Nach einer kurzen Einleitung zum Umgang mit dem Tod in der modernen abendländischen Gesellschaft folgt zunächst die inhaltliche Analyse des Jugendromans. Im anschließenden Kapitel werden stilistische Darstellungsweisen zum Aufbau des Romans und zum Gebrauch der Sprache betrachtet. Die kritische Begutachtung zweier Unterrichtsmodelle zum Jugendbuch beschließt die vorliegende Arbeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Zum Umgang mit dem Tod in unserer Gesellschaft
2. Tod und Trauer im Jugendroman „Du fehlst mir, du fehlst mir!“
2.1 Das Leben vor dem tödlichen Unfall
2.2 Nach Cillas Tod
3. Stilistische Darstellungsweisen
3.1 Der Aufbau des Buches
3.2 Sprachliche Besonderheiten
4. Inhaltliche Gegenüberstelllung zweier Unterrichtsmodelle zum Roman
5. Literaturverzeichnis
5.1 Primärliteratur
5.2 Sekundärliteratur
1. Zum Umgang mit dem Tod in unserer Gesellschaft
Bereits Platon erkannte, dass „niemand weiß, ob der Tod für den Menschen nicht das größte aller Güter ist, sie sind aber in Angst, als ob sie genau wüssten, dass er das größte Übel ist.“[1] An dieser Grundhaltung hat sich innerhalb des abendländischen Kulturkreises bis in die heutige Zeit nichts geändert. Selbst die christliche Religion scheint ihren Anhängern diesbezüglich bis heute keine befriedigenden Antworten geben zu können. Ihr Todesverständnis beruht auf dem Glauben, dass der Tod als Strafe Gottes mit dem Sündenfall von Adam und Eva Einzug in die Welt hielt. Durch ihn wurde der Mensch aus dem Paradies vertrieben.[2] Auch die Heilslehre von der Erlösung durch Jesus Christus zum ewigen Leben[3] änderte nichts an dem christlichen Grundverständnis, dass der Tod per se als ein Übel anzusehen ist, das es zu überwinden gilt.
Ungeachtet des schwindenden Einflusses der christlichen Kirche auf die Lebensanschauungen der modernen Gesellschaft hat dieses negative Image das Verhältnis des Menschen zum Tod nachhaltig geprägt. Der Tod stellt in unserem heutigen Verständnis mehr den je einen Widerspruch zum Leben dar, obwohl er innerhalb des Naturkreislaufes ein integrierter Bestandteil aller uns bekannten Daseinsformen – also auch der menschlichen Existenz – ist.[4] Allerdings haben die persönlichen Begegnungen mit Sterben und Tod seit Beginn der Industrialisierung im 19. Jh. gravierend abgenommen. Soziale Gefüge, wie Großfamilien, Nachbarschaften und Dorfgemeinschaften, lösten sich in zunehmendem Maße auf und weitreichende Fortschritte in den Wissenschaften haben die durchschnittliche Lebenserwartung rasant ansteigen lassen.[5] Darüber hinaus hat sich der Ort des Sterbens weitestgehend aus dem familiären Umfeld in die Krankenhäuser, Pflege- und Altenheime verlagert.[6] Auch der allgegenwärtige Tod in den Medien kann nicht über die Tatsache hinwegtäuschen, dass die Entfremdung zwischen Mensch und Tod weiter fortschreitet. Durch ihre Unpersönlichkeit und Unnatürlichkeit leisten diese Todesdarstellungen vielmehr einen nicht unerheblichen Beitrag zu dieser Entwicklung.[7]
