Die Frage nach der Zukunft des Rechts hat angesichts der durch die Globalisierung ausgelöste Schwächung ihres Hauptsetzers, dem Nationalstaat, verstärkt gestellt. Für die Rechtstheorie ergab sich eine Pluralisierung der vorhandenen Rechtsquellen, insbesondere durch nichtstaatliche Rechtsetzung und eine intensive Debatte um die Weite des Rechtsbegriffs und Fragwürdigkeit ihrer Abgrenzung zu anderen sozialen Normen. Diese Arbeit beschäftigt sich mit diesen Prozessen und behandelt die Debatte um das Demokratiedefizit international produzierter Rechtsnormen. Es fasst im Folgenden zwei Modelle postnationaler Demokratie ins Auge: den von Immanuel Kant angesprochenen Weltstaat und die Bahá’í Konzeption eines „Global Commonwealth of Nations“ unter Berücksichtigung der Folgen für das Recht auf internationaler Ebene, die Chancen für eine globale Demokratie und Möglichkeit einer globalen Solidarität. Als Konsequenz für die Rechtstheorie wird argumentiert, dass egal ob die Vorstellung eines globalen oder pluralen bzw. eine Mischform aus beiden Rechtssystemen favorisiert wird, kann der rechtstheoretische Vergleich verschiedener Rechtsquellen bereichernde Erkenntnisse für die Rechtswissenschaft liefern, besonders für eine sorgsame Konstruktion eines internationalen Rechtsordnungsmodells.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problemstellungen in der Globalisierung
- Gegenstandsbereich
- Nationalstaatliche Souveränität im Lichte der Globalisierung
- Rechtspluralismus und Globalisierung
- Pluralisierung von Rechtsquellen
- Erweiterung des Rechtsbegriffs
- Gunther Teubners Globale Bukowina
- Der universale Code der Legalität
- Demokratiedefizite im globalen Recht
- Europäische Union
- WTO, IMF, Weltbank
- Nicht-staatliche Akteure
- Die Offenheit der Gerechtigkeitsfrage
- Wahrnehmung der Globalisierung als Bedrohung
- Optionen einer internationalen demokratisch legitimierten Rechtsordnung
- Globales Recht im Weltstaat
- Machtbegrenzung und Zentralismus
- Die Fragwürdigkeit einer globalen Identität
- Die Bahá'í Konzeption des „Global Commonwealth of Nations“
- Geistig-theologische Grundlagen
- Föderation mit demokratischer Verdichtung
- Rechtspluralismus im Global Commonwealth
- Komplementäre Weltidentität
- Globales Recht im Weltstaat
- Folgen für die Rechtstheorie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die komplexe Beziehung zwischen Globalisierung und Rechtspluralismus, wobei sie sich insbesondere auf die Position der Bahá'í Lehre konzentriert. Die Arbeit zielt darauf ab, die Herausforderungen und Möglichkeiten für eine internationale demokratisch legitimierte Rechtsordnung in einer zunehmend globalisierten Welt zu beleuchten.
- Die Auswirkungen der Globalisierung auf die nationale Souveränität und die Entstehung von Rechtspluralismus
- Die Frage nach der Legitimität und Demokratisierung globaler Rechtsordnungen
- Die Rolle nicht-staatlicher Akteure im globalen Rechtssystem
- Die Bahá'í Konzeption eines „Global Commonwealth of Nations“ als ein Modell für eine internationale Rechtsordnung
- Die Bedeutung des Rechtspluralismus für die Gestaltung einer gerechten Weltordnung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt die zentralen Fragen der Seminararbeit dar. Das zweite Kapitel analysiert die Herausforderungen der Globalisierung für das Recht, insbesondere die Auswirkungen auf die nationale Souveränität und die Entstehung von Rechtspluralismus. Es werden verschiedene Ansätze zum Verständnis von Rechtspluralismus im Kontext der Globalisierung vorgestellt, darunter Gunther Teubners Konzept der „Globalen Bukowina“. Im dritten Kapitel werden verschiedene Optionen für eine internationale demokratisch legitimierte Rechtsordnung untersucht, darunter das Modell des Weltstaates und die Bahá'í Konzeption des „Global Commonwealth of Nations“. Die Bahá'í Lehre bietet einen alternativen Ansatz zur Bewältigung der Herausforderungen der Globalisierung durch die Förderung eines pluralistischen Rechtsverständnisses und einer komplementären Weltidentität.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf Schlüsselbegriffe wie Rechtspluralismus, Globalisierung, nationale Souveränität, internationale Rechtsordnung, demokratische Legitimation, Bahá'í Lehre, Global Commonwealth of Nations, Weltidentität.
- Quote paper
- Farshad Mohammad-Avvali (Author), 2006, Globales Recht oder plurales Recht? Der rechtstheoretische Diskurs zum Rechtspluralismus unter Berücksichtigung der Position der Bahá'í Lehre im Kontext der Globalisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64084