Amerika, das gelobte Land. So sahen viele Einwanderer im 19. Jahrhundert Nordamerika, das allgemein gültig mit dem Namen Amerika überschrieben wurde. Amerika wurde als die ‚Neue Welt’ gepriesen und als das Land der Hoffnung dargestellt. Die Wurzeln des allgemeinen Interesses für Nordamerika liegen im Europa des 19. Jahrhunderts im erfolgreichen amerikanischen Unabhängigkeitskrieg, der die Amerikaner frei von der englischen Kolonialherrschaft machte. Auch in den darauf folgenden Jahrhunderten waren die Begriffe des ‚American Dream’ und der ‚Chance für jeden’ geläufig. Jedoch wurde das Amerikabild zunehmend kontrovers diskutiert und es herrschte nicht mehr primär das Bild des Landes der unbegrenzten Möglichkeiten vor. Die Begriffe Ausbeutung und Elend rückten immer mehr in das Blickfeld der Einwanderer und Amerika erschien nicht mehr als das gepriesene Land, in dem jeder Arbeit finden und erfolgreich sein konnte, wenn er nur wollte. Anonymität, Ersetzbarkeit und Entpersönlichung bestimmten immer mehr den Alltag und die Arbeitsverhältnisse. Diese Arbeit orientiert sich vorrangig am literarischen Beispiel des Romans Der Verschollene von Franz Kafka, der auch als ‚Amerikaroman’ bekannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Motiv der Ankunft
- Das Amerikabild Anfangs des 20. Jahrhunderts
- Politik und Soziologie
- Wunschbilder und Albträume
- Das deutsche Amerikabild in der Literatur am Beispiel Kafkas
- Das allermodernste New York
- Kafkas Informationen über Amerika
- Kafkas Amerikadarstellung
- Fantasie oder Realität mit welchem Ende?
- Amerikabilder anderer Autoren des 20. Jhds.
- Gustav Frenssens Briefe aus Amerika
- B. Travens Roman Das Totenschiff
- Adolf Halfelds Amerika und der Amerikanismus
- Unterschiede zu Kafka
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung Amerikas in der Literatur um 1900, insbesondere im Kontext des Romans "Der Verschollene" von Franz Kafka. Die Arbeit vergleicht Kafkas kritische Perspektive mit dem vorherrschenden Amerikabild der Zeit und analysiert, wie sich der "American Dream" in der Literatur widerspiegelt.
- Das Motiv der Ankunft und seine Bedeutung für den Amerikamythos
- Das sich wandelnde Amerikabild zwischen Wunsch und Albtraum
- Kafkas kritische Auseinandersetzung mit dem Amerikamythos in "Der Verschollene"
- Vergleichende Analyse von Amerikabildern verschiedener Autoren des 20. Jahrhunderts
- Unterschiede zwischen Kafkas Darstellung und anderen zeitgenössischen Perspektiven
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt den Kontrast zwischen dem idealisierten Amerikabild des 19. Jahrhunderts als "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" und der zunehmend kritischen Betrachtung im 20. Jahrhundert dar. Sie führt in die Thematik ein und benennt Franz Kafkas "Der Verschollene" als zentralen Untersuchungsgegenstand, der trotz seines kritischen Tons den "American Dream" im Hintergrund implizit anerkennt. Die Arbeit kündigt einen Vergleich mit anderen literarischen Darstellungen an, um die Einzigartigkeit von Kafkas Perspektive zu beleuchten.
Das Motiv der Ankunft: Dieses Kapitel analysiert das wiederkehrende Motiv der Ankunft in der amerikanischen Literatur, beginnend mit der Landung der Pilgerväter. Die Freiheitsstatue wird als zentrales Symbol der Hoffnung und Freiheit interpretiert, wobei die Arbeit kontrastierende Sichtweisen präsentiert, beispielsweise die idealisierte Sicht bei Emma Goldman im Gegensatz zur kritischen Perspektive des Seemanns Gale aus "Das Totenschiff". Die Entwicklung vom "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" hin zu einem selektiven Einwanderungsstaat wird ebenfalls beleuchtet.
Das Amerikabild Anfangs des 20. Jahrhunderts: Dieses Kapitel teilt sich in zwei Unterkapitel auf, welche die politischen und soziologischen Aspekte des frühen 20. Jahrhunderts sowie die sich widerspiegelnden Wunschbilder und Albträume des Amerikabildes untersuchen. Es wird die Entwicklung des Amerikamythos untersucht, wie sich die anfänglichen positiven Vorstellungen mit der Realität von Ausbeutung und Elend konfrontieren, wodurch das Bild des Landes sich immer stärker von der anfänglichen Vorstellung des "Landes der unbegrenzten Möglichkeiten" entfernt.
Das deutsche Amerikabild in der Literatur am Beispiel Kafkas: Dieses Kapitel untersucht Kafkas "Amerikaroman", "Der Verschollene", detailliert. Es analysiert Kafkas Darstellung New Yorks, seine Informationen über Amerika, seine kritische Amerikadarstellung und die Frage, ob Kafkas Darstellung Fantasie oder Realität ist. Es wird auf die besondere Perspektive Kafkas eingegangen, der das Land der "unbeschränkten Möglichkeiten" im Gegensatz zum "Land der unmöglichen Beschränktheit" (Europa) sieht, ohne jedoch den Traum der Möglichkeiten ganz aufzugeben.
