1. Einleitung
Gottfrieds von Straßburg Tristan ist nur eine von vielen Fassungen und Sichtweisen des Tristanstoffs.1 Und doch hat Gottfried ein grandioses, nicht zu übertreffendes Werk geschaffen, das ihn, trotz Unvollendung des Werkes, nie in Vergessenheit geraten lässt. Sein „Tristan“ ist vom Anfang bis hin zum Ende von einer Liebe geprägt, die nicht gewillt ist aufzugeben und unterzugehen, auch wenn alle Vernunft gegen sie spricht. Selbst über den Tod der tragischen Figuren Tristan und Isolde hinaus lebt diese Leidenschaft, diese bedingungslose Liebe weiter. So schön und tragisch und doch so verständlich und rührend wie Shakespeares „Romeo und Julia“ einige Jahrhunderte später. Das gleiche Schicksal einer verbotenen Liebe und ihr Kampf uns Überleben, nur in einer anderen Zeit, in der man noch immer in Konventionen gedrängt wurde, ohne Chancen, seinen eigenen Weg zu gehen und ohne jegliche Selbstbestimmung. Doch wie konzipierte Gottfried von Straßburg diese „Love Story“? Zur Beantwortung dieser Frage werde ich mich in meiner Arbeit explizit dem Minnetrank zuwenden, und der damit verbundenen Frage nach seiner Bedeutung für dieses Werk. Ist der Trank die Legitimation der Liebe, indem diese erst durch ihn entstand, oder soll er diese Legitimation nur innehaben, um eine „Entschuldigung“ für den Betrug in der Ehe und eine Erklärung für die plötzlich erwachte Liebe zu liefern? Welche Symbolik lässt sich dem Trank zuschreiben? Diese Aspekte werde ich unter besonderer Betrachtung des Trankmotivs und seiner Entfaltung untersuchen. Doch bevor ich mich darauf konzentriere, möchte ich noch einige Worte zum Autor verlieren, um seine mögliche Sicht auf das Motiv der Liebe und ihre Bedeutung herauszuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Autor und Werk
- Der Minnetrank
- Brauen des Tranks und Übergabe an Brangäne
- Ausgangssituation an Bord
- Trinken des Elixiers
- Wirkungsentfaltung des Tranks
- Zusammenfassung der Minnetrank-Bedeutung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bedeutung des Minnetranks für die Entfaltung der Liebe in Gottfrieds von Straßburgs „Tristan“. Ziel ist es, den Trank als Motiv zu analysieren und seine Funktion im Kontext des Werkes zu verstehen. Insbesondere soll geklärt werden, ob der Trank die Liebe zwischen Tristan und Isolde legitimiert oder lediglich als Entschuldigung für den Betrug dient.
- Der Minnetrank als Symbol für verbotene Liebe
- Die Rolle des Tranks bei der Entwicklung der Liebe zwischen Tristan und Isolde
- Die Wirkung des Tranks auf die Figuren und die Handlung
- Die literarische Tradition des Minnetranks in mittelalterlichen Texten
- Gottfrieds von Straßburgs besondere Sicht auf das Motiv der Liebe und seine Bedeutung für das Werk
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Tristanstoff und die Bedeutung des Werkes von Gottfried von Straßburg vor. Sie stellt die zentrale Frage nach der Funktion des Minnetranks im Roman in den Vordergrund.
- Das Kapitel „Autor und Werk“ gibt einen kurzen Überblick über Gottfrieds Leben und Werk. Es wird betont, dass Gottfried das Ritterliche ablehnte, aber das Kultiviert-Höfische schätzte.
- Das Kapitel „Der Minnetrank“ widmet sich der Herstellung, Übergabe und Wirkung des Tranks. Es wird erläutert, wie Gottfried die Magie des Tranks bewusst reduziert und den Fokus auf die psychische und emotionale Wirkung des Elixiers legt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die folgenden Schlüsselbegriffe: Minnetrank, Tristan, Isolde, Gottfried von Straßburg, Liebe, Betrug, Legitimation, Symbolik, höfische Gesellschaft, mittelalterliche Literatur.
- Arbeit zitieren
- Aileen Enders (Autor:in), 2005, Die Bedeutung des Minnetranks für die Entfaltung der Liebe in Gottfrieds von Straßburg "Tristan", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63672