Vor diesem Hintergrund ist es nicht verwunderlich, dass die wissenschaftlichen Bestrebungen vorwiegend auf eine Verlängerung der Lebenszeit,[8] bzw. Erlangung von Unsterblichkeit,[9] zielen, wohingegen die Hinführung zu einem natürlichen Umgang mit Sterben, Tod und Trauer oft auf der Strecke bleibt. Wenn selbst das medizinische und pflegende Personal, welches in alltäglichem Kontakt mit Betroffenen steht, in dieser Hinsicht unzureichend ausgebildet wird,[10] welche Vermittlungskompetenzen darf man dann von pädagogisch Handelnden (Eltern, Erzieher, Lehrer etc.) erwarten?[11] Nur die wenigsten von ihnen dürften sich im Laufe ihres Lebens, ggf. ihrer Berufausbildung, mit den entsprechenden Bereichen der Thanatologie (nach Thanatos, Gott des Todes in der griechischen Mythologie) hinrei-chend befassen. Die Thanatologie, ein auf den Problemkomplex Sterben, Tod und Trauer ausgerichteter multidisziplinärer Forschungsbereich der Medizin, Geistes- und Sozialwissenschaften, bleibt zumeist den Psychologen als Thanatopsychologie und den Seelsorgern in einer aufgrund ihrer religiösen Ausrichtung stark einge-schränkten Form vorbehalten. Aus diesem Grund wird das Thema Tod in der Schule fast ausschließlich im vornehmlich christlich geprägten Religionsunterricht behandelt, obwohl der christliche Auferstehungsglaube von immer weniger Schülern angenommen wird.[12] Zwar kann man argumentieren, dass der Themenbereich Tod und Trauer nicht zum schulischen Ziel der Wissensvermittlung gehört, jedoch beinhaltet die schulische Bildung auch die „Überlieferung und Mitteilung dessen, was gesellschaftlich wünschenswert und wichtig erscheint.“[13] Hierzu zählt zweifelsohne eine positive Integration von Tod und Trauer in unser Leben. Die Beschäftigung mit diesem Themenkomplex sollte demnach nicht bei einer nachhaltigen Erschütterung unseres Selbst- und Weltverständnisses verharren, sondern darüber hinaus die Chance auf persönliche Weiterentwicklung und Neuorientierung hin zu einer bewussteren Lebensgestaltung aufzeigen.[14]
Angesichts des aufgezeigten Mangels an persönlichen Erfahrungen mit Tod und Trauer bietet es sich gerade im Unterrichtsfach Deutsch an, diesbezügliche Kinder- und Jugendliteratur zu behandeln.[15] Der Jugendroman „Du fehlst mir, du fehlst mir!“ des schwedischen Autors Peter Pohl scheint sich aufgrund seiner Authentizität hierfür in besonderem Maße zu eignen. Er wurde nach Erzählungen, Briefen und Tagebuchaufzeichnungen von Kinna Gieth verfasst, die im Alter von 13 Jahren ihre Zwillingsschwester durch einen Autounfall verlor.
2. Tod und Trauer im Jugendroman „Du fehlst mir, du fehlst mir!“
2.1 Das Leben vor dem tödlichen Unfall
Der Roman steigt nicht direkt mit dem Tod der Schwester ein, sondern mit einem kurzen Einblick in die Familiengeschichte,[16] dem ein längerer Abschnitt über das letzte halbe Jahr vor dem tödlichen Unfall folgt.[17] Dies ermöglicht dem Leser einen Einblick in die Beziehung der beiden Schwestern und die ursprüngliche Rollenverteilung innerhalb der Familienstruktur und des Freundeskreises.
Die Familie besteht aus den beiden Zwillingen Tina und Cilla, wie sie in dem Buch heißen, ihrem Vater Albert, ihrer Stiefmutter Monika und ihrem Stiefbruder Jonny.[18] Da Jonny 6 Jahre älter ist als die beiden Schwestern, übernimmt er die übliche Rolle des ältesten Geschwisters. Er fühlt sich mitverantwortlich für die Erziehung der Jüngeren, was diesen zumeist weniger gefällt.[19] Darüber hinaus beschert ihm seine Rolle als Lieblingsenkel der bornierten Großmutter Justine auch keine zusätzlichen Sympathien.[20] Trotzdem vereint sie eine grundlegende Geschwisterliebe, die explizit in ihrer Zauberformel „Du bist mein Bruder. Du bist meine Schwester“ (Du fehlst mir, S. 81) zum Ausdruck kommt.
