Periodisierung im Spitzentennis


Hausarbeit (Hauptseminar), 2004

23 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Was ist Periodisierung?
2.1 Entstehung der Periodisierung

3 Das „klassische“ Periodisierungsmodell von Matwejew
3.1.1 Die einzelnen Perioden
3.1.2 Die einzelnen Zyklen
3.2 Kritik an dem Modell von Matwejew
3.3 Verschiedene Periodisierungsmodelle
3.3.1 Die Einfachperiodisierung
3.3.2 Die Doppelperiodisierung

4 Periodisierung im Spitzentennis
4.1 Sportanalyse TENNIS
4.1.1 Der Turnierkalender im Spitzentennis (Herren)
4.1.2 Spezifische Situation im Tennis
4.2 Problematik der "klassischen" Periodisierung im Spitzentennis

5 Modell einer möglichen Periodisierung im Spitzentennis
5.1 Vorbereitungsperiode
5.2 Wettkampfperiode
5.3 Übergangsperiode

6 Neue Tendenzen bei der Periodisierung im Spitzentennis

7 Schlussteil

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

„Wir waren auf den Punkt topfit!“[1] Solche Aussagen hört man oft, gerade zu Beginn einer neuen Saison oder bei großen Sportereignissen, wie z.B. den olympischen Spielen, Welt- oder Europameisterschaften, von Trainern, Betreuern oder von den Athleten selbst. Als Außenstehender macht man sich über solche Aussagen eher weniger Gedanken. Es ist klar, dass der/die Sportler/Inn oder die Mannschaft einfach bei diesem Höhepunkt, oder sogar eine komplette Saison, seine/ihre volle Leistung bringen muss. Welche Planungen im Vorfeld aber dahinter stehen, ist den wenigsten bekannt. Ein Sportjahr wird weit im Vorfeld geplant. Es werden Trainingspläne mit Wettkampfphasen, Vorbereitungsphasen und Regenerationsphasen für jeden Sportler bzw. für jede Mannschaft individuell erstellt.

2 Was ist Periodisierung?

Der Sportler ist aus biologischen Gründen nicht in der Lage, seine Leistung das ganze Jahr über auf einem gleich bleibend hohen Niveau zu halten. Auf Grund dieser Feststellung, müssen sich die Trainingsstruktur und der Trainingsinhalt im Hinblick auf die Leistungsstruktur periodisch verändern. Daraus ergibt sich das Prinzip der Periodisierung.

„Periodisierung ist die Festlegung einer Folge von Perioden, deren inhaltliche, belastungsmäßige und zyklische Gestaltung die Herausbildung der optimalen sportlichen Form für einen bestimmten Zeitraum innerhalb des Periodenzyklus ansteuert.“ (Martin, D., Carl, K. & Lehnertz, K. 1993, 247)

2.1 Entstehung der Periodisierung

Die Ursprünge des Trainingssystems der Periodisierung sind von russischen Trainern zu Beginn der 50er Jahre erarbeitet worden, als sie ihre Sportler/Innen (Schwimmen, Gewichtheben und Leichtathletik) auf die olympischen Spiele von Helsinki (1952) und andere internationale Wettkämpfe vorbereiteten. Die dabei gesammelten Erfahrungen in den Jahren von 1950 - 1960 wurden dann ausgewertet und verallgemeinert. Aus diesen Trainingserfahrungen, entwickelte L.P. Matwejew die theoretische Konzeption der Periodisierung (1965). Der Begriff „Periodisierung“ wurde zum Synonym für „Planung des Trainings“ und weckte nach und nach auch das Interesse der Trainer ausserhalb der UdSSR. In der Bundesrepublik ist im Jahr 1972 die „Periodisierung des sportlichen Trainings“ veröffentlicht worden. Diese Erkenntnis von Matwejew ist bis heute Grundlage der Trainingslehre.

