Kaum einer in Deutschland weiß heute, dass die Stadt Tsingtau deutsche Wurzeln hat. Die Umgebung der Kiautschou-Bucht wurde 1897 mit einem militärischen Handstreich in deutschen Besitz gebracht. Dieser Handstreich wurde nachträglich mit einem Pachtvertrag besiegelt, um ihm den Anschein von Legalität zu geben. In dem nun deutschen Gebiet sollte ein Militär- und Wirtschaftsstandort entstehen. Ebenso plötzlich und relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit, wie es begann, endete 1914 dieses Kapitel deutscher Kolonialgeschichte in China mit der Eroberung und Besetzung des Pachtgebietes Kiautschou und der Stadt Tsingtau durch Japan. 17 Jahre war also ein kleiner Landstrich an der ostchinesischen Küste unter deutscher Herrschaft.
In dieser Hausarbeit zeige ich auf, wie die Stadt Tsingtau im Lauf dieser Jahre entstand, quasi aus dem Boden gestampft wurde und wie sie sich entwickelte.
Ich verdeutliche die Bedeutung der Stadt als Wohnort für Chinesen und Europäer, als Wirtschafts- und als Militärstandort und ich stelle die Verwaltung und die Infrastruktur der Stadt dar. Letztere war besonders wichtig, war sie doch Vorraussetzung für einen florierenden Handel. Tsingtau war keine gewachsene Stadt, die sich aus einer kleinen Ansiedlung entwickelte. Die Stadt wurde von Grund auf geplant, auf das, wozu sie dienen sollte, zugeschnitten, wobei die zur damaligen Zeit modernsten Erkenntnisse aus Technik, Hygiene und Gesundheit beachtet wurden. Bei der Planung der Stadt spielten aber auch die 1897 herrschenden Vorstellungen der Deutschen von Chinesen, dem Zusammenleben mit diesen und dem Umgang mit einem kolonisierten Volk eine Rolle. Ich gehe in der Hausarbeit darauf ein, wie sich diese Vorstellungen der Deutschen von Chinesen in der Planung der Stadt und im täglichen Leben in ihr äußerten.
Ein Blick ist darauf gerichtet, inwieweit bei der Entwicklung Tsingtaus und deren Einfluss auf die Umgebung von Urbanisierung gesprochen werden kann. Dafür stelle ich in einem gesonderten Kapitel den Urbanisierungsbegriff so dar, wie ihn die Stadtgeographie kennt.
Bei allen chinesischen Ortsangaben benutze ich, soweit vorhanden, die deutsche Schreibweise, so wie sie von 1897 bis 1914 im Pachtgebiet benutzt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Urbanisierung
- 3 Geschichte Tsingtaus und des deutschen Pachtgebietes Kiautschou
- 3.1 Das Gebiet Tsingtaus vor der deutschen Inbesitznahme
- 3.2 Besetzung und Pacht Kiautschous
- 3.3 Tsingtau nach der deutschen Kapitulation von 1914
- 4 Entwicklung der Stadt Tsingtau
- 4.1 „Bauboom“ in Tsingtau
- 4.1.1 Entwicklung der Infrastruktur
- 4.1.2 Die „Europäerstadt“
- 4.1.3 Die „Chinesenstadt“
- 4.2 Die Verwaltung Kiautschous
- 4.2.1 Der Gouverneur
- 4.2.2 Die Bürgerschaftsvertreter
- 4.2.3 Die Bauverwaltung
- 4.2.4 Die Landordnung
- 4.3 Tsingtau als Wirtschaftszentrum
- 4.4 Tsingtau als Militärstützpunkt
- 4.5 Tsingtau als Verbindungspunkt zwischen deutscher und chinesischer Kultur
- 4.5.1 Chinesen in Tsingtau
- 4.5.2 Deutsche/Europäer in Tsingtau
- 4.1 „Bauboom“ in Tsingtau
- 5 Bewertung der Stadtentwicklung Tsingtaus
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Entwicklung der deutschen Kolonialstadt Tsingtau zwischen 1897 und 1914. Ziel ist es, die Entstehung und Entwicklung der Stadt, ihre Bedeutung als Wohnort für Chinesen und Europäer, sowie ihre Rolle als Wirtschafts- und Militärstandort darzustellen. Die Verwaltung und Infrastruktur der Stadt werden ebenso beleuchtet.
- Die Entstehung Tsingtaus als geplante Stadt und nicht als organisch gewachsene Siedlung.
- Die Rolle Tsingtaus als Wirtschafts- und Militärzentrum im deutschen Kolonialreich.
- Das Zusammenleben von Chinesen und Europäern in Tsingtau und die damit verbundenen Herausforderungen.
- Die deutsche Verwaltung und die Infrastruktur der Stadt.
- Der Aspekt der Urbanisierung im Kontext der Entwicklung Tsingtaus.
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung erläutert den historischen Kontext der deutschen Besetzung Kiautschous und die Entstehung Tsingtaus als Folge eines deutsch-chinesischen Vertrags. Sie skizziert den Forschungsfokus der Arbeit: die Entwicklung Tsingtaus als geplante Stadt, ihre Bedeutung als Wohnort und als Wirtschafts- und Militärstandort, sowie die Darstellung der Verwaltung und Infrastruktur. Die Arbeit betont die Rolle der damaligen deutschen Vorstellungen von Chinesen und dem Umgang mit einem kolonisierten Volk.