Das Verhältnis der Zwillinge zu ihren Eltern gestaltet sich insofern unterschiedlich, als dass sich Tina mehr zum Vater und Cilla mehr zur Mutter hingezogen fühlt.[21] Jedoch haben beide ihre Schwierigkeiten mit dem leicht aufbrausenden Temperament von Albert, der sicherlich nur das Beste für seine Kinder will, aber den heftigen Gefühlsausbrüchen seiner pubertierenden Töchter verständnislos gegenübersteht.[22] Aus den sich hieraus ergebenden Streitereien scheint Monika sich überwiegend herauszuhalten.[23] Aber sie ist zur Stelle, wenn Cilla mit jemandem über ihr Gefühlswirrwarr reden muss.[24]
Auch wenn (bzw. grade weil) es sich bei Tina und Cilla äußerlich um eineiige Zwillinge handelt,[25] wird auf ihre jeweilige eigenständige Persönlichkeit ausdrücklich hingewiesen.[26] Neben den Äußerlichkeiten ist beiden das künstlerische Interesse gleich. Ihre Leidenschaft gilt neben der Musik und der Literatur vor allem dem Theater. Aber auch hier treten die unterschiedlichen Charakterzüge der beiden Mädchen zu Tage. Während sich Tina mehr auf das Schreiben von Theaterstücken und Drehbüchern spezialisieren will, gebührt die sensible Interpretation der Werke, sei es als Regisseurin oder Schauspielerin, der feinfühligen Cilla.[27]
Dass Tina leichtfüßig von einer Verliebtheit zur nächsten flattert,[28] während Cilla auf der Suche nach der wahren Liebe ist, die sie schließlich bei dem jungen Musiker Bahir findet,[29] rührt allerdings auch von dem unterschiedlichen Entwicklungsstand der beiden Dreizehnjährigen. Cilla hat bereits eine Reife erlangt, die sie nicht nur von ihrer Zwillingsschwester, sondern auch von ihren Freunden und Schulkameraden abheben lässt, so dass sie die Gleichaltrigen für ihre Oberflächlichkeit verachtet.[30] Aus diesem Grund wird sie zuletzt sogar von ihrer besten Freundin Susanne geschnitten, worunter sie sehr leidet.[31] Aber anders als Tina, die ihren Kummer und ihre Anschuldigungen stets lauthals mitteilt,[32] erträgt Cilla ihre Einsamkeit still und geduldig ohne jemanden anzuklagen. Sie weiß, dass sie die Zuneigung der anderen nicht erzwingen kann.[33] Und da ihre Schwester für sie in dieser Lebensphase ebenfalls kein ebenbürtiger Gesprächspartner sein kann, sucht Cilla Zuflucht und Trost in ihren Gedichten und ihrem geheimen Tagebuch.[34] Darüber hinaus gibt es zwischen den Zwillingen, wie bei anderen Geschwistern auch, ebenfalls Sticheleien und Eifersüchtigkeiten,[35] obschon sie ansonsten fest zusammenhalten.[36]
Alles in allem bietet sich dem Leser das authentische Bild einer Durchschnittsfamilie, was größtenteils daran liegt, dass der Autor von Anfang an keine perfekte Gemeinschaft präsentiert, in der es „ganz besonders liebevoll und harmonisch“ (Du fehlst mir, S. 12) zugeht. Vielmehr wird betont, dass „gestritten und geschrien und gelacht“ wird, „genau wie in jeder anderen Familie auch“ (Du fehlst mir, S. 12).