3 Das „klassische“ Periodisierungsmodell von Matwejew

Die Grundlagenkonzeption von Matwejew ging davon aus, dass es einen phasenhaften Verlauf von Erwerb, Halten und Verlust der sportlichen Form im Verlauf einer Zeitperiode gibt. Keinem Sportler/Keiner Sportlerin gelingt es, eine erworbene sportliche Form ständig auf dem gleichen Niveau zu halten. Dieser phasenhafte, wellenförmige Verlauf der sportlichen Form ist gekennzeichnet durch:

(1) das periodische erwerben der Form,
(2) das Halten können der erworbenen Form,
(3) den Verlust der sportlichen Form (vgl. Abb. 1).

Tatsache ist, dass die sportliche Höchstform zu einem bestimmten Zeitpunkt im Jahr, also zu den Saisonhöhepunkten im Wettkampfkalender, erbracht werden soll und nicht zu einem anderen Zeitpunkt ihren Höhepunkt findet. Der Trainingsprozess kann und muss so gesteuert werden, dass die Höchstform auch zu diesem Zeitpunkt erreicht wird. Zu beachten in diesem Zusammenhang ist, dass „die objektiven Gesetzmäßigkeiten der Formentwicklung anerkannt und eingehalten werden.“ (Martin, D., Carl, K. & Lehnertz, K. 1993, 248)

Aus dieser Erkenntnis heraus, ist eine genaue Bestimmung des Trainingsaufbaus und den entsprechenden Trainingsinhalten in den jeweiligen Entwicklungsphasen möglich.

Es ergibt sich ein Trainingszyklus mit drei Perioden:

(1) Vorbereitungsperiode
(2) Wettkampfperiode
(3) Übergangsperiode

(vgl. Martin, D., Carl, K. & Lehnertz, K. 1993, 248)

Grundlage dieser drei Perioden ist die Erkenntnis, dass jede Phase dieser Entwicklung mit einem speziellen Inhalt und Aufbau des Trainingsprozesses verbunden ist. Belastungsanforderung und die inhaltliche Gestaltung bilden in diesem Entwicklungsprozess einen gesetzmäßigen Zusammenhang.

Die Trainingszyklen richten sich nach dem Saisonhöhepunkt und werden darauf hin in die einzelnen Perioden unterteilt.

In dem Periodisierungsmodell von Matwejew ist eine Wettkampfperiode vorgesehen. Diese dauert in einem Ganzjahreszyklus vier bis fünf Monate. Für die Übergangsperiode sind ein bis zwei Monate geplant und die Vorbereitungsperiode erstreckt sich über fünf bis sechs Monate. (Abb. 1)

Hauptmerkmal aller Perioden ist das Verhältnis von Belastungsumfang und Belastungsintensität. Wie in Abb. 1 zu sehen, ist der Belastungsumfang in der Vorbereitungsperiode höher als die Belastungsintensität. Der Belastungsumfang steigt in der Vorbereitungsperiode stark an, nimmt jedoch zum Ende der Vorbereitungsperiode wieder ab. Grund dafür ist, dass der Übergang der einzelnen Perioden fließend verläuft und in der Endphase der Vorbereitungsperiode schon einige Wettkämpfe bestritten werden, um sich an die Wettkampfbelastung in der Wettkampfperiode zu gewöhnen. Die Belastungsintensität steigt bis zum Beginn der Wettkampfperiode fast linear an und erreicht in der Wettkampfperiode ihren Höhepunkt. In der darauf folgenden Wettkampfperiode ist die Belastungsintensität durch die Wettkämpfe sehr hoch und der Belastungsumfang geht zurück. Die Wettkämpfe rücken an die Stelle des Trainings. Lediglich in der Mitte der Wettkampfperiode kann noch einmal der Belastungsumfang steigen und ein Zwischenzyklus eingebaut werden, weil eventuell in dieser Phase parallel zu kleineren Wettkämpfen mit hohen Umfängen trainiert wird, um im zweiten Teil der Wettkampfperiode die Höchstform zu erreichen oder die Leistung sogar noch einmal zu steigern. In der Übergangsperiode fällt die Belastungsintensität sehr stark ab. Der Belastungsumfang ist im Vergleich zu den vorherigen Perioden niedrig.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Das Periodisierungsmodell von Matwejew (Frey, G., 1998, 12)

