Mit dem Ende des Kalten Krieges haben sich die geopolitischen Parameter substantiell verschoben. Die Vereinigten Staaten von Amerika sind die einzige noch existierende Supermacht und auch die sicherheitspolitischen Herausforderungen haben sich mit dem Ende des Ost-West Konflikts fundamental geändert. Anstelle der Konfrontationen zwischen den beiden Blöcken sind lokale Konflikte getreten, welche sich zumeist innerhalb von Staatsgrenzen abspielen. Des Weiteren stellt die Problematik des global agierenden Terrorismus eine neue Herausforderung dar.
Wer zu Beginn der neunziger Jahre glaubte, der Wegfall der Systemkonfrontation würde den Beginn eines neuen, friedlicheren Zeitalters markieren, sah sich getäuscht. Die Zeit nach dem Kalten Krieg war geprägt vom Zerfall der ehemals kommunistischen Vielvölkerstaaten, dem Völkermord in Ruanda oder auch den blutigen Bürgerkriegen in Sri Lanka, Kongo und Angola. Alle diese Kriege haben oder hatten eines gemeinsam, sie finden zwischen bewaffneten Gruppierungen innerhalb eines Staatsgebietes statt. Für diese Art von Konflikten hat Mary Kaldor den Begriff der „neuen Kriege“ geprägt um sie einerseits von den Konflikten während der Zeit des Kalten Krieges, welche zumeist Ausdruck des Systemkonflikts zwischen den beiden Blöcken waren, andererseits von den klassischen zwischenstaatlichen Kriegen abzugrenzen. Was aber zeichnet nun diese „neuen Kriege“ aus? In der vorliegenden Arbeit soll die Frage behandelt werden, ob diese „neuen Kriege“ wirklich neu sind oder, um mit Clausewitz zu sprechen, ob das „Chamäleon Krieg“ nur seine Farbe geändert hat, oder tatsächlich ein neues Tier geworden ist.
Grundlage der Ausführungen über die „neuen Kriege“ bilden größtenteils die Darstellungen Herfried Münklers, welcher sich in verschiedensten Publikationen umfassend mit der Thematik befasst. Daneben werden auch andere Autoren wie Kaldor, van Crefeld oder von Trotha ergänzend herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die „alten Kriege“
- Krieg - Ein Begriff ohne klare Definition
- Merkmale „alter Kriege“
- Die „neuen Kriege“
- Wandel der Kriegsformen seit 1945
- Entstehung der Begrifflichkeit
- Merkmale des Wandels
- Asymmetrische Akteurskonstellationen - Staat gegen substaatlichen Akteur
- Wandel der Gewaltakteure - Staatszerfall, Entstaatlichung und Privatisierung
- Wandel der Gewaltmotive - Kriminalisierung, Ökonomisierung und Entpolitisierung
- Wandel der Gewaltstrategien - Enthegung und Brutalisierung des Kriegsgeschehens
- „Neuer Krieg“ – „Chamäleon“ oder neues Tier?
- Das Merkmal der Asymmetrisierung der Gewaltakteure
- Das Merkmal des Staatszerfalls, der Entstaatlichung und Privatisierung der Gewaltakteure
- Das Merkmal der zunehmenden Ökonomisierung, und die damit einhergehende Entpolitisierung der Gewaltakteure
- Das Merkmal der zunehmenden Enthegung und Brutalisierung des Kriegsgeschehens
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Frage, ob „neue Kriege“ tatsächlich ein neues Phänomen darstellen oder lediglich eine Weiterentwicklung von bereits bekannten Kriegsformen sind. Sie analysiert die Merkmale der „alten“ und „neuen“ Kriege und untersucht, ob die Veränderungen in der Kriegsführung eine grundlegende Neuerung darstellen oder lediglich einen Wandel innerhalb bestehender Muster.
- Die Merkmale von klassischen Kriegen und ihre Abgrenzung von „neuen Kriegen“
- Die Entstehung der Begrifflichkeit „neuer Krieg“ und die relevanten Veränderungen seit dem Zweiten Weltkrieg
- Die Analyse von Aspekten des Wandels, die für die Charakterisierung von „neuen Kriegen“ relevant sind
- Die Untersuchung der Frage, ob die Veränderungen tatsächlich neu sind oder lediglich eine Wiederkehr alter Muster darstellen
- Die Zusammenfassung der Ergebnisse und die Einordnung der „neuen Kriege“ in den Kontext der Kriegsgeschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet die Aktualität des Themas „neue Kriege“ im Kontext des postkalten Kriegsepochen. Sie beschreibt die veränderten geopolitischen Parameter und die Herausforderungen, die mit dem Ende des Kalten Krieges entstanden sind.
- Die „alten Kriege“: Dieses Kapitel definiert den Begriff „Krieg“ und stellt die Merkmale klassischer Kriege, wie sie vor allem im Kontext der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg stattfanden, dar.
- Die „neuen Kriege“: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung neuer Kriegsformen seit dem Zweiten Weltkrieg und die Entstehung der Begrifflichkeit „neuer Krieg“. Es wird auf die Veränderungen in der Kriegsführung seit dem Ende des Kalten Krieges eingegangen.
- Merkmale des Wandels: Dieses Kapitel präsentiert verschiedene Merkmale des Wandels in der Kriegsführung, die von verschiedenen Autoren als ausschlaggebend für die Charakterisierung von „neuen Kriegen“ angesehen werden. Zu diesen Merkmalen gehören die Asymmetrisierung der Akteurskonstellationen, der Wandel der Gewaltakteure, die veränderten Gewaltmotive und die neuen Gewaltstrategien.
- „Neuer Krieg“ – „Chamäleon“ oder neues Tier?: Dieses Kapitel untersucht die einzelnen Merkmale des Wandels im Hinblick darauf, ob sie tatsächlich neu sind oder nur eine Wiederkehr bereits bekannter Muster darstellen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Konzepten von „neuen Kriegen“ und „alten Kriegen“, analysiert die Merkmale von Kriegsformen und die Veränderungen in der Kriegsführung seit dem Zweiten Weltkrieg. Im Mittelpunkt stehen die Aspekte des Wandels, die für die Charakterisierung von „neuen Kriegen“ relevant sind, darunter Asymmetrisierung, Staatszerfall, Entstaatlichung, Privatisierung, Kriminalisierung, Ökonomisierung, Entpolitisierung, Enthegung und Brutalisierung. Die Arbeit bezieht sich auf die Theorien von Mary Kaldor und Herfried Münkler, die als führende Vertreter der These von „neuen Kriegen“ gelten.
- Arbeit zitieren
- Magister Artium Sebastian Schütz (Autor:in), 2006, Sind "neue Kriege" wirklich neu? Über Theorien zur Veränderung im weltweiten Kriegsgeschehen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64240