2.2 Nach Cillas Tod
„Das alles ist nur Trauer“[37] – diesem Satz begegnet Tina zum ersten Mal in einem Gedicht. Doch bis sie zu dieser Einsicht gelangt, durchlebt sie ein Wechselbad der Gefühle.
Unmittelbar nach Cillas tödlichem Verkehrsunfall verfällt Tina in einen Schockzustand.[38] Unbeteiligt, wie in einem Film, nimmt sie das Geschehen um sich herum wahr.[39] Nicht nur am Unfallort, auch später in der Klinik kann sie den Tod ihrer Schwester noch nicht realisieren. Immer wieder sagt sie mehr zu sich selbst als zu anderen, dass Cilla nur angefahren und nicht überfahren wurde, was bestimmt nicht schlimm sei.[40] Diese Reaktion tritt zumeist bei schweren und unerwarteten Todesfällen auf. „Die Wahrnehmung des Verlustes erfolgt in Wellen“,[41] deren schmerzhafte Ausmaße sich mit der immer größer werdenden Gewissheit, dass Tina ihre Schwester „nie mehr“ (Du fehlst mir, S. 190f) wieder sehen wird, bis ins Unerträgliche steigern. An diesem Punkt bricht die Verzweiflung mit einer Mächtigkeit über Tina herein, so dass sie sich selbst den Tod wünscht, um Ruhe zu finden.[42] Und trotz ihrer inneren Gefühlskonfusion demonstriert sie von Anfang an eine enorme Selbstbeherrschung. Während Monika sich vollständig ihrer Trauer hingibt, Albert sich in seinem Schneckenhaus verkriecht und Jonny sich fast gänzlich aus der Familie zurückzieht, übernimmt sie allein die Rolle der starken Trösterin für ihre Eltern.[43] Dabei bräuchte sie den „große[n] starke[n] Papa“ (Du fehlst mir, S. 78) und „Monika, um bei ihr Schutz zu suchen und Trost und Kraft zu holen“ (Du fehlst mir, S. 69). Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, dass Kinder bei einem Geschwisterverlust versuchen durch ein selbst auferlegtes Trauerverbot „die Eltern vor weiterem Kummer zu beschützen“.[44] Allerdings wird ihnen dieses Verhalten auch vielfach von der Gesellschaft auferlegt. Generell tritt die Trauer der Kinder gegenüber der Wahrnehmung des Verlusts für die Eltern in den Hintergrund.[45] Darüber hinaus wird erwartet, dass das überlebende Kind seine Eltern unterstützt und stark für sie ist.[46] So tritt der Arzt im Krankenhaus an Tina mit den Worten heran: „Deine Mutter braucht dich jetzt“ (Du fehlst mir, S. 73). Auch ihr Onkel Jan-Olof, Monikas Bruder, stellt wie selbstverständlich fest: „Du bist stark, Tina! […] Du wirst damit fertig.“, obwohl er seine „arme kleine Tina“ zuvor noch tröstend in den Arm genommen hat (Du fehlst mir, S. 89). Aber das ist einer der wenigen Momente, in denen Tina selbst schwach sein darf und familiären Trost findet. Zwar kann sie sich ebenfalls auch mal zusammen mit ihrem Vater ausweinen, aber diese Momente der gemeinsamen Trauer währen nur kurz.[47] Im Grunde versucht die Familie Cillas Tod totzuschweigen.[48] Monika vergräbt sich in ihren Gedanken, Albert flüchtet sich in die Arbeit (Du fehlst mir, S.120). So erleidet Tina gleichsam einen „doppelten Verlust“, den ihrer Schwester und ihrer Eltern.[49] Gefühlregungen werden unterdrückt und jeder glaubt, dass er die Situation auf diese Weise für die anderen erträglicher macht ohne zu sehen, dass vielmehr das Gegenteil der Fall ist.[50]
[...]