3.1.1 Die einzelnen Perioden

Matwejew teilte das Trainingsjahr in drei Perioden ein:

- Vorbereitungsperiode
- Wettkampfperiode
- Übergangsperiode

Die Vorbereitungsperiode ist diejenige im Periodenzyklus, welcher der Schaffung grundlegender konditioneller, technomotorischer und taktischer Voraussetzungen für hohe sportliche Leistungen und Trainingsbelastungen in der Wettkampfperiode dient. Sie ist gekennzeichnet durch Formaufbau, Erhöhung des Ausprägungsniveaus leistungsbestimmender Faktoren und Erhöhung der Belastungsverträglichkeit.

Die Vorbereitungsperiode wird in drei Makrozyklen (MAZ 1, MAZ 2, MAZ 3) unterteilt. Der MAZ 1 soll die letztjährige Leistungsfähigkeit wieder herstellen und im günstigsten Falle noch überschreiten. Die Trainingsbelastung ist hier mittel bis hoch, und die Trainingsinhalte sind unspezifisch. Im MAZ 2 werden dann die in der jeweiligen Sportart dominierenden Leistungsgrundlagen entwickelt. Die Belastungsintensität nimmt zu und liegt schon fast im Grenzbereich (Abb. 1). Im MAZ 3 dominieren die wettkampspezifischen Elemente das Training. Die speziellen Leistungsvoraussetzungen werden auch hier schon mit kleinen Vorbereitungswettkämpfen geschult und verbessert. Die Dauer der Vorbereitungsperiode variiert zwischen vier und sechs Monaten, wobei jeder MAZ eine Dauer von vier bis acht Wochen hat.

Die Wettkampfperiode wird durch den Wettkampfkalender zeitlich bestimmt. Sie soll der optimalen Ausprägung und relativen Stabilisierung der sportlichen Form dienen. Die Wettkampfperiode ist sportartenabhängig und kann in eine „einfache Wettkampfperiode“ mit zwei Makrozyklen, und in eine „komplizierte Wettkampfperiode“ mit drei Makrozyklen (Abb. 1) unterteilt werden (vgl. Martin, D., Carl, K. & Lehnertz, K. 1993, 250).

Die Übergangsperiode ist derjenige Periodenzyklus, welcher der aktiven Erholung des Sportlers und dem vorübergehenden, geplanten Verlust der sportlichen Form dient. Im Durchschnitt dauert die Übergangsperiode vier bis sechs Wochen. Aber auch diese Zeit ist sportartenabhängig.

[...]


[1] Wolfgang Wolf, Trainer des 1. FC Nürnberg, in einem Interview nach dem 3:1 Sieg gegen den FC Kaiserslautern am ersten Spieltag der Fußballbundesliga; Saison 2004/2005

Ende der Leseprobe aus 23 Seiten

Details

Titel
Periodisierung im Spitzentennis
Hochschule
Universität Koblenz-Landau  (Sportwissenschftliches Institut)
Veranstaltung
Spezielle Aspekte der Trainingslehre
Note
2,0
Autor
Jahr
2004
Seiten
23
Katalognummer
V64005
ISBN (eBook)
9783638569194
ISBN (Buch)
9783640617395
Dateigröße
1048 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die Arbeit beschreibt die allgemeinen Periodisierungsmodelle und versucht Einblick in das Spitzentennis zu geben und die daraus entstehenden Probleme bei der Umsetzung der klassischen Trainingslehre. Aktuelle Problematik im Spitzentennis.
Schlagworte
Periodisierung, Spitzentennis, Spezielle, Aspekte, Trainingslehre
Arbeit zitieren
Christian Bely (Autor:in), 2004, Periodisierung im Spitzentennis, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64005

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