„Gotthelf - zwischen Zeitgeist und Aktualität“. So lautet der programmatische Titel eines Aufsatzes von Robert Nef aus Anlass des 200. Geburtstages des schweizerischen Dichters. Die „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“ thematisiert Nef zwar nicht, dennoch gehören sie zum literarischen Repertoire des Albert Bitzius, wie Jeremias Gotthelf eigentlich heißt.
Nun können jedenfalls das Eingangszitat sowie der Umstand, dass der zweiteilige Schulmeister-Roman erwartungsgemäß von einem Pädagogen handelt, dazu verführen, den Vergleich mit dem „professionellen Lehrer“ bei Karl-Oswald Bauer, Andreas Kopka und Stefan Brindt anzustellen.
Bei den Letztgenannten handelt es sich um drei Erziehungswissenschaftler, die sich seit 1996, also nicht weniger als 158 Jahre nach dem Erscheinen von Gotthelfs Roman, in ihrer qualitativ empirischen Studie dem Forschungsfeld der Lehrerprofessionalisierung widmen. In den letzten Jahren hat Bauer die Theorie um den „professionellen Lehrer“ erweitert und nach mehreren Aufsätzen gerade erst im letzten Jahr seine „Pädagogischen Basiskompetenzen“ veröffentlicht.
Obgleich zumindest in Betracht der großen zeitlichen Differenz zwischen der aktuellen wissenschaftlichen Theorie und der fiktiven Autobiographie des Peter Käser ein Vergleich durchaus gewagt erscheinen kann, richtet die vorliegende Arbeit genau hierauf ihr Augenmerk - und kommt dabei zu erstaunlichen Ergebnissen.
Unabdingbar erscheint mir allererst ein kurzer Blick auf die wesentlichen Ergebnisse der Theorie des „professionellen Lehrers“ bei Bauer u.a., um alsdann vor dieser theoretischen Folie Gotthelfs „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“ einer genauen vergleichenden Analyse und Interpretation zu unterziehen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zum „professionellen Lehrer“ bei K.-O. Bauer u.a.
- „Pädagogisches“ Handeln
- Pädagogische Basiskompetenzen
- Ziele klären und Inhalte strukturieren
- Soziale Strukturen bilden
- Interaktion steuern
- Kommunizieren
- Lernumgebung gestalten
- Hintergrundarbeit
- „Pädagogisch professionelles“ Handeln
- Das Lehrerbild in Jeremias Gotthelfs „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“ vor der Folie des „professionellen Lehrers“ bei Bauer u.a.
- Über Schulmeister: Jeremias Gotthelf vs. seine Zeitgenossen
- Peter Käser und Ziele sowie die Strukturierung von Inhalten
- Vom Bilden sozialer Strukturen in der Dorfschule
- Interaktionen steuern durch „einen sichern Takt“
- Erfolgreich kommunizieren – „den Kindern mehr zu Herzen [...] reden [...] und jedem Kind nach seinem Alter“
- „Freilich lärmte es tüchtig an allen Tischen [...]“ von der (Nicht-)Gestaltung der Lernumgebung
- Von den „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“ oder Die Hintergrundarbeit in Form einer fiktiven Autobiographie
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit vergleicht das Lehrerbild in Jeremias Gotthelfs „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“ mit dem Konzept des „professionellen Lehrers“ nach Bauer, Kopka und Brindt. Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der fiktiven Darstellung Gotthelfs und der aktuellen erziehungswissenschaftlichen Theorie aufzuzeigen und die Aktualität von Gotthelfs Werk zu beleuchten.
- Das Lehrerbild bei Jeremias Gotthelf
- Das Konzept des „professionellen Lehrers“ nach Bauer, Kopka und Brindt
- Vergleich der pädagogischen Ansätze
- Aktualität von Gotthelfs Werk
- Analyse der pädagogischen Basiskompetenzen im Kontext des Romans
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Vergleich zwischen dem Lehrerbild in Jeremias Gotthelfs „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“ und dem Konzept des „professionellen Lehrers“ bei Karl-Oswald Bauer et al. vor. Sie begründet die Relevanz des Vergleichs trotz der großen zeitlichen Distanz zwischen dem Roman und der aktuellen erziehungswissenschaftlichen Theorie und kündigt eine vergleichende Analyse an.
Zum „professionellen Lehrer“ bei K.-O. Bauer u.a.: Dieses Kapitel beschreibt die Theorie des „professionellen Lehrers“ nach Bauer, Kopka und Brindt, basierend auf einer qualitativ-empirischen Studie. Es definiert „pädagogisches“ Handeln und detailliert die sechs pädagogischen Basiskompetenzen: Ziele klären und Inhalte strukturieren, soziale Strukturen bilden, Interaktion steuern, kommunizieren, Lernumgebung gestalten und Hintergrundarbeit. Der Fokus liegt auf den überfachlichen pädagogischen Kompetenzen und deren Bedeutung für erfolgreiche Bildungsprozesse.