[1] Platon. Werke. Übersetzung und Kommentar. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz. Hrsg. von Ernst Heitsch und Carl Werner Müller. 10 Bde. Göttingen 2002. Bd. I 2. Apologie des Sokrates. 29 a.
[2] Die Bibel. Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift. Altes und Neues Testament. Aschaffenburg 1980. Gen 2, 17: „Doch vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse darfst du nicht essen; denn sobald du davon ißt, wirst du sterben.“ Ebd. Röm 5, 12: „Durch einen einzigen Menschen kam die Sünde in die Welt und durch die Sünde der Tod, und auf diese Weise gelangte der Tod zu allen Menschen, weil alle sündigten.“
[3] Zum Sühnetod Christi vgl. ebd. 1 Kor 15, 3 u. 21. Zu „Jesu Tod als Heilsereignis“ vgl. auch Eberhard Jüngel: Tod. Stuttgart 1993. S. 121ff.
[4] Die Vergegenwärtigung des Prinzips vom Werden und Vergehen kann bei der „Auseinandersetzung mit den Lebensfragen des Stirb und Werde“ helfen. Vgl. Monika Specht-Tomann und Doris Tropper: Wir nehmen jetzt Abschied. Kinder und Jugendliche begegnen Sterben und Tod. Düsseldorf 2002. S. 13.
[5] Durch verbesserte medizinische Versorgung, technische Entwicklungen in Bereichen der Hygiene, Arbeitserleichterung, Unfallschutz etc., verstärkte Aufklärung durch neue Informationsmöglichkeiten und vieles mehr hat „die Bevölkerung in Deutschland … im 20. Jahrhundert eine dramatischer Steigerung der Lebenserwartung um mehr als 30 Jahre erfahren (Männer 30 Jahre, Frauen 32. Jahre).“ Vgl. Heiner Maier et al.: Aktuelle Sterblichkeitsentwicklung und extreme Langlebigkeit. In: Jahrbuch 2003 der Max-Planck-Gesellschaft. www.mpg.de/bilderBerichteDokumente/dokumentation/jahrbuch2003/demografi-sche_forschungsSchwerpunkte/pdf.pdf (24.09.2004).
[6] So vollzieht sich der Tod eines Menschen und in erheblichem Umfang auch der vorherige Sterbeweg zu fast 80% in Krankenhäusern oder in klinikähnlichen Einrichtungen. Vgl. Michael und Monika Höhn: Leben und Sterben. Mit jungen Menschen sprechen. Köln 1996. S. 59.
[7] Nach Ansicht von Michael und Monika Höhn stört der in den Medien oft dargestellte gewaltsame Tod eher die Entwicklung eines natürlichen Verhalten zu Sterben, Tod und Trauer, da die damit zusammenhängenden Gefühle nicht miterlebt werden. Vgl. ebd. S. 60. In einer Untersuchung über „die Beeinflussung kognitiver Strukturen und des Denkens von Kindern durch das Symbolsystem des Mediums Fernsehen“, an der insgesamt 60 Kinder der Altersstufen 6 – 10 teilnahmen, stellte sich heraus, dass ca. 80% der Kinder mit hohem Fernsehkonsum keine realistische Vorstellung über Tod und Sterben haben, während dies lediglich auf ca. 35% der Kinder mit geringem Fernsehkonsum zutrifft. Vgl. Herbert Geuss: Zur Entstehung von Kognitionen über Tod und Sterben – Versuch einer Entwicklungsanalyse. In: Tod – Sterben – Trauer. Bericht über die 1. Tagung zur Thanato-Psychologie vom 4.-6. November 1982 in Vechta. Hrsg. von Jürgen Howe und Randoph Ochsmann. Frankfurt a. M. 1984. S. 300.
