was heute zwar nicht mehr zutrifft, sich trotzdem mit den Strukturen der heutigen Gesellschaft in Verbindung bringen lässt. Insofern ist das Werk sehr bedeutend für das Verständnis der heutigen Denk- und Verhaltensweisen.
In meiner Arbeit befasse ich mich zunächst mit den Grundtendenzen dieser Entwicklungen, die Elias aufzeigt, und setze mich anschließend kritisch damit auseinander.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Erstes Kapitel
- Soziogenese der Begriffe 'Zivilisation' und 'Kultur'
- Zustände in Deutschland im 18. Jahrhundert
- Zweites Kapitel
- Persönliche Auseinandersetzung
- Inhaltlich
- Formal
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Norbert Elias' Werk "Über den Prozeß der Zivilisation", insbesondere den ersten Band, der sich mit der Entwicklung menschlicher Verhaltensweisen im Sinne der Zivilisation vom Mittelalter bis zur Moderne befasst.
- Die Soziogenese der Begriffe "Zivilisation" und "Kultur" sowie die Herausforderungen ihrer Definition
- Die Entwicklung von Persönlichkeits- und Gesellschaftsstrukturen im Kontext des Zivilisationsprozesses
- Die Bedeutung historischer und kultureller Unterschiede für das Verständnis der "Zivilisation"
- Die Darstellung von Klassenunterschieden und sozialen Konflikten im 18. Jahrhundert in Deutschland
- Die Bedeutung literarischer Werke für die Analyse des Zivilisationsprozesses
Zusammenfassung der Kapitel
Erstes Kapitel
Im ersten Kapitel untersucht Elias die "Soziogenese" der Begriffe "Zivilisation" und "Kultur", indem er ihre unterschiedlichen Bedeutungen in verschiedenen Kulturen analysiert und die Schwierigkeiten einer eindeutigen Definition hervorhebt. Er stellt die These auf, dass der Begriff "Zivilisation" das Selbstbewusstsein des Abendlandes ausdrückt und gleichzeitig auf den Prozess der Entwicklung menschlicher Verhaltensweisen hinweist. Im zweiten Teil des Kapitels beschreibt er die Zustände in Deutschland im 18. Jahrhundert, wo "Kultur" dem Adel vorbehalten ist, während das Bürgertum sich mit der Deckung lokaler Bedürfnisse befasst. Elias zeigt die Klassenunterschiede in Sprache und Verhalten auf und analysiert die Entwicklung einer deutschen "Intelligenzschicht" im Kontext der Literatur. Er betont, dass die starke Trennung von Bürgertum und Adel in Deutschland im Vergleich zu anderen westlichen Nationen mit der "relativen Lebensenge" und dem "geringen Wohlstand" beider Schichten zusammenhängt.
Schlüsselwörter
Zivilisation, Kultur, Soziogenese, Persönlichkeitsstruktur, Gesellschaftsstruktur, Mittelalter, Moderne, Klassenunterschiede, Deutschland, Frankreich, Literatur, Verhalten, Entwicklung.
- Arbeit zitieren
- Annette Tobor (Autor:in), 2006, Zu Norbert Elias': "Prozeß der Zivilisation" (Band I), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63156