Kooperatives Lernen gewinnt in der beruflichen Ausbildung mehr und mehr an Bedeutung und wird aktuell viel diskutiert. Dabei ist die Forderung nach gemeinsamem Arbeiten in Gruppen und Teams, wenn auch nicht unter der gleichen Bezeichnung, nichts Neues. Schon 1949 gab es erste Forschungen zu theoriebezogenen Entwicklungen zum kooperativen Lernen. Und besonders aktuelle Forschungen wie das Modellversuchsprogramm SKOLA stellen die Relevanz dieser Lernform in den Vordergrund mit dem Ziel, praxistaugliche Konzepte zur Förderung von Selbst- und Teamkompetenz im berufsschulischen Unterricht zu erproben. Die Diskussionen um kooperatives Lernen und die verstärkte Forderung nach dieser Lernform begründet sich aus den wachsenden Veränderungen im schulischen Bereich und in der Zukunftsgestaltung der Lernenden. Veränderungen im Arbeitsleben werden durch die Auflösung von starren Führungshierarchien hin zu immer größerer Selbstständigkeit der Mitarbeiter deutlich. Diese Strukturen verlangen, dass die Mitarbeiter selbstverantwortlich ihre Aufgaben planen und durchführen, was zur Konsequenz hat, dass diese sich selbst die notwendigen Fähigkeiten und das Fachwissen aneignen. Lebenslanges Lernen und die Entwicklung von Selbstlernkompetenz sind wichtige Schlagwörter. Die erweiterte Verantwortung im Arbeitsleben führt weiterhin dazu, sich mit Vorgesetzten und Kollegen abzustimmen, Fähigkeiten wie Teamkompetenz und Konfliktfähigkeit stehen im Vordergrund und gewinnen immer weiter an Bedeutung. Somit resultiert aus den Forderungen der Wirtschaft, das kooperative Lernen zur Entwicklung der Team- und Konfliktfähigkeit in die Lernfeldcurricula aufzunehmen und als einen festen Bestandteil des Unterrichts zu machen.
Bei näherer Betrachtung stellen sich mehrere Bedeutungsstränge zum kooperativen Lernen heraus. Dabei kann kooperatives Lernen einerseits als Methode umgesetzt werden, als ‚Weg’, um die Teamfähigkeit der Schüler zu fördern. Dieses schulische Lernen in Teams kann als „eine Form der Organisation des Klassenzimmers [verstanden werden], bei der Schüler in kleineren Gruppen arbeiten, um sich beim Lernen des Stoffs gegenseitig zu helfen“6. Andererseits hat kooperatives Lernen eine Zielfunktion. Dabei soll kooperatives Lernen vorbereiten auf Teamarbeit in beruflichen Feldern. Um dieses Ziel zu erreichen müssen in der Vorbereitung entsprechende Kompetenzen aufgebaut werden.
Inhaltsverzeichnis
- Problemdarstellung und Annäherung an das Thema
- Methodische Differenzierung des Forschungsvorhabens
- Methodische Darstellung des Forschungsverfahrens
- Methodologischer Begründungszusammenhang der gewählten Methoden
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Forschungsvorhaben zielt darauf ab, die Verankerung von kooperativem Lernen in den Ordnungsgrundlagen der Ausbildung zur Industriekauffrau / zum Industriekaufmann zu untersuchen. Ziel ist es, herauszufinden, ob und inwiefern die Forderung nach kooperativer Lernfähigkeit und Teamfähigkeit in den Kompetenzdarstellungen der Ordnungsgrundlagen vorhanden ist und wie diese in der Praxis angewendet werden.
- Kooperatives Lernen in der beruflichen Ausbildung
- Analyse von Ordnungsgrundlagen (Lehrplan und Ausbildungsordnung)
- Anwendung kooperativen Lernens im beruflichen Handlungsfeld
- Entwicklung von Team- und Konfliktfähigkeit
- Zusammenhang zwischen schulischem Lernen in Teams und Teamarbeit im beruflichen Umfeld
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel befasst sich mit der Problematik des kooperativen Lernens in der beruflichen Ausbildung. Es wird auf die wachsende Bedeutung von Teamfähigkeit und die Notwendigkeit, diese Kompetenzen in der Ausbildung zu fördern, hingewiesen. Die verschiedenen Bedeutungsstränge des kooperativen Lernens, sowohl als Methode zur Förderung der Teamfähigkeit als auch als Zielfunktion zur Vorbereitung auf Teamarbeit in beruflichen Feldern, werden beleuchtet.
Im zweiten Kapitel wird die methodische Differenzierung des Forschungsvorhabens erläutert. Es wird argumentiert, dass eine explorative, induktive Vorgehensweise, die auf der Generierung von Hypothesen basiert, für die Untersuchung des wenig erforschten Problemfelds am besten geeignet ist.
Das dritte Kapitel widmet sich der methodischen Darstellung des Forschungsverfahrens. Es wird die qualitative Inhaltsanalyse als Methode zur systematischen Analyse der Ordnungsgrundlagen auf Hinweise zum kooperativen Lernen vorgestellt. Das Verfahren von Mayring (2003) zur Strukturierung und Interpretation von Dokumenten wird als Grundlage für die Auswertung der Daten verwendet.
Schlüsselwörter
Kooperatives Lernen, Teamfähigkeit, Ordnungsgrundlagen, Ausbildung zur Industriekauffrau/zum Industriekaufmann, Berufliche Bildung, Kompetenzdarstellungen, Qualitative Inhaltsanalyse.
- Quote paper
- Ina Meinschaefer (Author), 2006, Verankerung von kooperativem Lernen in den Ordnungsgrundlagen der Ausbildung zur Industriekauffrau / zum Industriekaufmann, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63880