[8] Dies wird vor allem in der Medizin deutlich, die nicht allein darauf abzielt, Krankheiten zu heilen, sondern die sich in ebenso großem Maße der reinen Lebenserhaltung widmet - selbst wenn keine Aussicht auf Heilung, bzw. ein menschenwürdiges Leben, besteht. Diesen Zustand verdanken wir in Deutschland allerdings auch der ungeklärten Rechtslage bezüglich der Frage, ob und inwiefern sich Ärzte an Patientenverfügungen halten müssen. Die Gratwanderung zwischen „den Tod zulassen, aber […] nicht zuteilen“ gestaltet sich hierbei mehr als schwierig. Vgl. Heidrun Graupner: Die Freiheit zum Tode. In: Süddeutsche Zeitung vom 18.09.2004. S. 2.
[9] So werden tote Körper eingefroren, um sie mit Hilfe zukünftiger Forschungsergebnisse wieder zu Leben zu erwecken. Vgl. Renata Salecl: Die Untoten des Cyberspace. In: Frankfurter Rundschau vom 25.08.2000. S 15. Die Ausstellung „Körperwelten“ von Dr. med. Gunter von Hagens erhebt nicht diesen Anspruch, aber sie „suggeriert […], mit Hilfe der dauerhaften Plastinierung könne man sich verewigen und so den Tod überwinden.“ Pröpstin Helga Trösken: „Körperwelten“-Schau ist unmoralisch. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 12.01.2004. www.faz.net/s/RubFAE83B7DDEFD4F2882ED5B3C15AC43E2/Doc~EDEF9983BEC5D4B759146AEF6DBC37EDF~ATpl~Ecommon~Scontent.html. 12.09.2004.
[10] Vgl. Frank Nager: Der Arzt angesichts Sterben und Tod. In: Ethik in der Medizin. Bd. 10 (1998). www.medizin-ehtik.ch/publik/arzt_sterben.htm. 18.09.2004. Die Thanatologie, ein auf den Problemkomplex Sterben, Tod und Trauer ausgerichteter multidisziplinärer Forschungsbereich,
[11] Susanne Freese weist daraufhin, dass „sich viele Erzieherinnen überfordert [fühlen], die Fragen der Kinder nach dem Tod altersgerecht zu beantworten.“ Susanne Freese: Umgang mit Tod und Sterben als pädagogische Herausforderung. Münster 2001. S. 5.
[12] Einer empirischen Untersuchung zu Todesvorstellungen von Jugendlichen nach gaben lediglich 33,2% der Teilnehmenden an, an eine Auferstehung im Sinne der christlichen Lehre zu glauben. Vgl. Erika Fischer: Todesvorstellungen von Jugendlichen. Eine empirische Untersuchung zu kognitiven Todesvorstellungen und emotionalem Todeserleben jugendlicher Hauptschüler. Regensburg 1990. S. 108.
[13] Fischer: Todesvorstellungen von Jugendlichen. S. 38.
[14] Vgl. Verena Kast: Trauern. Phasen und Chancen des psychischen Prozesses. Stuttgart 1982. S. 13ff. Hildegard Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. Köln 1988. S. 2.
[15] Der Einfluss, den Literatur auf den Leser ausübt, kann genauso stark sein wie der, den reale Situationen ausüben, so dass ein indentifikatorisches Lesen ermöglicht wird. Vgl. Rhea Joyce Rubin: Bibliotherapie – Geschichte und Methoden. In: Poesie und Therapie. Über die Heilkraft der Sprache. Poesietherapie, Bibliotherapie, Literarische Werkstätten. Hrsg. von Hilarion Petzold und Ilse Orth. Paderborn 1995. S. 110ff.
[16] Hier geht es hauptsächlich um eine überblicksartige Vorstellung der Familienmitglieder. Vgl. Peter Pohl und Kinna Gieth: Du fehlst mir, du fehlst mir! Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer. 4. Aufl. München 2004. S. 7-9. Die folgenden Nachweise in den Fußnoten und im Text der Arbeit (Du fehlst mir, Seite) beziehen sich auf dieses Ausgabe.
