Einleitung
Im Zuge der Christianisierung des römischen Reiches in den ersten Jahrhunderten nach Christi Geburt blieb keine gesellschaftliche Schicht des Imperiums von Konversionen zu dem „neuen“ Glauben aus Galiläa ausgeschlossen.(1) So wurde nach und nach, in einem sehr langwierigen Prozeß auch die Elite des Reiches, die adelige Senatorenschicht, christianisiert.
In dieser Arbeit soll nun versucht werden, diese Entwicklung zu erklären und Gründe aufzuzeigen, die für die Angehörigen der Oberschicht Motivation gewesen sein mögen zum Christentum zu konvertieren. Gleichzeitig können somit auch die Gründe für ein Verbleiben eines großen Teils der Oberschicht in den heidnischen Kulten der Antike angeführt werden.
Erklärungsversuche für die Christianisierung der Oberschicht des römischen Reiches im 4. Jahrhundert plausibel und fundiert zu erbringen, ist in mehrfacher Hinsicht nicht einfach zu leisten. Einerseits ist die Quellenlage relativ wenig umfassend, andererseits sind die uns erhaltenen Quellen (Epigraphiken, Ikonographien, Briefe, Gesetzestexte, u.v.m.) nicht unbedingt repräsentativ weil nicht gewährleistet werden kann, daß uns sämtliche, einst existierende Quellen erhalten geblieben sind. Darüber hinaus muß davon ausgegangen werden, daß die meisten Quellen in irgendeiner Weise beeinflußt sind und somit unter Umständen nicht wahrheitsgemäß Zeugnis geben. (2)
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1 Vgl. A.H.M. Jones: The Social Background of the Struggle between Paganism and Christianity; in: A. Momigliano (Hrsg.):Paganism and Christianity in the Fouth Century, Oxford 1963, S. 17.
2 Dies vor allem vor dem Hintergrund, daß Europa seit dieser Zeit mehr als 1500 Jahre christlich geprägt ist und auch die Geschichtsschreibung christlich beeinflußt ist; wir betrachten
sozusagen die Entwicklung nur von der „Siegerseite“ aus; vgl. M.R. Salzman: How the West was won: The Christianization of the Roman Aristocracy in the West in the Years after Constantine; in: Studies in Latin Literature and Roman History, Band VI, Bruxelles 1992, S.455.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Christentum und die heidnischen Kulte vor dem 4. Jahrhundert
- Vorstellung der Motive
- Privat-religiöse Motivation und ihre begrenzte Aussagekraft
- Gesellschaftliche Umstrukturierung und ihre Auswirkungen auf die Motivation zur Konversion
- Bedeutung der Bekehrung Konstantins zur Konversion der Oberschicht
- Der Senat in Konstantinopel - der Senat der Christen
- Die Rolle der Frauen
- Weitere Erklärungen für Motive zur Konversion
- Motive gegen die Konversion zum Christentum
- Zusammenfassung mit Schlußwort und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Christianisierung der Oberschicht des römischen Reiches im 4. Jahrhundert und analysiert die Gründe, die für die Angehörigen der Oberschicht eine Motivation zum Konvertieren zum Christentum darstellten. Gleichzeitig werden auch die Gründe für das Verbleiben eines großen Teils der Oberschicht in den heidnischen Kulten der Antike aufgezeigt.
- Die Rolle des Privat-religiösen in der Konversion
- Der Einfluss gesellschaftlicher Umstrukturierungen auf die Konversion
- Die Bedeutung der Bekehrung Konstantins
- Die Rolle der Frauen in der Christianisierung
- Widerstände gegen die Konversion zum Christentum
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit untersucht die Christianisierung der römischen Oberschicht im 4. Jahrhundert und stellt die Herausforderungen der Quellenforschung und die Bedeutung des Themas für die Erforschung der Antike dar.
- Das Christentum und die heidnischen Kulte vor dem 4. Jahrhundert: Dieses Kapitel beleuchtet die Situation des Christentums im römischen Reich vor dem 4. Jahrhundert als eine kleine, aber wachsende Sekte, die sich von den etablierten, meist polytheistischen Kulten abhob.
- Vorstellung der Motive: Dieses Kapitel beleuchtet verschiedene Motive für die Konversion zur Oberschicht zum Christentum, wie z.B. die private religiöse Motivation, die gesellschaftliche Umstrukturierung und die Bedeutung der Bekehrung Konstantins. Es werden außerdem die Rolle der Frauen und weitere Erklärungen für die Konversion sowie Motive gegen die Konversion zum Christentum diskutiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die Christianisierung der römischen Oberschicht im 4. Jahrhundert und befasst sich mit Themen wie der sozialen und kulturellen Entwicklung des römischen Reiches, dem Verhältnis von Staat und Kirche, den verschiedenen religiösen Motiven für Konversionen, der Bedeutung des christlichen Glaubens für die Oberschicht, den Herausforderungen der Quellenforschung und der Interpretation historischer Ereignisse.
- Quote paper
- Magister Artium Michael Barthels (Author), 1997, Erklärungsversuche für die Christianisierung der Oberschicht im 4. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/638