Roland Barthes’ Gesamtwerk ist nicht einfach einzuordnen und entzieht sich erst recht jeglicher Klassifizierung. Dies liegt zu einem Großteil daran, dass die Texte von Barthes jegliche Systemhaftigkeit unterlaufen. Untersucht man jedoch sein WerkLe plaisir du texteauf mögliche Anspielungen, Zitate und Verweise auf andere Texte und Autoren, dann wird deutlich, dass sich eine hohe Anzahl von Verweisen und Zitaten finden lassen, die sich ganz konkret auf die Schriften Friedrich Nietzsches beziehen. Nietzsches Schreibmodell lässt sich dabei leicht mit der von Barthes angestrebten hedonistischen, also einer an der Lust und am Körper orientierten, Ästhetik verbinden.
Nach Langer waren aus Nietzsches Werk vor allem drei Aspekte für Barthes besonders interessant, und zwar der Nihilismus, den Barthes als einen Kampf gegen das Signifikat verstanden habe, dann Nietzsches Kritik an der Wahrheit sowie seine Sprachkritik.
Nietzsche ist dabei wohl der erste, der eine umfassende Sprachkritik überhaupt formulierte. Nach dieser seien Begriffe nicht in der Lage, die Wahrheit über den bezeichneten Gegenstand auszusagen, „da sie aus subjektiven Übertragungen von Nervenreizen entstünden, denen keine objektive Eigenschaft des Gegenstandes in der Wirklichkeit zugesprochen werden könne“. Nietzsche kritisiert also die grundsätzliche Falschheit der Sprache und schneidet sie von ihren Referenten ab.
Genau wie Nietzsche verfasste auch Barthes eine Sprachkritik, die ebenso wie die von Nietzsche die Sprache nicht als ein adäquates Mittel zur Darstellung von Wahrheit und Realität anerkennt. Bei beiden hat die Kritik an der Sprache zu einer „Festschreibungen vermeidenden Sprachpraxis, deren
Verfahrensweisen ähnlich gelagert sind“ geführt.
Inhaltsverzeichnis
- Friedrich Nietzsches Einfluss auf Roland Barthes' Werk
- Nietzsche und die Sprachkritik
- Barthes und die Textlektüre
- Nietzsche in der Tel Quel-Gruppe
- Barthes und die vermittelte Nietzsche-Lektüre
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieses Referat analysiert den Einfluss Friedrich Nietzsches auf Roland Barthes' Werk "Le plaisir du texte", wobei insbesondere die Bedeutung von Nietzsches Sprachkritik und seine Vorstellung von der Pluralität der Wahrheit im Fokus steht. Es wird untersucht, wie Barthes' Texttheorie auf Nietzsches Philosophie aufbaut und wie seine Schriften die Entwicklung der literaturkritischen Bewegung "Tel Quel" beeinflusst haben.
- Nietzsches Sprachkritik und ihre Relevanz für Barthes' Texttheorie
- Der Einfluss Nietzsches auf die Entwicklung der "Tel Quel"-Gruppe
- Die Pluralität der Wahrheit und die offene Textlektüre bei Barthes
- Barthes' "nietzscheanische Ästhetik des Signifikanten"
- Die Bedeutung von Nietzsche für Barthes' Schreiben
Zusammenfassung der Kapitel
Das Referat beginnt mit einer Einleitung, die den besonderen Charakter von Barthes' Werk und die Bedeutung von Nietzsche für seine Texttheorie hervorhebt. Im ersten Kapitel wird Nietzsches Sprachkritik und seine Ablehnung der "begrifflichen Wahrheit" vorgestellt, und es wird gezeigt, wie Barthes diese Ideen in seine eigenen Überlegungen zur Sprache und Textinterpretation integriert. Das zweite Kapitel befasst sich mit Barthes' Textlektüre und seiner Kritik an der herkömmlichen Suche nach der "wahren Bedeutung" eines Textes. Es wird erläutert, wie Barthes die offene und vielschichtige Natur von Texten betont und wie diese Sichtweise von Nietzsche beeinflusst ist. Im dritten Kapitel wird die Bedeutung von Nietzsche für die literaturkritische Bewegung "Tel Quel" hervorgehoben. Es wird gezeigt, wie Barthes' Schriften und seine Auseinandersetzung mit Nietzsche die Entwicklung dieser Gruppe prägten und wie sie sich gegen Sartres Hegemonie stellten. Schließlich wird im vierten Kapitel die vermittelte Nietzsche-Lektüre von Barthes beleuchtet. Es werden die wichtigsten Bezugspunkte von Nietzsches Werk für Barthes' Texttheorie herausgestellt, insbesondere die Themen Pluralität, Diversität, Begehren und die Betonung des Körpers.
Schlüsselwörter
Schlüsselwörter dieses Referats sind: Roland Barthes, Friedrich Nietzsche, Sprachkritik, "Le plaisir du texte", Textlektüre, "Tel Quel", Pluralität der Wahrheit, Ästhetik des Signifikanten, "nietzscheanische Ästhetik", Texttheorie, Literaturkritik, Begehren, Diversität, Signifikant, Signifikat.
- Quote paper
- Andreas Kirchmann (Author), 2006, Nietzsches Einfluss auf Roland Barthes' "Le plaisir du texte", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63963