[17] Vgl. ebd. S. 11-67.
[18] Die Bezeichnung „Stief“-mutter, bzw. –bruder, findet im Roman selber keine Verwendung, da sie für die emotionalen Bindungen innerhalb der Familie unerheblich ist.
[19] „Beide wurden Jonnys kleine Schwestern, und Jonny übernahm die wichtige Aufgabe, sie zu erziehen. Selbstverständlich hatte ihn niemand darum gebeten, am allerwenigsten die Mädchen selbst, … “ Ebd. S. 11.
[20] Dies zeigt sich besonders bei Justines Weihnachtsbesuch. Vgl. ebd. S. 12-15.
[21] Vgl. ebd. S. 11.
[22] Seine Verständnislosigkeit drückt sich vor allem in den Vorhaltungen aus, die er den Mädchen gegenüber macht. So bezeichnet er sie als „Dickköpfe“ (ebd. S.14), außerdem seien sie „boshaft, undankbar und sauertöpfisch“ (ebd. S. 17).
[23] Manchmal klagt sie Albert an, warum er so gemein sei. Vgl. ebd. S. 12.
[24] Vgl. ebd. S. 20f.
[25] „… eineiige Zwillinge, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen.“. Ebd. S. 22.
[26] „Du bist du, und ich bin ich – dieser Unterschied ist genauso groß wie bei zwei anderen Menschen auch, …“ Ebd. S. 24.
[27] Vgl. ebd. S. 28f.
[28] „… während Tina wie ein Tischtennisball zwischen ihren Verliebtheiten hin und her flog?“ Ebd. S. 46.
[29] „… Bahir sie mit dem Blick einfing und danach nur für sie spielte, sie spielte, Cilla so spielte, dass die Wände ringsum bebten und Cilla selbst in tiefster Seele erbebte.“ Ebd. S. 63.
[30] „Das neue Kraftfeld, das Cilla um sich spürte, stieß die alten Freund ab, … Dummerweise gelang es ihr nicht, ihre Verachtung zu verbergen.“ Ebd. S. 52.
[31] Vgl. ebd. S. 57f.
[32] Vgl. z.B. ebd. S. 13 u. 43.
[33] Vgl. ebd. S. 58.
[34] Da die Schwestern- gegenseitig ihre Tagebücher lesen, legt sich Cilla ein „Extratagebuch“ zu. Darüber hinaus versteckt sie die Adressaten ihrer Gedichte hinter einem „Du“. Vgl. ebd. S. 25.
[35] Z.B. wenn Tina Cilla damit aufzieht, dass sie lesbisch sei. Vgl. ebd. S. 19f. Oder wenn sie nach einem Streit mit Monika spöttisch zu Cilla sagt: „Ja, du bist eben ihre allerbeste Tochter“. Ebd. S. 67.
[36] So steht Tina ihrer Schwester bei, wenn diese wegen ihrer Kleidung verspottet wird, auch wenn sie sich dafür gegen ihren derzeitigen Schwarm wendet. Vgl. ebd. S. 23.
[37] Ebd. S. 188.
[38] Specht-Tomann und Tropper rechnen den Schockzustand zur ersten der insgesamt 4 Phasen des Trauerprozesses, der Phase des Nicht-wahrhaben-Wollens, nach dem Modell von Verena Kast. Vgl. Specht-Tomann und Tropper: Wir nehmen jetzt Abschied. S. 35. Zur Darstellung der 4 Trauerphasen vgl. Kast: Trauern. S. 61-78. Es muss darauf hingewiesen werden, dass solche Trauermodelle lediglich „Versuche der Systematisierung eines emotionalen Prozesses“ darstellen, „der von individuellen und sozialen, psychischen und physischen, vergangenheits- und zukunftsorientierten Faktoren geprägt wird“, so dass ihr Ziel lediglich darin gesehen werden sollte, „grobe Gemeinsamkeiten individueller Trauerreaktionen aufzudecken.“ Harder: Sterben und Tod eines Geschwisters. S. 150f.
