„Der Sieg des Selbstbestimmungsrechtes bedeutet für das slowakische Volk das Ende eines langjährigen Kampfes. Es lebe das freie slowakische Volk! Es lebe die slowakische Regierung!“
Mit diesem Worten endet das „Silleiner Manifest“ der Slowakischen Volkspartei (SVP) am 6. Oktober 1938. Dieses Manifest stellt eine Zäsur in der slowakischen Geschichte dar. Es ist der Anfang der tatsächlichen Auflösung des gemeinsamen Staatswesens mit den Tschechen, sowie der Beginn des Aufbaus eines eigenständigen Staates unter diktatorischen Vorzeichen. Insofern ist das Manifest der Start in eine slowakische Diktatur, deren Grundgerüst bereits in kurzer Zeit während der Autonomie geschaffen wird - noch ehe Nazideutschland eine slowakische Staatsgründung erzwingt.
Die folgende Arbeit wird sich mit der Umgestaltung des politischen Systems bis zur Landtagswahl am 18. Dezember 1938 befassen. Durch diese Landtagswahl erfolgt die Festschreibung des politischen Monopols der SVP mittels einer Einheitslistenwahl. Doch wie sahen die politischen Prozesse aus, welche zur Diktatur führten? Die leitende Forschungsfrage der Arbeit lautet: „Wie setzte die SVP ihren Machtanspruch in der autonomen Slowakei durch?“
Die Forschungsfrage ist von Interesse, weil die SVP bei den vorangegangenen Wahlen nie eine eigene Mehrheit im slowakischen Volk bekommen hatte. Innerhalb von zwei Monaten gelangt es der SVP nun, die politische Macht in ihren Händen zu konzentrieren und einen irreversiblen Weg in die Diktatur zu gehen. Dabei ist auch zu beachten, dass in dieser Zeit die grundlegenden Strukturen für den ersten slowakische Nationalstaat gelegt werden, welcher unter dem Druck von Hitler bereits im März 1939 gegründet wurde.
In drei Kapiteln soll die Durchsetzung des Führungsanspruches, die Errichtung der Einparteienherrschaft und die Repressionen gegen Juden und Tschechen aufgezeigt und beleuchtet werden. Den Abschluss der Arbeit bildet dann eine Schlussbetrachtung, in der die Ergebnisse noch einmal analysiert werden sollen.
Die Literaturlage für den betreffenden Zeitraum der ersten beiden Monate der Autonomie ist ambivalent. Neben verschiedenen Überblickswerken über die slowakische Geschichte existiert eine Vielzahl an Literatur zu Spezialproblemen im relevanten Zeitraum. JÖRG HOENSCH beschäftigt sich vor allem mit Politik, Programm und Personen der SVP in der Zeit der Tschechoslowakischen Republik. Ebenso untersucht er die Zeit der Slowakischen Republik.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Die Durchsetzung der politischen Führungsrolle der SVP
- 2. Durchsetzung der Einparteiherrschaft in der autonomen Slowakei.
- 3. Terror und Repression als politisches Mittel
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Umgestaltung des politischen Systems in der autonomen Slowakei bis zur Landtagswahl am 18. Dezember 1938. Sie analysiert, wie die Slowakische Volkspartei (SVP) ihren Machtanspruch durchsetzte und den Weg in die Diktatur ebnete. Dabei werden die grundlegenden Strukturen des ersten slowakischen Nationalstaates beleuchtet, der unter dem Druck von Hitler im März 1939 gegründet wurde.
- Die Durchsetzung der politischen Führungsrolle der SVP
- Die Errichtung der Einparteienherrschaft
- Repressionen gegen Juden und Tschechen
- Die Rolle der deutschen Politik und des Wiener Schiedsspruchs
- Die Bedeutung des Autonomiegesetzes und des „Silleiner Manifests“
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Durchsetzung der politischen Führungsrolle der SVP: Dieses Kapitel analysiert die Reaktion der SVP auf das Münchner Abkommen von 1938 und die sich daraus ergebende Chance zur Durchsetzung ihrer Ziele. Es beschreibt die Autonomieerklärung in Zilina und die Zusammensetzung der Verhandlungsrunde, die den Weg zur Autonomie ebnete.
- Kapitel 2: Durchsetzung der Einparteiherrschaft in der autonomen Slowakei: Dieses Kapitel beleuchtet die politische Strategie der SVP, die zur Etablierung der Einparteienherrschaft führte. Es beschreibt die Mechanismen der Machtübernahme und die Rolle des Autonomiegesetzes und des „Silleiner Manifests“.
- Kapitel 3: Terror und Repression als politisches Mittel: Dieses Kapitel untersucht die Repressionsmaßnahmen der SVP gegen Juden und Tschechen im Kontext der Autonomiephase. Es analysiert die Methoden der Verfolgung und die Auswirkungen dieser Maßnahmen auf die Bevölkerung.
Schlüsselwörter
Autonome Slowakische Republik, Slowakische Volkspartei (SVP), Einparteiherrschaft, Diktatur, Münchner Abkommen, Wiener Schiedsspruch, Autonomiegesetz, „Silleiner Manifest“, Repression, Juden, Tschechen, Nationalismus, politische Machtübernahme.
- Quote paper
- M.A. Robert Fuchs (Author), 2005, Die Diktaturdurchsetzung in der Slowakischen Autonomen Republik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63247