2 Urbanisierung: Dieses Kapitel definiert den Begriff der Urbanisierung umfassend, sowohl in quantitativer (Bevölkerungszunahme, Flächenausdehnung etc.) als auch in qualitativer Hinsicht (Verbreitung städtischer Lebensformen, funktionale und soziale Veränderungen). Es werden die Kriterien zur Unterscheidung von Stadt und Dorf im 19. Jahrhundert diskutiert, insbesondere die Veränderungen durch die industrielle Revolution, und die Bedeutung des Marktes als zentraler Aspekt städtischen Lebens.
3 Geschichte Tsingtaus und des deutschen Pachtgebietes Kiautschou: Dieses Kapitel behandelt die Geschichte Tsingtaus vor, während und nach der deutschen Besatzung. Es beleuchtet die politischen und militärischen Hintergründe der deutschen Inbesitznahme, den Pachtvertrag und die Entwicklung der Stadt nach dem Ende der deutschen Herrschaft 1914. Der Fokus liegt auf der historischen Einordnung der Stadtentwicklung im Kontext der deutschen Kolonialpolitik.
4 Entwicklung der Stadt Tsingtau: Dieses Kapitel beschreibt detailliert die Stadtentwicklung Tsingtaus unter deutscher Herrschaft. Es analysiert den „Bauboom“, die Entwicklung der Infrastruktur, die Entstehung der „Europäerstadt“ und der „Chinesenstadt“, sowie die Rolle der Stadtverwaltung. Es beleuchtet Tsingtaus Funktion als Wirtschafts- und Militärzentrum und untersucht die kulturelle Interaktion zwischen Deutschen und Chinesen. Die Bedeutung der Infrastruktur für den florierenden Handel wird besonders hervorgehoben.
5 Bewertung der Stadtentwicklung Tsingtaus: Dieses Kapitel (ohne Zusammenfassung, da es dem Schlussabschnitt entspricht und somit Spoiler enthalten könnte)
Schlüsselwörter
Tsingtau, Kiautschou, deutsche Kolonialstadt, Urbanisierung, Stadtentwicklung, Kolonialgeschichte, Chinesen, Europäer, Wirtschaftszentrum, Militärstützpunkt, Verwaltung, Infrastruktur.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Entwicklung der deutschen Kolonialstadt Tsingtau (1897-1914)
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die Entwicklung der deutschen Kolonialstadt Tsingtau zwischen 1897 und 1914. Sie beleuchtet die Entstehung und Entwicklung der Stadt, ihre Bedeutung als Wohnort für Chinesen und Europäer, sowie ihre Rolle als Wirtschafts- und Militärstandort. Die Verwaltung und Infrastruktur der Stadt werden ebenfalls analysiert.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entstehung Tsingtaus als geplante Stadt, die Rolle Tsingtaus als Wirtschafts- und Militärzentrum im deutschen Kolonialreich, das Zusammenleben von Chinesen und Europäern und die damit verbundenen Herausforderungen, die deutsche Verwaltung und die Infrastruktur der Stadt, sowie den Aspekt der Urbanisierung im Kontext der Entwicklung Tsingtaus. Die historische Einordnung der Stadtentwicklung im Kontext der deutschen Kolonialpolitik spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
Wie ist die Hausarbeit strukturiert?
Die Hausarbeit ist in fünf Kapitel gegliedert: Kapitel 1 (Einleitung) stellt den historischen Kontext und den Forschungsfokus dar. Kapitel 2 (Urbanisierung) definiert den Begriff der Urbanisierung. Kapitel 3 (Geschichte Tsingtaus und Kiautschous) behandelt die Geschichte Tsingtaus vor, während und nach der deutschen Besatzung. Kapitel 4 (Entwicklung der Stadt Tsingtau) beschreibt detailliert die Stadtentwicklung unter deutscher Herrschaft, inklusive "Bauboom", Infrastruktur, "Europäerstadt", "Chinesenstadt", Verwaltung, Wirtschafts- und Militärrolle und kulturelle Interaktion. Kapitel 5 (Bewertung der Stadtentwicklung Tsingtaus) bietet eine abschließende Bewertung (ohne Zusammenfassung im Preview).
Welche Kapitelzusammenfassungen werden im Preview angeboten?
Das Preview beinhaltet Zusammenfassungen der Kapitel 1, 2, 3 und 4. Kapitel 5 wird aufgrund seines Charakters als Schlussabschnitt nicht zusammengefasst, um Spoiler zu vermeiden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Tsingtau, Kiautschou, deutsche Kolonialstadt, Urbanisierung, Stadtentwicklung, Kolonialgeschichte, Chinesen, Europäer, Wirtschaftszentrum, Militärstützpunkt, Verwaltung, Infrastruktur.
Welche Ziele verfolgt die Hausarbeit?
Ziel der Hausarbeit ist es, die Entstehung und Entwicklung von Tsingtau als geplante Stadt darzustellen, ihre Bedeutung als Wohnort für Chinesen und Europäer zu beleuchten und ihre Rolle als Wirtschafts- und Militärstandort zu analysieren. Die Arbeit untersucht auch die Verwaltung und Infrastruktur der Stadt und betont die Rolle der damaligen deutschen Vorstellungen von Chinesen und dem Umgang mit einem kolonisierten Volk.
Wie wird der Begriff der Urbanisierung in der Arbeit definiert?
Der Begriff der Urbanisierung wird umfassend definiert, sowohl quantitativ (Bevölkerungszunahme, Flächenausdehnung etc.) als auch qualitativ (Verbreitung städtischer Lebensformen, funktionale und soziale Veränderungen). Die Kriterien zur Unterscheidung von Stadt und Dorf im 19. Jahrhundert und die Bedeutung des Marktes als zentraler Aspekt städtischen Lebens werden diskutiert.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Brüninghaus (Autor:in), 2006, Die Entwicklung der deutschen Kolonialstadt Tsingtau 1897 bis 1914, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63623