„Mit einer Schrotflinte ins Dunkle schießen und hoffen, irgendwie ins Schwarze zu treffen“ 1 das entspricht laut Ex-„Zeit“-Herausgeber Theo Sommer den Vorstellungen vieler Journalisten von Recherche. Hans Leyendecker, Leitender Politischer Redakteur der „Süddeutschen Zeitung“, kritisiert, in den redaktionellen Chefetagen bestehe Recherche darin, ohne Hilfe der Sekretärin eine Telefonnummer herauszufinden 2 . Die Auffassungen darüber, was Recherchieren ist, sind zum Teil abenteuerlich. Michael Haller hat eine treffende, aberwie er eingesteht - abstrakte Definition vorlegt, die von mehreren Fachautoren übernommen 3 wurde. Das Recherchieren ist demnach „im engeren Sinne ein Verfahren zur Beschaffung und Beurteilung von Aussagen über reales Geschehen, die ohne dieses Verfahren nicht preisgegeben, also nicht publik würden. Im weiteren Sinne ist es ein Verfahren zur Rekonstruktion erfahrbarer, d.h. sinnlich wahrgenommener Wirklichkeit mit den Mitteln der Sprache“. 4 Im Gegensatz zu Haller unterscheidet Claudia Mast zwischen aktiver und passiver Recherche. Weil es aber problematisch ist, die Auswahl und Bearbeitung von Texten als passive Recherche zu bezeichnen, 5 wird auf eine genauere Erläuterung dieser zwei Typen verzichtet. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1. Begriffsbestimmung in Praxis und Theorie
- 2. Recherche im journalistischen Alltag
- 3. Ziele und Grenzen des Recherchierens
- 4. Methodisches Recherchieren
- 5. Recherche-Verfahren im journalistischen Alltag
- 6. Recherchehilfen
- 7. Rechtliche Aspekte
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht das Thema Recherche im Journalismus, beleuchtet unterschiedliche Auffassungen und Definitionen von Recherche und analysiert deren Ziele und Grenzen im journalistischen Alltag. Sie befasst sich mit den Methoden des Recherchierens und den dabei zu beachtenden rechtlichen Aspekten.
- Definition und Verständnis von Recherche in Theorie und Praxis
- Recherchemethoden im journalistischen Alltag und deren Herausforderungen
- Ziele und Grenzen journalistischer Sorgfaltspflicht bei der Recherche
- Recherchehilfen und -verfahren
- Rechtliche Aspekte des Recherchierens
Zusammenfassung der Kapitel
1. Begriffsbestimmung in Praxis und Theorie: Der Text beleuchtet divergierende Auffassungen von Recherche im Journalismus, von der zufälligen „Schrotflintenmethode“ bis hin zu präzisen Definitionen wie Hallers Beschreibung von Recherche als Verfahren zur Beschaffung und Bewertung von Informationen über reale Ereignisse, die ohne diese Verfahren nicht öffentlich würden. Die Arbeit diskutiert verschiedene Ansätze und hebt die Schwierigkeit hervor, eine einheitliche Definition zu finden, die sowohl die Praxis als auch die Theorie umfassend abdeckt. Der Unterschied zwischen aktiver und passiver Recherche wird kurz angesprochen, aber aufgrund von methodischen Problemen nicht weiter vertieft.
2. Recherche im journalistischen Alltag: Dieses Kapitel beschreibt die Bedeutung von Recherche als journalistische Arbeitsmethode und stellt ihr häufiges Vernachlässigen in der Praxis heraus. Es werden Faktoren wie unzureichende Ausbildung, Zeitdruck und personelle Engpässe als Ursachen für nachlässige oder fehlerhafte Recherchen genannt. Der Text verweist auf Studien, die den geringen durchschnittlichen Zeitaufwand für Recherche sowie den hohen Anteil von Beiträgen mit nur einer Informationsquelle belegen. Dies unterstreicht die Herausforderungen und die Notwendigkeit einer verbesserten Recherchepraxis im Journalismus.