Amerikabilder anderer Autoren des 20. Jhds.: Dieses Kapitel vergleicht Kafkas Amerikabild mit anderen literarischen Darstellungen des 20. Jahrhunderts. Es werden Beispiele von Gustav Frenssen, B. Traven und Adolf Halfeld herangezogen, um verschiedene Perspektiven auf Amerika zu präsentieren und Unterschiede zu Kafkas Sichtweise aufzuzeigen. Dies dient dazu, Kafkas Perspektive innerhalb des breiten Spektrums der literarischen Auseinandersetzung mit dem Thema zu verorten und zu differenzieren.
Unterschiede zu Kafka: Dieses Kapitel fasst die wesentlichen Unterschiede zwischen Kafkas Amerikabild und denjenigen der anderen untersuchten Autoren zusammen. Es beleuchtet die spezifischen Aspekte, die Kafkas Darstellung einzigartig machen und hebt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede hervor, die für ein umfassenderes Verständnis der literarischen Auseinandersetzung mit Amerika relevant sind. Der Fokus liegt auf einer synthetischen Bewertung der verschiedenen Perspektiven im Vergleich zu Kafka.
Schlüsselwörter
Amerika, Amerikamythos, "American Dream", Franz Kafka, Der Verschollene, Einwanderung, Freiheitsstatue, Literatur des 20. Jahrhunderts, Wunsch und Albtraum, Kritik, Vergleichende Literaturanalyse.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Darstellung Amerikas in der Literatur um 1900
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Darstellung Amerikas in der Literatur um 1900, mit besonderem Fokus auf Franz Kafkas "Der Verschollene". Sie vergleicht Kafkas kritische Perspektive mit dem vorherrschenden Amerikabild der Zeit und analysiert die Widerspiegelung des "American Dream" in der Literatur.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt das Motiv der Ankunft in Amerika, das sich wandelnde Amerikabild zwischen Wunsch und Albtraum, Kafkas kritische Auseinandersetzung mit dem Amerikamythos in "Der Verschollene", vergleicht verschiedene Amerikabilder von Autoren des 20. Jahrhunderts und hebt die Unterschiede zu Kafkas Darstellung hervor.
Welche Autoren werden neben Kafka untersucht?
Neben Kafka werden die Amerikabilder von Gustav Frenssen, B. Traven und Adolf Halfeld analysiert und mit Kafkas Perspektive verglichen, um ein breiteres Spektrum der literarischen Auseinandersetzung mit dem Thema zu beleuchten.
Wie wird das Amerikabild zu Beginn des 20. Jahrhunderts dargestellt?
Das Kapitel zum Amerikabild zu Beginn des 20. Jahrhunderts untersucht sowohl die politischen und soziologischen Aspekte als auch die Wunschbilder und Albträume, die mit Amerika verbunden waren. Es zeigt die Konfrontation zwischen idealisierten Vorstellungen und der Realität von Ausbeutung und Elend.
Welche Rolle spielt das Motiv der "Ankunft"?
Das Motiv der Ankunft wird als wiederkehrendes Element in der amerikanischen Literatur analysiert, beginnend mit den Pilgervätern und der Symbolik der Freiheitsstatue. Die Arbeit beleuchtet kontrastierende Sichtweisen auf dieses Motiv und die Entwicklung vom "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" hin zu einem Einwanderungsstaat mit Selektion.
Wie wird Kafkas "Der Verschollene" in dieser Arbeit behandelt?
Kafkas "Der Verschollene" steht im Zentrum der Analyse. Die Arbeit untersucht detailliert Kafkas Darstellung New Yorks, seine Informationsquellen über Amerika, seine kritische Amerikadarstellung und die Frage nach dem Verhältnis von Fantasie und Realität in seiner Darstellung. Es wird hervorgehoben, dass Kafka den "American Dream" im Hintergrund implizit anerkennt, ihn aber kritisch hinterfragt.
Wie werden die Kapitel zusammengefasst?
Die Zusammenfassung der Kapitel bietet einen Überblick über die einzelnen Abschnitte der Arbeit, von der Einleitung, die den Kontrast zwischen dem idealisierten und dem kritischen Amerikabild darstellt, bis zur Schlussbetrachtung. Jedes Kapitel wird in seinen zentralen Inhalten und Argumenten beschrieben.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren diese Arbeit?
Die Schlüsselwörter umfassen: Amerika, Amerikamythos, "American Dream", Franz Kafka, Der Verschollene, Einwanderung, Freiheitsstatue, Literatur des 20. Jahrhunderts, Wunsch und Albtraum, Kritik, Vergleichende Literaturanalyse.
Welches ist die zentrale These der Arbeit?
Die zentrale These der Arbeit ist, dass das Amerikabild in der Literatur um 1900 von einem idealisierten "Land der unbegrenzten Möglichkeiten" zu einer zunehmend kritischen Perspektive wechselte. Kafkas "Der Verschollene" wird als exemplarischer Text für diese kritische Betrachtung analysiert und im Vergleich zu anderen zeitgenössischen literarischen Darstellungen positioniert.
- Arbeit zitieren
- Bianca Stärk (Autor:in), 2006, Amerika als Mythos der modernen Welt - Wunsch und Alptraum um 1900, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64261