Das Lehrerbild in Jeremias Gotthelfs „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“ vor der Folie des „professionellen Lehrers“ bei Bauer u.a.: Dieses Kapitel analysiert das Lehrerbild in Gotthelfs Roman vor dem Hintergrund der zuvor dargestellten Theorie des „professionellen Lehrers“. Es untersucht, inwiefern Peter Käser, die Hauptfigur, die sechs pädagogischen Basiskompetenzen verkörpert oder nicht. Die Analyse umfasst Käsers Umgang mit Zielen und Inhalten, dem Aufbau sozialer Strukturen in der Dorfschule, seiner Interaktionsführung, Kommunikationsstrategien, Gestaltung der Lernumgebung und seiner Hintergrundarbeit. Der Vergleich verdeutlicht sowohl Übereinstimmungen als auch Unterschiede zwischen der fiktiven Darstellung und der wissenschaftlichen Theorie.
Schlüsselwörter
Jeremias Gotthelf, Professioneller Lehrer, Pädagogische Basiskompetenzen, Lehrerbildung, Lehrerrolle, „Leiden und Freuden eines Schulmeisters“, qualitative Forschung, empirische Unterrichtsforschung, historischer Vergleich, zeitgenössische Pädagogik.
Häufig gestellte Fragen zu "Leiden und Freuden eines Schulmeisters" im Vergleich zum professionellen Lehrer
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit vergleicht das Lehrerbild in Jeremias Gotthelfs Roman "Leiden und Freuden eines Schulmeisters" mit dem Konzept des "professionellen Lehrers" nach Bauer, Kopka und Brindt. Sie analysiert Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der fiktiven Darstellung Gotthelfs und der aktuellen erziehungswissenschaftlichen Theorie und beleuchtet die Aktualität von Gotthelfs Werk.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das Lehrerbild bei Jeremias Gotthelf, das Konzept des "professionellen Lehrers" nach Bauer, Kopka und Brindt, einen Vergleich der pädagogischen Ansätze, die Aktualität von Gotthelfs Werk und eine Analyse der pädagogischen Basiskompetenzen im Kontext des Romans.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit besteht aus einer Einleitung, einem Kapitel über das Konzept des "professionellen Lehrers" nach Bauer et al. (mit detaillierter Beschreibung der sechs pädagogischen Basiskompetenzen), einem Kapitel, das das Lehrerbild in Gotthelfs Roman analysiert und mit dem Konzept des "professionellen Lehrers" vergleicht, und einem Schlusskapitel. Ein Inhaltsverzeichnis und eine Zusammenfassung der Kapitel sind ebenfalls enthalten.
Welche sechs pädagogischen Basiskompetenzen werden nach Bauer, Kopka und Brindt genannt?
Die sechs pädagogischen Basiskompetenzen nach Bauer, Kopka und Brindt sind: Ziele klären und Inhalte strukturieren, soziale Strukturen bilden, Interaktion steuern, kommunizieren, Lernumgebung gestalten und Hintergrundarbeit.
Wie wird Peter Käser, die Hauptfigur in Gotthelfs Roman, im Hinblick auf die sechs Basiskompetenzen analysiert?
Die Arbeit analysiert, inwieweit Peter Käser die sechs pädagogischen Basiskompetenzen verkörpert. Es wird untersucht, wie er mit Zielen und Inhalten umgeht, soziale Strukturen in der Dorfschule aufbaut, Interaktionen steuert, kommuniziert, die Lernumgebung gestaltet und seine Hintergrundarbeit leistet. Der Vergleich zeigt Übereinstimmungen und Unterschiede zwischen der fiktiven Darstellung und der wissenschaftlichen Theorie auf.
Was ist das Ziel des Vergleichs zwischen Gotthelfs Roman und der Theorie des "professionellen Lehrers"?
Das Ziel ist es, Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen der fiktiven Darstellung Gotthelfs und der aktuellen erziehungswissenschaftlichen Theorie aufzuzeigen und die Aktualität von Gotthelfs Werk zu beleuchten.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Jeremias Gotthelf, Professioneller Lehrer, Pädagogische Basiskompetenzen, Lehrerbildung, Lehrerrolle, "Leiden und Freuden eines Schulmeisters", qualitative Forschung, empirische Unterrichtsforschung, historischer Vergleich, zeitgenössische Pädagogik.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke gedacht und eignet sich für die Analyse von Themen im Bereich der Pädagogik und der Lehrerbildung.
- Arbeit zitieren
- Kevin Demski (Autor:in), 2006, Das Lehrerbild bei Jeremias Gotthelf im Vergleich zum 'professionellen Lehrer' bei Karl-Oswald Bauer u.a., München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63983