Pädagogische Arbeit gegen Rechtsextremismus in der Schule


Hausarbeit, 2005

22 Seiten, Note: 1,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Hauptteil
2.1. Rechtsextremismus – was ist das?
2.2. Verbreitung des Rechtsextremismus- allgemein
2.3. Verbreitung des Rechtsextremismus- bei Jugendlichen
2.4. Entstehungsursachen für Rechtsextremismus
2.5. Pädagogische Arbeit gegen Rechtsextremismus
2.5.1. Stellenwert der pädagogischen Arbeit gegen Rechtsextremismus
2.5.2. Adressaten der pädagogischen Arbeit gegen Rechtsextremismus
2.5.3. Gründe für pädagogische Arbeit gegen Rechtsextremismus in der Schule
2.5.4. Herangehensweise an das Thema Rechtsextremismus in der Schule
2.5.5. Handlungskonzepte für die Schule gegen Rechtsextremismus
2.5.6. Ziele der pädagogischen Arbeit gegen Rechtsextremismus

3. Fazit

Anhang

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Am Ostermontag wurde in einer Dortmunder U-Bahn-Station der 31-jährige Punker Thomas S. erstochen. Der mutmaßliche Täter, ein 17-jähriger Neonazi, der von einer 16-jährigen Gesinnungsgenossin begleitet wurde, wurde kurz nach der Tat verhaftet und wird wegen Mordes angeklagt.“[1]

Meldungen wie diese vom 1. April 2005 sind auch heute noch erschreckend oft zu lesen. Am Alter der Täter kann man erkennen, dass diese entweder die Schule noch besuchen, oder sie erst vor kurzem verlassen haben. Rechtsextremismus und Gewalt sind also Themen, die die Schule etwas angehen, da sie einmal mit rechtsextrem eingestellten Jugendlichen umgehen muss und gleichzeitig dafür sorgen sollte, dass Kinder und Jugendliche gar nicht erst zu rechtsextremistisch eingestellten jungen Erwachsenen werden.

Im Seminar „Jugend und Rechtsextremismus. Geschichte und Gegenwart“ untersuchten wir die Entwicklung des Rechtsextremismus von der Jahrhundertwende bis heute. Dies geschah mit speziellem Blick auf rechtsextremistisch eingestellte Jugendliche bzw. auf rechtsextremistische Organisationen für Jugendliche. Gegen Ende des Seminars beschäftigten wir uns auch mit den Möglichkeiten der Schule und Jugendarbeit pädagogisch gegen Rechtsextremismus anzugehen bzw. präventiv tätig zu werden. In der vorliegenden Hausarbeit möchte ich mich nun vertiefend- im Hinblick auf meine spätere Berufstätigkeit- mit den pädagogischen Arbeitsmöglichkeiten der Schule gegen Rechtsextremismus beschäftigen.

Dazu werde ich erst versuchen den Begriff Rechtsextremismus zu klären, die Verbreitung des Rechtsextremismus in unserer Gesellschaft untersuchen, sowie die Entstehungsursachen von rechtsextremistischen Denkweisen. Das Schwerpunktthema wird die pädagogische Arbeit in der Schule gegen Rechtsextremismus sein. Hier möchte ich zuerst beschreiben, was allgemein die Probleme der Pädagogik gegen Rechtsextremismus sind, an wen sich diese Pädagogik wendet und schließlich welche Konzepte der präventiven Arbeit gegen Rechtsextremismus und für den Abbau von rechtsextremistischem Denken es für die schulische Arbeit gibt.