3. Ziele und Grenzen des Recherchierens: Das Kapitel definiert das Ziel der Recherche als die möglichst genaue und umfassende Erforschung von Ereignissen und die Vermittlung der gewonnenen Informationen in einen sinnvollen Kontext für die Öffentlichkeit. Es betont die journalistische Sorgfaltspflicht, die in den Landespressegesetzen verankert ist, und deren drei zentrale Erfordernisse: Zutreffendheit, Relevanz und Nachvollziehbarkeit der Informationen. Die Arbeit unterstreicht, dass diese Kriterien den Rahmen der Recherche abstecken und die Grenzen des Recherchierens definieren, wobei Kompetenz und Reflexionsvermögen des Journalisten essentiell sind.
Schlüsselwörter
Recherche, Journalismus, Sorgfaltspflicht, Methoden, Rechtliche Aspekte, Informationsbeschaffung, Informationsbewertung, Zeitdruck, Ausbildung, Pressegesetze.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Recherche im Journalismus"
Was ist der Inhalt des Textes "Recherche im Journalismus"?
Der Text bietet einen umfassenden Überblick über das Thema Recherche im Journalismus. Er beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und abschließende Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf der Definition und den Methoden der Recherche, ihren Zielen und Grenzen, sowie den damit verbundenen rechtlichen Aspekten.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in sieben Kapitel: 1. Begriffsbestimmung in Praxis und Theorie, 2. Recherche im journalistischen Alltag, 3. Ziele und Grenzen des Recherchierens, 4. Methodisches Recherchieren, 5. Recherche-Verfahren im journalistischen Alltag, 6. Recherchehilfen und 7. Rechtliche Aspekte. Die vorliegende HTML-Version enthält Zusammenfassungen der ersten drei Kapitel.
Wie wird Recherche im Text definiert?
Der Text beleuchtet verschiedene Auffassungen von Recherche, von der zufälligen „Schrotflintenmethode“ bis hin zu präzisen Definitionen, die Recherche als Verfahren zur Beschaffung und Bewertung von Informationen über reale Ereignisse beschreiben, die ohne diese Verfahren nicht öffentlich würden. Es wird die Schwierigkeit hervorgehoben, eine einheitliche Definition zu finden, die sowohl Praxis als auch Theorie abdeckt.
Welche Herausforderungen werden im journalistischen Alltag in Bezug auf Recherche beschrieben?
Der Text hebt die oft unzureichende Recherchepraxis im Journalismus hervor. Ursachen hierfür sind unter anderem unzureichende Ausbildung, Zeitdruck und personelle Engpässe. Studien werden zitiert, die den geringen durchschnittlichen Zeitaufwand für Recherche und den hohen Anteil von Beiträgen mit nur einer Informationsquelle belegen.
Welche Ziele und Grenzen werden beim Recherchieren genannt?
Das Ziel der Recherche wird als möglichst genaue und umfassende Erforschung von Ereignissen und deren sinnvolle Vermittlung an die Öffentlichkeit definiert. Die journalistische Sorgfaltspflicht mit ihren drei zentralen Erfordernissen – Zutreffendheit, Relevanz und Nachvollziehbarkeit – wird betont. Diese Kriterien definieren den Rahmen und die Grenzen des Recherchierens, wobei die Kompetenz und das Reflexionsvermögen des Journalisten entscheidend sind.
Welche rechtlichen Aspekte werden im Zusammenhang mit Recherche behandelt?
Der Text erwähnt die rechtlichen Aspekte des Recherchierens, wobei auf die journalistische Sorgfaltspflicht und die in den Landespressegesetzen verankerten Bestimmungen eingegangen wird. Eine detaillierte Ausarbeitung der rechtlichen Aspekte ist jedoch nicht Bestandteil der vorliegenden Zusammenfassung.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren den Text?
Schlüsselwörter sind: Recherche, Journalismus, Sorgfaltspflicht, Methoden, Rechtliche Aspekte, Informationsbeschaffung, Informationsbewertung, Zeitdruck, Ausbildung, Pressegesetze.
- Arbeit zitieren
- Janine Wergin (Autor:in), 2005, Methodisches Recherchieren. Grenzen und Ziele von Recherche-Verfahren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64353