[39] Vgl. Du fehlst mir, S. 70f.
[40] Vgl. ebd. S. 68, 70 und 75.
[41] Vgl. Jiry Bojanovski: Einführung in die Problematik und einige wichtige Ergebnisse zum Forschungsbereich Trauer. In: Tod – Sterben – Trauer. S. 330.
[42] In einem Gedicht drückt Tina ihre ambivalenten Gefühle gegenüber dem eigenen Tod aus. Einerseits die Furcht vor dem Ungewissen, andererseits die Hoffnung auf ewige Ruhe und Geborgenheit bei ihrer Zwillingsschwester. Vgl. Du fehlst mir, S. 191f.
[43] Nicht nur Borcher erkannte: „Besonders einsam bleibt ein Kind oft beim Tod eines Geschwisters, weil die Eltern in der eigenen Trauer aufgehen.“ Tobias Borcher: Wenn Kinder trauern. Wie sprechen wir über den Tod? Zürich 1980. S. 111. Vgl. auch Angela Riebel: Geschwisterverlust in Kindheit und Jugend. Familiäre Muster der Anpassung. In: Geschwister-Trauer. Erfahrungen und Hilfen aus verschiedenen Praxisfeldern. Hrsg. von Wolfgang Holzschuh. Regensburg 2002. S. 96. Marielene Leist: Kinder begegnen dem Tod. Gütersloh 1999. S. 43-45. Iskenius-Emmler: Psychologische Aspekte von Tod und Trauer bei Kindern und Jugendlichen. S. 151.
[44] Mine Gözütok, Ralf Jerneizig und Arnold Langenmayr: Die Bedeutung von Geschwistern und die Bearbeitung ihres Verlustes in der Trauertherapie. In: Geschwister-Trauer. S. 52.
[45] Vgl. Earl A. Grollmann: Mit Kindern über den Tod sprechen. Ein Ratgeber für Eltern. Neukirchen-Vluyn 2004. S. 74. Ebenso Riebel: Geschwisterverlust in Kindheit und Jugend. In: Geschwister-Trauer. S. 95.
[46] Vgl. ebd.
[47] Vgl. Du fehlst mir, S. 90 und 170.
[48] „Nichts geschieht, doch die Blicke gleiten beiseite und weichen aus, verbergen ihre dunklen Geheimnisse.“ Ebd. S. 120.
[49] Vgl. Riebel: Geschwisterverlust in Kindheit und Jugend. In: Geschwister-Trauer. S. 98. Freese spricht in diesem Zusammenhang ebenfalls von einem „mehrfachen Verlust“. Freese: Umgang mit Tod und Sterben als pädagogische Herausforderung. S. 139. Auch der Elternverlust stellt sich insofern als endgültig für das Kind dar, als es in jedem Fall seine „früheren“ Eltern verliert. D.h. die Beziehung zwischen Eltern und überlebendem Kind muss neu definiert werden. Vgl. Gabriela Maria Harder: Sterben und Tod eines Geschwisters. Zürich 1992. S. 85.
[50] Riebel spricht in diesem Zusammenhang von einem „Wechselspiel gegenseitigen Beschützens und Selbstschutzes“. Ebd. S. 99. Ebenso Mechtild Voss-Eiser in ihrer Einführung zu „Warum gerade mein Bruder?“. Trauer um Geschwister. Erfahrungen, Berichte, Hilfen. Hrsg. von Margit Basler und Marie-Thérèse Schins. Hamburg 1992. S. 14.
- Arbeit zitieren
- Stephanie Baumann (Autor:in), 2004, "Du fehlst mir, du fehlst mir!" von Peter Pohl und Kinna Gieth. Analyse des Jugendromans zum Thema Tod und Trauer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64006
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