2. Hauptteil

2.1. Rechtsextremismus- was ist das?

Der Begriff Rechtextremismus gilt als unklar und bezüglich seiner Verwendung herrscht Sprachverwirrung. In der Politik, der Politikwissenschaft und im Zeitungswesen werden auch häufig die Begriffe Neo- Faschismus, Neo-Nazismus, Rechtsradikalismus, Nationalismus und Totalitarismus als Synonyme verwendet. Der Begriff Rechtsextremismus setzt sich jedoch mehr und mehr durch.[2]

Um den Begriff Rechtsextremismus zu klären, sollte zuerst der Begriff politischer Extremismus geklärt werden. Dieser wird verwendet als „eine Sammelbezeichnung für unterschiedliche antidemokratische Bestrebungen.“[3] Sowohl links- als auch rechtsextreme Gruppen, Parteien etc. wenden sich gegen die Grundprinzipien des modernen demokratischen Verfassungsstaates, welcher vor allem durch das Mehrheitsprinzip und die Volkssouveränität gekennzeichnet ist.

Nach Holtmann handelt es sich nun beim Rechtextremismus „um eine gesellschaftsgestaltende Konzeption, die sich vor allem gegen liberale und sozialistische Traditionen richtet. In ihrem Mittelpunkt steht ein völkisch fundierter, ethnozentristischer Nationalismus als oberstes Ordnungsprinzip, dem alle anderen Werte und Ziele untergeordnet sind. [...] Leitbild [...] ist die hierarchisch strukturierte Volksgemeinschaft, die sich in einem mächtigen autoritären Staat verkörpert.“[4]

Abgelehnt werden die Menschenrechte Freiheit, Gleichheit und soziale Gerechtigkeit, wobei Pfahl- Traughber die Ablehnung des Gleichheitsprinzips „als besonderes Ideologieelement des Rechtsextremismus“[5] sieht, welches ihn z. B. grundlegend vom Linksextremismus unterscheidet. Für Aegerter ist auch die Bereitwilligkeit, Gewalt zur Erreichung eigener Ziele anzuwenden eine typisch rechtsextremistische Einstellung.[6]

Die oben genannten Merkmale des Rechtsextremismus entdeckt man bei allen Rechtsextremisten, jedoch immer in unterschiedlicher ideologischer Gewichtung. Beispielsweise orientieren sich die rechtsextremen Parteien stark an der Nation, Neonazis hingegen stärker an der Rasse.

2.2. Verbreitung des Rechtsextremismus- allgemein

Die Anziehungskraft der Rechtsextremen ist zwar seit 1945 deutlich gesunken, dennoch sind rechtsextreme Einstellungen in Deutschland auch heute noch weit verbreitet, was zahlreiche Untersuchungen aus der empirischen Sozialforschung belegen.

So weisen bis zu 15 Prozent der Bevölkerung ein „festes rechtsextremes Weltbild“[7] auf und bei 20 bis 40 Prozent der Bevölkerung kann man pronazistische, antisemitische oder ausländerfeindliche Denkweisen finden. Der Anteil an Frauen und Männern ist etwa gleich groß (allerdings wählen mehr Männer rechtsextremistische Parteien, etwa knapp zwei Drittel und gewalttätige Überfälle mit rechtsextremistischem Hintergrund werden fast nur von Männern verübt). Vor allem Arbeiter und in den neuen Bundesländern auch Arbeitslose neigen zu rechtsextremistischen Denkweisen, aber man findet diese auch über alle anderen gesellschaftlichen Schichten und Gruppen hinweg.

Trotz dieser recht hohen Zahlen, hält sich der organisierte Rechtsextremismus in Grenzen, die rechtsextremistische Parteienlandschaft ist relativ zersplittert und rechte Parteien wie die NPD oder die DVU konnten „nur“ bei Kommunal- oder Landtagswahlen erwähnenswerte Erfolge erzielen, nicht jedoch auf Bundesebene. So erhielt die DVU bei den Landtagswahlen 1998 in Sachsen- Anhalt immerhin 12,9 Prozent der Stimmen, bei der Bundestagswahl 1998 erhielten REP, DVU und NPD zusammen aber nur 3,3 Prozent der Stimmen. Auch die Mitgliedszahlen der rechten Parteien sind nicht sehr groß, so verfügte etwa die DVU 1999 über 17000 Mitglieder. Insgesamt gibt es in der Bundesrepublik keine rechtsextremistische Partei, die sich über einen längeren Zeitraum als Wahlpartei etablieren konnte und kann.[8]

Die größte Gefahr geht so auch nicht vom organisierten Rechtsextremismus aus, sondern von mehr oder weniger gering oder nicht organisierten Gruppierungen mit rechtsextremistischem Hintergrund, da diese oft eine ausgeprägte Gewaltbereitschaft gegenüber Dingen und Personen zeigen.[9] Sie verüben beispielsweise Brandanschläge auf Asylunterkünfte, oder überfallen Ausländer auf der Straße. In der Regel treten sie in Gruppen auf, gehen mit großer Gewalt vor und die Aktionen finden meist spontan statt, etwa nach einem Saufgelage. Im Vergleich von Ost- und Westdeutschland treten solche rechtsextremistisch motivierten Gewalttaten stärker im Osten auf.

Pfahls- Traughber beobachtet auch seit Ende der neunziger Jahre „Tendenzen zur Entwicklung terroristischer Strukturen“[10] innerhalb des Lagers der Rechtsextremisten und verweist u. a. auf ungeklärte Sprengstoffanschläge, etwa 1998 auf einen jüdischen Friedhof.

2.3. Verbreitung des Rechtsextremismus- bei Jugendlichen

Der Anteil an Jugendlichen, die sich an den oben erwähnten Gewalttaten gegen Ausländer beteiligen, ist hoch. Über die Hälfte der Verdächtigen, gegen die seit 1992 ermittelt wird und wurde, war höchstens 21 Jahre alt. Dies ist neu in der Geschichte des Rechtsextremismus in Deutschland, denn bisher fand man rechtsextremistische Einstellungen, vor allem in Westdeutschland, stärker bei der älteren Generation (es gab jedoch seit der Nachkriegszeit stets ein Potenzial an Jugendlichen mit rechtsextremistischen Einstellungen und Jugendorganisationen, wie etwa den Bund heimattreuer Jugend, in denen sie sich aufgehoben fühlen konnten). Nach Pfahls- Traughber entwickelt sich eine eigenständige rechtsextremistische Jugendkultur und es droht dadurch „eine stärkere alltagskulturelle Etablierung“[11] des Rechtsextremismus.

Der größte Teil der Jugendlichen ist aber mehr denn je pazifistisch eingestellt und neigt von seiner politischen Orientierung her nach links, so dass nicht pauschal von einer gewalttätigen oder gewalttätigen-rechtsextremistischen Jugend gesprochen werden kann. Auch muss bedacht werden, dass Jugendliche noch kaum die Gesellschaft gestalten, sie bewegen und verhalten sich in den gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen, die sie vorfinden. So bemerkt denn auch Krafeld: „Rechtsextremismus und Rassismus mit all den Vorstellungen von Ungleichwertigkeit von Menschen [...] werden nicht durch jugendliche Gewalttäter, sondern weit eher durch erwachsene Biedermänner und Nadelstreifenrassisten verbreitet und hoffähig gemacht...“[12]

Dennoch gibt es eine größenmäßig nicht geringe Anzahl an Jugendlichen, die aufgeschlossen gegenüber rechtsextremistischem Gedankengut sind oder dieses bereits beherrschen und darüber hinaus auch zu Gewalt neigen. Die folgenden Zahlen zeigen, dass man Rechtsextremismus nicht als ein bloßes Randphänomen betrachten kann.

Melzer und Schubarth kamen 1993 zu folgenden Ergebnissen: In Westdeutschland verfügten 28, 8 Prozent der Jugendlichen über eine Antipathie gegenüber Türken, in Ostdeutschland 53, 4 Prozent. 39 Prozent der westdeutschen Jugendlichen waren antisemitisch eingestellt, in Ostdeutschland waren es 26, 7 Prozent. Über eine manifeste Ausländerfeindlichkeit verfügten in Westdeutschland 29, 6 Prozent der Jugendlichen, in Ostdeutschland 41, 4 Prozent.[13]

Die größere Ausländerfeindlichkeit im Osten wird oft mit den Folgen der Wiedervereinigung erklärt, z.B. der Ernüchterung der Ostdeutschen und ihrer Enttäuschung über das westliche Demokratie- und Marktwirtschaftssystem. Gerade durch das mangelnde Vertrauen der Ostdeutschen in die Demokratie entsteht angeblich bei vielen das Gefühl selber tätig werden zu müssen, auch mittels Gewalt. Auch die ideologischen Traditionen der DDR werden verantwortlich gemacht, etwa das Freund- Feind- Denken. Schuhbart nennt als Grund auch eine „völlig unzureichende bzw. versteckte Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus“[14]. Auch hatten die Rechtsextremen zu Zeiten der DDR durchaus viele Sympathien in der Bevölkerung, da sie gegen den SED- Staat waren. Auf diese Sympathien konnten sie nach der Wende aufbauen.

[...]


[1] http://www.idgr.de/news/2005/n050401-a.php

[2] Vgl.: Billing, Werner/ Barz, Andreas/ Wienk-Borgert, Stephan (Hrsg.): Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. 1. Auflage. Baden- Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 1993. S. 27.

[3] Pfahl-Traughber, Armin: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. 3. Auflage. München: Beck 2001 S.12.

[4] Holtmann, Eberhard (Hrsg): Politik- Lexikon. München, Wien: Oldenbourg 1991. S. 53.

[5] Pfahl-Traughber, A.: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. S. 14.

[6] Vgl.:Aegerter, Roman/ Nezel, Ivo (Hrsg.): Sachbuch Rassimus. Informationen über Erscheinungsformen der Ausgrenzung. Zürich: Pestalozzianum- Verlag 1996. S. 111.

[7] Holtmann, E. (Hrsg): Politik- Lexikon. S. 532.

[8] Vgl.: Pfahl-Traughber, A.: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. S. 37.

[9] Vgl.: Schmidt, Manfred G.: Wörterbuch zur Politik. 2., vollständig überarbeitete u. erweiterte Auflage. Stuttgart: Kröner 2004. S. 592.

[10] Pfahl-Traughber, A.: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik. S. 117.

[11] Ebd.

[12] Krafeld, F.J.: Eskalation der Gewalt gegen Ausländer- und was tun? Weinheim. Juventa: 1992. Zitiert nach: Aegerter, R./ Nezel, I. (Hrsg.): Sachbuch Rassimus. S. 108.

[13] Vgl.: Schubarth, Wilfried/ Melzer, Wolfgang (Hrsg.): Schule, Gewalt und Rechtsextremismus. Analyse und Prävention. Opladen: Leske + Budrich 1993. S. 66-73.

[14] Rommelspacher, Birgit, Ülger, Polat/ Wilpert, Czarina: Die Evaluation des CIVITAS- Programms. In: Lynen van Berg, Heinz/ Roth, Roland (Hrsg.): Maßnahmen und Programme gegen Rechtsextremismus wissenschaftlich begleitet. Aufgaben, Konzepte und Erfahrungen. Opladen: Leske + Budrich: 2003. S. 58.

Ende der Leseprobe aus 22 Seiten

Details

Titel
Pädagogische Arbeit gegen Rechtsextremismus in der Schule
Hochschule
Universität Lüneburg
Veranstaltung
Jugend und Rechtsextremismus. Geschichte und Gegenwart
Note
1,0
Autor
Jahr
2005
Seiten
22
Katalognummer
V63840
ISBN (eBook)
9783638567893
ISBN (Buch)
9783656815310
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Pädagogische, Arbeit, Rechtsextremismus, Schule, Jugend, Geschichte, Gegenwart
Arbeit zitieren
Bettina Anker (Autor:in), 2005, Pädagogische Arbeit gegen Rechtsextremismus in der Schule, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63840

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